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Ihnen mit meinem guten Rath behülflich zu sein. — Und ein guter Rath ist in meinen Augen der wahre Probirstein der Freundschaft. Sie sagen mir aber nichts, Sie fragen mich um nichts. Als Autor ist es mir gleichviel, was ich in Ihren Augen bin, als Freund nehme ich Ihnen diesen Defect sehr hoch an, so hoch, wie alle Freundschaft zusammen genommen."

Die Bekanntschaft mit de Lattre müßte schon aus früherer Zeit herrühren, denn er hatte ihn, wie in der Lettre erwähnt wird, bereits 1769 zum Studio der vaterländischen Geschichte begeistert, als er im Auftrage der Administration in Berlin nach Königsberg fam.

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Bei der Lettre perdue deutet Hamann schon durch den Titel auf den Erfolg, den er sich davon verspricht. Er nennt sich hier un Sauvage du Nord in Anspielung auf die gleich anzuführenden Worte Raynals: si c'est aux sauvages à trouver les faits et aux savans à en chercher les causes. Pe-Kim heißt nach dem Museum Sinicum hof des Nordens; ist mithin hier wohl Berlin darunter zu verstehen. Wir sehen aus diesem Briefe, daß er eine Antwort auf Fragen enthält, welche de Lattre an Hamann gerichtet hat und welche wahrscheinlich seine amtliche Stellung betrafen. Eine Kette von Anspielungen auf Raynal's Geschichte beider Indien ist der Faden, an welchen Hamann seine Ansichten und Bemerkungen über den damaligen religiösen und politischen Zustand Preußens knüpft, wobei er sich zugleich über seine eigne drückende Lage ausläßt, und die persönlichsten Beziehungen mit einflicht. Seine Einbildungskraft, die er mit dem scheuen Roffe Alexanders vergleicht, seine schwere Zunge, die ihn nöthigt, zur Feder, wie Moses bei einem ähnlichen Uebel zum Stabe seine Zuflucht zu nehmen, seinen Zorn, den er über die Schmälerung seines Gehaltes empfunden hat, worüber er indeß bald durch die vermehrten Mußestunden getröstet ist, das Vertiefen in seine Lectüre, das ihn selbst seinen Freunden entfremdet hat, dieses alles sind Züge der individuellsten Art. "Aber," sett er schelmisch hinzu,,,alle zur Aufklärung der mo

dernen Helden und ihrer Schildknappen dienende Memoiren fönnen nach meinem Geschmack nicht gegen die Thaten und Reden des Riesen Gargantua und seines unsterblichen Sohnes auffommen." Wir haben gesehen, wie er sich seit einiger Zeit mit Rabelais beschäftigt hat. Diese gute Laune, welche noch ein Nachhall der Lectüre des alten Humoristen ist, mildert die Indignation, welche er sichtlich über die Grundfäße der damaligen Politik empfindet. Die Parallele, welche er zwischen Paris und Berlin zieht, die gewagten Projecte, welche auf Unkosten der Unterthanen unternommen wurden, der Druck habsüchtiger und gewissenloser Beamten, der Verfall des Handels sind die Hauptgegenstände, die er mit großer Freimüthigkeit in diesem Briefe berührt, wie ihn seine aufrichtige Vaterlandsliebe dazu drängt. Er wünscht dem de Lattre eine glückliche Rückkehr an den Hof Friedrichs und giebt sein Urtheil über das genannte französische Geschichtswerk ab.

Schließlich ersucht er de Lattre den Salomo des Nordens zur Ausrottung des modernen Heidenthums, wenn auch durch die Jesuiten zu bewegen und die Wiedereinführung des Christenthums in Preußen; wenn auch aus keinem andern Grunde als um nur das Wohl der Fabriken und des Handels zu befördern, welchen R. Boyle nach Raynal in England für dasselbe geltend gemacht habe.

Es ist Hamann durchaus unmöglich, bei derartigen Vorstellungen, welche zunächst den Zweck zu haben scheinen, durch fie für sich eine bessere Stellung zu erlangen, sich auf dem untergeordneten Standpunkt eines Zollbeamten zu halten. Sein hoher Sinn und sein großartiges Streben lassen ihn bald alle Rücksichten vergessen, die er am wenigsten außer Acht lassen durfte, wenn er nur seine persönliche Beförderung im Auge gehabt hätte. Die große Sache seines Vaterlandes lag ihm am Herzen, und wenn es galt, dieser zu dienen, so brachte er ungescheut Dinge zur Sprache, die für ihn selbst zunächst von den nachtheiligsten. Folgen sein mußten. So hat er z. B. seine endliche Entlassung

vom Dienste mit einer sehr spärlichen Pension einzig und allein seinem offenen, freiwilligen Geständniß zu danken, daß der Posten, wie er zuletzt durch die General-Administration verstümmelt und verunstaltet sei, seine gänzliche Bedeutung verloren habe.

Was Hamann über den Zustand des Christenthums in Preußen zu jener Zeit sagt, ist zwar bitter, aber namentlich in Betreff Berlins vollkommen wahr. Alle Schilderungen aus der damaligen und einer etwas spätern Zeit stimmen damit überein. Lessing wurde dadurch veranlaßt, als man sich gegen ihn darüber beklagte, daß Mendelsohn's Phädon in Wien die Censur nicht habe passiren können, scherzend zu erwidern, man habe sich dort wohl nicht denken können, daß in Berlin ein Buch für die Unsterblichkeit der Seele erschienen sei. Eben so wenig zog aber Lessing auch die ganze Regierungsweise Friedrichs des Großen an; er fühlte daher eine entschiedene Abneigung, namentlich gegen Berlin, und würde sich wohl schwerlich dazu verstanden haben, in preußische Dienste zu treten, selbst wenn der große König ein Auge für seine Tüchtigkeit gehabt hätte.

Zu Guischard, an den, wie oben bemerkt ist, die beiden anderen verlorenen Briefe gerichtet sind, fühlte Hamann sich wohl durch eine gewisse Sympathie hingezogen, weil sich ihre Geister in einem Lieblings-Studium begegneten. Er schreibt über ihn bereits im Jahre 1762 an Lindner: "Von Guischard habe ich außerordentliche Anecdoten gelesen, daß dieser zum Quintus Icilius umgetaufte Held in seinem zehnten Jahre lateinisch, griechisch, hebräisch, arabisch, persisch und chinesisch verstanden, das Französische auf seine eigene Hand und durch Umgang gelernt, daß er in fünf Jahren ein Autor in der Sprache werden können, englisch, spanisch, italienisch versteht. Was für ein Philolog! und Martinssohn!"

Er sendet den beiden Briefen voraus:

(Ecce!)

Tableau de mes Finances pendant les six années
que je suis établi dans ma Patrie après m'être engagé

au Bureau de la Direction Provinciale des droits

du Roi

savoir depuis 1767 jusqu'à la fin de 1772.

Dies Gemälde giebt uns ein lebendiges Bild der traurigen Lage, worin er sich die ganzen sechs Jahre seiner Dienstzeit befunden hat. Wir sehen daraus, daß ihm nicht einmal die Hülfsmittel, deren er als Secretair-Traducteur unumgänglich benöthigt war, geliefert wurden, und daß er allein für Wörterbücher 60 Thaler von seinem spärlichen Gehalt hat verausgeben müssen. Das Resultat giebt er im Folgenden an:

Conclusion

Donc j'ai consumé au service du Roi tout mon bien paternel y compris mes yeux et ma santé et je suis endetté de plus de 700 Ecus.

Depuis mon etablissement ma famille a augmenté de 3 à 7 têtes et la cherté des denrées et du Bois hausse

de pair.

Me voici réduit ou à la diète maigre du sage Epicure ou à la philosophie et politique DU BON DIEU de Sans-Soucy.

Dans un âge, qui repond à l'année consulaire des Romains, je ballance sur cette alternative, comme le héros apprentif à l'Y ) de sa carriere.

Beide Briefe entsprachen jedoch auch ihrer Ueberschrift, wie die darauf erfolgte Antwort Guischard's zeigt. Hamann scheint eine zu gute Meinung von der Großmuth seines Gönners ge= habt zu haben, von dem es bekannt ist, daß er in Sachsen nur zu sehr auf seinen Vortheil bedacht gewesen ist und sich dort nicht auf die edelste Weise große Schäße anzueignen gewußt hat. Die Frage des Königs, welche dieser nach Thibault's Erzählung einmal während der Tafel an ihn gerichtet haben soll, beweist,

1) Y war bei den Pythagoräern das Symbol des Scheideweges zwischen Tugend und Laster.

fie mag wahr sein oder nicht, wenigstens den Verdacht, welchen man gegen ihn gehegt hat. ,,Combien avez-vous volé," soll er gesagt haben, en Saxe dans le château du comte de Bruhl? Parlez franchement vous n'avez plus de recherches à craindre d'allieurs vous avez bu toute honte et personne n'ignore, que vous êtes un pillard.

Unter diesen Umständen kann man sich freilich nicht wundern, daß Hamann's Gesuch bei ihm keine große Unterstüßung fand, wohl aber darüber, daß er sich nicht scheute, ihm zu antworten: Votre Ecce est clair; je pourrois en faire dans le même gout. Il me paroit, que votre bilan vous donne des inquiétudes quelque mage que vous soyez. Er macht ihm übrigens keine Hoffnung, seine Briefe in die Hände des Salomo gelangen zu lassen, weil dieser nichts lese, was quelque contention de l'esprit erfordere, und ohne die ließen sich Hamann's Briefe nicht lesen. Auch das Studium der ältern Preußischen Geschichte würde für ihn keine Empfehlung bei Friedrich sein, der sich darum wenig kümmere. Wenn er ihn für seine Bilance interessiren wolle, möge er einen andern Gegenstand wählen. Hamann mußte sich daher mit einigen Complimenten über den Geist, die Feinheit und bonnes vérités, welche seine Briefe enthielten, abspeisen lassen.

Er mußte es noch dazu erleben, daß die neu errichtete Salz- und Seehandlungs-Compagnie in seine unmittelbarste Nähe kam und zwar neben seinem Hause am alten Graben Nr. 758. „Das Schild hängt schon aus," schreibt er im August an Herder, „und eine Schildwache wird nächste Woche auch erscheinen. O Tempora! Mein Häuschen wird wohl eine Appertinenz des Leviathan werden. Diesen Augenblick ging die Rotte meinem Fenster vorbei.“

Doch wir müssen jezt wieder den bei dem Selbstgespräch eines Autors fallen gelassenen Faden aufnehmen, um mit Hamann's letter Schrift in dieser Sache "An die Here zu Kadmonbor“ dieses so ausgedehnte Gespinnst zu beendigen.

Nicolai ließ eine gedruckte Erwiderung

"

An den Magum

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