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Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1921 by Eugen Diederichs Verlag in Jena

VORWORT

Die vorliegenden Übersetzungen religiöser Texte des alten Babyloniens und Assyriens wollen es dem Gebildeten ermög lichen, einen Einblick in das religiöse Leben dieser alten Kulturwelt zu tun, die zwar schon vor mehr als zwei Jahrtausenden untergegangen ist, die sich aber dennoch durch die Vermittlung des Griechentums einerseits und des Juden- und Christentums anderseits - noch heute in ihren Ausstrahlungen bemerkbar macht.

Die Literatur des alten Zweistromlandes ist zum weitaus größten Teil auf Tontafeln geschrieben, die Tausende von Jahren im Erdboden verborgen waren und erst im Laufe der letzten hundert Jahre unter den vereinten Bemühungen der Archäologen und der Sprachforscher eine gewaltige Bereicherung unseres gesamten kulturgeschichtlichen Wissens gebracht haben. Da diese Tontafeln vielfach zerbrochen sind und durch die Einwirkungen der Bodenfeuchtigkeit mancherlei Beschädigungen erlitten haben, ist es begreiflich, daß die aus ihnen gewonnenen Texte zahlreiche Lücken enthalten, deren Ergänzung oft schwierig oder ganz unmöglich ist. Eine wissenschaftliche Ausgabe und Bears beitung muß diese Lücken genau angeben und klar zum Ausdruck bringen, wieweit eine Übersetzung gesichert oder nur provisorisch ist. Solche Übersetzungen zu lesen und richtig zu verstehen, erfordert eine Vertiefung in den Stoff, die nur müh sam zu erwerben ist. Für den Laien, der diese literarischen Reste einer längst vergangenen Zeit auch ästhetisch auf sich wirken lassen möchte, sind solche von Klammern, Lücken und Fragezeichen wimmelnden Übertragungen jedoch kaum brauchbar. Ich habe deshalb nicht nur die Lücken da, wo es irgend möglich war, zu ergänzen versucht, sondern auch die Übersetzungen in lesbare Formen gebracht, soweit dies geschehen konnte, ohne dem Grundtext Gewalt anzutun. Um aber auch dem Nichtfachmann einen kleinen Einblick in die Textüberlieferung zu ermöglichen, habe ich alles, was ergänzt oder un

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sicher ist, in Kursivdruck wiedergegeben, ohne, wie das in ei wissenschaftlichen Übersetzung nötig wäre, einen Untersch zwischen sicheren und unsicheren Ergänzungen sowie lexikali Fraglichem zu machen. Wer sich eingehender mit diesen Tex beschäftigen will, sei auf die als Anhang gegebene Literaturüb sicht hingewiesen, die die notwendigste Grundlage für ein v teres Studium der babylonisch-assyrischen Religion bietet. Unsere Übersetzungen entstanden meist schon in den Jah 1913 und 1914. Da während des Krieges an eine Drucklegu nicht zu denken war, mußten sie mehrfach revidiert werden; z letzten Male geschah dies im Jahre 1918. Eine nochmalige sys matische Durcharbeitung des ganzen Stoffes konnte aus v schiedenen Gründen nicht mehr erfolgen; doch haben ein später bekannt gewordene wichtige Texte noch Aufnah finden können. Für einige Unebenheiten, die sich aus den nannten Schwierigkeiten ergaben, bitte ich den Leser gütige Nachsicht.

Greifswald, Pfingsten 1921

Arthur Ungna

In die graue Dämmerung längstvergangener Jahrtausende führt uns die Betrachtung der babylonisch-assyrischen Kul

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tur und damit auch der Religion dieses Kulturkreises zurück, in eine Zeit, in die die israelitische Sage die Erschaffung der Welt und die Taten der ersten Urväter verlegt. Gewiß verliert sich auch die babylonische Vorgeschichte in die Weite des Mythus. Wie in Israel ist auch hier die große Flut, die alles Leben vertilgte1, ein Markstein auf der Bahn der üppig blühenden Sage. Man erzählte sich, wie nach Erschaffung der gegenwär tigen Welt zehn3 Urväter das Land beherrschten, deren Regierungszeiten eine schwindelnde Höhe erreichten: zwischen 10800 und 64800 Jahren bewegen sich die Zahlen für diese sagenhaften ersten Herrscher, die insgesamt nicht weniger als 432000 Jahre lang ihr Volk beglückten.

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Da brach die Sintflut herein, aus der sich nur der fromme Xisuthros1 mit den Seinigen rettete. Aber immer noch bleiben wir in der Zeit der Sage. Die nach der Flut gegründeten Reiche von Kisch und Uruk stehen zum Teil noch unter Herrschern, die den Reihen der Götter entnommen sind, wenn auch die Ge samtzahl aller Regierungsjahre dieser Dynastien auf etwa 20000 zusammenschmilzt.

Hiermit endet aber die sagenhafte Vorzeit: in Uro, der Stadt, die die israelitische Überlieferung zur Heimatstadt Abrahams macht, gründet ein Fürst Mesannipada ein Reich, das den Anspruch erheben darf, das erste geschichtlich nachweisbare Reich auf babylonischer Erde gewesen zu sein. Wir sind hier mit in die letzten Jahrhunderte des fünften Jahrtausends gelangt, und nunmehr folgt Reich auf Reich in gutüberlieferter Folge, die, nur noch durch wenige Lücken gestört, bis in die Tage der Arsakiden (seit 141 v. Chr.) hinabführt.

Denkmäler aus der Zeit des vierten Jahrtausends sind noch

1 Siehe S. 102 ff. Diese Überlieferung geht auf Berossus (um 280 v. Chr.) zurück. › Also die gleiche Zahl wie in der hebräischen Sage. D. i. bab. Atrachasis, gewöhnlich Ut-napischti genannt. In der Nähe von Babylon. • In Südbabylonien.

1 Ungnad, Babylonien

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