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stiften soll. Gott thut alles fein zu seiner Zeit, und muß uns die Worte selbst in den Mund legen, die er zu erfüllen Lust und Kraft überflüssig hat.“

Wir beschließen dieses für Hamann so trübe Jahr 1776 mit einem Briefe desselben an Nicolai 1), der ihm ein angenehmes Geschenk mit seinem kleinen feinen Almanach“ gemacht hatte. "Königsberg d. 22. Decemb. 1776. ehrender Herr und Freund.

Höchst zu

Εχάρην δε

μεγαλως, ότι ηδη ποτε ἀνεθαλετε

το ύπερ εμου φρονειν-οὐχ ὅτι ἐπιζητω το δομα, ἀλλ' ἐπιζητω τον καρπον 2).

Mit einer so unschuldigen Freude habe ich gestern Ihres Daniel Seuberlichs feinen kleinen Almanach aus der Hand meines Penzel erhalten, der seinen Neid nicht bergen konnte, eines ähnlichen Andenkens nicht gewürdigt worden zu sein; ich habe ihm versprochen, seine Recension in der hiesigen gelehrten Zeitung meinem gegenwärtigen Danksagungsschreiben beizulegen, und Ihnen, höchst zu ehrender Freund, zu melden, daß er sogleich bei der Erhaltung dieser angenehmen Neuigkeit eine Prämie für jeden seiner Commilitonen darauf gesezt, der ihm einen Beitrag zu liefern im Stande wäre, so sich zum nächsten Jahrgang qualificirte. Gestern vor acht Tagen war die Vorrede das Gegengift eines schwermüthigen Abends für uns beide gewesen. Ich nehme an seinem Schicksal wie an dem meinigen Antheil; und da es lauter Malcontanten in Preußen giebt, so ist seine Zufriedenheit in einem Lande, das Jedermann wenigstens ein Purgatorium zu sein dünkt, eine sehr seltene Ausnahme in meinen Augen gewesen. Nach einer Quarantaine von funfzehn runden Wochen hab' ich heute meinen Kirchgang halten können. Außer mancherlei speculativen Bedenklichkeiten und zum Theil praktischen Schwierigkeiten, den Verkauf meines Büchervorraths wirklich auszuführen, ereigneten sich zwei entscheidende Vorfälle, welche auch

1) Er findet sich in den „Denkschriften und Briefen zur Charakteristik“ u. s. w. 2) Phil. 4, 10. 17.

den eigensinnigsten guten Willen zu vereiteln im Stande find. Das erste war der Deus ex machina, eine Krankheit, die anfänglich ein nichts bedeutendes Flußfieber zu sein, in ein Gallenfieber überzugehen schien, aber sich bald zu einem förmlichen Quartanfieber erklärte, just im Termine der Auction. Die Tage vorher erhielt ich einen Gevatterbrief von einem meiner würdigsten Landsleute und Freunde, der die ganze Sache auf eine noch gelindere Art hintertrieb und mir ein Both auf den Kern meiner Bücher that, auch einen arrham baar übersandte. Da ich leider ein lenksamer Geschöpf bin, als es mir anzusehen und oft zuträglich ist; so nahm ich den doppelten Wink mit beiden Händen an, und begnügte mich wegen der bereits gehabten und noch zu theilenden Unkosten, einigen Ersaß und Raum zu bessern zu gewinnen, auch mich vorzüglich schlechter und für mein Gesicht unbrauchbarer Ausgaben und neuerer Fortsetzungen zu entschlagen. Ungeachtet alle meine Hausgenossen mit mir zu gleicher Zeit vom Fieber theils überfallen, theils bedroht wurden, bin ich doch so glücklich gewesen, mit einem einzigen Recidiv davon zu kommen; troß der Besorgniß meines Arztes bei einer so ungünstigen Jahreszeit. Wie viel ich bei einer zehnjährigen, einfachen, sizenden Lebensart aufgesammelt: so hoffe ich dennoch wieder auf eine Zeitlang erleichtert zu sein, und hab nur für die Gesundheit meiner guten Hausmutter Ursache besorgt zu sein. Zwar war ich kaum im Stande, mich die ersten Wochen aus dem Bette zu rühren; konnte aber mit leichterm Kopf und Gemüthe lesen und denken als gegenwärtig und hatte den Vortheil, in einen außerordentlich festen Schlaf bei einbrechender Hiße zu versinken. Ich habe damals Muße gehabt, unsers Freundes Eberhard's Apologie des Socrates das dritte- bis viertemal durchzulesen und erst recht kennen zu lernen vielleicht in einer mit des Verfassers etwas correspondirenden Lage. Sein Geschmack an philosophischen Untersuchungen hat mich desto neugieriger gemacht nach seiner Preisschrift, wo ich mir gewünscht, ihn in seinem rechten Elemente zu finden. Den 2. hujus am Geburtstage

meiner kleinsten Tochter, war einer meiner hiesigen ältesten Freunde so gütig, mich damit zu erfreuen. Da ich kurz vorher zum erstenmal in meinem Leben mit Leibnizens Theodicee hatte fertig werden können: so war es mir daher angenehm, in der neuen Theorie des Denkens und Empfindens das Andenken dieses großen Mannes erneuert zu finden, seine so übel verstandene Monadalehre und harmoniam praestabilitam. Ungeachtet meines Vorurtheils für Cartesii Methodum und die unvermeidliche Hypothesensucht aller systematischen Nachfolger scheinen selbige doch alle, ohne ihr Wissen und wider ihren Willen, mehr den Geist der Philosophie unterdrückt als befördert zu haben und es würde vielleicht eben so schwer sein, in allen diesen Schulen ihre wahre Gestalt zu erkennen, als das Christenthum in den herrschenden Secten desselben. Sollten aber die Wissenschaften noch länger fortfahren mit den schönen Künsten in der Täuschung zu wetteifern: so werden die Gelehrten in der besten Welt bald eben so glücklich sein, als die Kinder im Philanthropino. Doch manum de tabula! Verzeihen Sie mein einfältiges Geschmiere, Höchstzuehrender Herr und Freund! ich bin weder meiner Zeit immer mächtig, noch eben so wenig meiner Feder als meiner schweren Zunge. Tausend Glück und alles mögliche Gute zum bevorstehenden Neuen Jahre. Habe diese Zeilen provisorie geschrieben, ohne zu wissen, wann und wie sie abgehen werden. Ich empfehle mich aber dero geneigtem Andenken und habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu sein Ihr ergebenster Johann Geo. Hamann.

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Tod des Ficentrath Blom. Hamann's Bewerbung um diese Stelle, er wird Packhofverwalter. Danksagungsschreiben an die Gen.-Administration. Stockmar and Marvillier, Hamann's Vorgefekte. Anspräche des Admiralitäts Collegiums. Kaltblütige Philosophen und Lucianische Geißter im Merkur. Nachhelf eines Vocativs. Besuch bei der Witwe Blom. Ansprüche der Erben wegen Bonification. Hamann's neue Wohnung. Verwüftung des Gartens. Penzel wird untreu.

Das Jahr 1777 schien unter günstigen Vorbedeutungen für Hamann zu beginnen. Es wurde eine Stelle erledigt, die einzige im Lande, die er sich vorzugsweise gewünscht hatte, weil er sie für sich und seine Verhältnisse am passendsten hielt.

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Den 1. Januar starb," schrieb er an Herder, Licentrath Blom, der Batavier, ohne daß ich das geringste von seiner Krankheit gewußt hatte. Sein Dienst war der einzige, den ich mir in petto gewünscht hatte; der einzige, wo nicht im ganzen Lande, doch gewiß in meiner Sphäre; aber an des blühenden Mannes Tod zu denken, fiel mir ebensowenig ein, als selbigen zu wünschen. Ich wurde also den zweiten Tag im Jahre von meiner Hausmutter mit der Nachricht aus dem Schlafe geweckt, ohne daß ich Lust hatte, darüber aufzuwachen noch darauf zu achten. Gleichwohl hielt ich es für meine Schuldigkeit, den Director Stockmar als einen aufgedrungenen Freund an alles das zu erinnern, was zwischen uns mehr als einmal überlegt worden war. Ich stellte ihm die moralische Unmöglichkeit vor, mich selbst zu dem Posten zu melden, da er wüßte, wie ich es leider mit der Administration verdorben hätte; daß ich den Posten selbst nicht kennte, ob ich dazu brauchbar wäre, ungeachtet mir alle Welt versichert hätte, daß er der leerste an Arbeit sei, und diese selbst ein Kinderspiel; daher ich lediglich der Direction es überlassen müßte, ob sie einen Schritt für mich thun

fönnte und wollte. Der Director erklärte sich bereits einen andern vorgeschlagen zu haben. Ich war auch nicht faul eine Gegenerklärung zu thun, daß ich keinen Dienst verlangte à contre coeur meiner Obern; wenn sich also diese für einen andern und würdigern erklärt hätten, so wäre mir mager Brod in Ruhe lieber, als ein fetter Bissen mit Zank und Verdruß, dem ich täglich ausgesetzt sein könnte. Diese Abrede geschah Mittags. Nachmittags erschien der Brief in dieser Sache zur Expedition, wo mein Nebenbuhler als ein würdiger Aspirant vorgeschlagen, aber ein Poscript angehängt war, daß aller genommenen Abrede zuwider mit den Worten anfing: le Sr. Hamann sollicite vivement cette place und auf allen Fall meinen Nachfolger vorschlug. Das Unglück fügte es, daß ich diesen Brief selbst abschreiben sollte. Der Kampf darüber in meiner ganzen Seele ist leicht zu erachten. Nach hundert Empfindungen und Ueberlegungen schrieb ich meine eigne Schaam und Schande treulich ab."

Die Meldung beim Director Stockmar war gleich am 2. Januar geschehen; Hamann konnte sich daher mit Recht darüber wundern, daß dieser, obwohl er seine ganze Lage und Wünsche kannte, und sich die Miene gab, sein Freund zu sein, doch sofort einen andern Aspiranten aufzugeben wußte. Dies war um so auffallender, weil er Hamann zum Vertrauten seiner unglücklichen häuslichen Verhältnisse gemacht hatte; indessen bekam er bald auch hierüber nähern Aufschluß, indem er die Beziehungen erfuhr, in denen seine Mitbewerber zu dem Director standen.

Er hatte seinem Freunde Reichardt, der ihm auf seinen zweiten, Penzel's Angelegenheit betreffenden, Brief umgehend ge= antwortet hatte, geschrieben, um ihm seine Lage in Ansehung der General-Administration und das sollicite vivement zu erklären.

Man kann sich seine Ueberraschung denken, als ihn dieser am 15. Januar mit der Nachricht erfreute, daß den 8. M. de Morinval, Regisseur des Ostpreuß. Departements, eben bei ihm gewesen wäre, und ihm die Versicherung gegeben hätte, daß

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