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1

Zeigen will ich dir Gilgamesch, den Freund des Jammers1;
Blick' ihn an und schaue sein Angesicht:

An Männlichkeit ist er schön,

Erfüllt ist von Stärke

Groß ist seine Kraft

Kraft hat er,

sein ganzer Körper,

mehr als die deine,

Er, der nicht Ruhe kennt bei Tag und Nacht!

Den Gilgamesch liebt Schamasch2,

Anu, Enlil und Ea3 gaben ihm umfassenden Verstand.
Ehe du kamst vom Gebirge her

Hat Gilgamesch in Uruk

Träume von dir geschaut.

Es erhob sich Gilgamesch; die Träume darlegend, sagt

er zu seiner Mutter:

,Meine Mutter, einen Traum schaute ich diese Nacht: Es waren da des Himmels Sterne,

Wie ein Kämpe Anus fiel es da auf mich;

Ich suchte es hochzuheben, aber es war zu stark für mich,
Ich suchte es abzuschütteln, aber ich vermochte es nicht

Doch endlich warf ich ihn zu deinen Füßen:
Du selbst aber stelltest ihn mir gleich."

zu bewegen.

Ninsun*, die Herrin, die alles weiß, sagt zu ihrem Herrn, Ninsun, die Herrin, die alles weiß, sagt zu Gilgamesch: ,Wenn da waren des Himmels Sterne,

Und wie ein Kämpe Anus es auf dich fiel,

Du es hochzuheben suchtest, aber es zu stark für dich war,
Du es abzuschütteln suchtest,

aber es nicht zu bewegen

Doch endlich ihn warfst zu meinen Füßen,
Ich selbst aber ihn dir gleich stellte:

vermochtest,

So bedeutet dies einen Mächtigen, einen Genossen, der den Freund rettet.

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Vgl. Z. 68 ff. Der Sonnengott. Die höchste Götterdreiheit. 'Ninsun ist die (göttliche) Mutter des Helden.

Im Lande ist stark seine Kraft,

Einem Kämpen Anus gleich sind gewaltig seine Kräfte!“

Noch einen zweiten ähnlichen Traum des Gilgamesch erzählt die Dirne dem Engidu; doch ist dieser Traum nur sehr lückenhaft ers halten. Dann fährt die Dirne fort:

,,Engidu, dies waren seine Träume.“

285 So redet die Dirne zu Engidu;

Gilgamesch zu sehen, gehen die beiden.

ZWEITE TAFEL

Kaum eine Zeile ist vollständig erhalten. Augenscheinlich wird berichtet, wie nunmehr Gilgamesch selbst erscheint, um dem Feste durch eine feierliche Prozession zum Tempel der Stadtgöttin Ischtar seinen Höhepunkt zu geben. Engidu tritt ihm hier in den Weg:

Am Tore des Familienhauses versperrte ihm Engidu den
Weg;

Daß man Gilgamesch hineinbringe, gibt er nicht zu.
Sie packten sich an der Tür des Familienhauses,
Auf der Straße kämpften sie....

Engidu unterliegt dem Gottmenschen Gilgamesch; dieser erkennt jedoch, wie wertvoll ihm die Hilfe des tapferen Engidu sein muß, und schließt mit ihm Freundschaft. Gilgamesch faßt jetzt den Plan, gemeinsam mit Engidu gegen einen fremden Herrscher, Humbaba, den Schützer der heiligen Zeder, zu ziehen, um sich im Kampfe gegen diesen unsterblichen Ruhm zu erringen.

DRITTE TAFEL

Vor ihrem Zuge gegen Humbaba wollen sich die beiden Freunde der Gnade des Sonnengottes Schamasch versichern und bitten deshalb Ninsun, die Mutter Gilgameschs, um ihre Fürsprache.

(20) Gilgamesch tat seinen Mund auf und spricht,

Sagt zu Engidu:

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Wohlan, mein Freund, laß uns gehen zum hehren Palaste, Hin vor Ninsun, die große Königin;

Die Herrin Ninsun, die da alles weiß,

(25) Wird planvollen Schritt

unsern Füßen bereiten!"

Sie faßten einander bei der Hand,

Gilgamesch und Engidu gingen zum hehren Palaste
Hin vor Ninsun, die große Königin.

(65) Es erhob sich die Herrin Ninsun, stieg hinauf auf den Söller,

Stieg hinauf vor Schamasch1, legte Räucherwerk hin,
Legte eine Weihgabe hin, vor Schamasch erhob sie die
Arme:

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,Warum hast du nur bestimmt Rastlosigkeit meinem Sohne Gilgamesch,

Hast ein ruheloses Herz ihm gegeben!

(70) Auch jetzt hast du ihn getrieben, daß er gehen will

Einen fernen Weg zur Stätte Humbabas.

Einem Kampf, den er noch nicht kennt, wird er begegnen,
Einen Weg, den er noch nicht kennt, wird er fahren:
Bis zum Tage, da er geht und wiederkehrt,

(75) Bis er gelangt zum Zedernwalde,

Bis er Humbaba, den Gewaltigen, niederwirft

Und alles Böse, was du haßt, im Lande ausrottet . . .

Nachdem Ninsun dem Gotte Schamasch reichliche Opfer dargebracht und seinen göttlichen Beistand gewonnen hat, treten die beiden Helden ihre gefahrvolle Reise an.

1 Sonnengott.

VIERTE TAFEL

Ehe die Freunde in den Hain des Humbaba gelangen, hat Engidu drei Träume, von denen der erste jedoch nicht erhalten ist.

(145),,Mein Freund, ich sah einen zweiten Traum,

Und der Traum, den ich sah,

war gar schrecklich:

Auf der Spitze eines Berges standen wir beide,
Da fiel der Berg nieder. . . . .“

Gilgamesch sagt zu seinem Freunde:,,Engidu, der Traum

Mein Freund, gut ist dein Traum, er ist trefflich,

Der Traum ist köstlich

ist gut,

Mein Freund, der Berg, den du sahst, ist der Zedernberg: (155) Wir werden Humbaba ergreifen, werden ihn erschlagen, Und seinen Leichnam werden wir aufs Feld werfen.

Nach zwanzig Meilen

Nach dreißig Meilen

aßen sie einen Bissen, hielten sie Nachtruhe,

(160) Vor der Sonne gruben sie eine Grube . . . .

Gilgamesch möchte durch einen neuen Traum Gewißheit über sein Unternehmen haben; er fordert den Berg auf, Engidu nochmals einen Traum zu senden:

Ein Schlaf, wie er sich über die Menschen ergießt, fiel auf

ihn;

(170) In der mittleren Nachtwache beendete er seinen Schlaf. Er stand auf und redet zu seinem Freunde: ,,Mein Freund, riefst du mich nicht? Warum bin ich wach? Rührtest du mich nicht an? Warum bin ich aufgeschreckt? Ging nicht ein Gott vorüber? Warum sind meine Glieder

(175) Mein Freund, ich sah einen dritten Traum,

gelähmt?

Und der Traum, den ich sah, war gar schrecklich:
Es schrie der Himmel, während die Erde brüllte,
Ein Wetter zog sich zusammen, Finsternis ging hervor,

Ein Blitz zuckte auf, Feuer entfachte sich,
(180) Die Wolken verdichteten sich, es regnete Tod.
Dann schwand die Helligkeit, es erlosch das Feuer,
Die Glut, die niederfiel, wurde zu Asche.

Laß uns hinabsteigen, daß wir auf dem Felde uns beraten!" Auch dieser Traum scheint von Gilgamesch als günstig betrachtet zu werden. Jedenfalls setzen die Freunde ihren Weg fort. Sie gelangen an das Parktor und erschlagen den Wächter, der ihnen den Eintritt verwehren will. Als aber Engidu als erster die kunstvolle Tür berührt, wird er, wie es scheint, von ihrer Zauberkraft gelähmt; nur mit Mühe gelingt es Gilgamesch, den Freund durch Beschwö rungen wieder zu entzaubern. Die unheilvolle totbringende Kraft der Tür aber hat doch ihre Wirkung bereits ausgeübt; sie wird, wenn auch erst nach längerer Zeit, die Ursache des frühen Todes des Helden (s. Tafel VII). Nachdem Engidu scheinbar seine frühere Kraft zurückgewonnen hat, treten die Freunde in den Park ein.

3

FÜNFTE TAFEL

Sie stellten sich hin, den Wald anschauend,
Sie betrachten der Zeder Höhe,

Sie betrachten des Waldes Eingang,

Wo Humbaba einhergeht, spazieren wandelnd.
Gerade sind die Pfade, schön angelegt der Weg.

Sie sehen den Zedernberg, die Wohnstätte der Götter,
das Heiligtum der Irnini'.

Vor dem Berge erhebt die Zeder ihre prächtige Fülle;
Schön ist ihr Schatten, ist voller Jubel!

Der Rest der Tafel ist fast völlig zerstört. Nur soviel ist sicher, daß Humbaba in dem Kampfe mit den beiden Helden den Tod findet. Die nächste Tafel spielt wiederum in Uruk.

1 Eine Göttin, mit Ischtar gleichgesetzt.

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