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Lüsternheit nach Dingen, die nicht der Mühe werth oder die über meinen gegenwärtigen Horizont sind. Zu Anfange dieses Jahres fiel es mir auf einmal ein, mich auf die vaterländische Geschichte zu legen; ich versprach mir viel Vortheil von einem festen Gegenstande, mit dem ich mich allmälig beschäftigen konnte, und der ganz nur für mich ist. Ungeachtet dieses Reizes einer idealischen Jungfernschaft sind auch diese Molimina noch fruchtlos gewesen.“

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Wir finden daher nur zwei Anzeigen in der Königsberger Zeitung in diesem Jahre von ihm.

Die erste bestand in einem deutschen Auszuge aus Joseph Baretti's Schrift An account of the Manner and Customs of Jtalie, die Geschichte der welschen Schaubühne betreffend. Nachdem diese in einer sehr interessanten Uebersicht bis auf Goldoni geführt und das sehr scharfe Urtheil Baretti's über diesen angeführt ist, wird sein Zusammentreffen mit Carlo Gozzi so erzählt: „Dieser, ein jüngerer Bruder des bereits erwähnten Gasparo Gozzi, war der erste, der dem Goldoni und Chiari schwer fiel. Gar zu sehr dadurch in die Enge getrieben, waren sie so flug, ihren gegenseitigen Haß zu unterdrücken, und schlossen einen geschwinden Waffenstillstand, um gemeinschaftlich ihrem Gegner zu widerstehen. Chiari war ein eben so großer Schmierer in Prosa als Comödienschmied. Es entstand also ein heftiger Federfrieg, der bald je länger desto higiger wurde."

"Zufälliger Weise kam Carlo Gozzi mit Goldoni in einem Buchladen zusammen. Sie geriethen in einen scharfen Wortwechsel und Goldoni gab in der Hiße des Streits seis nem unerbitterlichen Kunstrichter zu verstehen, daß es leicht wäre, ein Schauspiel zu tadeln, aber ein wenig schwerer, selbst eines zu schreiben. Gozzi gestand ihm, daß es leicht wäre, ein Schauspiel zu tadeln, aber unendlich leichter, dergleichen zu schreiben, wodurch man einem so unüberlegten Volk, als die Venezianer wären, gefallen könnte, und fügte mit einem verächtlichen Tone hinzu, daß er Lust hätte, das Mährchen von drei Pomeranzen in ein Lustspiel zu verwandeln und ganz Venedig dar

nach neugierig zu machen. Goldoni mit einigen seiner Anhänger, die im Buchladen waren, thaten an Gozzi die Aufforderung, sein Wort wahr zu machen, und der dadurch aufgebrachte Kunstrichter erbot sich in wenig Tagen damit fertig zu werden."

„Wer hätte wohl gedacht, daß Italien einem so zufälligen und unbedeutenden Wortwechsel den größten dramatischen Schriftsteller zu verdanken haben sollte! Gozzi schrieb hurtig ein Lustspiel von 5 Aufzügen, unter dem Titel: I tre Aranci, die drei Pomeranzen, das aus einem alten Weibermährchen entlehnt war, womit die Kinder in Venedig von ihren Wärterinnen unterhalten wurden. Die Comödie wurde aufgeführt, und ganz Venedig lief nach der Bühne St. Angelo, um die drei schönen Prinzessinnen zu sehen, die von 3 bezauberten Pomeranzen zur Welt gebracht wurden."

„Man kann sich leicht vorstellen, daß Goldoni und Chiari nicht in diesen drei Pomeranzen geschont wurden. Gozzi hatte eine Menge ihrer theatralischen Poffen dem öffentlichen Gelächter auszuseßen gewußt. Die Venezianer wie alle Italiener sind für die Arbeit nicht sonderlich eingenommen, welche zur Untersuchung der Wahrheit gehört, und ihre Einbildungskraft überrascht sie gar zu oft, unterdessen ihr Urtheil schlummert; zeigt man ihnen aber die gesunde Vernunft, so unterwerfen sie sich derselben augenblicklich. Das traf den ersten Abend ein, da die Comödie der drei Pomeranzen aufgeführt wurde. Die unbeständigen Venezianer vergaßen den Augenblick jeden lauten Zuruf, womit sie die meisten Stücke des Goldoni und Chiari beklatscht hatten, lachten aus vollem Halse darüber und gaben den drei Pomeranzen einen rasenden Beifall."

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Dieser glückliche Erfolg munterte Gozzi auf, mehr zu schreiben, und seine neuen Schauspiele verwandelten in so kurzer Zeit den Geschmack der Venezianischen Zuschauer, daß Goldoni in einem Jahre aller seiner theatralischen Wünsche beraubt, und der arme Chiari gänzlich vernichtet wurde. Goldoni verließ Italien und ging nach Frankreich voller Vertrauen auf Voltaire's

Einfluß und Empfehlungen, die ihm die Stelle eines italienischen Aufsehers bei einer Prinzessinn zu Versailles verschafft haben sollen. Chiari aber begab sich auf ein Landgut in der Nachbarschaft von Brescia.“

Goldoni hat später eine ausführliche Selbstbiographie geschrieben, worin er seine höchst merkwürdigen Erlebnisse schildert. Gibbon urtheilt darüber, daß fie comischer seien, als alle seine Comödien.

Gegen den Hamann'schen Artikel glaubte ein Vertheidiger Goldoni's in der Königsberger Zeitung auftreten zu müssen.

Hamann hebt dann in einem spätern Artikel gegen diese Ausstellungen hervor, daß Baretti dem Goldoni die Vorzüge, welche der Gegner bei ihm vorzugsweise geltend mache, gar nicht abspreche, daß aber diese und mehr natürliche Anlagen noch lange nicht gründliche Ansprüche zum dramatischen Ruhm abgeben können. Dann versucht er solche Mißverständnisse zu rectificiren, von denen man die Schuld nicht dem Baretti, sondern lediglich dem Uebersetzer zur Last legen muß. Er kommt nun auf Voltaire's Urtheil über Goldoni, dem er seiner "derben Schmeicheleien wegen, eben keine große Autorität beizulegen wünscht. Zum Schluß bemerkt er, es sei seine Absicht bloß gewesen, sowohl die eigentliche Richtung der Barettischen Kritik, als die Verkürzungen ihres Uebersezers mit nothdürftiger Unterscheidung und Billigkeit näher zu bestimmen.“

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Die dann folgende Recension des Buches „Prüfung der Bewegungsgründe zur Tugend nach dem Grundsaße der Selbstliebe ist ungeachtet ihrer Kürze reich an feiner Satyre und tieffinnigem Wiße.

In diesem Aufsatze richtet er zuerst seine Angriffe gegen die Politik Friedrichs des Großen.

Die Versuche solcher Moralisten, qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt 1), stehen eben nicht in Hamann's Gunst; und der Art scheint der vorliegende gewesen zu sein.

1) Juvenal II. 3. Hamann, Leben II.

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„Alle großen und starken Genies scheinen einigermaßen jenem fremden Volke ähnlich zu sein, von dem Mose und die Propheten geweissagt, daß es wie ein Adler fliegt 1) und ein Volk von tiefer Sprache 2) ist, die man nicht vernehmen kann, und von lächerlicher Zunge, die man nicht versteht." Hierauf führt Hamann einen merkwürdigen Ausspruch Friedrichs über den Macchiavell an. Sollte er leßtern auch zu dem Volke von tiefer Sprache, die man nicht vernehmen kann, und lächerlicher Zunge, die man nicht versteht, zählen, und darnach das Urtheil Friedrichs über ihn gewürdigt haben wollen?

Die Opfer, welche Friedrich von seinem Volke forderte, um das blinde allgemeine Glück des Staates zu fördern und die oft gewiß sehr ungeeigneten Mittel zu diesem Zweck, namentlich die Herbeiziehung französischer Finanzmänner und Unterbeamten, welche das Volk aussogen und die Staatskassen leerten, um die ihrigen zu füllen, werden hier von Hamann mit großer Freimüthigkeit angedeutet. Der Schluß predigt durch Entgegenstellung der Stelle aus dem Horaz und Persius eine andre Moral, als in dem recensirten Buche enthalten sein mochte.

Kraus bezicht die Universität Königsberg. Herder über den Ursprung der Sprache. Wieland's Diogenes von Sinope. Anzeige der Herder'schen Schrift. Aristobulus. Ritters von Rosenkreuz lekte Willensmeinung. Geburt der ältesten Tochter.

Das Jahr 1770 wurde für Hamann durch die Ankunft eines Jünglings von Bedeutung, mit dem er aber wahrscheinlich erst

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einige Jahre später sehr innig befreundet wurde. Christian Jacob Kraus bezog im Alter von 17 Jahren im October die Universität Königsberg. Er war der Schwestersohn des Kirchenrathes Buchholz, der Hamann bei der Vormundssache seines Bruders so viel Herzeleid verursacht hatte. Er kam unter die Aufsicht seines Oheims, der sich bei einem Prediger in Osterode, dem Geburtsorte des Neffen, über dessen Talente und moralisches Leben erkundigt und, wie es scheint, die günstigsten Zeugnisse über ihn erhalten hatte. Dessen bedurfte es aber kaum, denn er erwarb sich durch seine ganze Erscheinung und sein Betragen gleich so sehr das Vertrauen seines Oheims, daß dieser ihn seine Kinder täglich eine Stunde unterrichten ließ 1).

Die Bekanntschaft mit Hamann knüpfte sich wahrscheinlich erst nach dem Tode des Kirchenrath Buchholz an, welcher nach einigen Jahren erfolgte. Kant, mit dem Kraus bald in ein sehr nahes Verhältniß trat, war vermuthlich der Vermittler dieser Freundschaft.

Auch das Jahr 1771 bringt uns nur dürftige Nachrichten über Hamann's Erlebnisse und schriftstellerische Thätigkeit; indessen bahnt es einen regeren Geistesverkehr mit seinem Freunde Herder an. Dieser hatte nämlich nach langem Umherschweifen im Mai dieses Jahres in Bückeburg wieder einen festen Wirkungskreis und eine bleibende Stätte gefunden. Wenn auch in diesem Jahre, wie es scheint, der Briefwechsel noch nicht von neuem sich angeknüpft hat; so ist er doch im folgenden Jahre in vollem Gange.

Daß Herder schon in Straßburg eine Schrift über den Ursprung der Sprache ausgearbeitet habe, erzählt uns Goethe, dem er sie mittheilte.

Im Juli desselben Jahres wurde ihm dafür von der Berliner Academie der Preis zuerkannt.

Nicolai hatte Hamann ein Exemplar der Abbt'schen Cor

1) S. das Leben des Professor 3. C. Kraus von Johannes Voigt. Königsb. 1819. S. 21.

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