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Bruder hat sich meiner an Bord des Kriegsschiffes erinnert und allen meinen Groll ausgelöscht, daß meine besten Wünsche beinahe zwischen beiden Ebentheurern getheilt sind und ich an keinen ohne Wallung der Seele denken kann, der Contrast meines Urtheils mag Ihnen so lächerlich vorkommen, als er wolle."

Kanter, der kürzlich von Berlin zurückgekehrt war, überbrachte Hamann die Silhouette Raynal's und theilte ihm das Gerücht von der doppelten Erscheinung der weißen Frau mit. Darüber schreibt Hamann an Reichardt: „Die doppelte Erscheinung der weißen Frau ist in der That die omineuse Widerlegung eines alten Aberglaubens, über den ich zufällig eine alte Dissertatio aufgefunden, die aber nichts in sich enthält.“

Hamann wurde von Reichardt bei der Geburt eines Kindes zu Gevatter gebeten. Er antwortet ihm am 24. April: „Höchst zu ehrender Herr Gevatter, Landsmann und Freund, eine dreifache Schnur reißt nicht. Ich nehme also mit beiden Händen an Ihrer Hausfreude Theil und wünsche, daß meine liebe Pathin ein neues Unterpfand göttlichen Segens für Sie und Ihr ganzes Haus sein und werden möge." Nicht einmal einen Monat später ist Hamann genöthigt, ihm einen Trostbrief zu schreiben, denn er hatte in Folge des Wochenbettes seine Frau verloren. Er schreibt ihm am 19. Mai: „Ihr lieber Schwager und ich haben heute eine Stunde lang mit Ihrer traurigen Lage sympathisirt. Das Ende vom Liede war: Gott hat alles wohl gemacht! Weil Ihr liebes Weib einer solchen Prüfung nicht gewachsen gewesen und im eigentlichen Verstande selig worden durch Kinderzeugen, gleich der Mutter aller Lebendigen 1)“.

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,,Vergeben Sie, mein liebster Gevatter, Landsmann und Freund, daß ich in Thorheit schreibe und machen Sie es wie Adam, der seiner Ribben eine dem treuen Schöpfer in guten Werken 2) gern überließ, um selbige in ein höheres und vollkommeneres Geschöpf verklärt wieder zu erhalten. Er schloß

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die Stätte zu mit Fleisch 1)." Gott tröste Sie und erhalte die beiden lieben Pfänder.“

Hamann hatte bereits im April durch Reichardt den Abschiedsbrief des Vetter Becker erhalten.

Aus dieser Zeit ist auch der erste der noch vorhandenen Briefe an Scheffner, obgleich sich die Bekanntschaft mit dieser Nebensonne Hippel's schon aus viel früherer Zeit herzuschreiben scheint. Der Anfang dieses Briefes vom 24. April lautet: „Ew. Wohlgeboren erhalten hiemit den verlangten Kupferstich. Würde selbst gekommen sein, wenn ich nicht einen Gevatterbrief unsers Capellmeisters zu beantworten hätte und zugleich das leßte Valet unsers Vetter Becker d. d. d. 9. Oct., das bisher verloren gehalten, und durch die 10. Hand endlich an Ort und Stelle gekommen, mit morgender Post remittiren müßte. Er ist mit Capitain Peter Cornelis auf einem Schiffe,,de veer Friende" glücklich abgegangen, unter dem Namen Villiam Becker."

Hamann hatte nun immer mehr die Ueberzeugung gewonnen, daß er es sich und seinem Zögling Lindner schuldig sei, dies Verhältniß aufzuheben. Er hatte mit dem Hofrath die Abrede genommen, seinen Sohn nicht länger bei sich zu behalten, als der Bruder sich dort aufhalten werde. Das pränumerirte halbe Jahr ging mit dem 27. Julius zu Ende und der Bruder dachte an seine Abreise. Deswegen schreibt er dem Vater: „Ich lebe in einer so leutescheuen und zu allen Geschäften unfähigen Hypochondrie, daß ich meiner Ruhe und Erhaltung alles aufopfern muß. Habe wiederum aus Ueberdruß ein zweites, wie mein erstes Haus mit Verlust der Hälfte vom Capital losgeschlagen und noch keinen Heller ausbezahlt bekommen, ungeachtet der Käufer schon um Ostern eingezogen, auch noch nicht die ganze Miethe vom dritten Hause, das mir noch auf dem Halse liegt, erhalten. Unser Etat ist auch noch nicht hier und man fürchtet Einziehung ganzer Stellen oder Abzüge, wenigstens des

1) 1. Mos. 2, 21. Hamann, Leben II.

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Gehalts. Es gehe wie es gehe, so ist mein Entschluß gefaßt und weder Bitten noch Anerbietungen werden mich bewegen können, Ihren Herrn Sohn länger als diesen Sommer zu behalten."

Daß er in einer solchen Lage eine Last, wie sie ihm der Unterricht des jungen Lindner auflegte, nicht mit frohem Muth zu tragen im Stande war, ist erklärlich. Doch hören wir ihn darüber selbst. Ich habe wie ein Pferd gearbeitet,“ schreibt er, ,,das Latein bis Ostern durchzuseßen, weil er ohne Decliniren und Conjugiren herkam, und muß mich jest allein einschränken, ihn in Ansehung der Sprache zu einem Cive academico ju qualificiren. Wir haben noch zehn Capitel von den Hist. select. übrig und denken diese Woche damit fertig zu werden. Wir haben das erste Buch von Horazens Briefen nach der Wielandschen Uebersetzung durchgegangen, auch die ersten sieben Oden des Horaz u. s. w.“

„Nach meiner Ueberzeugung wird er gewiß durch eine baldige Verpflanzung nach Göttingen gewinnen, und ich hoffe, daß meine Mühe, ihn zum academischen Bürger taliter qualiter in Ansehung der Schulorgani zuzustußen, vielleicht mit mehr Gründlichkeit, als er das Sprachrohr der großen Welt“ (daß ihm die Franz. Sprache zwar geläufig, aber nur oberflächlich bekannt war, haben wir oben gesehen),,behandeln gelernt, nicht ganz vergebens sein wird.“

,,Dieß ist Ja und Amen!" schließt er,,,und selbst meine Freundschaft für Sie und Ihren Herrn Sohn hat an diesem festen Entschluß den größten Antheil. Ich umarme Sie mit unveränderten Gesinnungen und den besten Empfehlungen an die Frau Hofräthin und ihr ganzes Haus.“

Am 13. Juli wurde Hans Michel eingesegnet und Hamann hatte die Freude bei dieser Gelegenheit viele Freundschaftsbeweise zu empfangen. „Unser jeßiger Oberbürgermeister Hippel," schreibt er an Herder, hat ihn von oben bis unten zur Einsegnung, die am 4. Sonntag nach Trinitatis geschehen ist, gekleidet und

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dringt auf seine academische Einschreibung, um ihn durch Stipendien unterstüßen zu können. Er kam bald darauf am 24. Juli nach Graventhin in des Herrn Kriegsrath Deutsch Haus, seinem einzigen Sohn Ernst zur Gesellschaft und Aufmunterung unter Herrn Scheller's Aufsicht. Hamann hatte ihm zu diesem Aufenthalt vier Wochen bewilligt. Wie schwer es ihm wurde, fich von ihm so lange zu trennen, geht aus einem Briefe an Scheffner vom 16. August hervor. Kommt er nicht mit dem 20. huj.," heißt es darin, wo der ihm zugestandene Termin von 4 Wochen ausgelaufen sein wird, so seße ich mich auf den Postwagen nach Preuß. Eylau und hole ihn.“ Zu dieser Fahrt kam es wirklich, wie er später an Reichardt erzählt. „Auch ich habe Reisen gethan,“ schreibt er, „im Geburtsmonat August, bin mit Sack und Pack anderthalb Tage in Trutenau gewesen, seßte mich den 20. Abends auf die Post, verdung bis Pr. Eylau,. stieg aber des Nachts in Mühlhausen ab und kam den Morgen früh in Graventhin eben zur Honigbeute an, fuhr aber am Bartholomäustage mit meinem Sohn nach Hause."

Von seinem Freunde Herder hatte er die erfreuliche Nachricht bekommen, daß während dessen Abwesenheit seine Frau ihn mit einem Sohn beschenkt habe.

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Er theilt dies frohe Ereigniß Scheffner am 16. Aug. mit. „Der Blattern wegen,“ schreibt er, „von denen sein Haus heimgesucht worden und die er selbst nicht weiß gehabt zu haben, ging er über Braunschweig nach. Hamburg. Während dieser Reise überstanden seine Kinder glücklich ihre Krankheit und seine Frau wurde von einem jungen Emil entbunden.“ Voll Verwunderung über diese Heldenthat schreibt er an Hartknoch: Stellen Sie sich die Männin vor, die ihren Mann fortschickt, vier kranke Kinder abwartet und das fünfte glücklich zur Welt bringt.“ Seinem Freunde gratulirt er daher auch am 1. Aug. auf das Herzlichste. Herzlich geliebtester Freund, Gevatter und Landsmann, ich mache heute wenigstens den Anfang mit dem innigsten Glückwunsch zu Ihrem, Gott Lob schon zwei Monate alten Emil und freue

mich, daß alles so gut abgegangen in Ihrer Abwesenheit, und daß sich meine verehrungswürdige Gevatterin auch doppelt erleichtert findet. Gott gebe Ihnen allerseits Zeiten der Erfrischung und Erholung nach überstandenen Mühseligkeiten. Eines hiesigen Kaufmanns Sohn gab seinem Vater Nachricht, daß an dem Tage, da er eben nach Hause schrieb, Prof. Büsch Sie nebst Klopstock und Claudius zu Mittag erwartete. Es ist aber nichts daraus geworden, ungeachtet ich mich sehr darauf freuete, im Geiste das fünfte Rad am Wagen gewesen zu sein.“

D. Lindner verläßt Königsberg. Ankunft des Etats. Hartknoch's Fau kommt nieder. Amme beim Kinde. Hans Michel kehrt nach Graventhin zurück. Brief Hamann's an seinen Sohn. Lauson's und Karsten's Tod. Abgang des jungen Lindner zu Meierrotto. Brief an Mme. Courtan. Briefe Hamann's und Jacobi's. Hamann's erfter Ausgang am 15. Dec. Reichardt's Verheirathung mit Frau D. Händler. Freundschaft mit Borowsky. Kinder. Literar. Beschäftigung. Samml. der Schriften Hamann's. Mendelssohn's Jerusalem. Kant's Kritik. Hofprediger Schulz. Asmus Schriften. D. Leidemitt von Moser. Horus von Prof. Wünsch. Garve's Schriften. Herder's Autorschaft. Studium der Freigeister und Mystiker. Etwas, das Leffing gesagt hat. Monboddo und Harris. Pucelle

d'Orleans.

Der Geburtsmonat Hamann's wurde durch den Abschied eines Freundes getrübt, der sich seine Neigung und Liebe durch das Verhalten gegen seine alte Mutter in erhöhtem Maße erworben hatte. „An meines lieben Pathchens Geburtstag," schreibt er an Herder, „ist Dr. Lindner nach Wien abgereist, an dem ich einen guten Haus- und Leibarzt verloren und der sich hier bei nahe seiner alten Mutter zulieb selbst aufgeopfert. Sie trieb ihn selbst fort oder gab ihm vielmehr seinen Abschied, ohne den er

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