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Einige Tage später kann er ihm schon die frohe Nachricht der glücklichen Geburt einer Tochter melden. Ich habe mich heute," verkündet er ihm, „ganz marode an meinen Gevatter Claudius zu Wandsbeck geschrieben und muß doch Ihnen, als einem jungen Ehemann, auch melden, daß ich den 2. Dec. Nachts vor 1 Uhr mit einer lieben Tochter erfreut worden, die noch denselben Tag Abends 5 Uhr in meinem Hause von dem Hofprediger Lindner getauft worden. Sie hat den Namen Magdalena, meiner fel. Mutter zum Andenken, und den Namen Catharina, meiner Aspasia zu Ehren erhalten."

Zugleich konnte er dem Freunde verkünden, daß auch seine Muse ihn wieder mit einem Töchterlein erfreut habe.,,Der kleinen Sibylle Versuch," schreibt er ihm,,,ist fertig, aber kürzer gerathen, als ich dachte. Er wird nun kaum einen Bogen betragen. Auf die Ostermesse muß er in die Welt als ein kleines klimatisches Monument meines 45. Jahres. Ob sie ihn ohne Anstoß des Gewissens werden drucken können, darüber erwarte ich Ihr treuberziges Bekenntniß, melde aber zum voraus, daß der ganze Knoten eben darin liegt, daß er Scandal unserm moralischen Jahrhundert geben soll; und wenn er diese Wirkung zu thun im Stande ist, so habe ich meinen Endzweck erreicht.“ Obgleich Hamann selbst dem Buchstaben nach nicht in der Ehe lebte, so hielt er sie doch im Geiste sehr hoch. Auch war er so weit entfernt davon, Andere zu veranlassen seinem Beispiele zu folgen, daß er, wie er uns erzählt, über jedes Paar, welches dies heilige Band knüpfte, seine herzinnige Freude hatte. In der Sibylle heißt es daher: „Weil der Ehestand der köstlichste Grundund. Eckstein der ganzen Gesellschaft ist, so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am allerstärksten in den Ehegesehen. Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der Gesetzgeber sein soll, der Verstockung des menschlichen Herzens 1) zu Gefallen, öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren, so ist

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1) Matth. 19, 7.

es die höchste Gerechtigkeit des Weltrichters, die Schänder seiner Majestät einem paraphysischen Mißbrauche 1) ihrer eigenen Leiber zu übergeben.”

Der vollständige Titel dieser Schrift lautet: Versuch einer Sibylle über die Ehe.

Komm ich als ein Geist zu Dir,

So erschrick nur nicht vor mir.

Diesen Versuch sollte, wie schon erwähnt ist, Hartknoch als ein Denkmal auf seine Hochzeit verlegen; er hatte daher auch schon in deffen Hochzeitswoche damit den Anfang gemacht. Dieser schickte die Sibylle ihm bald nach ihrer Vollendung gedruckt ein und da ihre Ankunft auf den Namenstag Kunigunde im Kalender fiel, wurde sie so getauft. Hartfnoch gestand übrigens Hamann, daß er sie selbst nicht verstehe, worüber dieser sich sehr ergößte und ihm wenigstens über den Schluß, der sich auf ganz locale Umstände und persönliche Ereignisse bezog, Aufschluß gab. Mit Recht legt er diese seine tieffinnigen Expectorationen, die er einen Commentar über das 2. Capitel des ersten Buchs Mofis nennt, einer Sibylle in den Mund. Ungeachtet ihrer Dunkelheit erregte sie bei bedeutenden Zeitgenossen großes Aufsehen. Hippel, welcher darin unbekannter Weise ein wißiger Kauz genannt wird, schreibt darüber an Scheffner: „Die Sibylle, mein Bester! ist nicht schlecht. Sie gefällt mir unendlich besser als viele seiner fliegenden Blätter. Dafür bin ich auch ein Kauz. In der Erklärung: und schloß die Stätte zu mit Fleisch 2) liegt ein gewisses Licht, das, wenn man's in einer Laterne trägt, gute Dienste thut. Wenn man's behutsamer liest, bringt's auf Ideen, die den Herder'schen von den Tagewerken nachkommen. Hierin liegt auch wenigstens ein so erhabenes Bild.“ Merk 3) schreibt Ende Juli 1775

1) Röm. 1, 26.

2) In dem gedruckten Briefe selbst findet sich das lächerliche qui pro quo: und er schloß die Stube mit Fleiß.

8) Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe u. f. w. S. 128.

an Nicolai: Haben Sie Hamann's Brief über die Ehe und seine hierophantischen Briefe gelesen? Es ist ein dunkler Himmel mit tausend herrlichen Sternen besäet.“ Der leichtfertige Ton, womit in mehreren Schriften der damaligen Zeit die von ihm so hoch gehaltene Ehe besprochen wurde, namentlich der frivole Essay on woman by Wilkes und Hippel's geistreich lascives Buch über die Ehe, welches er aber dem Preußischen Grecourt Scheffner zuschrieb, so wie auch die, wie es scheint, in gleichem Ton gehaltene Sammlung von Hochzeitsgedichten, Galimafreen betitelt von Hinze, hatten seinen Unwillen erregt. In der im folgenden Jahre erschienenen Anzeige der Sibylle in der Königsberger Zeitung heißt es, daß dasjenige, was Clemens von Alexandrien die mystischen Orgien der Natur nennt, dieser Versuch zum Theil mit einer Art behandle, die eben so nahe an den alamodischen, profanobscönen Geschmack und an die verjährte mystische Gnofin zu gränzen, als beiden zu widersprechen scheine. Die Stelle aus erstem Buch Moses 2, 2., die er theils in Luthers, theils in Michaelis Uebersetzung giebt, ist der Angelpunkt des ganzen Versuchs. Auch seiner unvergeßlichen Aspasia ist er hier wieder eingedenk, denn darauf beziehen sich ohne Zweifel die Worte der Anzeige:,,Die Sibylle weiht zum Schluß ihr Medusenbild dem Busen einer Minerva - Aspasie, welche schwerlich unter unsern Töchtern des Landes zu suchen sein wird.“

Das Jahr 1774 beschloß Hamann mit einem langen scherzenden Brief an Herder. Er beantwortet ihm seine Frage in Betreff der Prolegomena. „Unser alter Freund Kanter,“ fährt er dann fort, „ist Buchdrucker zu Marienwerder geworden und seit Kurzem Papiermüller zu Trutenau. Seinem kritischen Urtheile zufolge, sind wir beide ein paar Schriftsteller, an denen ein ehrlicher Verleger zum Schelm werden müsse, weil wir keine currante Waare zu liefern im Stande wären, Aether schrieben und außer der Sphäre des Publici, von dem man doch leben müßte, und das von keinem Aether selbst leben könnte, uns eine Laufbahn hätten erkünfteln wollen."

Herder hatte die Absicht, die Briefe, welche er an Spalding bei der Herausgabe seiner Provinzial - Blätter schrieb, zu seiner Rechtfertigung drucken zu lassen. Hamann war begierig, sie zu lesen. Darum schrieb er ihm:,,Wenn Sie mir die Abschrift dieses abentheuerlichen Briefwechsels mittheilen wollen, so verspreche ich Ihnen auch die Consultationem Apollonii philosophi. Eine Vertraulichkeit wird der andern werth sein, und die Bedingung für uns beide gleich heilig, keinen Gebrauch davon zu machen, weder direct noch indirect." Uebrigens gab er ihm den Rath: ,,Da Sie, mein liebster Herder, nicht muthlos gemacht sein wollen, so bitte ich Sie in Ansehung des Anti-Luthers zu Böhm. Breda ganz ruhig zu sein und nicht das Spiel durch unzeitige Apologien, überflüssige Ehrenrettungen ect. zu verderben."

Herder hatte sich, um mehrere kleine drückende Schulden zu tilgen, an Berens gewandt und von diesem eine Summe angeliehen. Es scheint, daß er fürchtete, Hamann möge ihn darin verdenken. Dieser schreibt ihm aber: Ich sollte Ihnen auf irgend eine Art verargen, was Ihnen der Bruder meiner Aspasia zu Gefallen thun kann und muß? Verdenken würde ich es Ihnen, wenn Sie irgend einen andern Canal gesucht hätten, als der meinem eignen Herzen so nahe ist und bleiben wird."

„Ich habe es eben so gemacht wie Sie, und meine Zuflucht zu dem Layenbruder genommen, den ich als einen Vater liebe und ehre, und immer desto mehr, weil er eben so flug als treuherzig ist. Denn mit Leuten, die es nur halb find, habe ich nichts zu theilen.“

,,Unser gegenwärtiger Provinzial-Accise- und Zolldirector,“ erzählt er ihm dann, „ist Herr Stockmar, ein geborner Darmstädter, ein liebenswürdiger Mann für mich, unter dem ich noch aufzuleben hoffe. Wenn Sie mir über seine Familie etwas zu vertrauen wissen, soll es mir lieb sein." Die häuslichen Verhältnisse zeigten sich später in einem so nachtheiligen Lichte, daß Hamann nicht die Vortheile zu genießen bekam, die er sich von diesem neuen Vorgesezten versprach.

Er freute sich zwar, daß Herder die Fortsetzung der Urkunde bald liefern wollte, doch kann er es nicht unterlassen auf eine sehr humoristische Weise auf die Abwege aufmerksam zu machen, auf die er zu gerathen fürchten müsse, wenn er seine Schreibart nicht ändere.

Erster Kirchgang der Hausmutter. Sibylle über die Ehe. Briefwechsel zwischen Hamann, Herder und Hartknoch. Qui pro quo, durch einen Prief von Caroline Herder veranlaßt. Teutscher Mercur über den dentschen Parnak. Moser und Merk. Herder's Schwefter. Hieroph. Briefe. Starck's Häpheßtion.

Das Jahr 1775 schien für Hamann in mancher Hinsicht sich erfreulicher zu gestalten. Seine liebe Hausmutter war am 8. Januar schon wieder so weit gekräftigt, daß sie ihren ersten Kirchgang halten konnte. Er erzählt einem Freunde, daß sie zur Feier dieses Tages eine Familie aus der Nachbarschaft bewirthen wolle. ́. „Damit alles nicht knapp abgemacht werden mag," fährt er fort, ,,will sie von ihrem Monatsgelde Suppe, ein Gericht Fische und einen Braten bestreiten. Weil ich nicht als ein bloßer Gast mich über das nüchterne Gelag satt lachen will, so muß ich als Wirth und Hausvater wenigstens einen Kuchen zum Besten geben, um uns auf allen Fall für die theure Zeit der drei ersten Schüsseln schadlos halten zu können.“ Er entscheidet sich dann unter den Kuchen für diejenige Art, die man der bunten Schichten wegen Speckkuchen nennt, und von dessen Teige man auch die sogenannten Baumkuchen macht, und dessen übrig gebliebene Brocken man noch ein paar Tage hernach mit Geschmack effen kann. ,,Nun kommt es auf die Frage an," fährt er fort,,,ob Herr Schönborn würdige, welcher sich bereits den 2. Dec. praet. um

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