Nicht betrübt mein Herz, nicht aufgerieben meine Gestalt! sehen! Wie sollte von Qual, Kummer und Leid nicht verstört sein mein Antlitz, 45 Ich voll Trauer nicht eilen hin über das Feld! 50 55 60 Mein lieber Freund, der Panter des Feldes, der mit mir durchwanderte alle Fährnisse, habe ich über ihn geweint, Ich fürchtete mich, da ich sein Schicksal sah, - Todesfurcht erfaßte mich, deshalb eile ich über das Feld; Das Schicksal meines Freundes lastet schwer auf mir: einen fernen Weg eile ich deshalb hin über das Feld; Das Schicksal Engidus, meines Freundes, lastet schwer auf mir: eine ferne Bahn eile ich deshalb hin über das Feld. Wie kann ich es verschweigen, wie kann ich es hinaus- Mein Freund, den ich liebe, ist zu Erde geworden, worden! 85 Werde nicht auch ich wie er mich niederlegen müssen, Gilgamesch sagt weiterhin zu ihr, zur Schenkin: ,,Nun, Schenkin, welches ist der Weg zu Ut-napischti? Was ist sein Merkzeichen, gib es mir! Gib mir sein Merkzeichen, mir! Wenn es möglich ist, will ich das Meer überschreiten, Wenn es nicht möglich ist, will ich über das Feld eilen!" 70 Die Schenkin sagt zu ihm, 75 80 zu Gilgamesch: ,,Nicht gab es, Gilgamesch, je eine Überfahrtsstelle, Und niemand, wer auch seit der Vorzeit Tagen kam, kann das Meer überschreiten. Wohl hat überschritten das Meer Schamasch1, der Held; doch außer Schamasch wer wird es überschreiten? Schwer zugänglich ist die Überfahrtsstelle, schwierig der Weg dorthin, Und abgründig sind die Wasser des Todes, die als Riegel davor liegen. Wo willst du denn, Gilgamesch, das Meer überschreiten? Wenn du zu den Wassern des Todes kommst, was willst du dann tun? Gilgamesch, da ist Ur-Schanabi, der Schiffer des Ut 2 napischti, Der Steinkisten bei sich hat, im Walde pflückt er Kraut: Ihn möge dein Antlitz schauen! Wenn es möglich ist, geh mit ihm hinüber, wenn es nicht möglich ist, kehre wieder um!" Gilgamesch macht sich nun auf, um den Schiffer des Ut-napischti zu suchen und findet ihn. Nach einer Lücke im Texte treffen wir Gilgamesch im Gespräch mit Ur-Schanabi: Ur-Schanabi sagt zu ihm, zu Gilgamesch: 1 Der Sonnengott. 2 Diese mit Steinen gefüllten Kästen dienten vielleicht zum Überschreiten der Wasser des Todes. 105 110 115 120 125 ,,Warum sind abgezehrt deine Wangen, gebeugt dein Antlitz, Betrübt dein Herz, aufgerieben deine Gestalt? Eilst du voll Trauer hin über das Feld?" Gilgamesch sagt zu ihm, zu Ur-Schanabi, dem Schiffer: Nicht betrübt mein Herz, nicht aufgerieben meine Gestalt! sehen! Wie sollte von Qual, Kummer und Leid nicht verstört sein mein Antlitz, Ich voll Trauer nicht eilen hin über das Feld! Mein lieber Freund, der Panter des Feldes, der mit mir durchwanderte alle Fährnisse, ließ ich ihn nicht begraben. Ich fürchtete mich, da ich sein Schicksal sah, Todesfurcht erfaßte mich, deshalb eile ich über das Feld; 130 135 140 145 Das Schicksal meines Freundes lastet schwer auf mir: einen fernen Weg eile ich deshalb hin über das Feld; Das Schicksal Engidus, meines Freundes, lastet schwer auf mir: eine ferne Bahn eile ich deshalb hin über das Feld. Wie kann ich es verschweigen, wie kann ich es hinaus- worden! Werde nicht auch ich wie er mich niederlegen müssen, ohne wieder aufzustehen in alle Ewigkeit?" Gilgamesch sagt weiterhin zu ihm, zu Ur-Schanabi, dem ,,Nun, Ur-Schanabi, welches ist der Weg zu Ut-napischti? Gib mir sein Merkzeichen, mir! Wenn es möglich ist, will ich das Meer überschreiten, wenn es nicht möglich ist, will ich über das Feld eilen!" Ur-Schanabi sagt zu ihm, zu Gilgamesch: ,,Deine Hände, Gilgamesch, haben die Überfahrtgehemmt; Du zerbrachst die Steinkisten Die Steinkisten sind zerbrochen Nimm, Gilgamesch, die Axt in deinen Arm, Steige hinab zum Walde und schneide Stangen von je sechzig Ellen Länge.. Bringe sie hierher, daß wir die Überfahrt versuchen.“ Als Gilgamesch dieses hörte, Nahm er die Axt in seinen Arm, zog heraus das Schwert seines Gürtels, 7 Ungnad, Babylonien 150 155 160 165 Stieg hinab zum Walde, und schnitt Stangen von je sechzig Ellen Länge, .. Dann brachte er sie zu Ur-Schanabi, dem Schiffer. Gilgamesch und Ur-Schanabi bestiegen das Schiff, Ur-Schanabi sagt zu ihm, zu Gilgamesch: ,,Sofort, Gilgamesch, nimm eine Stange; Die Wasser des Todes darf deine Hand nicht berühren....! mesch! Eine elfte, eine zwölfte Stange nimm, Gilgamesch!" Bei zwei Schock hatte Gilgamesch die Stangen verbraucht, nahm er den Mastbaum hoch. Ut-napischti - nach der Ferne hin schaut sein Antlitz; Mit sich selbst geht er zu Rate: Warum sind zerbrochen des Schiffes Steinkisten Und fährt einer im Schiffe, der nicht zu mir gehört? 1 Die Strecke, zu der man sonst einen Monat und fünfzehn Tage braucht, legen sie in drei Tagen zurück. |