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den Mitteln, den Fleiß der Einwohner zu ermuntern. Auch diese so nüßliche Schrift bespricht er mit lebhaftem Interesse. Wir führen eine Stelle daraus an, die sich auf ein von ihm früher mehrfach besprochenes Thema bezieht: "Der zweite Abschnitt des zweiten Kapitels enthält wohl die wichtigste Untersuchung, nämlich die von der Circulation des Geldes, und dessen Einfluß in die Industrie; eine Materie, die selbst nach den Bemühungen eines Hume und Stewart noch beiweiten nicht zur vollständigen Deutlichkeit gebracht ist und an der man sehen kann: daß der Lauf der Dinge in der bürgerlichen Welt eben so räthselhafte Erscheinungen enthalte, als nur immer in der natürlichen vorkommen mögen."

Die kritischen Wälder hatten, wie sich dies erwarten ließ, wegen ihrer Angriffe auf Kloß dessen ganze Rache gegen Herder entflammt, da er diesen natürlich sogleich als Verfasser erkannt hatte. Ein heftiger Ausfall in der Bibliothek war die Folge. Daher schreibt Hamann am 13. März an Herder: „Nun, wie geht es Ihnen? Sie werden die Schmähschrift in der Kloßischen Bibliothek vermuthlich gelesen haben. Ich verdenke es Ihnen, daß Sie eine neue Ausgabe ihrer Fragmente so früh besorgt und mir ein Geheimniß aus der ganzen Geschichte gemacht, noch mehr aber und insbesondere den zweiten Theil Ihrer kritischen Wälder. Daß Sie das erste Mal verrathen sind, war kein Unglück. Das leßte aber scheint mir größer zu sein und bei gegenwärtigen Umständen das Blindekuhspiel zu versuchen, kann Ihnen auf keine Weise beförderlich, aber desto nachtheiliger sein. Ich wünschte Ihnen wirklich ein wenig mehr wahre Liebe und wahren Ehrgeiz auf Ihre Talente."

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Wenn man das hastige, ehrgeizige Treiben Herder's erwägt, das sich um diese Zeit in seinen Briefen an Scheffner und Nicolai ausspricht, das er aber sich selbst nicht zu gestehen wagte, vielmehr durch allerhand glänzende Vorspiegelungen sich zu verdecken suchte: so kann man es wahrlich der Vorsehung nicht Hamann, Leben II.

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genug danken, daß sie ihm an Hamann einen so treuen und aufrichtigen Freund an die Seite stellte.

Er warnte ihn nicht nur davor, sich seiner „Autor-Empfindlichkeit“ zu sehr hinzugeben, sondern bittet ihn auf das Dringendste, seine Kräfte durch Vielschreiberei nicht zu zersplittern: „Muß das Publikum sich nicht eher die Vorstellung eines Poligraphen als Polyhistors von Ihnen machen, nachdem es ihm bereits bekannt ist, daß Sie ein Kirchen- und Schulamt zu verwalten haben, und sich, ich weiß nicht, wie einfallen lassen, vier und vielleicht fünf Werke auf einmal anzufangen und die Fortseßung davon zu versprechen? Sind nicht Mattigkeiten, Nachlässigkeiten, Widersprüche, Wiederholungen und so viel andere Menschlichkeiten unvermeidlich ?"

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Wie ganz anders war dagegen das Verhalten Hamann's. So schwer auch die Aufgabe, die ihm durch seine jeßige Stellung vom Schicksal zugewiesen war, für einen Geist, wie den seinigen, zu lösen wurde, so fügte er sich doch darin mit großer Selbstüberwindung.

Er schreibt darüber an Herder: „Wir erwarten hier nächstens den Herrn de Lattre von der Administration aus Berlin, und ich will mich wenigstens von meinem Kaltsinn zu meinem jeßigen Berufe, so schlecht er auch ist, oder so wenig ich auch dazu gemacht bin, wieder ermuntern und mit aller möglichen Treue darin fortfahren, damit ich mir aufs künftige nichts vorzuwerfen habe, und wenigstens ohne meine Schuld mich meinem Schicksale unterwerfe und bequeme."

Um diese Zeit hatte sich zu Königsberg der später so berüchtigte Stard1) eingefunden. Er war der Sohn eines Mecklenburgischen Raths, hatte Theologie studirt, war ein Schüler Michaelis gewesen, mit dem er sich aber entzweit haben mußte, hatte eine Zeitlang zu Paris zugebracht und nicht ohne Nußen als Bibliothekar, auch große Versuchung gehabt, sein Glück da

1) Johann August Stard, geb. zu Schwerin d. 29. Oct. 1741, gest. d. 3. März 1816.

selbst zu machen, kam zuleßt aus Petersburg, wo er mit Büsching bekannt geworden war und lebte nun in Königsberg auf Kosten seines gutmüthigen Verlegers Kanter. Am 15. März 1769 erwähnt Hamann seiner zuerst. „Habe ich Ihnen,“ schreibt er an Herder, schon von Starck geschrieben und kennen Sie diesen Mann? Sein libellus in Aeschyli Prom. vinct. liegt seit acht Tagen vor mir, ohne daß ich ihn noch habe ansehen können. Er ist dem Geh. R. Klotz dedicirt. Kanter verlegt jezt etwas von ihm, er kündigt eine Auslegung der Psalmen darin an. David mit Horaz verglichen. Sie verdienen sich einander kennen zu lernen. Sein lateinischer Styl ist gut und fließend. Wir erwarten hier noch eine deutsche Abhandlung von ihm; sobald ich selbige sehen werde, sollen Sie mehr Nachricht davon haben." In einem spätern Briefe an Herder bemerkt Hamann: „Er gab hier auch den Anfang philologischer Commentationen im Kemicottischen Geschmack heraus und hat ein lateinisches Exercitium de Aeschylo an seinen Freund Kloß drucken lassen. Ich hatte die Neckerei diese Commentation zu recensiren, und Kypke gab mir Stoff. Er war gleich mit einer bogenlangen Antwort fertig, und ich zog meine Recension aus Klugheit und Achtsamkeit zurück, so wenig furchtbar mir auch seine Antwort vorkam.“

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Auch studirten im Jahre 1769 und 70 zwei Jünglinge zu Königsberg, die später in der literarischen Welt nicht ohne Bedeutung blieben, nämlich Reichardt 1) und Lenz 2). Wir haben gesehen, daß Hamann schon als Jüngling im Reichardtschen Hause bekannt war, und daß der Vater des ebengenannten Reichardt ihn im Lautenspiel unterrichtete. Die Bekanntschaft mit dem Sohne, der ein großer Freund und Verehrer von ihm war,

1) Joh. Friedr. Reichardt, geb. zu Königsberg d. 25. Nov. 1751, gest. d. 27. Juni 1814.

2) Jacob Michael Reinhold Lenz, geb. zu Seszvegen in Liefland d. 12. Januar 1750, geft. d. 24. Mai 1792. In den gedruckten Schriften Hamann's wird seiner zwar nur zweimal gedacht, allein in den nicht mit abgedruckten Stellen wird er sehr häufig erwähnt.

schrieb sich schon aus sehr früher Zeit her. Was Lenz betrifft, so liegen darüber keine bestimmte Zeugnisse vor, allein der Antheil, den Hamann später an seinem traurigen Schicksale nimmt, berechtigen uns zu einer ähnlichen Annahme.

Die Verbindung, welche Hamann mit der treuen Pflegerin seines Vaters eingegangen war, die er seine Gewissensehe nannte, entstand wahrscheinlich gleich nach seiner Rückkunft nach Königsberg. Er hat bis an sein Ende dieses Verhältniß mit unverbrüchlicher Treue heilig gehalten, und es ist für ihn und seine Kinder eine Quelle reichen Segens geworden. Er hat diese Neigung anfangs, so viel in seinen Kräften stand, zu bekämpfen gesucht, und namentlich sind die Reisen zu dem Herrn von Moser und später zu dem Hofrath Tottien wohl hauptsächlich in dieser Absicht unternommen. In einem Briefe an Buchholz spricht er sich am ausführlichsten darüber aus. Es heißt daselbst: „Ein geheimer Instinct führte ein Bauermädchen 1) in meines Vaters Haus 2). Ihre blühende Jugend, eichenstarke Gesundheit, mannhafte Unschuld, Einfalt und Treue brachte in mir eine solche hypochondrische Wuth hervor, welche weder Religion, Vernunft, Wohlstand, noch Arzenei, Fasten, neue Reisen und Zerstreuungen überwältigen konnten. Diese Hamadryade wurde die liebste und beste Stüße meines alten gelähmten, verlassenen Vaters und seine Pflegetochter, der ich ihn und sein ganzes Haus anvertrauen konnte. Sie wurde nach seinem bittern Tode meine Haushälterin, und ist die Mutter meiner vier natürlichen und Gott Lob gesunden und frischen Kinder." Wie heiße Kämpfe er mit sich darüber zu bestehen gehabt hat, aber auch welches Glück ihm aus dieser Verbindung erwachsen ist, zeigt folgende Stelle

1) aus einem Königsberg benachbarten Dorfe. Sie hieß Anna Regine Schumacherin. Ihr Geburtstag, der erst im Jahre 1786 aus den Laufbüchern in Cremiß ausgemittelt wurde, war der 27. Juli 1736. Sie starb im April 1789.

2) Wann dies geschehen, läßt sich nicht genau ermitteln. Sie wird indeß schon in einem Briefe v. 18. Juli 1765 erwähnt. Sie muß aber schon viel früher zu dem Vater gekommen sein.

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aus einem frühern Briefe an Moser: Eine der seltsamsten Leidenschaften, die sich aus einer Hölle auf Erden für mich in einen irdischen Himmel verwandelt, trieb mich von meiner fruchtlosen Wallfahrt (der Reise zu Herrn von Moser)“ zu einer noch weit fruchtlofern, nach Curland, und ich war im Begriff dem wirkfamen und bei mir vorzüglich lebhaften Grundgeseße der Selbsterhaltung alles aufzuopfern." Indessen hatte dieses Verhältniß für ihn eine sehr drückende Seite, die er tief empfand. In einem Briefe an Herder, dem man es anfühlt, daß er aus tief bewegter Brust kommt, schüttet er sein Herz aus. Ungeachtet in keinem andern Lande," heißt es darin, eine Gewissensehe oder wie man meinen Fuß zu leben nennen will, so geseßmäßig als in Preußen ist, so scheint doch wirklich selbige gewissen Leuten anstößiger zu sein, als Hurerei und Ehebruch, weil Mode-Sünden über Geseße und Gewissen sind. Ungeachtet meiner großen Zufriedenheit, in der ich lebe und die das ganze Glück meines Lebens ausmacht, fühle ich diese Seite des bürgerlichen Uebelstandes lebhafter, als irgend einer jener weisen Leute. Eben das Bauermädchen, deffen vollblütige, blühende und eben so vierschrötige, eigensinnige dumme Ehrlichkeit und Standhaftigkeit so vielen Eindruck auf mich gemacht, daß Abwesenheit und Versuche der höchsten Verzweifelung und kältesten Ueberlegung ihn nicht haben auslöschen können. Diese Magd, die Kindesstelle an meinem alten, unvermögenden, gelähmten Vater vertreten, und die er als eine leibliche Tochter geliebt, und ihr mit sterbender Hand ein gleiches Legat mit unsern nächsten Anverwandten verschrieben würde vielleicht als meine Ehefrau, ich weiß nicht was sein. Nicht aus Stolz, dazu bin ich zu dankbar, sondern weil ich die innere Ueberzeugung habe, daß diese Lage ihre eigne Glückseligkeit mindern und vielleicht dem Glück ihrer Kinder nachtheilig werden fönnte."

Auch in neuerer Zeit ist Hamann wegen dieses Verhältnisses mehrfach sehr scharf getadelt und verurtheilt. Ja manche find mit wunderbarer Behendigkeit mit ihrem Endurtheil fertig

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