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im Norden. Haussäßig am alten Graben Nr. 758. Sonst auch zu erfragen im Kanter'schen Buchladen" ergehen mit der Ueberschrift:

M. Coelius Serotinus

Viro venerabili

Mien Man Hoam

S. P. D.

Der Anfang lautet: „Von der Schnecke, die über den Weg friecht, verlangt man nicht, daß sie tanze und von einem Manne, wie ich occupato et ad litteras scribendas, ut nosti, pigerrimo erwartet niemand, daß er mit der ersten Post Antwort gebe. Sie hätten daher noch manchen Posttag auf die Nachricht warten können, daß das Selbstgespräch, das nicht ein Selbstgespräch, sondern wie unsere Väter, die Schweizer, sagen, ein Zweis ist, an Ort und Stelle gelangt sei; wenn nicht Sand, Salz und Asche im Feuer, geglüht, im Feuer abgekühlt, und zur unglücklichen Stunde, wo es sich nicht gehörte, hingeworfen meinen Metatarsum 1) zu einem wichtigen Gegenstande der wichtigen. Kunst gemacht hätte, deren Vater der Mann war, welcher sagte: Neque te Aenea mea dextra servavit.

Auf diese Weise glaubt Nicolai Hamann's Styl nachgeahmt zu haben! Es ist zum Glück nicht erforderlich, das ganze Machwerk, dem man gern das Schicksal gewünscht hätte, welches nach dem Vorstehenden „Sand, Salz und Asche“ Nicolai's Metatarso bereitet haben, hier in extenso mitzutheilen. Indessen dürfen wir dén Leser mit einigen Stellen nicht verschonen, die zum Verständnisse des Hamann'schen Aufsages unentbehrlich sind. Sie lauten:

„Aber nun noch im Vertrauen von Ihrem Werke selbst, denn ob es gleich nur ein Embryo ist, so hat man doch auch Beispiele, daß das Kind im Mutterleibe nicht verschont worden ist."

1) Metatarsus. Ein Knochen am Fuße.

*

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So erinnern Sie sich, wie den Philalethen von jeher begegnet worden, besonders wenn sie arme Stümper waren, die weder auf der Börse noch in der Antichambre sonderlich viel gelten. Das Weib von Thekoa) hatte einen Generalfeldmarschall zum Croupier, der ihr die Worte in den Mund gelegt hatte, das war ihr Glück. Denn hätte sie sichs aus eignem Triebe einkommen lassen, für den schönen Absalon zu sprechen, wer weiß, ob sie anstatt einer Reise nach Pe-fin chapeaubas nicht unvermuthet eine Reise mit verhülltem Kopfe und mit Manschetten an den Händen, nach Pa- Da oder Te - Ti angetreten hätte." „Wollen Sie aber sich nicht warnen lassen, so ziehe ich mich zurück, löse den Knoten mit einem Hiebe auf und weise Sie auf Ihr bedeutungsreiches Motto:

=

TECUM LOQUERE ET TE ADHIBE IN CONSILIUM:
TE AUDI TIBI OBTEMPERA.

Es wird aber in der neuesten Auflage von

MUZELII CLAVIS VESTIBULI MARCHICI

loqui verdollmetscht durch schreiben, adhibere in consilium durch verlegen, audire durch lesen und optemperare durch kaufen." "Wollen Sie mehr von mir? Ich gehöre zu der Zunft der Semper Augusterum die rempublicam wo nicht litterariam doch librariam so sehr augiren helfen, daß von manchem Patrioten ein S. C. de republica coërcenda für sehr heilsam gehalten wird. Ich will auch thun was AUGUSTUS, der erste des Namens, that. Demselben brachte ein Schriftsteller Verse und verlangte, ich weiß nicht recht 30 oder 50 Friedrichsd'or oder Augustd'or oder Bahamsd'or 2) dafür. Kurz die Summe thut nichts zur Sache, denn AUGUSTUS gab ihm nicht Geld, sondern Verse von seiner eignen Façon zur Dankbarkeit dagegen.“

"Ich will diesem löblichen Beispiele folgen. Sie bieten mir

1) Bezieht sich auf die Stelle am Schluß des Selbstgesprächs, wo es heißt: und giebt es kein Weib von Thekoa für den verstoßenen Herder?"

2) Schah Baham, Indischer Kaiser und Großmogul in einem Roman von Wieland.

Hamann, Leben II.

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ein ungedrucktes Buch an, ich werde Ihnen nächstens dafür ein sauber gedrucktes und mit Kupferstichen geziertes Buch überreichen, das ich hin und her in der Natur zusammengestohlen, oder wie man es sonst auch nennt, verfertigt habe. Königlicher und Kaiserlicher weiß ich Sie nicht zu belohnen! Noch mehr! in diesem Büchlein, über das FRATER POLLIO vielleicht die Nase rümpfen und MARUCCINUS ASINIUS gewiß die Zähne blöcken wird, sollen Sie, mein Herr, das Ihnen bisher unergründliche Geheimniß treulich entdeckt finden, nämlich: Warum die Lords und ihre Amanuenses so sehr selten zusammen stimmen, warum diese so selten ins Reine copiren, was jene mit gelehrter Hand geschrieben. Wie diesem Uebel abzuhelfen sei, darüber kann ich nur leidigen Trost geben! Ich kann nichts mehr, als allen, die mit Ihnen in einem ähnlichen Falle sind, zurufen:

Audite meos sermones mala licet patientis socii

sed consideremus celeriter

Num quod adhuc sit consilium, ego autem non arbitror esse *)."

"Gegeben, in meinem Musaeo, den Körper im Lehnstuhl, den Fuß aufs Bette gestreckt und mit einem Stoffe umwunden, davon in Bayeri Museo Sinico fein Wort stehet, welcher aber in Ludovici Kaufmannslericon Thl. II, S. 1686, 3. 34 richtig benennet ist. Am Fastelabende 1773.

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*). Homeri Odyssei Lib. X. v. 189.

NB. Obiges ist nicht gedruckt, auch nicht einmal unter Dr. Faustus Mantel, sondern nur blos geschrieben.“

Soweit Nicolai's Meisterstück. Er hatte sich auf einen Kampfplag gewagt, den er als Sandreuter wieder verlassen mußte, bedeckt mit Wunden und Beulen. Sein geschraubter Wiß und seine vielen gelehrten Citate, die aber seine eigne Bettelhaftigkeit nur um so anschaulicher machten, waren zu schwache Waffen

gegen die wohl berechnete, eindringende, niederschmetternde Satyre eines Hamann.

Dieser hatte in dem Selbstgespräch zwei empfindliche Seiten berührt. Er hatte scherzweise von Nicolai für die ihm angebotenen Manuscripte, von denen er doch wohl wußte, daß sie nicht zu den couranten Artikeln des Nicolai'schen Verlags gehörten, ein bedeutendes Honorar verlangt und von seinen Verlagsartikeln auf eine Weise gesprochen, die nicht geeignet war, ihren Absah zu befördern. Doch wir gehen zu der Here von Kadmonbor über.

M. Coelius Serotinus behauptet, das Selbstgespräch eines Autors sei eigentlich ein Zwiegespräch; nun läßt ihn Hamann in dieser Schrift, durch Illusion geblendet, ein Zwiegespräch halten oder einen Brief schreiben, welcher im Grunde aber ein Selbstgespräch ist. Dies Wunder hängt so zusammen. M. Coelius befindet sich in einem höchst drolligen Mißverständnisse. Die Anrede: Liebes Herz! in dem Selbstgespräch eines Autors bringt ihn auf die Vermuthung, die Here zu Kadmonbor 1) sei jene rüftige Hälfte, welche in dem durch einen ihrer dienstbaren Geister dem M. Coelius zu Händen gekommenen Zweisse das Wort führt. Der Umstand, daß am Schluß des Selbstgesprächs die Worte sich befinden: Gedruckt in der Unterwelt mit Dr. Faustus eigner Hand und unter seinem Mantel- lenkt seinen Scharfsinn wahrscheinlich auf diese infernale Schöne. Diese schlaue Entde= dung giebt ihm den klugen Gedanken ein, sich des elisäischen Schattens des Herrn Magister Sebaldus Nothanker zur Ueberbringung dieser Epistel zu bedienen. Er wendet sich an die liebenswürdige Ehehälfte in der Zuversicht, seine kleinen Geschäfte durch ihre Vermittelung am glücklichsten endigen zu können, da ihm der Geschäftsgang mit dem Mandarinen der Mitternacht

"

1) Was dieses Wort bedeutet, darüber sind wir nicht im Stande Auskunft zu geben und würden jede Nachweisung darüber dankbar aufnehmen. Vielleicht findet sie sich in dem von Hamann citirten, uns leider nicht zu Gesicht gekommenen Buche: Histoire prodigieuse lamentable du Jean Faust. S. Schr. IV. 171.

nicht ganz geläufig ist. Und doch möchte er diese günstige Gelegenheit, vielleicht manche Stücke hiesigen Verlags, namentlich Kleinigkeiten und Possen, die aus Hand in Hand gehen, viel gelesen, wenig gekauft u. s. w. werden, einen Ausweg nach Peking zu verschaffen, sich nicht entgehen lassen.

In beständiger Anspielung auf den Sebaldus Nothanker, wobei Nicolai sich selbst in aller Unschuld die empfindlichsten satyrischen Geißelhiebe ertheilt, wird der Brief fortgesetzt, bis er endlich am Schluß plößlich wie aus dem Traum erwacht und inne wird, daß er keinen Brief schreibt, sondern in einem Selbstgespräch begriffen ist. Die Here zu Kadmonbor, an die er noch soeben die begeisterten Worte gerichtet: "Brauchen Sie alle Gewalt Ihrer Beredsamkeit, welche jeden Märtyrer Ihrer heitern blauen Augen, wie ein offner Himmel entzückt," verwandelt sich urplöglich in die Furie Alecto; denn diese, die Unersättliche, hat ihm am Ende das ganze Blendwerk vorgezaubert.

Dies veranlaßt ihn dann zu folgender emphatischer Schlußrede : "Beim Leben und Barte des heiligen Sebaldus! ich rieche faule Fische 1) und der ganze Handel geht nicht richtig zu. Urplöglich verwandelt sich ja mein Brief in ein Selbstgespräch und Sie, weise Frau! in eine doppelsüchtige Alecto, zusammengeantliget 2) mit einem

und einem triefenden Kauß-Aeuglein!

junonischen Kalbsauge Bei meinem dreifachen

Ruhm, den ich habe im Mercur, Apoll und Genio Seculi, Sie sind nichts als eine alte vermaledeite Here, ohne daß ich noch nöthig habe, mich um das Wahrzeichen Ihres Metatarsi

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Desinat in piscem mulier formosa superne.

Horat. ad Pis. 3. (Hamann.)

2) „Aber dem ruhigen Paradiesvogel in den Waldbergen ist damit noch nicht geholfen, denn der doppelgesichtige Janus ist so enge zusammengeantliget, daß bei ihm für die Ohren kein Plag ist, und da er zu zwei Gesichten nur ein Paar Augen hat, so gehet es sehr natürlich zu, daß fie sehr oft nicht in dem Antlige sich befinden, mit dem er einen Gegenstand ansiehet."

M. Coelius Serotinus.

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