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Seinigen geistige Fortbildung handelte, keine Sparsamkeit kannte, dient folgende Stelle aus einem Briefe an Hartknoch: Zur Bildung seines (Hans Michels) medicinischen Geschmacks habe ich ihm Möhsen's Münzcabinet für 17 fl. gestern gekauft, weil kein vortrefflicher Buch kenne zur Erziehung eines Arztes, ohngeachtet ich einige 90 fl. Brandschaßung bezahlen müssen und von einem baaren Capital von fast 8000 fl., das in zwei alten Häusern steckt, die ich nicht um den halben Preis los werden kann, das halbe Jahr kaum 40 fl. nach Abzug der Kosten gehabt."

Von der Literatur des Auslandes beschäftigten ihn außer den bereits erwähnten Schriften namentlich die Werke Voltaire's.

Buffons Epoques de la nature verfehlten ihre Anziehungskraft auch auf ihn nicht. „Meine Absicht," schreibt er an Hartknoch,,,da ich über unsern Büchermangel klagte, ist es wohl eigentlich nicht gewesen auf einen Gebrauch von Buffons Epoques Ansprüche zu machen. Der Anfang aber gefiel mir so außerordentlich, daß ich selbige gleich heften ließ, um es mit mehr aisance lesen zu können. Ich habe Ihnen dafür den Antrag zu thun, ob Sie dieses Buch für den hiesigen Ladenpreis à 8 fl. überlassen wollen, so werde ich das baare Geld sogleich an Mad. Courtan auszahlen, um es bei Herrn Taufsaint zu deponiren, oder es nach Ihrer Vorschrift zu verwenden. Herr Auerswald ist der gute Freund, der es zu haben wünscht; seine histoire besige ich bis auf die Theile von den Vögeln, die ich auch nicht aus dem hiesigen Laden erhalten kann."

"Le procès des trois Rois," schreibt er demselben,,,habe auch anzugucken bekommen, vermittelst eines Durchreisenden. Eine der confiscabelsten und seltensten Schriften, welche eben nicht sechs Ducaten werth ist. Ich zweifle, daß es von Linguet geschrieben, vielleicht von dem Verfasser des partage de Pologne. Der Anfang frappirt, aber je weiter man liest, desto ermüdender, eckler."

„Herder hat mich," heißt es in einem andern Briefe, „auf Temple's Denkwürdigkeiten aufmerksam gemacht. Nach unendli

chem Suchen erhielt. ich endlich ein Exemplar; weiß aber gar nicht, was mein lieber Gevatter an dem ganzen Buch gefunden und werde ihn deshalb zur Rede zu stellen."

Das bereits 1775 anonym herausgekommene Buch Des erreurs et de la verité fand nicht Hamann's Beifall. „Als Verfasser des Buchs des Erreurs ist mir,“ schreibt er an Herder, ,,ein Kaufman zu Lyon genannt. Der Schritt von den transcendentalen Ideen bis zur Dämonologie scheint nicht weit zu sein.“ Er verdachte daher seinen Freund darin, daß er es überseßte. ,,Claudius arbeitet,“ erzählt er an Hartknoch, „wie ich gehört, an einer Uebersetzung des elenden Buches de la Verité et des Erreurs."

Seinem Freunde meldet er ferner: Von der histoire privée de Louis XV. habe drei Theile gelesen und erwarte heute den vierten. Der vorige ist ziemlich langweilig. Die deutsche Uebersehung bloß angesehen. Einige Chansons auf unsere Philosophen sind ausgelassen, wie ich bemerkt. In den Philippiques ist in der zweiten Ode ein Vers ausgelassen, und meine Handschrift hat auch noch einige Aenderungen, worunter manche beträchtlich find. Weder mein Geschriebenes noch das Gedrückte find complet."

,,So viel ist gewiß, daß an dem Defect auch nicht viel eben gelegen ist."

Gegen Herder fügt er noch die Bemerkung hinzu:,,Was für eine Wirthschaft! was für eine allerchristlichste Majestät! Aus was für einem Teige besteht unsere Natur! und unter welcher Kelter schwißt das menschliche Geschlecht!"

,,Von Mercier's 1) Tableau de Paris," schreibt er an Hartknoch, „habe den ersten Theil gelesen, der mir besser gefällt, als sein erst kürzlich bekannt gewordener Essay über die dramatische Kunst, den Lenz schon übersetzt haben soll, ohne auch was davon zu wissen."

1) Louis Sebastian Mercier, geb. Juni 6. 1740.

Claudius Arche langt an. Besuch Reichardt's mit Vetter Becker. Des Lestern Corpus delicti. Bentevegni und Hogendorp. Reichardt verliert ein Kind, Pflegesohn desselben. Differenz zwischen Hartknoch und Herder. Karßtens in Lübeck macht sich um Hamann's Garten verdient. Jüdischer Student Elkana. Häusl. Angelegenheiten Hamann's. Friedrich d. Gr. und Raynal. Merkwürdige Brunnenaufschrift der Gildenfischer. Besuch von Hartknoch mit Waaren aus der Schweiß. Hamann speißt mit Hartung beim Regierungsrath Graun. Brief von Poß. Anfang des Briefwechsels mit F. H. Jacobi. Brief an J. G. Müller. Kreuzfeldt's Mutter bricht den Arm. Fooi-Gelder. Franz. und deutsche Supplik feiner Amtsbrüder. Hamann's Promemoria. Hamann beschließt unmittelbar an den König zu gehen. Collin's Medaillons Kant's und Hamann's. Hamann und Dr. Bießter. Hans Michel's Beschäftigungen und Förderung durch Hill.

Dbgleich der erstere und größere Theil des Jahres 1782 ohne besondere äußere Störungen und Gemüthsbewegungen Hamann's verfloß, so bot doch der lezte Theil desselben wiederum zu beiden reichen Stoff.

Den 1. Februar langte der schon lange vorher angekündigte Kasten von Gevatter Claudius mit seinem reichen Inhalte an. Er meldet dies sofort an Hartknoch: „Den 1. hujus,“ schreibt er,,,ist endlich Gevatter Claudius Arche angekommen. Der Thee ist vortrefflich verwahrt gewesen und ohne daß ich weiß, wie es zugeht, von unsers Freundes, der ihn recte mit einer Caravane erhalten, an Kraft und Wirkung sehr verschieden und demselben überlegen. Klopstock's Messias soll, will's Gott! Diesen Sonntag Esto mihi eingeweiht werden."

„Ein sehr schönes Kupfer vom Düsseldorfer Jacobi nebst dem ersten Theile seiner Werke habe ich erhalten.“

Der reiche Inhalt war ihm in diesem Augenblicke um so

willkommener, weil er dem Besuch seines Freundes Reichardt entgegen sah. „Kapellmeister Reichardt," schreibt er in demselben Briefe,,,wird hier mit seiner ganzen Familie erwartet auch von mir mit meinem Hamburger und Wandsbecker Rauchfleisch und Flaschen Malaga." Er ließ auch nicht vergebens auf sich warten. Dom. Esto mihi," erzählt er an Herder,,,hatte ich in diesem Jahr meinen ersten Kirchgang gehalten und war ganz unerwartet und ungepußt zu Mittag bei Hippel vergnügt gewesen, als der treue gute Geselle mit seinem Vetter Becker mich zu Hause überfiel, der mich während seines ganzen hiesigen Aufenthalts so warm gehalten, daß ich beschämt und verlegen gewesen bin." Welche Bewandniß es mit diesem Vetter Becker hatte, der uns hernach häufig in Hamann's Briefen begegnet und an dessen Schicksal er innigen Antheil nahm, geht nicht mit Bestimmtheit daraus hervor. Nur soviel ersieht man, daß dieser Name ein angenommener war. Sein eigentlicher Name scheint Schmohl gewesen zu sein. Er gab eine anonyme Schrift über Nordamerika und Demokratie heraus, welche scharf verpönt wurde. Wahrscheinlich durch Verschulden des Verlegers, der ihr durch das Bekanntwerden des Verfassers einen größeren Absaß zu verschaffen hoffte, wurde dieser verrathen und Reichardt der Gefahr ausgefeßt, darüber in Ungelegenheit zu kommen. Er selbst, da er nach Amerika zu gehen beabsichtigte, kam dadurch aus dem Bereich der Verfolgung. Hamann's späterer Bericht über ihn und seine Verbindung mit Reichardt lautet: „Das Geheimniß unsers reisenden Vetters ist nunmehr verrathen, troß aller möglichen Discretion von seiner und unsers Freundes Seite. Sie wissen, daß ich dem braven Reichardt mein zeitiges Glück zu verdanken habe und alle seine etwanigen Menschlichkeiten aufs genaueste genommen, bleibt er immer ein verdienter Mann in häuslichen und thätigen Verhältnissen, weil also seine Sicherheit dabei im Spiel ist, so theile ich es ihnen auch noch als ein verrathenes Geheimniß mit, daß der räthselhafte Better Becker, der durch seine leßte Autorschaft und den hiesigen Verlag seiner

Schrift über Nordamerika und Demokratie verrathen wurde, fein anderer als der berüchtigte, aber wenigstens für mich rechtschaffene Schmohl ist. Ich habe den Menschen geliebt und hätte ihn gern unserm Freunde abgenommen und einen Sommer hier be= halten, wenn ich Einhundert Gulden wenigstens zu seinem nothdürftigen Unterhalte hätte ablegen können, wie ich 100 Rthlr. einmal liegen hatte, als ich Claudius vor einigen Jahren einlud, die ich aber zu meiner Kleidung anwandte, von der ich noch bestehe. Seine Zuneigung schien eben so stark zu sein, das Geheimniß schwebte ihm mehr als einmal auf den Lippen, und ich weiß selbst nicht, was mich abhielt, es ihm abzunehmen. Ich freue mich, ihn wenigstens acht Tage in meinem Hause beherbergt zu haben während meines Podagra. Er hat mir einen 2 Bogen langen Brief in englischer oder vielmehr angelsächsischer Sprache geschrieben, hat wenigstens Adams seinem Ideal und sich selbst ähnlich gefunden, ohne das letztere zu merken; und schwimmt vielleicht gegenwärtig (Juli 7. 1782) schon nach Amerika, woher ich mehr erwarte. Sein corpus delicti, das hier mit 100 Ducaten, ich weiß nicht warum, verboten ist, habe ich nun erst gelesen. Von seinen wunderlichen abenteuerlichen Schickfalen weiß ich keine Umstände, als daß er aus einem Gefängnisse zu Halle entflohen sein soll.“

Hamann hatte diese Schrift zuerst in einem Buchladen gefunden, wo er zufällig vorgesprochen war. „Wollte,“ schreibt er an Reichardt, „eben so unruhig wieder forteilen, als man mir eine Neuigkeit anbot über Nordamerika und Demokratie. Das erste ist ganz gleichgültig für mich und das zweite hatte auch nicht viel Reiz. Man sagte mir aber, daß es eine Schrift von Vetter Becker wäre. Ich steckte sie deswegen mit einer ziemlich kaltsinnigen Neugierde in die Tasche, weil mich immer eine Art von Furcht anwandelt, wenn gute Freunde von mir heirathen oder Schriftsteller werden. Ungeachtet ich weder in dem Steckenpferde der Demokratie noch in einer wichtigern Hauptsache mit diesem Vetter consonire, sondern vielmehr dissonire, so hat doch

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