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Hemsterhuis, von dem ich nichts als Ihren Anhang gelesen, will es gar nicht fort; verstehe nichts von seinen Perihelien und Cometen-Revolutionen.“

Welche Freude er indessen an diesem Besuche gehabt, spricht er Reichardt etwas später sehr lebhaft aus. „Von dem einen auf's andere,“ heißt es in dem Briefe vom 25. August, „von der Einlage auf den noch angenehmern Ueberbringer zu kommen, so ist es mir eine herzliche Freude gewesen, Ihnen, höchstzuehrender Freund, diese Bekanntschaft auch schuldig zu sein. Ich habe ihn zwar nicht nach Verdienst und Würdigkeit unterhalten können, aber doch mit aller meiner transcendentalen Laune genoffen, und mir seine in voller Blüthe stehende und fruchtbringende Gesellschaft so schmecken lassen, daß ich das Andenken daran durch den fast täglichen Umgang seines ältern Herrn Bruders und deffen Fellow-student, Lieut. von Bentevegni fortseße und beide vielleicht — si diis placet zur englischen und griechischen Lectüre zu initiiren suche. Wünschen Sie ihm eine glückliche Reise über Weimar und bei seiner Heimkunft seines Versprechens einge= denk zu sein."

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Hamann lernt Hill kennen. Freundschaft mit D. Faubmeier. Berwürfniß mit Brahl. Hippel's Reise nach Berlin. Die Ruhr graffirt in Königsberg. Klage über die Königsb. Buchladen. Fectäre mit Häns Michel. Clandins überschickt einen Kaßten mit Näschereien für Leib und Seele. Besuch von Georg Berens. Hamann's literarische Beschäftigung. Kant's Kritik. Sie wird dem Minißter von Bedlik dedicirt. Hamann's Recenfion vom 1. Juli für die K. Beitung. Aufforderung, die Hume’sche Webersetzung herauszugeben. Kant's Myßtik. Scheblimini. Hume und Kant verglichen. Plattner'sche Ueberschung. Principium coincidentiae oppositorum. Socin, natürl. Bel. Bibliotheca Fratr. Polon. Herder's Autorschaft. Monument_auf_Leffing. Johannes von Müller's Schweißergeschichte. Voltaire's Werke. Buffon's Epoques de la Nature. Des Erreurs et de la verité . f. w.

Obgleich dieser Unterricht keinen so guten Fortgang hatte, wie sich Hamann anfangs davon versprochen zu haben scheint, weil die Fähigkeiten seiner Schüler nicht seinen Erwartungen entsprachen, so verdankte er doch ihm die Erwerbung eines neuen Hausfreundes, der einem bisher schmerzlich empfundenen Bedürfnisse abhalf und ihm daher reichlichen Ersaß für die gehabte Mühe bot. Wir lassen ihn darüber selbst berichten. Er schreibt an Herder:,,Meine Verbindung mit zwei Officieren habe ich Ihnen gemeldet. Sie hat mir viel Zeit geraubt und ist fast fruchtlos gewesen, hat aber doch Anlaß gegeben zu einer Beute, die ich Ihnen vorzüglich mittheilen muß. Hogendorp quälte mich um einen Lateiner. Zufällig höre ich von einem jungen Menschen, der eine große Lust zur Sprache besäße, einen guten Anfang im Italienischen gemacht und sogar das Spanische auf seine eigne Hand angefangen. Auf den ersten Wink kommt er zu mir gelaufen, ich fange denselben Abend das Englische mit

ihm an und bringe ihn in dreien weiter, als meine Blauröcke in vier Monaten gekommen sind. Weil mir das Experiment über meine Erwartung glücklich gerathen und er noch eine große Neigung zum Griechischen hat, so mache ich heute den Anfang, ihn mit meinem Sohn zu combiniren, und ich verspreche mir viel Fortgang und Beihülfe von Beiden und für Beide. Wie sehr ich einen solchen Menschen gesucht, kann ich Ihnen nicht sagen, und wie tief das Ideal in meiner Seele gelegen, und auf diesen und jenen gewirkt, weiß allein mein dunkel Gefühl. Er heißt Christian Hill, und ist, wie Kant eines Schuhmachers, aber dabei Tabackdistribuenten, Sohn."

So schildert uns Hamann sein erstes Zusammentreffen mit diesem ausgezeichneten Jüngling, für den er von nun an mit fast mehr als väterlicher Liebe sorgte, vielleicht schon damals von einer dunklen Ahndung seines später so düstern Schicksals getrieben, die er aus der Eigenthümlichkeit seines Wesens schöpfte. Wir werden ihm im Verlauf der Erzählung noch häufig begegnen, da er mit Hamann und seinen häuslichen Verhältnissen in vielfache nähere Beziehung trat.

Mit dem Schwager der Wittwe Blohm, der ihm bei dem Antritt feines jeßigen Postens so feindlich entgegen getreten war, Dr. Laubmeier, hatte Hamann ein freundschaftliches Verhältniß angeknüpft.,,Herr Dr. Laubmeier," schreibt er an Reichhardt, hat mich auch schon mit seiner Frau und Söhnchen besucht und unser Mißverständniß ist zu einer freundschaftlichen Vertraulichkeit übergegangen. Bei so manchen Mißverständnissen bin ich so außerordentlich glücklich gewesen, mir niemals einen Feind zugezogen zu haben." Desto ärgerlicher war es für ihn, daß er mit Brahl, der übrigens in gutem Vernehmen mit ihm stand, fast zerfallen wäre. Dieser stellte nämlich das Ansinnen an ihn, er solle ihm einen Empfehlungsbrief an Reichhardt mitgeben, weil Brahl dessen einflußreiche Stellung kannte, und durch ihn vielleicht zu einer ihm zufagenden Stelle zu gelangen hoffte. Hamann, der einentheils seinem Freunde nicht diese Last

und Mühe aufbürden wollte, anderntheils aber auch mit dem Verhalten Brahl's sehr unzufrieden war, schlug dieses Gesuch rund ab. Brahl war nämlich ihm anfangs durch Penzel zugeführt worden. Obgleich Hamann früher einige seiner Gedichte in der Königsberger Zeitung gefallen hatten, so schreibi er doch an Reichardt:,,habe seit dieser Epoche keinen Geschmack mehr an seiner Muse finden können und kein gutes Gedicht mehr von ihm gelesen. Ob's Vorurtheil von meiner Seite oder mit seinem Handwerk der Geist ihm ausgefahren war, weiß ich nicht, weil ich mir weder eines musikalischen noch poetischen Gehörs bewußt bin. Er beging hierauf ohne mein Wissen und vor seinem Kopf die Thorheit, eine recht elende Sammlung, wie sie mir und andern vorkam, einem großen Manne (Minister von Zedlig) zuzueignen und auf seine Kosten drucken zu lassen; ließ sich's noch mehr kosten um den kleinsten Dienst zu erhaschen. Weder diese Bescheidenheit, sich mit dem kleinsten Gehalt zu begnügen, noch die Mittel zu einem solchen Zweck, waren nach meinem Sinne; man machte mich aber immer erst nach geschehener That zum Vertrauten. Hierauf kam es zu einem sehr ungebührlichen Recensenten-Unfuge1) in unsern ärschlichen Zeitungen, die den gelehrten Schwanz zum Kopf haben. Ein sehr romanhaftes Fieber hatte ihn auch befallen, und ich wurde durch ein erdichtetes Billet, das er in meinem Namen schrieb, zum unbekannten Verehrer seiner nunmehr leibhaften Muse creirt. Endlich wurde das ganze Geschwür, das ich lange unter meiner Schlafmüße herum getragen hatte, zum Ausbruche reif. Am 2. d. (August) erschien unser lieber Profeffor Politicus als ein sehr seltenes Phänomen in meinem Hause, in Begleitung des bel-esprit surnumeraire, und muthete mir ein Empfehlungsschreiben an Sie zu, worauf ich mit gutem Gewissen und Gründen nicht anders als Nein! sagen konnte, und auf den ersten Nadelstich ging ich auf den Clienten mit meines sel. Vaters Scheer

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1) 3ft etwa die Recension von Reichardt's Biographie gemeint?

messer und seiner Badewanne los - daß ich ihn und seinen ganzen Kram seitdem nicht wieder in meinem Hause gesehen habe. Hierzu kam, daß die General-Administration ihm unmittelbar vorher einen Posten in Memel angewiesen, den er muthwillig ausgeschlagen, und man sich in dem deshalb abgestatteten Berichte des lächerlichen Vorwandes bedient, daß er sich nicht überwinden könnte, den Schooß seiner literarischen Freunde hier zu verlassen, mit deren keinem, ich meines Wissens, in Verbindung stehe und es dürfte ihm eben so schwer werden, zu mir als zu seinem ehemaligen Handwerk zurück zu kehren, dessen goldenen Boden er aus Uebermuth ausgestoßen."

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Eine anderthalbjährige Trennung war die Folge dieses Auftritts; dann stellte sich aber auch das frühere freundschaftliche Verhältniß vollkommen wieder her.

Hippel hatte schon im vorigen Jahre die Absicht gehabt, nach Berlin zu gehen, schob damals aber seine Reise auf Anrathen des Ministers von Gaudi noch auf. Am ersten Januar d. I. schreibt nämlich Hamann an Herder: „Kriegsrath Hippel scheint seinen neuen Posten mit viel Verdruß angefangen zu haben. Er hat auf seine Kosten nach Berlin gehen wollen; der Minister von Gaudi hat ihm aber den Rath gegeben, sich ein paar Monate erst recht umzusehen auf seinem Grund und Boden und ihm alsdann einen königlichen Vorspannpaß und 2 Rthlr. Diäten versprochen.“ Erst im August kam diese Reise zur Ausführung. „Unser Kriegsrath Hippel," meldet Hamann am 5. August an Herder, „ist vorgestern nach Berlin abgegangen mit Aussichten einer ähnlichen Excursion in Ihre Fluren; in welchem Falle er mir versprochen, Sie auch von mir zu grüßen, wiewohl die lieben Politici weder Sclaven noch Herren ihrer Worte sind.“

Wie richtig in dem vorliegenden Falle die Bemerkung Hamann's war, zeigt uns folgende Stelle aus einem Briefe an Reichardt. Wenn Ihnen, höchstzuehrender Freund, unser dirigirender Herr Bürgermeister keinen Gruß von mir abgeliefert, so liegt die Schuld weder an meiner deshalb genommenen Abrede,

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