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außerdem ein Legat von 900 fl. erhalten hatte, welches ihm von den Erben sofort ausbezahlt war, obgleich der verstorbene Vater dabei die rechtliche Form nicht beobachtet hatte, seinem Bruder und ihm noch die Summe von 1000 fl. Mit dem Capitale sowohl als den Zinsen war er im Rückstande, so daß Hamann genöthigt war, ernstliche Schritte in dieser Sache zu thun. Zu seinem nicht geringen Erstaunen fand der säumige Schuldner an den Freunden seines sel. Vaters ein paar mächtige Beschüßer. Die hieraus entstandene Verwicklung und Lösung wird, weil sie einer etwas spätern Zeit angehört, uns dann Gelegenheit zu weiterer Besprechung geben.

Zunächst nimmt unsere Aufmerksamkeit ein literarischer Kampf in Anspruch, mit einem Manne, dessen Name von sehr significanter Bedeutung geworden ist. Der Herr Geheimrath Kloß gerieth zwischen zwei Keilen, die ihn zu zersplittern drohten. Lessing und Hamann waren diese beiden furchtbaren Gegner. Sowohl Lessing als Herder hatten die Schwäche gehabt, durch unverdientes Lob die Aufgeblasenheit dieses literarischen Emporkömmlings zu begünstigen. Hamann durchschaute ihn gleich anfangs und fühlte fich versucht, ihn seine Satyre empfinden zu lassen. Die Gewandheit im Drechseln lateinischer Verse imponirte ihm keinen Augenblick. Er spricht sich darüber in einem Briefe an einen Unbekannten vom 31. Sept. 1769 in seiner kräftigen Weise so aus: „Mein blindes Gefühl hat den großen Mann in seinem damaligen embryo des Genius Saeculi und mores eruditorum, oder, wie es heißt, so genau erkannt, daß ich den Litteratur-Briefen gern etwas von meinem Instinct gewünscht. Ein wahres caput mortuum von Gottschedianischer Belustigung des Verstandes und Wiges mit der lateinischen Sprache vereinigen wollen, ist in meinen Augen ein solcher Unsinn des Geschmacks, den mir mein Cajus Herennius Rappidius 1) eingebläut, daß es mir nicht möglich fällt, einen einzigen römischen Perioden eines solchen

1) Angenommener Name des Jugendlehrers Rappolt.

Schriftstellers ohne Colik und Bauchgrimmen herunterzukriegen; und der bitterste, unverschämteste Spott der Alten find wohl die Panigyricus und Nachahmungen solcher Schüler.“ In der Gesellschaft bei Professor Lindner hatte Kanter sie zum Dessert mit des Geh. Rath Klotz neuester Bibliothek regalirt. „Ehemals," schreibt er an Herder,,,wäre mir ein solcher Scherz ein gefundener Fraß gewesen, um mir auf Kosten des Publici und sämmtlicher Herren Interessenten ein wenig was zu gute zu thun.“

„Alle hiesigen Arbeiter," bemerkt er weiter, sind hier einig, diese Bibliothek nicht zu recensiren, ich meine Lindner?) und Sch(effner?) Ich bin nicht dieser Meinung. Letterer scheint die ganze Sache durch kleine Scharmüßel gut machen zu wollen, die nichts entscheiden." Es war in der That auch nicht jedermanns Ding, sich mit einem Kloß einzulassen, dessen Urbanität eben nicht in dem besten Rufe stand. Solche Rücksichten haben aber einem Hamann nie das Strafschwert entrissen.

Er schreibt dann Herder in Bezug auf die neue Auflage der Fragmente Folgendes: „Falls ich einigen Antheil an den Veränderungen Ihrer neuen Auflage nehmen darf, so wäre es folgender Vorschlag, wofern Sie meinen Namen unter den neuen Scribenten noch nöthig finden zu erhalten, die Stelle, die mich angeht, als eine Note bloß anzuführen, auszugsweise oder, wie Sie es erachten und dafür den Herrn Kloß hinterher treten zu lassen mit einem kernigten Auszuge seines Lobredners in der Bibliothek, als wenn es Ihre eigne Empfindung von diesem Schriftsteller wäre, mit dem Wink, daß ich keinen weitern Antheil an den Fragmenten hätte, als daß Sie meiner freundschaftlichen Bitte nachgegeben, dem Herrn Geheimrath meine Stelle einzuräumen, zu der er sich durch seine zwei deutschen Schriften und Bibliothek mehr Recht als Ihr Original-Freund erworben.“

Die schnöde Behandlung seines Freundes Lindner brachte ihn besonders in Harnisch. Daher meint er: „Um meiner Freunde und Brüder willen wünschte ich diesen lateinischen Gottsched ein wenig zurecht gesezt zu sehen. Seine blumders und unvor

sichtigkeiten verdienen wirklich Mitleiden, und mehr lächerlich gemacht, als im Ernst gezüchtigt zu werden. Ein makaronischer 1) Brief eines hominis obscuri an diesen virum clarissimum hat mir im Sinn gelegen; aber ich habe jetzt weder Kraft noch Muth zu denken und meine Gedanken zu sagen. Es ist mir weniger um Sie leid, als um meinen hiesigen gemißhandelten Freund, der nicht so viel zu seiner Rechtfertigung sagen kann.“

Am 15. Februar eröffnete er eine neue Reihe von Artikeln mit der Recension der deutschen Bibliothek der schönen Wissenschaften. Er übergießt dieselbe mit einem vollen Maaße des empfindlichsten Spottes und rächt zugleich seinen Freund Lindner an ihr. Es ist wohlthuend, mitten unter den Ausfällen der beißendsten Satyre die Stimme lauterer Freundschaft hindurch tönen zu hören. Wir versagen uns daher nicht, diese Stelle hier auszuheben: „Auf diese in Honig eingetauchte Recension kommt ein in Galle gewagter Versuch, wie Herr Dtsch. sich selbst darüber erklärt, gegen das Lehrbuch unsers beliebten und verdienten Lindners, dem dieser kleine Unfug vermuthlich nicht so nahe gehen wird, daß wir Beschwörungsmittel oder Fleckkugeln dagegen nöthig haben sollten. Wir befürchten nur, daß dergleichen Auffäße den Namen der Kloßischen Bibliothek ein wenig ominös machen werden, und daß die Göttin Indignatio eben so unversöhnlich gegen das Gebauersche als Gollnersche Löschpapier 2) werden dürfte."

Lessing freute sich seines tapfern Mitkämpfers. Am zweiten Februar 1768 schrieb er an Nicolai: „Die Königsberger fangen schon ritterlich an, sich über den Herrn Geheimrath lustig zu machen, und ich will es noch erleben, daß Kloß sich wieder gänzlich in seine lateinischen Schanzen zurückzieht.“ Das innige

1) Makaronisch

aus zwei Sprachen zusammengeseßt, wie z. B. das Weihnachtslied: In dulci jubilo. Nun finget 2c. (Anmerkung aus dem VIII. Thl. der Schr.)

2) Löschpapier

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die Bibliothek wurde auf diesem angemessenen Material

bei J. 3. Gebauer gedruckt.

Verhältniß zwischen Hamann und Herder, das, wie es aus dem Ton und leisen Andeutungen der vorhergehenden Briefe fast scheinen will, nicht ganz so ungetrübt und lauter, wie früher erschien, kehrte in dem Briefe Hamann's vom Pfingstmontage, den wir seines reichen und tiefen Inhalts wegen, ganz mittheilen, zu seiner vorigen Herzlichkeit zurück.

„Mein alter, lieber Freund Herder, für Ihre Briefe können Sie sicher sein; ich habe und werde mir kaum merken lassen, daß Sie mir geschrieben; geschweige, daß jemand Ihre Briefe sehen sollte. Ein Geheimniß gehört zur Freundschaft wie zur Liebe. Ohne die Vertraulichkeit gewisser Blößen und Schwachheiten findet kein Genuß der Geister Statt."

,,Der Inhalt meiner Reliquien, die ich einmal dachte, war ein Versuch über die ersten Capitel der Genesis, davon mir aber das erste immer das tiefste und älteste geschienen. Zu einer Geschichte der Schöpfung gehört unstreitig Offenbarung; mit einer Geschichte der Gesellschaft wird ein Os grajum1) immer fertig, wie ich das noch gestern und ehegestern aus dem mittelmäßigen Ferguson ersehn."

Ich halte mich an den Buchstaben und an das Sichtbare und Materielle, wie an den Zeiger einer Uhr: aber was hinter dem Zifferblatte ist, da findet sich die Kunst des Werkmeisters, Räder und Triebfedern, die gleich der mosaischen Schlange, eine Apokalypse nöthig haben."

,,Da ich vor wenig Abenden bei meinem Freunde Green 2) träumte, und Kant versichern hörte, daß man feine neue wichtige Entdeckung in der Astronomie mehr erwarten könnte wegen ihrer Vollkommenheit, fiel es mir nur wie im Schlafe ein, daß

1) Grajis dedit ore rotundo Musa loqui. Hor. ad Pis. 323. 2) Wie innig dies Freundschaftsverhältniß zwischen Green und Kant war, zeigt uns eine Aeußerung Hamann's in einem Briefe vom 21. Mai 1786. Er schreibt an Jacobi: „Sein alter Freund Green, wo er jeden Tag bis auf den Schlag 7, und Sonnabends bis 9 Uhr zu Hause ist, liegt so gut wie verrechnet und ist nicht mehr im Stande sein Bett zu verlassen, in dem er allein fich er= träglich findt, geht ihm sehr nahe."

ich den neuen Hypothesen der Sternkunst so gehässig war, ohne sie zu verstehen, daß ich ihnen, ohne zu wissen warum, nach dem Leben stand, vielleicht bloß, weil sie mich in meiner Andacht störten, womit ich eines meiner liebsten Abendlieder empfand und dachte, wo es heißt:

"

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Ich kann wirklich nicht sagen, daß ich Lindner's Lehrbuch einmal sollte gelesen haben. Leider muß ich Ihrer Anmerkung Recht geben. Denken, Empfinden und Verdauen hängt alles vom Herzen ab. Wenn dieses primum mobile eines Schriftstellers nicht elastisch genug ist, so ist das Spiel aller übrigen Triebfedern von keinem Nachdruck noch Dauer. Ich liebe diesen Mann wirklich, und entschuldige ihn, und freue mich, daß er seine Zufriedenheit in einem gewissen Plan findet, den ich nicht mißbilligen kann, weil ersterer mir lieber ist als letzterer mir mißfällt. Er ist auf dem Lande, und ich kann die Feiertage nicht abwarten, ihn wieder zu sehen; so faux filés sind wir miteinander, um mich eines Handwerksausdrucks zu bedienen."

"Winckelmann 2) ist gar nicht der Mann seiner Jugend mehr. Seine historischen und praktischen Einsichten mögen zunehmen, aber ich finde nicht mehr die philosophische Salbung und das Mark seiner Erstlinge.“

"Meine kleine Heerde Bücher nimmt immer allmälig zu; ich habe jüngst Meiboms alte Musicos und das portugiesische Heldengedicht in der Grundsprache bekommen. Stewarts 3) politische Dekonomie ist ein treffliches Werk voll großer philosophischer Gründlichkeit. Ich vermuthe jezt beinahe, daß er der Verfasser der Schrift vom Münzwesen ist, die Sie bei mir gesehen und

1) Aus dem Paul Gerhard'schen Liede: Nun ruhen alle Wälder.

2) Als Hamann dieses schrieb, ahndete, ihm wohl nicht, daß bald, nämlich am 8. Juni 1768, durch die Hand des Meuchelmörders Archangeli dem Leben und der Wirksamkeit des großen Mannes ein Ziel gesezt werde.

3) Der ganze Titel lautet: Inquiry into the principles of political economy. Lond. 1767.

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