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ist der terminus fatalis meines Podagra. Und so bin ich ein von langer Weile und Zerstreuung geplagter Mann.“ Die Königsberger Zeitung war jest an Hartung übergegangen. Hamann hatte deswegen zugleich den Vortheil, daß ihm durch Brahl der Hartung'sche Laden offen war, weil dieser die dortige Zeitung schrieb.

Eine solche Zerstreuung, wie er so eben erwähnt, hatte er kurz vorher auf Veranlassung des Onkels des jungen Lindner gehabt, ebendesselben, welcher den Neffen sogleich bei seiner Anfunft mit sich aufs Land genommen hatte. Er wird in den Briefen immer der Lieutenant genannt 1). Hamanns Sohn hatte auch auf den 2. März eine Einladung von ihm bekommen und der Vater entschloß sich mitzufahren. Er schreibt darüber dem Vater Lindners: Es war ein erwünschter Tag und meines Wissens die erste Schlittenfahrt aufs Land seit 67."

Ueber den Onkel bemerkt er: „Es scheint mir eine recht brüderliche Neigung unter beiden zu sein und dieser Onkel hat beinahe Ihren Sohn erziehen helfen. Dieser respectus parentelae verdient alle Rücksicht und gute Seiten, wenn sie auch zu sehr in's Molle fallen, müssen doch mit Discretion behandelt werden.“

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Hamann konnte um so eher eine solche Rücksicht eintreten lassen, weil er überzeugt war, daß des jungen Lindner's Aufenthalt bei seiner Großmutter, der Mutter des Lieutenant, ihm nicht eben nachtheilig gewesen sei. Seiner sel. Großmutter," schreibt er daher an den Vater, die ich nur einmal bei Ihnen gesehen und kennen gelernt, muß ich ein gutes Zeugniß geben, soweit sie im Stande gewesen, die Sache zu übersehen. Von ihrer Seite hat sie alles gethan und scheint nichts an der Erziehung versäumt zu haben; desto mehr aber in Ansehung der Hofmeister."

„Meine vornehmste Absicht,“ schreibt er demselben,,,bis

1) Ein Bruder des Stadtrath Wirth, denn dieser war, wie aus den Briefen hervorgeht, auch ein Oheim des jungen Lindner.

gegen Ostern wird darauf gerichtet sein, das in der Schule versäumte zuerst zu erseßen und diesen wesentlichen Mangel ́hoffe ich bald zu heben, wenn der Fortgang dem gemachten Anfang ähnlich bleibt."

Nachdem er demselben seine ganze Unterrichtsmethode forgfältig entwickelt hat, bemerkt er: „Sie sehen hieraus, daß ich das Lateinische bisher zur Hauptsache gemacht, theils weil eine Gründlichkeit und mittelmäßige Kenntniß dieser Sprache zum academischen Bürgerrecht unumgänglich ist, theils die rechte Methode nicht nur in alle übrigen Sprachen einen großen Einfluß hat, und nach meinem Urtheil weit mehr dient, Aufmerksamkeit, Urtheil und Scharfsinn zu schärfen, als irgend der Mathematik zugeschrieben werden kann und der ganze Mechanismus von Analyse und Constructionsordnung in nichts als einer praktischen Logik besteht. Uebereinstimmung und Abhängigkeit sind eben das in Sitten und Pflichten, was die Syntax in Ansehung der Wörter."

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Mit dem Griechischen war ich auch Willens einen Anfang zu machen; wir haben uns ziemlich im Lesen geübt. Im Grunde kann man kein Lateinisch recht verstehen ohne einen nothdürftigen Vorschmack dieser Grundsprache, die im Grunde nicht schwer ist. Alle Wissenschaften haben ihre Kunstwörter daraus entlehnt und der Verstand erleichtert ungemein das Gedächtniß. Wie viel griechische Constructionen, besonders in Poeten, was für ein weiter Einfluß in die Quantität der Sylben und eine richtige Aus-sprache."

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Hamann's Hoffnung, daß es bei dem anfänglich so guten Fortgange bleiben würde, zeigte sich leider bald als ungegründet. Er schenkte zwar der bisherigen verwöhnten und weichlichen Lebensweise des jungen Menschen alle mögliche Rücksicht, erlaubte ihm jede Freiheit, so lange er sie nicht mißbrauchte, allein weder die Nacheiferung des ihm schon so weit vorgeschrittenen jüngeren Studiengenossen noch das gemeinschaftliche Betreiben derselben mit ihm vermochten seinen Hang zur Trägheit und Genußsucht

zu überwältigen. Ueberdies scheint er darin von seinen Verwandten noch mehr bestärkt zu sein. ·

Schon Mitte Februar schreibt Hamann an seinen Vater: ,,Sein Onkel, der Herr Lieutenant, hat ihn besucht und ihn zur Redoute mitgenommen. Ich bin auf der Loge gewesen und es thut mir leid, ihn nicht kennen gelernt zu haben." ,,Gestern ist er zu Mittag bei dem Herrn Stadtrath zu Gaste gewesen, hat Ihre Frau Mutter besucht und kam früh noch vor Abend zu Hause."

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Hamann war übrigens keineswegs geneigt seinen Hausgenossen dergleichen Vergnügungen zu entziehen. Denn in einem Briefe vom 3. März erzählt er an Reichardt: „Durch ein eignes Schicksal hatte ich mein ganzes Haus zum erstenmal in die Comödie geschickt, und ich war kaum Herr, Licht zu verschaffen, weil meine polnische Magd ausgegangen war.“

Der am ersten Ostertage geschriebene Brief Hamann's athmet schon eine veränderte Stimmung. Er schreibt dem Vater über den Sohn: „Wenn er noch zufrieden ist mit mir, wie ich mit ihm, so habe ich noch Hoffnung etwas auszurichten, was meinen Absichten, Ihren Wünschen und seinem wahren Besten gemäß ist. Der geringste Verdacht aber von seiner Unzufriedenheit würde der meinigen das Uebergewicht geben.“

,,Das Latein ist mein Hauptaugenmerk gewesen, und ungeachtet ich mit Decliniren und Conjugiren und den ersten Elementen habe den Anfang machen müssen, so ging dieses doch so ziemlich fort, daß ich feste Hoffnung hatte, zu Ostern mit ihm fertig zu werden, unter den Bedingungen seiner eignen Betriebsamkeit und Fleißes; denn wenn er nicht wollte, wäre alle meine Arbeit umsonst. Er versicherte mir diese Lust zu haben, und ich muß ihm auch einräumen, daß es von Seiten des Geistes nicht fehlt: aber das Fleisch ist schwach, und ein von Jugend an genährter Hang zur Eitelkeit und Weichlichkeit ist schwer zu überwinden und wechselt bei ihm wie der Mond. Ich habe mir alle Mühe gegeben, ihm die Nothwendigkeit der Diät zum Studiren

wichtig zu machen; aber Bälle, Concerte, Theater, Puß; Geckereien und der ganze Cursus galanter Thorheiten ist sein Element. Ist es einem jungen Menschen zuzumuthen, die Gegenstände seines Dichtens und Trachtens so bald zu verleugnen, und sie mit ganz entgegengesetzten zu vertauschen? Ich muß daher schon sehr zufrieden sein, daß er sich auf acht- oder neunmal hier eingeschränkt, da er fast täglich dort in die Comödie gegangen, und von seinem Onkel hierin frei gehalten wird. Er ist während seines Hierseins einmal auf einem adeligen Ball bei einer Frau von Buddenbrock und ein paarmal mit seinem Onkel auf einer öffentlichen Redoute, mehrentheils den Sonnabend gegangen, die halbe Nacht dort zugebracht, aber immer des Morgens früh zu Hause gekommen, hat auch wohl die Kirche darauf abwarten können. Ungeachtet einer vorläufigen Abrede, früh aufzustehen und mir darin ein gut Exempel zu geben, weil ich selbst dem Schlaf ein wenig mehr nachhänge, wird er Abends gegen zehn Uhr müde und hat Mühe des Morgens sich zu ermuntern.“

„Ich habe den Termin, mit dem Latein bis Ostern nothdürftig fertig zu werden, mir deßwegen angelegen sein lassen, weil ich gegenwärtig schon mit sieben des Morgens auf der Loge und des Abends bis über fünf bis sechs aushalten muß, hingegen den Winter erst nach acht des Morgens da sein darf und mit vier wieder zu Hause sein kann."

Nur die Musik scheint der einzige Gegenstand gewesen zu sein, den er mit Lust und aus freiem Antrieb vorgenommen hat. „Ihr Sohn,“ schreibt Hamann, ermangelt beinahe keinen Tag, sich auf dem Clavier zu üben und hier braucht es keiner Erinnerung."

Hamann erzählt dem Vater, wie er den Sohn auf eine sehr sinnreiche Weise für seinen Mangel an Fleiß bestraft habe. ,,Den Herrn Stadtrath," schreibt er ihm,,,kenne ich noch gar nicht meines Wissens von Person. Er ließ mich vorigen Palmsonntag einladen, weil ich aber selbst meiner ältesten Tochter Geburtstag feiere, auch bei reichen Tafeln und großer Gesellschaft nicht ver

gnügt sein kann; so werde eine persönliche Bekanntschaft mit ihm 1) so lange wie möglich aufschieben. Vorigen Dienstag trat mir Ihr Herr Sohn an mit der Nachricht, daß er mit ihm fahren sollte auf's Land. Weil die Reise aber 8 Tage währte und er lieber ein paar bei den andern zubringen möchte, wünschte er, daß ich's abschlüge. Ich gab ihm Recht, daß 8 Tage Abwesenheit mir auch zu viel schienen. Er hielt sich aber den Morgen darauf so schlecht, daß ich ihn dafür abstrafen wollte und den andern Tag dem Onkel sagen ließ, daß ich gegen seine Reise nichts einzuwenden hätte, weil sein Fleiß nur ein Feigenblatt gewesen war, mir eine Reise mehr nach seinem Sinn dadurch zu bemänteln. Er ging Nachmittags wie gewöhnlich zu seinem Onkel und kam etwas bestürzt nach Hause, daß er ihm eine abschlägige Antwort gegeben. Am Charfreitage war er mit dem Herrn Lieutenant zum Graun'schen Tod Jesu gewesen und meldete mir wieder mit vieler Unruhe, daß er doch nach Friedrichsthal fahren müsse, weil man dort sehr ungehalten darauf wäre. Er fuhr also am Heil. Abends Vormittag fort mit dem Wink, möglichst nach Hause zu eilen. Die Equipage, wenigstens der Kutscher, war aber aus Steinbeck. Diese Umstände gehen mich übrigens weiter nichts an und ich überlaß es der Zeit, den Zusammenhang deutlicher entwickelt zu sehn.“

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Der ältere von Hogendorp hatte Hamann in einem halbholländischen, halbfranzösischen Briefe," seine Abreise am 11. Febr., als Capitain-Lieutenant angezeigt. Der jüngere ließ aber aller Versprechungen ungeachtet nichts von sich hören. „Was macht in aller Welt," schreibt daher Hamann den 24. April an Reichardt, Ihr Hogendorp? Ungeachtet meines flehentlichen Bittens, mir von der Abfarth unseres William Becker Nachricht zu geben, habe ich nicht eine Zeile von ihm seit der Zeit erhalten. Sein

1) Wenn Hamann sein späteres Schicksal hätte voraus wissen können, so würde er seine Bekanntschaft wahrscheinlich ganz vermieden haben. Er kam nämlich wegen Urkundenfälschung in die Festung und mußte vorher 1790 am Pran= ger stehen.

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