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""wir werden's aber. Es ist noch nicht gethan und geschehen, es ist aber in Gang und Schwang. Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg; es glühet und glißert noch nicht alles, "es fegt sich aber alles.""

Diese Schriften sind seine Zuflucht und Erholung bei dem zunehmenden Efel vor allem Thun und Leiden des Seculi. ,,Bin jest," fügt er im Juni hinzu, „im sechsten Theile der Lutherschen Werke und hierin besteht jezt mein einziges Tagewerk." Auch während er an der Humeschen Uebersetzung arbeitet, fährt er im Luther fort. Er glaubt auch damit gegen die Leute zu Felde ziehen zu können, welche, wie Luther sagt, die Sache fein mit rauhen Worten fremd machen.

Hamann spricht sich gegen Herder über den Contrast, in dem er zu seiner Zeit und Mitwelt steht, auf eine für ihn sehr characteristische Weise aus, indem er immermehr geneigt ist, ihn seiner Hypochondrie zuzuschreiben. „Ich habe eben die Ursache," schreibt er ihm, zu schweigen, die ich habe, mich von allem Umgange zu entziehen. Furcht und Mißtrauen, andere mit meiner Hypochondrie und Heautontimorie anzustecken. Wie glücklich sind die Leute, die sich mit der ersten der besten Erklärung des Wettlaufs begnügen und sich das nil admirari des Weisen getrost zueignen können! Ich kann aus jeder Kleinigkeit des menschlichen Lebens, die mir alle Tage zustößt, nicht klug werden, und traure über meine häusliche und öffentliche Lage.“ Ein andermal heißt es:,,Ein recht tief geholter Seufzer thut mir so wohl wie eine Motion. An Kraft zum Athemholen scheint es mir also nicht zu fehlen. Alles was mir gefällt, macht meine Augen wässerig. Scheint ein Charakter der finstern Schriftsteller zu sein `und der Fehler mehr aus dem Herzen als aus dem Verstande zu quillen. Aber gerade auf den dunkeln Wolken seiner Hypochondrie zeigen sich die Regenbogenfarben seines von göttlichen Strahlen erleuchteten Geistes oft am köstlichsten.

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Die Literatur des Auslandes scheint ihm in diesem Jahre keine reiche Ausbeute geliefert zu haben. „Da kommen die DenkHamann, Leben II.

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würdigkeiten des d'Aubigné“ (die ihm von Herder empfohlen waren), schreibt er an diesen. „Der 5. Theil von Gozzi liegt auch da. Daß dieses Mannes Briefe so wenig bekannt sind! Yoric's und Elisen's Briefe sind nicht der Rede werth." Mehr Genuß fand er in einem französischen Schriftsteller. „Herr Retif de la Bretonne," schreibt er an Hartknoch,,,ist mein Mann; ich habe die Geschichte meines Vaters, seinen neuen Abälard, den väterlichen Fluch, die glücklich wieder gefundene Tochter mit viel Zufriedenheit gelesen. Warte mit Schmerzen seine sämmtlichen Werke, Väterschule, Ecole de la Jeunesse, Idees singuliéres, femme dans les 3 Etats ect. kennen zu lernen und werde mir alle Mühe geben, selbige aufzutreiben."

Auch die portugiesische Sprache kennen zu lernen, wurde er auf eine eigenthümliche Weise veranlaßt. „Habe gestern Abend," schreibt er an Hartknoch, „die portugiesische Grammatik des Jung angefangen, welche zum guten Glück schon seit acht Tagen bei mir liegen gehabt, ohne noch selbige angesehen zu haben. Die Veranlassung wird Ihnen lächerlich vorkommen. Unser hiesiger Secretair ist von einem p. Hofgericht requirirt worden wegen einer Rechtssache in 3 Tagen jemand aufzutreiben, der zu einer Uebersetzung fähig wäre. So peremtorisch auch der Termin ist, möcht ich doch die Probe für mich machen, wie weit man in drei Tagen kommen kann."

Die Auction der Bücher des Professor Kypke geschah Ende dieses Jahres, die seine Thätigkeit besonders für seinen Freund Hartknoch in Anspruch nahm, dem er beim Ankauf von Büchern mit Rath und That behülflich war.

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Hamann beschloß das Jahr 1780 übrigens zufrieden und vergnügt. Das alte Jahr," schreibt er im Anfang des folgenden, ging für mich mit dem schönsten Abendroth unter und ich war vor Freuden außer mir über den Empfang Ihres trächtigen Briefes. Er göß auf einmal so viel Del in meine Lampe, daß ich mich wie neu geboren fühlte.“

Trübe Ahndungen beim Beginn des Jahres 1781. Preisaufgabe s'il est utile au peuple d'être trompé. Allergnädigste CaffeeDeclaration. Herder's Schwester. Leffing's Cod. Voßische Ueberschung der Odyssee. Starck geht nach Darmßkadt. Hamann's und seiner Kinder Silhouetten. Erwartetes Kindbett in Weimar und Wandsbeck. Verlußt des Lieutenant de la Terrasse. Klopstock und die Scherflein. Mofer's Landesverweisung. Brief von Klenker. Bekanntschaft mit Gysbert Carl Graf von Hogendorp.

Hatte der alte Landesvater Hamann im vorigen Jahre schon durch seine Abhandlung de la littérature allemande gerechten Anstoß gegeben, so scheint dieser im Anfange dieses Jahres in nicht geringer Besorgniß auch wegen seiner handelspolitischen Maßnahmen gewesen zu sein. Dies hatte auf ihn einen sehr niederdrückenden Einfluß. Ich rühre mich, schreibt er an Hartknoch, "fast gar nicht mehr vom Fleck und fürchte mich immer mehr Menschen zu sehen, Flußfieber und kleine Philisterplagen beunruhigen mich mehr als daß sie mir etwas zu Leide thun."

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Uebrigens leben wir voller Furcht und Erwartung von Ziegenpropheten und der noch leidigern Brut der Projectenmacher, die den alten Vater Friedrich zum N— — und seine Unterthanen bald sämmtlich und sonders zu Schelmen und Advokaten und Sophisten machen."

Er hatte einen großen Aerger über die von der Berliner Academie ausgesezte Preisaufgabe, die er als einen Verrath am Volke betrachtete: „Ich lese Ihre Preisschrift heute (am 1. Januar 1781)," schreibt er an Herder, schon zum zweitenmale und mit eben so viel Zufriedenheit, als ich Verdruß über die zweiköpfige außerordentliche gehabt habe: s'il est utile de trom

per le peuple 1) wie die ursprüngliche Aufgabe gelautet haben soll. Das si et non zu krönen, scheint eben so politisch als die Wendung in die Form: s'il est utile au peuple d'être trompé. Mir kommt beides mehr spißfindig als klug vor.“

,,Die Frage von den Vorurtheilen,“ bemerkt er später, „verdient freilich in einem bessern Licht als dem akademischen beleuchtet zu werden. Das Volk wird freilich, je mehr la dupe, desto mehr fripon und Viele sind immer mehr im Stande Einen, als Einer Viele zu betrügen. Es bleibt also immer das sicherste und vernünftigste für einen Fürsten, keine Lügen und und wären Betrügereien zu privilegiren. Aber mundus vult keine Betrüger, die sich einander stürzten, so würde es für das kleine Häuflein der Ausnahmen noch mißlicher aussehen.“

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Die von Friedrich dem Gr. im Anfange dieses Jahres aus mißverstandener Politik gegen eines der jetzt unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse erlassenen verschärften Maßregeln trafen auch Hamann auf empfindliche Weise. Wir leben hier," schreibt er an Hartknoch, „in großer Verlegenheit wegen der allergnädigsten Caffee-Declaration 2). Sie kennen mich auch als einen leider! vermaladeiten Gößendiener dieser petite feve âcre, wie Voltaire dieses Edomsgemüse nennt; doch hoff ich diese Schlange im Busen zu erdrücken."

Wir haben gesehen, wie warm Hamann sich der unglücklichen Schwester seines Freundes Herder annahm. Auch in diesem Jahre ist es sein Erstes, dem Bruder darüber zu berichten. Er scheint indessen auch bei der Schwester, die ihm sonst unbedingtes Vertrauen schenkte, auf einige Schwierigkeiten gestoßen zu sein. „Den ersten Weihnachtstag,“ schreibt er ihm am 1. Januar, "habe ich Ihrer lieben Schwester geantwortet, weil es mir wirk

1) Dieses Thema wird bereits in einem Briefe d'Alembert's vom 27. November 1777 verhandelt.

2) Wer hierüber nähere Auskunft wünscht, findet sie in F. Förster's Leben und Thaten Friedrich's des Großen. B. 5. S. 1009 ff.

lich aus ihrer Empfindlichkeit schien, daß ich in einigen Kleinigkeiten nicht gänzlich geirrt, und ich ohne Ruhm zu melden auch ein wenig piquirt war, daß sie meinen ganzen Brief widerlegen könnte, der mir nicht leicht geworden war. Ich brauchte also ihr eignes Bild, das sie von ihrer Lage recht lebhaft gemacht hatte, um Ihr Stillschweigen und mein Geschwätz zu entschuldigen und sie in ihrem Vertrauen auf die göttliche Vorsehung zu befestigen. Daher vermuthe ich, daß der Mann durch ihre Beflissenheit, seine Stelle zu vertreten und zu erseßen, in eine so liederliche Nachlässigkeit gerathen ist; denn ich sehe es immer für sicherer an, mit einem kranken Haupte zu sympathisiren, die Schwäche und Schande desselben zu theilen, als selbiges un mündig zu machen und dadurch zu verwöhnen. Eine Macht auf dem Haupte eines Weibes) muß sein, wenn sie auch nur in einem Schleier besteht und eine Schlafmüße zum Mann ist besser als eine solche unnatürliche Wittwenschaft."

So lebhaft sein Interesse für seine Freunde war, so schmerzlich empfand er eine Vernachlässigung oder Zurücksegung von ihrer Seite. Daher flagt er Herder: "Carl (Berens) ist zweimal durchgegangen, ohne sich um mich zu bekümmern und ich mag auch weder Hand noch Fuß rühren, um Nachricht einzuziehen. Sie sind noch der einzige meiner alten Freunde, bester Herder, welcher sich hält. Werden Sie doch nicht müde, mich zu tragen. Gott vergelte Ihnen Ihre Treue durch gute Freunde und Nachbarn.

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Daher ist ihm auch jeder Besuch herzlich willkommen, der ihm auf Veranlassung seiner auswärtigen Freunde kommt und ihm dieselben in's Gedächtniß ruft. Professor Bause,“ schreibt er an Hartknoch,,,hat mich ein paar Mal besucht. Ich war vor Freuden außer mir, einen Mann zu sehen, der meine beiden Gevatter in W(eimar) und W(andsbeck) gesprochen hatte und auch ein guter Freund von Arndt zu sein schien.“

Am 15. Februar 1781 war ein Ereigniß eingetreten,

1) 1. Cor. 11, 10.

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