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Hamann schreibt an D. Lindner in Mietau über die zunehmende Kränklichkeit der Mutter desselben. Pensions Antrag wegen des Sohnes. Reinette Lisette wird von Hill in der Musik unterrichtet. Professeur Toupet. Hauptm. v. Hogendorp schickt Kapwein. Liter. Thätigkeit Hamann's. Humische Uebersehung. Göttingsche Recension der Kritik: Mendelssohn über natürliche Religion. Scheblimini. Latein. Webersekung der Kritik. Hamann beabsichtigt eine Ausgabe seiner Werke. Herder's Gespräche über die Seelenwanderung. Nicolai's Buch über die Tempelherren. Herder's histor. Zweifel im Merkur. Claudius Uebersehung von Des Erreurs et de la Verité. Lavater's Pontius Pilatus. Häfeli's Predigtsammlung. Johannes von Müller's Reisen der Päbßte. Lord Chesterfield's Werke. Hemßterhuis. Rousseau's Schriften und Retif de la Bretonne.

Gegen Ende dieses Jahres veranlaßte Hamann die zunehmende Schwäche und Kränklichkeit der alten Mutter der Gebrüder Lindner, welche noch vor ihrem Ende ihren jüngsten Sohn zu sehen wünschte, an D. Lindner in Mietau zu schreiben.,,Weil ich nicht weiß," schreibt er ihm am 14. Dec.,,,wo sich ihr Herr Bruder aufhält und mir auf das dringendste eingebunden wor den, ihr sehnliches Verlangen, ihn auf das Baldigste noch zu sehen und zu sprechen, in Ansehung mancher Dinge, worin sie ihr Herz erleichtert wünscht: so halte ich es für das Sicherste, grade an Sie zu schreiben, weil Sie am nächsten alsdann im Stande sein werden, diese Angelegenheit ihm mündlich oder schriftlich. mitzutheilen." Wie schwach sie damals gewesen sein mußte, und wie nahe sich Hamann ihren Tod dachte, geht aus folgenden dringenden Zeilen am Schlusse des Briefes hervor: „Befördern Sie seine Abreise, um der Ungeduld einer mehr sterbenden als lebenden Mutter willen und ihren leßten Durst durch einen Labetrunk zu stillen; denn ihre leßte Stunde hängt von einem

Faden ab, der feiner als Seide und Haar ist.“ Hamann erreichte seinen Zweck, denn der Sohn hatte die Freude, seine alte 81jährige Mutter, deren Ende übrigens noch nicht so nahe war, als Arzt und Sohn auf das Liebevollste zu pflegen. Er hatte nämlich noch in seinem vierzigsten Jahre sich dem Studium der Medicin zugewandt. Dieser Schritt, welcher Hamann anfänglich bedenklich schien, weil er fürchtete, eine gewisse Wankelmüthige feit und Unbeständigkeit, die nach den bisherigen Erfahrungen zu schließen, wohl in seinem Character lag, habe ihn dazu verleitet, fand später seinen vollen Beifall, als er sah, mit welchem Ernst und welchem Erfolge er seinem neuen Berufe sich widmete.

Der nach langer Unterbrechung mit dem Hofarzt D. Lindner in Mietau wieder angeknüpfte Briefwechsel war nicht ohne Einfluß auf Hamann's nächstes Schicksal. Ersterer hatte Gelegenheit gehabt, ihn in Grünhof bei dem General von Witten als Haus ́lehrer zu beobachten. Dies veranlaßte denselben jezt, Hamann den Antrag zu machen, seinen bereits 18jährigen Sohn zu sich in's Haus zu nehmen, um ihn zur Universität vorzubereiten.

Hamann, dessen Einkommen durch die Entziehung der FooiGelder bedeutend geschmälert war, mußte allerdings einestheils auf Mittel finnen, diesen Ausfall zu decken, anderntheils hing zuviel von der Persönlichkeit des jungen Menschen ab, um bestimmen zu können, ob es ihm möglich sein werde, dem Wunsche des Vaters Genüge zu leisten. Daß er sich dadurch jedenfalls eine schwere Last aufbürden würde, konnte ihm nicht entgehen, indessen versprach er sich von der Beihülfe Hill's bei dieser ganzen Sache sehr viel.

Da er es unter diesen Umständen für das Gerathenste hält, dem Vater,,reinen Wein" einzuschenken; so macht er ihn mit seinen ganzen häuslichen Einrichtungen und ökonomischen Lage bekannt; schildert ihm die Unterrichtsweise, die er bei seinem Sohn beobachtet, giebt ihm an, wie weit derselbe schon in den einzelnen Fächern gekommen sei. Er ist den 27. Sept.," heißt es in dem Briefe, in sein 14. Jahr getreten und geht gegen

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wärtig in die Kinderlehre. Mit dem Griechischen habe ich den Anfang bei ihm gemacht und mit gutem Fortgange. Wir lesen jezt die Odyssee zum zweitenmal und peitschen auch den Pindar durch. Ohne jemals ein Exercitium gemacht zu haben, welches ein wefentlicher Fehler ist, lesen wir gegenwärtig die Aeneide. Im Hebräischen sind wir im Josua und ich sehe diese Uebung zugleich als ein Werkzeug an, ihn zum Arabischen vorzubereiten, das ich für einen gelehrten Arzt eben so wesentlich halte, als das Griechische, wegen der Quellen dieser Wissenschaft in beiden Sprachen. Im Polnischen ist sein Lehrmeister Herr Prediger Wanowski, der sich blos aus Freundschaft mit ihm abgiebt, ziemlich zufrieden. Das Englische ist blos als eine Nebensache mit ihm getrieben und das Französische erst diesen Herbst angefangen." Bei dieser Schilderung mußte dem Vater etwas bange um's Herz werden; denn sein vier Jahre älterer Sohn war zwar nicht ohne glückliche Anlagen, aber im Unterricht, wie wir später sehen werden, im hohen Grade vernachlässigt.

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Von Hill entwirft er ihm dann auch ein Bild, das ihn nicht weniger in Verwunderung seßen mußte. „Die Freundschaft eines jungen Menschen," heißt es von diesem,,,Namens Hill, desgleichen ich mir wohl gewünscht, aber niemals hier zu finden gehofft, ist eins der glücklichsten Hülfsmittel für ihn gewesen. Dieser junge Mensch hat einen unglaublichen Hang zu Sprachen, besonders lebenden, und dem Griechischen und Arabischen; Italienisch wußte er schon, wie ich ihn kennen lernte, aber zum Englischen, Spanischen, Portugiesischen habe ich wenigstens als Wetzstein gedient und im Griechischen ist er der Gehülfe meines Sohnes. Seine brennende und beinahe angeerbte Begierde zu Reisen und Ebentheuern macht mich besorgt, daß ich ihn nicht lange hier werde halten können. Dieß wären,“ seßt er dann hinzu, „meine beiden Stüßen.“

Manche Bedenken kann er indeß nicht unterdrücken. „Das achtzehnte Jahr,“ bemerkt er, ist schon ein gefährliches Alter und ich begreife nicht, wie ein junger Mensch von Fähigkeit und

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Luft sich nicht selbst zu helfen im Stande sein sollte. Was hat er denn während einer so langen Zeit gethan? Worauf geht seine Neigung und worin haben seine Beschäftigungen bestanden? Nicht das Vertrauen des Vaters sondern des Sohnes ist die Hauptsache und dann eine Harmonie Ihres und des meinigen. Das sind lauter Fragen, die besser durch einen Blick als schriftlich abgemacht werden können. Mein Herz sagt zu allem ja, und mein Vorwitz, Experimente zu machen, ist auch noch so lebhaft wie mein Appetit aber unser dreiseitiges Bestes oder vierseitiges (weil ich meinen Sohn als eine Hauptperson mit ansehen muß) hängt mehr von einem reifen, überlegten, kalten Urtheil ab.“

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Hamann entschließt sich nun zu folgendem Vorschlag, der einen Versuch veranlaffen sollte, ohne die Sache definitiv abzumachen.,,Wie wäre es," schreibt er, wenn Ihr lieber Sohn seinen Onkel begleitete, an Ihrer Stelle bloß die Reise thäte, um den Segen der alten Großmutter zu empfangen, der eben nicht im Leiblichen bestehen wird?"

Schon früher war der Sohn bei der Großmutter mütterlicher Seits eine Zeitlang im Hause gewesen. Obgleich diese mit ihm und seinem Betragen keine Ursache gehabt hatte, unzufrieden zu sein, so hatten doch die Zerstreuungen, denen er im Umgange mit den Verwandten ausgesetzt war, nachtheilige Folgen gehabt. Dies war gerade die Klippe, an der er später wieder scheiterte.

Auch die Erziehung seiner drei Mädchen erfüllte Hamann's väterliches Herz schon mit Sorgen. „Die Mädchen,“ schreibt er im Juli an Herder,,,wachsen leider auf ohne Sitten, ohne Kenntnisse. Ein wenig Vorwiß und Neigung zum Lesen scheint die älteste auch zu haben. Unterdessen ist Gott Lob alles gesund und frisch.“

Hill nahm sich des Unterrichts der ältesten an und gab ihr Musik-Stunden. Sie erfreute ihren Vater mit einer Probe ihrer Geschicklichkeit an seinem Geburtstage. „Vorgestern und heute," schreibt er an demselben an Reichardt, „hat sich auch eine Virtuofin bei mir hören lassen oder vielmehr die erste Probe ihrer krummen steifen Finger und Menschenstimme gemacht,

nämlich Reinette Lisette mit dem Liede: Beschränkt ihr Weisen dieser Welt."

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Auch an kleinen häuslichen Unfällen fehlte es nicht. „Meine mittelste Tochter," schreibt er an Caroline Herder, welche dem Vater am meisten schlechten soll, ist die schwächlichste und jezt am Fieber bettlägerig."

,,Pathchen (Marianne) ist Gott Lob gesund," rühmt er, „und jedermanns Liebling." Doch auch sie wurde nicht ganz verschont: „Eben da ich dieses schreibe," meldet er einige Wochen darauf in einem Briefe an Reichardt, „fällt mein Marianchen die ganze Treppe über Hals und Kopf herunter Schreck, doch Gott Lob ohne allen Schaden.“

auch ein

Im Französischen hatte Hans Michel und, wie es scheint, auch seine Schwester, den Anfang unter einem Vagabonden, der sich für einen Professor Toupet aus Warschau ausgab, gemacht. ,,Dem soi-disant Professeur Toupet," erzählt er Reichardt, ,,habe meine ältesten Kinder auf einen einzigen Monat anvertraut wegen der Aussprache für sie und mich selbst. Auch 4 Rthlr. sind schon über meinen Etat, besonders da das einzige mir übrig gebliebene Emolument, nämlich die Voye-Gelder, auch trog aller darüber ertheilten Rescripte eingezogen werden sollen. Pereat justitia et servabitur mundus. La vertu chez Macchiavel c'est la perfidie und Ihres Abbts Pinsel vermag nichts wider die F- Läuse seines Geschlechts."

Vor dem Schlusse des Jahres wurde er noch durch ein Andenken des ältern von Hogendorp erfreut, während der jüngere, dem er dies weniger zugetraut hatte, seines Versprechens nicht eingedenk war. „Welchen Tag unser Vetter," schreibt er an Reichardt, abgesegelt, weiß ich noch nicht. Vom Hauptmann von Hogendorp habe ich in voriger Woche einen Brief erhalten, mit Avis von sechs Flaschen Kapwein, die mir die Gräfin schickt. Der andre giebt keinen Laut von sich und hat mir seit Jahr und Tag Hemsterhuis Schriften versprochen. Von was für zufälligen Gesichtspunkten doch unser Urtheil von Menschen abhängt!”

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