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Gilgamesch rief die Meister, die Handwerker allzumal:
Die Dicke seiner Hörner loben die Meister.

Je dreißig Pfund Lapislazuli war ihre Masse,
Je zwei Finger ihre Schale.

Sechs Eimer Öl, soviel beide Hörner faßten,

Schenkte er als Salböl seinem Gotte Lugalmarada1,

Brachte sie in den Tempel und hängte sie auf an seinem

Herrscherlager.

Im Euphratflusse wuschen sie sich die Hände,
Machten sich auf und ziehen dahin,

Auf der Marktstraße von Uruk fahrend.

Es sammelten sich die Leute von Uruk, ihr Antlitz zu

schauen.

Gilgamesch, zu den Dienerinnen seines Palastes sagt er das

,,Wer ist der schönste unter den Helden,
Wer ist der gewaltigste unter den Männern?"
„Gilgamesch ist der schönste unter den Helden,
Gilgamesch ist der gewaltigste unter den Männern!"

Wort:

Ein Freudenfest machte Gilgamesch in seinem Palaste:
Es ruhen die Männer, auf nächtlichem Lager liegend,
Es ruht Engidu, Träume schauend.

Engidu erhob sich, die Träume darlegend,

Sagt zu seinem Freunde:

,,Mein Freund, warum haben sich nur beraten die großen

1 Gilgameschs Familiengott.

Götter?"

SIEBENTE TAFEL

In den Träumen, die Engidu erblickt hat, scheint ihm Kunde von seinem nahe bevorstehenden Ende geworden zu sein; den Todes keim hat er bei der Berührung der Zaubertür am Zedernhain des Humbaba in sich aufgenommen, was ihm vielleicht erst jetzt im Traum offenbart wird. Er beklagt sein Schicksal und verwünscht die unglückbringende Tür. Aber auch die Dirne verflucht er, die ihn nach Uruk gelockt und dadurch den Grund zu seinem Unglück gelegt hat.

(125),,Dein Schicksal, o Dirne, will ich dir bestimmen,

Das im Lande sich nicht ändern soll für alle Ewigkeit!
Wohlan, ich will dich verwünschen mit schwerer Ver-
wünschung!....

Für immerdar sei die Straße deine Wohnung,
Der Schatten der Mauer sei dein Aufenthalt;

(140) Müde und matt sollen deine Füße werden,

Trunkene und Durstige

sollen dich auf die Backe

schlagen! ...

meinem Feldel',

Hast du mir doch Leid gebracht, mich hinweglockend von

Schamasch1 hörte die Rede seines Mundes,
Alsbald vom Himmel her ruft er ihn an:
,,Warum, o Engidu, verwünschst du die Dirne,
(150) Die dir zu essen verschaffte göttliche Speisen,

Die dir zu trinken verschaffte königlichen Wein,
Die dich bekleidete mit einem prächtigen Gewande
Und den herrlichen Gilgamesch dir zum Genossen ver
schaffte?

Jetzt ist ja Gilgamesch dein Freund und Bruder:
(155) Er läßt dich ruhen auf wohlbereitetem Ruhebett,
Läẞt dich bewohnen eine ruhige Wohnstätte;
Die Fürsten der Erde küssen deine Füße.

1 Der Sonnengott.

Er läßt für dich weinen die Leute von Uruk, läßt sie für dich jammern,

Die zahlreichen Leute läßt er dir dienen."

Da hörte Engidu das Wort des Helden Schamasch:
Es legte sich sein Zorn, sein grimmiges Herz beruhigte sich.

Wie es scheint, nimmt Engidu den Fluch gegen die Dirne zurück und ersetzt ihn durch einen Segen. - In der folgenden Nacht wird er wiederum von schrecklichen Todesträumen geplagt, die er am Morgen seinem Freunde erzählt:

(180),,Gilgamesch, mein Freund, Träume schaute ich in dieser

Es schrie der Himmel, die Erde antwortete.
In finsterer Nacht stehe ich allein da:

Einen Mann sehe ich

von düsterem Antlitz, . .

Nacht:

(185) Schrecklich ist sein Aussehen, Adlerkrallen sind seine

Nägel...

Er versah mit Flügeln einem Vogel gleich meine Arme: (200),Folge mir1, ja, folge mir in das Haus der Finsternis, die Wohnung Irkallas',

In das Haus, das nicht wieder verlassen, die es betreten,
Nach dem Wege, dessen Bahn sich nicht wendet,
In das Haus, dessen Bewohner des Lichtes entbehren,
Wo Staub ihre Nahrung, Lehm ihre Speise.

(205) Bekleidet sind sie wie ein Vogel mit Flügelkleide,
Und Licht schauen sie nicht, in Finsternis wohnend.'
In dem Haus des Staubes, das ich betrat,
Liegen zu Boden die Szepter,

sind niedergebeugt die

Kronen,

Dort wohnen die Machthaber, die seit der Vorzeit Tagen
das Land beherrschten...

In dem Hause des Staubes, das ich betrat,
Wohnen Priesterfürst und Klagepriester,

1 Worte des Unterweltsboten. & Gott der Unterwelt.

Wohnen Beschwörer und Verzückter, (215) Wohnen die Oberpriester der großen Götter,

Wohnt Etana1, wohnt Sakkan2,

Wohnt die Königin der Unterwelt, Ereschkigal;
Bêlit-sêri, die Schreiberin der Unterwelt, steht gebeugt

Auf ein Buch blickend, liest sie ihr vor. (220) Sie erhob ihr Haupt und erblickte mich,

vor ihr,

Sie stand auf und nahm diesen Menschen zu sich!"

Bald geht der Traum in Erfüllung: Engidu wird von schwerer Krankheit befallen. Tiefbekümmert klagt Gilgamesch:

(300),,Mein Freund, der du mit mir durchwandertest alle Fähr nisse, ..

Mein Freund, es erfüllt sich der Traum, der Böses ahnen

ließ!" Am Tage, da er den Traum sah, war erfüllt seine Lebens

Danieder liegt Engidu, einen Tag, einen zweiten,
(305) Auf seinem Lager hat Engidu qualvolle Schmerzen.
Einen dritten, einen vierten Tag liegt er danieder,
Einen fünften, einen sechsten und siebenten,
Einen achten, neunten und zehnten:

zeit.

Engidus Schmerz wird schlimmer und schlimmer. (310) Einen elften und zwölften Tag liegt er danieder: Auf seinem Lager liegt Engidu, einem Toten gleichend.

Er rief Gilgamesch herbei und sagt zu ihm:
,,Es verwünschte mich, mein Freund, ein böser Dämon;
Wie einer, der in der Schlacht verwundet, werde ich nicht
sterben.

(315) Ich fürchtete den Kampf, so muß ich ruhmlos enden.

1

2 Vgl. den Mythus von Etanas Himmelfahrt (S. 128 ff.). Der Gott der Wildnis und der wilden Tiere. Er meint sich selbst.

Mein Freund, wer im Kampfe fällt, ist glücklich: Ich aber muß auf dem Lager mein Leben beschließen!“ Hiermit bricht der Text dieser Tafel ab.

ACHTE TAFEL

Der Anfang der Tafel ist größtenteils zerstört. Wo der Text wieder einsetzt, finden wir Gilgamesch am Lager des toten Freundes klagend: (65),,Engidu, mein lieber Freund, du Panter des Feldes,

Nachdem wir alles erreicht,

Den Himmelsstier packten

den Berg erstiegen,

und dann erschlugen,

Humbaba niederwarfen, der im Zedernwalde wohnte, Was ist das nur für ein Schlaf, der dich jetzt packte? (70) Finster siehst du aus und hörst nicht meine Stimme!"

Doch der erhebt nicht mehr sein Auge.

Er berührte sein Herz, doch es schlägt nicht mehr!
Da deckte er den Freund zu wie eine Braut.

Einem Löwen gleich

brüllt er laut,

(75) Einer Löwin gleich, Er wendet sich hin

die ihrer Jungen beraubt ist. dem Toten zu,

Er rauft sich die Haare .

Neben der Trauer um den Toten erhebt sich jetzt in Gilgamesch die Furcht vor dem eignen Schicksal. Um zu erfahren, wie er dem Tode entgehen kann, beschließt er, seinen Ahn Ut-napischti aufzusuchen, der, wie er weiß, den Tod nicht geschaut hat.

NEUNTE TAFEL

Um Engidu, seinen Freund,

Weint Gilgamesch bitterlich, über die Steppe eilend:
,,Ich selbst werde sterben: wird es mir nicht wie Engidu

gehen?

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