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in Schloß Hegi häuslich niedergelassen, aber dort trübe Erfahrungen gemacht. Sein anscheinend so kräftiger Knabe wurde ihm durch den Tod entrissen. Ihr Pathe," schreibt Ehrmann, „das herrliche kraft- und geistvoll liebeathmende englische Kind, das reine frohe holde Engelchen ist von uns geschieden; nach 3 Tagen und Nächten entseßlichen Leidens starb, was an ihm sterben konnte, aber die Liebe der Unschuld, die himmlische Heiterkeit blieb selbst noch auf dem blößen starren Antlig englisch huldreich ausgedrückt, entzückte noch jeden, der es sah.".

Außer dieser Trübsal wurde er durch andre Leiden heimgesucht, von denen es sich nicht unzweifelhaft ermitteln läßt, ob sie so ganz unverschuldet waren, wie sie sein Lobredner darzustellen sucht.

Er wurde nämlich in Zürich wegen einer unumwundenen, fadelnden Aeußerung über, seiner Ansicht nach, begangene Unredlichkeiten bei einer mildthätigen Brotvertheilung von den Beschuldigten vor Gericht gezogen, und von diesem, weil er den Urheber seiner Behauptung nicht nennen wollte, zu einer 14tägigen Gefängnißstrafe verurtheilt. Auch klagt sein Freund Ehrmann über bittern Undank und heftige Anfeindungen, die er von nahe stehenden Personen zu erdulden gehabt habe. Ob durch solche Erfahrungen ihm sein bisheriger Aufenthaltsort verleidet wurde, oder durch welche Gründe veranlaßt, ist nicht zu ermitteln; genug, er kaufte sich einen freundlichen Wohnsiß am Bodensee, Klarensegg genannt, den Ehrmann, welcher dahin, um die vorläufigen Einrichtungen zu treffen, vorausgesandt war, mit großem Entzücken Hamann beschreibt. „Ich möchte Ihnen,“ heißt es in demselben Briefe,,,gern, lieber theurer Hamann, unsern künftigen Wohnsitz schildern, das neue edle geräumige Schloß mit 25 Zimmern am Fuß eines steilen Berges, dessen hohe Tannen und Föhren Ehrfurcht und Schauer erwecken; ein kleiner Bach rauscht neben uns über Felsen daher, einige kleine Wasserfälle brausen bei stiller Nacht bis in unsere Dhren; fruchtbare Reben stehen zur Seite und vorne bis vollends an den See, dessen klares

Wasser zu allen Zeiten, in Sturm und in Ruhe, bei. trüben und heitern Himmel den schönsten Anblick macht. Gegenüber fleine anmuthige Hügel mit Dörfern, Schlössern, Kirchen, Städtchen, so wie das diesseitige Ufer bedeckt, mit Waldungen gekrönt, an deren Fuß Wiesen und unten an denselben auf jeder Seite meist Fruchtfelder, sowie auf der unfrigen Weinberge. In blauer Ferne sehen wir hohe herrliche Alpen und näher kleinere Berge mit unzähligen blinkenden Wohnungen der Menschen.“ Aber auch hier fand Kaufmann keinen bleibenden Wohnsiß, wie wir später sehen werden.

Ganz besonders war Hamann's Neugierde um diese Zeit durch eine ihm von Herder mitgetheilte Nachricht rege gemacht. „Ist die Weissagung," schreibt Herder ihm, „des Zellerberges (Zellerfelder) Propheten, daß ein großer Theil Deutschlands vom Gotthart den Rhein hinab bis Wezlar durch Erdbeben und Sinken untergehen soll, bis zu Ihnen gedrungen? Sie ist physisch (nach einer sehr eignen Physik) und kabbalistisch aus dem Buche Chevilah (das er für die älteste hieroglyphische Schrift hält) abgefaßt, und ich habe sie, wie sie ist, abschreiben lassen, um sie Ihnen zum Spaß zu schicken.“

„Es soll ein stiller bescheidener Mann sein und hat diese Erklärung (die mit dem Erdbeben des Februars gerade dem Tage und dem Strich nach, den er angegeben, im kleinen Vorspiel eingetroffen) an die zwei Regierungen zu Braunschweig und Hannover im December vorigen Jahres gesandt, und sich zum Eide seiner Ueberzeugung davon erboten.“

Der Name des Verfassers dieser Schrift war Ziehen und er wohnte in dem kleinen Städtchen Zellerfeld am Harz. Seine Prophezeiungen erregten damals in der Nähe und in der Ferne ungeheures Aufsehen, bis dieser Nimbus bei näherer Untersuchung gänzlich schwand. So gedenkt namentlich Goethe ihrer in einem Briefe an Frau von Stein 1).

1) S. Briefe an Frau v. Stein I. 306 und Briefe an Lavater S. 90.

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Hamann erwiderte Herder:,,Vergeffen Sie doch nicht die Weissagung des Zellerfelder Propheten. Weder sein Name noch feine Weissagung ist zu uns gedrungen. Sie wissen, daß sich meine Neugierde bis auf Ziegenpropheten erstreckt, troß einer Nachtigall. Cabbalistisch ein Buch Chevilah Hieroglyphenschrift das ist lauter Lockspeise für meinen verwöhnten Geschmack, wahres Wildbrett für meinen Adlershunger." Im October läßt sich Hamann über den Inhalt dieser Schrift aus. Er erzählt, daß ihm Herder ein Manuscript einer bereits im Druck erschienenen merkwürdigen Schrift des nunmehr fel. Superintendenten Ziehen, welcher aus einem wunderbaren Buche Chevilah, von dem er sich keinen Begriff machen könne, aber darnach ringen werde, eine Reihe von Erdbeben weissagt bis 1786, wodurch 7000 Derter am Rhein zu Grunde gehen sollten." Hamann ruhte nicht eher, bis er die Sache ins Klare gebracht hatte. Kant," schreibt er etwas später an Herder, schreibt dem Verfasser ganz falsche Begriffe von der Astronomie zu. Ich schränke mich auf die Urkunde und die hieroglyphische Sprachkunst ein und wünschte um alles in der Welt mehr Auskunft darüber."

Noch im November dieses Jahres erzählt er an Hartknoch: ,,Lichtenberg's Deduction über Ziehen's Weissagung 1) werde zu einer Beilage unserer Zeitung zu befördern suchen. Er urtheilt über die aftronomischen Kenntnisse des Propheten wie Herr Profeffor Kant und Dr. Ricard. Meine Neugier betrifft bloß die hieroglyphische Sprachkunst und das Buch Chevila, welches Herr Hofrath Ehrenreich versichern will, in seiner Jugend unter den Manuscripten des Professor König in Gießen gesehen zu haben.“ Auch diese wurde befriedigt. Im Juni des folgenden Jahres schreibt er an Hartknoch:,,Das Buch Chevilah ist nun auch heraus gebracht. Es ist nichts, als ein ziemlich gemeines Werk, welches Sie vermuthlich auch in Ihrer Sammlung besigen wer

1) S. Göttinger Magazin, 2. Jahrgang. St. 5 und Berliner Monatsschrift von 1783 Dec. S. 517 ff.

den. Das R. Meier Elrabbi Semitae fidei. Durch eine Französische Orthographie hat das Wort Sehebileh in Chevilah verwandelt werden können, und wie Ziehen in diesem alten Tröster die hieroglyphische Sprache hatte entdecken können, begreif ich nicht.“ Somit war dieses Dunstgebilde gänzlich zerstoben!

Häfeli. Brief desselben an Hamann. Dessen Erwiderung. Wafer. Leffing'sche Manuscripte durch Herder an Hamanu. Erziehung des Menschengeschlechts. Kupferstecher Schellenberg. Hume's Dialogues concerning

nat. Rel. Freimüthige Betrachtungen über das Chrißtenthum.

Hamann's Neugierde über den Sinn der Worte,,Brücke ohne Lehne“ von dem Verfasser Auskunft zu erhalten, wurde nun auch befriedigt, allein sie genügte ihm nicht. Wahrscheinlich hatte Pfenniger diesen veranlaßt, an Hamann zu schreiben, welcher zugleich ein längst gewünschtes Geschenk von ihm erhielt. Er erzählt dieses Ereigniß an Herder in dem Briefe vom 11. Juni 1780 so: „Der lezte Mai war in Ansehung der Witterung dem ersten ganz ähnlich, den einzigen Regenbogen ausgenommen. Des Morgens kam ein ganz unerwartetes Geschenk von Johann Casper Häfeli 1). Ich hatte immer Lust gehabt nach den Predigten und PredigtFragmenten 2), aber keine Gelegenheit selbige zu stillen.“

Häfeli schreibt an Hamann:

Auf keine Frage würde ich so verstummen, wie auf die: ,,Warum ich Ihnen zwei Bändchen Predigten von Zürich nach

1 ́Häfeli, geb. zu Zürich 1756.

2) Wer begierig ist, zu erfahren, welchen Eindruď diese Predigten auf einen Dichter der neuern Zeit noch hervorzubringen vermochten, dem empfehlen wir GußTow: Aus meiner Knabenzeit. 1852. S. 170 ff.

Königsberg sende? Bitte also mich damit zu verschonen und mit der etwanigen dinaιoovvn meines unanatomirten Kinderglaubens die Unverschämtheit meines Zutritts und den Unwerth der Gabe meiner Armuth zu tilgen."

,,Wer die Blinden sehend und die Sehenden blind macht — hat mir das Kreditif ächter Autorschaft, der Geburt und Sendung von oben herab ich werf mein Neß hin und folge. ihm nach. Mag er dann mit einem: „Füchse haben Gruben "die Wahrheit meines innerlichen Zuges prüfen.“

„Meine Seele hat einen durch Jahre, Lucianisches Gelächter, und kaltblütige Argumente geläuterte Lust und inniges Verlangen in Ihren allegorischen, prophetischen und apokalyptischen Vorhöfen zu wandeln. Auf meinen verrufenen Waldgängen und Bergklimmen erscheinen Sie mir - Deiner Kleider Geruch wie der Geruch Libanons. Es war ein Augenblick wie bei Schöpfung und Liebe. Der Augenblick wirket bis jezt und mir ist alles sehr gut."

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„Izt bin aus Wald und Hölen heraus an einer Ecke der Stadt mit Weib und Kind und der Herr theilt meine Tage in Schweiß und Erholung zum Andenken des Fluches der Sünde und der Verzeihungsfülle des Vaters, von der ich noch ein Mahl hoffe von reinem Wein, darin kein Hefen ist.“

Ihres Gehaßtseins freut sich mein Herz. Denn also haben fie den Propheten gethan, deren Lohn groß ist am Tage der verhaßten Erscheinung des Ersten und Lezten."

"

Eine Frage in einem Ihrer Briefe an Pfenniger soll ich Ihnen beantworten, da die merkurianische Sünde gegen Lucian und Plato vor meiner Thür liegt. Aber ich schäme mich siebenfältig. Ihr allegorischer Genius, der Liebe gleich, fiehet ein mystisches Schloß, wo wahr und wahrhaftig nichts ist, als die einfältigste Thürfalle; wozu der Schlüssel das fünfte Rad am Wagen wäre und die dem leisesten Druck aufknallt. „Wer voran geht, hüte sich bei der Brücke ohne Lehne.“ Nichts mehr und nichts minder als ein ungefärbter Zipfel von dem Rock des

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