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zu bekümmern. Ihr Mien-Man-Hoam möge am lichten hohen Galgen seiner Urgroßväter 1) sammt meinen dreißig Nihilidorn 2), wie jener Schüler seines Meisters 3), sich selbst aufhängen! Um die Freigebigkeit jenes Königs zu Gerar4) gegen alle Zigeunerinnen und Beutelschneiderinnen nichts nachzugeben, affignire ich Ihnen tausend zur Decke! Zur Decke Ihrer verwünschten Augen, die mir schrecklicher sind, als der kalte Brand, vor dem der Himmel meinen Metatarsum in Gnaden bewahren wolle! Amen! Amen!"

Hamann hatte, wie es scheint, Mühe, diese Schrift gedruckt zu erhalten, weil wahrscheinlich die übrigen Verleger diesen Nabal fürchteten. „Wenn der Here zu Kadmonbor,“ schreibt er an Herder, kein Proceß gemacht wird, so giebt es in unserm Jahrhundert keine höllisches Feuer mehr. Aber kein Amanuensis in ganz Norden, der das glühende Eisen anfassen will.“

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Persönliche Bekanntschaft mit Merk and Herr v. Moser. Manuscript der Philolog. Einfälle und Zweifel. Erscheinen der ältesten Urkunde Herder's. Disputation Starck's pro loco. Prof. Theol. ord. Herder's Beitrag zur Königsberger Beitung. Mancherlei und Etwas. Bolingbroke. Hervey und Hunter'sche Uebersehung. Christian Zacchaei Telonarchae Prolegomena.

Gegen das Ende dieses Jahres 1773 fand er Gelegenheit, die persönliche Bekanntschaft zweier, in ihrem Character und Geistesrichtung höchst verschiedener, aber beide ein lebhaftes Interesse für sich in Anspruch nehmender Männer zu machen. Sie find

1) M. Coelius nennt den in Cicero's Briefen vorkommenden Namensvetter seinen Urgroßvater." Hamann desgleichen seinen Esth. 7 vorkommenden. 2) Nihilid'ore im launigen Gegensaß zu den von Nicolai genannten Bahamd’oren. 8) Judas Ischariot 4) 1. Mos. XX. 16. (Hamann.)

uns von der Meisterhand Goethe's mit so lebendigen Farben vor die Seele gemalt, daß es nur einer Erinnerung daran bedarf, um sie jedem sofort vor das Auge des Geistes treten zu lassen. Es waren Johann Heinrich Merk 1) und Friedrich Carl von Moser. Letterer war, wie wir gesehen haben, Hamann durch Briefe längst bekannt. Wenn sonst eine Verschiedenheit der Charactere oft dazu dient, unter den verschiedenen Naturen das Band der Freundschaft zu knüpfen, so war hier gerade das Gegentheil der Fall. Von Seiten Merk's wenigstens herrschte ein bitterer Groll gegen Moser, der sich in heftigen Verfolgungen Luft machte. Beide wurden in spätern Jahren von einem trüben Schicksal verfolgt. Der eine suchte demselben dadurch zu entgehen, daß er seinem Leben selbst ein Ende machte; der andere ergab sich mit männlicher Fassung und christlicher Ergebung in das ihm von fürstlicher Hand bereitete Unrechtleiden und die ihm angethane Schmach. Die erst spät eingetretene glänzende Rechtfertigung schloß bei ihm eine Lebensepoche ab, die zwar voll bitterer Leiden gewesen, in der aber sein Character wie Gold im Feuer geläutert war.

Auch auf Hamann machten beide Männer einen sehr verschiedenartigen Eindruck. Er schreibt an Herder am 13. Novbr. 1773: „Diesen Augenblick um 7 Uhr Abends verläßt mich Ihr Freund Merk, der im größten Sturm es sich hat einfallen lassen, vom Roßgarten bis nach dem alten Graben eine Wallfarth zu thun, um den alten Ziegenpropheten im Norden zu sehen. Nun Gott gebe ihm eine glückliche Heimkunft nach seiner Herberge. Ich verlange sein Reisegefährte nach dem Roßgarten nicht zu sein.“ Merk mußte diese Gelegenheit, den Magum kennen zu lernen, sehr erwünscht sein, da dieser mächtige Geist auch diesen scharfund einsinnigen Kopf nicht unberührt gelassen hatte.

Nicolai hatte ihm, wie es scheint, das Selbstgespräch eines Autors und die Antwort des M. Coelius Serotinus mitgetheilt.

1) Geb. d. 11. April 1741, gest. am 27. Juni 1791.

Merk schreibt ihm am 2. April darauf: „Ich danke Ihnen für den Brief von Hamann und Ihre Antwort. Alles was von dem Menschen kommt, interessirt mich; auch Ihre Antwort hat mich gefreut, weil sie mir so viel gute Laune verrieth.“ (Sollte nicht die Here von Kadmonbor hernach eine kleine Störung verursacht haben?),,obgleich der Fuß vor Ihnen auf einem Kissen eingewickelt lag.“ 1) Wir werden später noch günstigere Aeußerungen über andere Productionen Hamann's anzuführen haben.

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Moser, der in seiner Stellung, als erster Staatsminister, Präsident sämmtlicher Landes-Collegien und Kanzler zu Darmstadt, im Auftrage seines Fürsten eine wichtige Mission an den kaiserlichen Hof nach Petersburg hatte, war, wie es sich denken läßt, erfreut, ,,sein Geschöpf, den Magum im Norden“ persönlich kennen zu lernen. Diesen hatte eine irrige Kunde aufs Höchste alarmirt, daß Moser bereits durchgereist sei. Die Verzweiflung und Bestürzung über die falsche Nachricht,“ schreibt er ihm, „daß Ew. den 27. v. M., des Nachts durchgegangen, und die ganz überraschende und gleichsam wie vom Himmel gefallene Freude über Ihre wirkliche Ankunft, haben mein bereits überspanntes Nervensystem dergestalt erschüttert, daß ich von einem halben Wahnfinn endlich Gottlob! diesen Morgen erwacht bin." Dies schrieb er Moser am 1. December 1773 an dem Tage, wo Hamann seine Bekanntschaft machte. Da er in diesem Briefe einige Dinge zu besprechen hatte, die sich wahrscheinlich nicht so gut zu einer mündlichen Erörterung eigneten, so wünschte er, daß ihm dieser Brief auf seiner noch im Norden zu vollendenden Expedition bis nach seiner Heimath begleite und daselbst eine müßige Stunde abwarten solle."

Moser hatte sich als characteristisches Andenken an Königsberg die von jedem Fremden gesuchten Bernsteinsachen angeschafft; dazu aber wahrscheinlich wegen des kurzen Aufenthalts daselbst den Sonntag benußen müssen. Hamann scherzt darüber

1) Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe, Herder 2c. Leipz. 1847.

in seinem Briefe: "Ich bin leider!" schreibt er, „ein unwürdiger Augenzeuge gewesen, wie höchlich Ew. am ersten Adventssonntag den preußischen Sabbath durch einen unerlaubten Schleichhandel mit dem Auswurf unserer Küsten entheiligt haben, aber auch von dero passiven Großmuth gegen die Spigbübereien unserer activen Colporteurs und Haustrer, wodurch ipso facto aller Gerechtigkeit ein Genüge geschehen. Troß meines altlutherischen Sturmeifers gegen alle gute Werke unserer trautesten Moral und Politik kann ich es nicht bergen, daß der wegen eines Friedensbruchs unseres heiligen Sabbaths sollicitus reus! 1) in eben denselben Stunden einen armen Besessenen von seinem incarcerirten Haß, Groll und Todtfeindschaft gegen alle Excellenzen und Kräfte der Ober- und Unterwelt halb entzaubert und durch den Anfang dieser Sinnesänderung vielleicht die Thür seines künftigen Glücks und eines unauslöschlichen Gelächters im Olymp über die vereitelte Schadenfreude unserer Polizeywächter eröffnet hat."

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Meine beiden Aufwartungen," fährt er dann fort, „bezogen sich hauptsächlich auf ein Manuscript in der Tasche und einen Handel in petto, über die ich mich ohne alle jungfräuliche und schriftstellerische Schaamhaftigkeit nunmehr erklären kann und will.”

Das Manuscript in der Tasche waren die Philologischen Einfälle und Zweifel, Herder's Preisschrift betreffend. Er setzt ihm auseinander, weshalb unter den damaligen Umständen eine Publication dieser Schrift nicht mehr erforderlich schien. Er versichert dem treuherzigen Laienbruder, daß die Ungezogenheiten, die er ihm vorgeworfen habe, gewiß nicht auf ihn gemünzt gewesen seien. Ueber den Inhalt der Schrift bemerkt er: „Es sind einige Blätter, welche den Himmels- und Nationalstrich nicht verläugnen. Alles ist local und individuell, d. h. so abstract als möglich und das gute Ding des Salzes herrscht mit lakonischer Freigebigkeit." Er wünscht, daß Moser die Schrift durchsehe und

1) Hor. Od. IV. 1, 14.

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sie ihm dann mit seinen Anmerkungen versehen wieder zustellen möge. „Der treuherzige Laienbruder, wenn ihm der Herr und Staatsminister Zeit dazu läßt, werde diese Reliquie, so wie sie ist, annehmen, die einzelnen Worte, so immer fehlen sollen, ergänzen, und mir bei Gelegenheit einer nicht zu eilen nöthig habenden Depesche den ganzen kleinen casum mit seinem consilio medico en gros oder en détail wieder einhändigen lassen bloß zum Besten meiner fünftigen Arbeiten und Lucubrationen, wenn Gott meine Augen dazu erhalten will."

Was nun den zweiten Punkt, den Handel in petto anbelangt, so betraf dieser das Bildniß Hamann's, welches Moser wahrscheinlich zu haben wünschte. Wir haben bereits oben gesehen, wie das im Kanterschen Laden aufgehängte Portrait entstanden ist, und daß er sich darnach sehnte, nicht mehr „in der Attitüde eines Narren und Maleficanten in unserm großen Kanterschen Laden aufgehangen zu werden.“ „Wenn Ew.,“ schreibt er, „aus laienbrüderlicher Prädilection mir die gnädige Erlaubniß ertheilen wollen, mit dem Kanterschen Buchladen wegen des Magi in effigie einen Handel zu schließen: so sollen Sie dabei nicht so sehr übervortheilt werden, als bei unserm in Bernstein eingefaßten Insectenkram bisweilen geschehen mag. An dem künftigen Schicksal dieses Originals ist nichts gelegen; es sehnt sich bloß nach seiner Erlösung von dem hiesigen Pranger, wo es jedermann zum Spectakel hängt. Für ein Dußend Preußische Thaler will ich in einem ganz andern Bilde mit allen Pontificalibus eines nordischen Magi prangen und im ganzen Kanterschen Buchladen soll von nichts die Rede sein, als von der wunderbaren Metamorphose des hiesigen armen Sünders im Hemde mit verbundenem Kopfe."

In einem spätern Briefe an Herder spricht er sich über den zwiefachen Besuch so aus:

,,Den treuherzigen Laien bruder habe ich den ersten Advent kennen gelernt. Er hat alle meine Erwartungen erfüllt, und bisher ist unsere Freundschaft gewesen, wie zwischen Alci

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