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bis nach dem Tode seines Vaters in meinem Hause war, ziemlich getreu erzählt.“

,,Lavater hat sehr genaue und ausführliche Nachrichten von dem ganzen Processe gesammelt, auch seine leßte Unterredung mit Waser aufgeschrieben und an Goethe gesendet.“

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„Merkwürdig ist, daß sehr rechtschaffene und weise Männer unter Waser's Richtern ausdrücklich für sein Leben sprachen. Merkwürdig, daß er nicht hätte sterben müssen, wenn sein Urtheil ein paar Wochen später gesprochen worden wäre. So nämlich: unser Rath ist in den alten und neuen Rath abgetheilt, der alle halbe Jahre in der Regierung wechselt. Der neue Rath ist eigentlich Malefice-Richter, obgleich der alte Rath seine Stimme auch dahin geben kann: ob das Verbrechen todtwürdig sei oder nicht. In diesem alten Rath gab es mehr Stimmen zum Leben als zum Tod und in ein paar Wochen wäre der alte Rath der neue Rath geworden."

„Noch ein paar Züge aus dem Character meines unglücklichen Vetters."

„Als Pfarrer that er seine äußern Pflichten mit der größten Genauigkeit, mit dem schärfsten Eifer. In der Theurung von 70, 71, 72 wandte er sein ganzes Einkommen und noch ein Beträchtliches von seinem Vermögen zur Unterstüßung seiner nothleidenden Pfarrkinder an.“

"

Es kamen, als er schon seiner Pfarre entsegt und oft selbst in großer ökonomischer Noth war, arme Bürger zu ihm. Er gab ihnen alles, was er zusammen bringen konnte und empfahl sie auf's nachdrücklichste seinen Bekannten.“.

,,Von dem Vermögen seiner Frau gab er vor, einige hundert Thaler an Interessen zu legen, machte seiner Frau zwo falsche Obligationen und kaufte sich aus dem Gelde mathematische Instrumente.“

,,Ein reicher Herr rühmte eine electrische Maschine oder was es war, das Waser für viel Geld gekauft und dem Herrn

für einige Zeit geliehen hatte. Schnell drang es Wafer dem Herrn als ein Präsent auf.“

Für seine Arbeiten bei der physikalischen Gesellschaft wollte man ihm ein ansehnliches Geschenk machen. Er schlug es stolz aus mit den Worten:,,Es thut mir leid, wenn die Herren glauben, ich arbeite um Geld.“

aus

,,Eben dieser Gesellschaft mangelte ein Telescop kostbaren botanischen Werken und Körbers Insecten-Belustigung waren Kupfertafeln herausgeschnitten. Waser machte die Gesellschaft zuerst aufmerksam darauf, wollte vor Aerger fast von Sinnen kommen, stampfte und fluchte wie ein Rasender bei der Haussuchung fand sich alles bei ihm."

und

Soweit Häfeli's Bericht an Hamann über seinen unglücklichen Better, der gewiß sowohl seiner Zuverlässigkeit wegen als auch wegen der interessanten spychologischen Entwickelung des Characters des Verblendeten gelesen zu werden verdient.

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Herder erhielt im Anfange dieses Jahres von Lessing mehrere Schriften desselben im Manuscript, die er dann mit Vorwissen des Verfassers, wie es scheint, an Hamann auch mittheilte. So erhielt z. B. dieser im März die Fortseßung von Ernst und Falk,“ „die ich noch den Abend copirt," bemerkt er, „und mit dem innigsten Dank und der gewissenhaftesten Verbindlichkeit gegen Sie und den Verfasser zurückliefere. Habe ich recht verstanden, so scheint der Verfasser seine Erlaubniß auch auf mich ausgedehnt zu haben oder wenigstens zu wissen, daß ich darnach neugierig gewesen.“ Daß Hamann sich in dieser Vermuthung nicht geirrt habe, scheint aus folgender Stelle eines Briefes Leffing's an Herder hervorzugehen.

Wolfenbüttel, d. 25. Juni 1780.

,,Wenn Sie das Ding an Hamann senden, so versichern Sie ihm meiner Hochachtung. Doch ein Urtheil darüber möchte ich lieber von Ihnen, als von ihm haben. Denn ich würde ihn doch nicht überall verstehen; wenigstens nicht gewiß sein können, ob ich ihn verstehe. Seine Schriften scheinen als Prüfungen der

Herrn aufgesezt zu sein, die sich für Polyhistores ausgeben. Denn es gehört wirklich ein wenig Panhistorie dazu. Ein Wanderer ist leicht gefunden, aber ein Spaziergänger ist schwer zu treffen." Man sieht aus diesem Briefe wenigstens, daß die apokryphische Sibylle bei Lessing kein böses Blut gegen Hamann zurückgelassen hat, wenn man sich auch mit der Auffassung der schriftstellerischen Bedeutung Hamann's nicht befreunden kann.

Die Schrift über Erziehung des Menschengeschlechts, die er bald darauf erhielt und deren Verfasser er damals noch nicht kannte, fand hinwiederum auch nicht Hamann's Beifall. „Gestern brachten mir Juden,“ schreibt er am 24. April an Herder, „die Schrift, welche Lessing zum Druck befördert, über die Erziehung des Menschengeschlechts. Ich habe selbige blos ansehen können. Wissen Sie den Verfasser 1) nicht? Einst summus philosophus, nun summus paedagogus 2). Nichts als Ideenwanderung in neue Formeln und Wörter. Kein Schiblemini, kein rechter Reformations- Geist, keine Empfängniß, die ein Magnificat verdiente.“

Es lebte um diese Zeit zu Töst bei Winterthur ein beliebter Kupferstecher Johann Rudolph Schellenberg, welcher von Hamann's Freunden, namentlich Lavater, an dessen Physiognomik er gearbeitet und Claudius, zu dessen Wandsbecker Bothe er Kupfer geliefert hatte, begünstigt wurde. Auch der Großherzog Carl August von Weimar empfiehlt Knebel 3) bei seiner Reise in die Schweiz, ihn zu besuchen, und trägt ihm auf, um sich einzuführen, ein Compliment von ihm zu überbringen. „Es ist nicht eben ein sehr großer Mann," schreibt er, hat aber ein

1) Es ist merkwürdig, daß noch bis in unsere Zeit die Ungewißheit über den wahren Verfasser sich erstreckt.

2) Jupiter war in Begeri Thesauro Brandenburgico nach einem geschnit= tenen Steine mit einem Philosophenmantel abgebildet. Man vgl. Schriften IV. S. 194, wo dieser Gedanke schon ebenso ausgesprochen wird, welches allerdings für die behauptete Ideen-Wanderung zeugt.

3) Literarischer Nachlaß u. s. w. a. a. D. I. 112.

besonderes Talent, Insecten in größter Schönheit zu malen." Dieser Künstler hatte, wie es scheint, die Absicht Landschaften auf Subscription herauszugeben und Hamann gab sich alle mögliche Mühe, ihm dazu behüflich zu sein. An Hartknoch schreibt er bereits im November des vorigen Jahres: „Ich habe wider alles Hoffen und Erwarten 27 Subscribenten hier gefunden. Können Sie noch etwas in Ihrer Gegend für den Schweißer Künstler thun: so überlaß ich's Ihnen. Der Wasserfall hat hier vielen Beifall bei Kenner gefunden. Auf allen Fall theile ich Ihnen beiliegende Ankündigung mit, um für sich davon Gebrauch zu machen bei Ihrem respectiven Publico." Seine Bemühungen wurden mit Erfolg gekrönt und er konnte am 30. Juni 1780 an Häfeli melden:

„Ich hatte keine Hoffnung einen einzigen Subscribenten zu den Schellenbergischen Prospecten zu erhalten und bekam über vierzig. Aber bei der Fortseßung möchte die Hälfte einschmelzen. Ich habe den 27. das letzte Geld bekommen und noch denselben Tag meine ganze Einnahme an das hiesige Friedländische Comtoir abgeliefert, um den Rest abzumachen. An Herrn Schellenberg kann aber nicht eher schreiben, bis ich genauer die nöthigen Exemplare bestimmen kann; denn die meisten haben an keine Fortseßung gedacht."

Vom Auslande angeregt waren in Deutschland in diesem Jahre mehrere Schriften erschienen, welche die Natürliche Religion predigten und ihre Identität mit dem Christenthum nachzuweisen suchten. Der Hauptanstoß war durch die scharfsinnige Schrift Dialogues concerning natural Religion. By David Hume Esq. gegeben, wiewohl dieselbe eher zur Widerlegung dienen konnte. Ganz besonders wurde Hamann durch die Freimüthigen Betrachtungen über das Christenthum angespornt, gegen diesen Unfug sich zu erheben. Herder schreibt ihm im Juni: „Was sagen Sie zu den freimüthigen Betrachtungen über das Christenthum? Wissen Sie nicht, wer der Verfasser sein mag? doch nicht Stard?" Darauf erwiderte Hamann: Die freimüthigen Betrach

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tungen habe ich früher lessen können durch Hippel, der sie vom Kanzler Korf erhalten, dem sie aus der Presse zugefertigt worden. Hartknoch wußte den Autor nicht. Er hat mir besser gefallen als Bahrdt und Steinbart. Aber im Grunde einerlei πρõtov yevdos wie in der Erziehung des Menschengeschlechts. Erstlich natürliche Religion ist für mich, was natürliche Sprache, ein wahres Unding, ein ens rationis. Zweitens was man natürliche Religion nennt ist ebenso problematisch und polemisch als Offenbarung. Und warum Freimüthigkeit, dasjenige wiederzukäuen und zu verfeinern, was der wahre ton du siècle sub umbra alararum ist? Vernunft ist der leibhafte Moses und unsre heutige Philosophie der wahrhafte Pabst verklärt. Judenthum sein Geist, natürliche Religion ist die allgemeine Losung, nach Jerusalem, Büsching ect. An den Messias kaum gedacht. Aus dem Verstande unserer Apologisten vom Judenthum läßt sich auf ihren Verstand des Christenthums schließen und ohne beide sind Pabstthum und Lutherthum Stückwerk. Dieses Viereck ist mein ältestes und jüngstes Thema und so Gott will das Ei zu meinem Schiblemini 1). Das Motto der erste Vers aus einem Liede von Luther:

-

Sie ist mir lieb die werthe Magd."

In diesen Bemerkungen liegen schon die Keime seiner künftigen Autorschaft, die indeß noch im weitern Verlauf durch die Umstände den verschiedenartigsten Einfluß erhielten.

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Es schien Hamann lächerlich, daß der Verfasser seine Betrachtungen „freimüthige“ genannt hatte, da die Behauptung des Gegentheils eher diese Bezeichnung verdient haben würde. „Wozu Freimüthigkeit, schreibt er, lauter Dinge, nach denen die Ohren jucken und die publici saporis 2) find, gangbar zu machen! Bei der gegenwärtigen Lage ist Freimüthigkeit weder Tugend noch Kunst. Ich bin gewiß, daß sie ihnen selbst am Ende nach

1) Vergl. S. 336. Hamann, Leben II.

2) Petron cap. III.

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