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malige Lage auszusprechen, so wie über die Verhältnisse, unter denen die Ueberseßung entstanden ist.

„Nachdem ich endlich so glücklich geworden bin, heißt es, mich in meinem Vaterlande und ziemlich nach meiner Neigung versorgt zu sehen, so muß ich gleichwohl im Schweiß meines Angesichtes mein heutiges Brod und die Sorge des morgenden Tages der Vorsehung überlassen.“

Essen

„Außer dieser Erschöpfung an Kräften, Zeit und Muth, find Meister im Israel 1) und zu Aschkalon 2) unter einander dienstfertig gewesen, mir nach ihrem Vermögen theils ein an sich schon empfindliches Schicksal noch bitterer und saurer zu machen, theils alle meine häusliche Glückseligkeit, ich weiß nicht ob aus Neid oder aus Muthwillen, oder noch niederträchtigeren und blindern Leidenschaften zu zerstören."

Man sieht, wie tief und schmerzlich er das ihm angethane Unrecht empfunden hat!

Herder genoß um so inniger seine nun erlangte Freiheit. In Paris, wo er am 8. Nov. 1769 angelangt war, lernte er die Koryphäen der damaligen französischen Literatur kennen und fand reichen Stoff und Nahrung für seinen Heißhunger nach der vielseitigsten Bildung. Am 20. Januar 1770 befand er sich im Haag, wo er den Kreis seiner gelehrten Bekanntschaften noch erweiterte. Von da reiste er nach Hamburg. Hier macht er die längst ersehnte persönliche Bekanntschaft Lessing's, mit dem er 14 vergnügte Tage verlebte. Auch Bode, Riémarus und Göße lernte er kennen und mit Claudius lebte er in innigem Verkehr. Am 27. August reiste er mit dem unter seine Aufsicht gestellten Prinzen von Holstein nach Straßburg ab, wo er sich einer gründ

1) Kirchenr. Buchholz.

2) Eine wegen ihrer Policei bekannte Stadt im Philisterlande, wie aus ihrem Namen abzunehmen, der in alten Bibeln durch Schandfeuer überseßt wird (Anmerk. Hamann's). Hiemit ist wohl auf Kriegsr. Hindersen, den Ge= hülfen des Vorgenannten, hingedeutet. Die weitere Ausführung macht dies unzweifelhaft.

lichen Augenkur unterziehen wollte. Sein dortiger Aufenthalt ist uns von der Meisterhand Goethe's aufs Anschaulichste und Anziehendste geschildert worden. Dieser gesteht den großen Einfluß, den Herder auf seinen damaligen Bildungsgang gewonnen habe, und schreibt diesem vorzugsweise die erste Bekanntschaft mit Hamann's Schriften zu, die er ihm verdanke. „Er riß mich fort," schreibt Goethe, „auf den herrlichen breiten Weg, den er selbst zu durchwandern geneigt war, machte mich aufmerksam auf seine Lieblingsschriftsteller, unter denen Swift und Hamann oben an standen, und schüttelte mich kräftiger, als er mich gebeugt hatte." Zwar beklagt sich Goethe: Anstatt mich aber über denselben (Hamann) zu belehren und mir den Hang und Gang dieses außerordentlichen Geistes begreiflich zu machen, so diente es ihm gewöhnlich nur zur Belustigung, wenn ich mich, um zum Verständniß solcher sibyllinischer Blätter zu gelangen, freilich wunderlich genug geberdete." Es bedurfte in der That des Genies eines Goethe, unter solchen Umständen nicht mehr zurückgestoßen als angezogen zu werden. Allein eben die Schwierigkeiten und Hindernisse spornten vielleicht um so heftiger diesen gewaltigen Geist an, und nicht vergeblich, denn er fügt hinzu: „Indessen fühlte ich wohl, daß mir in Hamann's Schriften etwas zusagte, dem ich mich überließ, ohne zu wissen, woher es kommt und wohin es führe."

Wenn Herder in seiner frühern Umgebung und Stellung namentlich den Berlinern gegenüber seine Bewunderung für Hamann nur schüchtern merken lassen durfte, wenn er nicht bei ihnen in Verruf der Schwärmerei kommen wollte, so fand er nun in Straßburg bei den jungen aufstrebenden kühnen Geistern, die allen Zwang gründlich haßten, und vor allen der Despotie aller damals geltenden Regeln der Aesthetik entschieden den Gehorsam versagten, um so willigern Eingang und einen empfänglichen und fruchtbaren Boden.

Die Blätter: Von deutscher Art und Kunst, welche damals aus Beiträgen von Herder, Goethe und andern hervorragenden

Geistern entstanden, erregten schon durch den frischen, kühnen Geist, der in ihnen wehte, nicht geringes Aufsehen. Goethe, der ein fleißiger Mitarbeiter war und dessen Aufsaß von der deutschen Baukunst in dieser Zeitschrift zuerst erschien, erzählt uns, daß er sich sowohl zu dem Sibyllinischen Styl solcher Blätter, als zu der Herausgabe derselben durch Hamann habe verleiten laffen. Eine ähnliche Anregung, wie Goethe durch Hamann erfahren hat, läßt sich nur noch von Einem andern Schriftsteller nachweisen, nämlich von Shakesspeare. Weder Klopstock noch Wieland, noch Lessing, noch Winckelmann, oder wer sonst einen bedeutenden Einfluß auf ihn geübt hat, ist ihm so in succum et sanguinem gedrungen und hat so für die ganze Dauer seines Lebens immer von neuem wieder ihn geistig erfrischt und belebt, als die beiden erstgenannten Schriftsteller. Namentlich trägt der Faust unverkennbare Spuren dieses beiderseitigen Einflusses. Manche Züge in dem Charakter des Faust stimmen so auf ein Haar mit dem Charakter-Bilde Hamann's, als ob dieser dazu geseffen hätte. Das mächtige Streben ins Allgemeine, der heiße Wissensdrang, das Verlangen, die Angelegenheiten der Menschheit zu den seinigen zu machen, welches Faust in den Worten, und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist, will ́ich in meinem innern Selbst genießen“, ausdrückt, und Hamann mit seinem Lieblingsspruch nil humani a me alienum puto andeutet, das Unbefriedigtsein mit allem menschlichen Wissen u. s. w. berechtigen uns gewiß zu einer solchen Parallele. Und liegt nicht eben in dem Angeführten ein großer Theil der Schönheit dieses wunderbaren unvergleichlichen Gedichtes? Wir werden später sehen, wie von hier aus dann der Same für die geistige Wiedergeburt Deutschlands über alle Gauen desselben getragen und das daraus entstandene herrliche Gewächs allenthalben von den Gegnern als Unkraut verschrieen wurde. Um die Aeußerungen Goethe's über Hamann richtig zu würdigen, darf man nicht vergessen, daß darin der Eindruck und die Auffassungsweise geschildert wird, welche Hamann's Schriften auf den jugendlichen

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Goethe bei dem ersten Bekanntwerden mit denselben zur Folge hatten. Nur Goethe's eigne Worte vermögen uns diese Zustände lebhaft zu vergegenwärtigen, wir unterlassen daher nicht, sie mitzutheilen: Seine Socratischen Denkwürdigkeiten" 1), schreibt Goethe, erregten Aufsehen, und waren solchen Personen besonders lieb, die sich mit dem blendenden Zeitgeiste nicht vertragen konnten. Man ahndete hier einen tiefdenkenden, gründlichen Mann, der mit der offenbaren Welt und Literatur genau bekannt, doch auch noch etwas Geheimes, Unerforschliches gelten ließ, und sich darüber auf eine ganz eigne Weise aussprach. Von denen, die damals die Literatur des Tages beherrschten, ward er freilich für einen abstrusen Schwärmer gehalten, eine aufstrebende Jugend aber ließ sich wohl von ihm anziehen. Sogar die Stillen im Lande, wie sie halb im Scherz, halb im Ernst genannt wurden, jene frommen Seelen, welche, ohne sich zu irgend einer Gesellschaft zu bekennen, eine unsichtbare Kirche bildeten, wendeten ihm ihre Aufmerksamkeit zu, und meiner Klettenberg, nicht weniger ihrem Freunde Moser war der Magus im Norden eine willkommene Erscheinung." Man sieht aus dieser ganzen Schilderung, daß Goethe damals 2) noch viele Data fehlten, die wir jezt in Hamann's gesammelten Schriften besißen und ohne deren Hülfe ihm ein näheres Verständniß des Einzelnen unmöglich sein mußte. Hätte er seinen Vorsaß ausgeführt, die Herausgabe der Hamann'schen Schriften selbst zu besorgen, so würde er sein Urtheil über denselben gewiß viel schärfer und bestimmter gefaßt haben. Jest wittert er gleichsam nur von ferne den gleichartigen Geist heraus. Indessen muß man auch hier das ahnende Genie des großen Meisters bewundern. Die Grundzüge der Charakteristik Hamann's, des Schriftstellers, sind vortrefflich, und man muß es mit Recht bedauern, daß dieser Ent

1) Grade aus dieser Schrift finden sich noch viele Anklänge in den kürzlich herausgegebenen Briefen Goethe's, an Herder nach Darmstadt geschrieben. 2) Die ersten 3 Theile von Dichtung und Wahrheit fallen in die Jahre 1812 u. 13.

wurf nur Skizze geblieben ist. Es hätten gewiß nur wenige Züge dieses Bildes wieder ausgelöscht zu werden brauchen; dagegen wären andere ohne Zweifel in noch viel größerer Fülle und Schönheit hervorgetreten. Doch auch das so entworfene unvollständige Bild ist zu bedeutend, als daß wir es hier mit Stillschweigen übergehen könnten. Goethe sagt: „Das Princip, auf welches die sämmtlichen Aeußerungen Hamann's sich zurückführen lassen, ist dieses: „Alles was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch That oder Wort, oder sonst hervorgebracht, muß aus sämmtlichen vereinigten Kräften entspringen: alles Vereinzelte ist verwerflich." Eine herrliche Maxime! aber schwer zu befolgen. Vom Leben und Kunst mag sie freilich gelten; bei jeder Ueberlieferung durchs Wort hingegen, die nicht gerade poetisch ist, findet sich eine große Schwierigkeit; denn das Wort muß sich ablösen, es muß sich vereinzeln, um etwas zu sagen, zu bedeuten. Der Mensch, indem er spricht, muß für den Augenblick einseitig werden, es giebt keine Mittheilung, keine Lehre, feine Sonderung. Da nun aber Hamann ein für allemal dieser Trennung widerstrebte, und wie er in einer Einheit empfand, imaginirte, dachte, so auch sprechen wollte, und das Gleiche von andern verlangte; so trat er mit seinem eignen Styl und mit allem, was die andern hervorbringen konnten, in Widerstreit. Um das Unmögliche zu leisten, greift er daher nach allen Elementen; die tiefsten, geheimsten Anschauungen, wo sich Natur und Geist im Verborgenen begegnen, erleuchtende Verstandesblize, die aus einem solchen Zusammentreffen hervorstrahlen, bedeutende Bilder, die in diesen Regionen schweben, andringende Sprüche der heiligen und Profanscribenten, und was sich sonst noch humoristisch hinzufügen mag, alles dieses bildet die wunderbare Gesammtheit seines Styls, seiner Mittheilungen. Kann man sich nun in der Tiefe nicht zu ihm gesellen, auf den Höhen nicht mit ihm wandeln, der Gestalten, die ihm vorschweben, sich nicht bemächtigen, aus einer unendlich ausgebreiteten Literatur nicht gerade den Sinn einer nur angedeuteten Stelle heraus

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