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erste, älteste, ursprüngliche Sprache dem menschlichen Geschlecht mitgetheilt worden.“

„Der menschliche Unterricht fällt von selbst weg; der mystische ist zweideutig, unphilosophisch, unästhetisch und hat sieben und neunzig Mängel und Gebrechen mehr, zu deren bloßen Namensregister und nothdürftiger Erklärung ich alle Beilagen des noch laufenden Jahres von dem Herrn Verleger dieser gelehrten und politischen Zeitung pachten müßte, welches mir mein Gewissen und meine Nächstenliebe, am allerwenigsten aber meine Sparbüchse und die kritische Jahreszeit untersagen. Es bleibt also nothwendiger Weise und zum guten Glück, nichts als der thierische Unterricht übrig.“

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Bis hieher hat sich Hamann's Humor noch in den gehörigen Schranken gehalten, nun bricht er aber desto ungestümer los und streift alle hemmenden Fesseln ab..

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Er beginnt mit Anpreisung und Verherrlichung der Thiere. Ihnen kommt das fürstliche und priesterliche Recht der Erstgeburt zu. Hat sich wohl die Weisheit der Aegypter bis zur Anbetung der Thiere ohne zureichenden Grund erniedrigen können? Was sind die Meisterstücke unserer stolzen Vernunft als Nachahmungen und Entwicklungen ihres blinden Instincts?“ u. s. w. u. s. w.

Er geht dann scherzend zu seinen eignen Verhältnissen über. ,,Wenn der Recensent im 26. Stück meine, daß der kabbalistische Philolog die Sache in die Hand nehmen werde, so müsse man ihn als einen Fremdling in Jerusalem ansehen, der nicht weiß, daß sein, angeblicher Philolog unter Frohnvögten längst in ein erzapulesisches Lastthier verwandelt, fünf Stunden Morgens und vier Stunden Abends Säcke trägt.“

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Nachdem er seine jezige Lage noch ausführlicher geschildert hat, die ihn zu dergleichen Arbeiten untauglich macht, sieht er sich doch am Schluß zu diesem Geständniß veranlaßt: „Troß alle diesem sehe ich dennoch zum voraus, daß die allgemeinen Kunstrichter und besondern Almanachschreiber diese

1) In der allgemeinen deutschen Bibliothek.

theils gelehrte, theils politische Abfertigung eines Recensenten dem Philologen selbst ebenso treuherzig andichten werden, wie Xenophon, der Cyropädist, seine erbaulichen Tischreden dem weisen Socrates und Miguel de Cervantes Saavedra seine unverwelklichen Blätter dem arabischen Ge= schichtschreiber Cid Hamet." ,,Aristobulus.“

Hamann weist also in dem vorstehenden Auffage, wenn wir das Resultat desselben in's Auge fassen, auf zwei wesentliche Momente, die bei der Lösung der Frage vom Ursprunge der Sprache vor allem in Betracht zu ziehen sind, hin. Ob die erste älteste ursprüngliche Sprache dem Menschen auf eben die Art mitgetheilt worden, wie noch bisjezt die Fortpflanzung der Sprache geschieht? Obgleich Hamann aus Ironie ohne weiteres der Mehrzahl sich anschließt, welche ohne Zweifel diese Frage bejaht, so ist er doch offenbar nach allen spätern Ausführungen für die Verneinung derselben. Aber auch für den Fall der Bejahung, deutet er die Schwierigkeit an, daraus den menschlichen Ursprung der Sprache zu deduciren. Er zeigt, daß es für die Fortpflanzung der Sprache auf die bisherige Weise nur drei Wege gebe, nämlich Instinct, Erfindung und Unterricht, und daß der lettere der einzig gedenkbare sei. Dieser Unterricht könne nun wieder ein dreifacher sein, ein menschlicher, ein mystischer oder ein thierischer. Der erste falle von selbst weg, weil der erste Mensch ihn begreiflicherweise nicht habe erhalten können, den mystischen glaubt er wiederum ohne weiteres verwerfen zu können, in der Zuversicht zu der größern Anzahl der Leser, welche die Gründe für die Verwerfung ihm gewiß gern erläßt; dem thierischen Unterricht, wird Hamann dann in seiner satyrischen Laune um so beredter, auf höchst ergözliche Weise das Wort zu reden. Das zweite bei der Lösung unserer Frage in Betracht zu ziehende Moment, ist also die Frage, ob selbst dann, wenn man die Mittheilung der ursprünglichen Sprache eben so geschehen läßt, wie die Fortpflanzung der jeßigen, ihr menschlicher Ursprung zu erweisen sei.

Während Hamann noch an des Ritters von Rosenkreuz leßter Willensmeinung über den göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache“ schrieb, sah er der Geburt eines zweiten Kindes entgegen, welches am Palmsonntage den 12. April 1772 zur Welt fam. Er deutet hierauf in seiner Schrift hin. Es war seine älteste Tochter Elisabeth Regina, genannt Lisette Reinette. Er bemerkt in einer von ihm am 30. October 1785 aufgesezten Notiz über seine Kinder: Geb. 72 d. 12. April früh Morgens am Palm-Sonntage, getauft am Charfreitage in meinem Hause am alten Graben. Wurde noch jünger wie ihr Bruder inoculirt von einem hiesigen Arzt Dr. Brodlay, dem älteren."

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Aristobulus hatte, wie wir uns erinnern, folgerecht aus den Prinzipien der Gegner des göttlichen Ursprungs der Sprache bewiesen, daß die Thiere die ältesten Sprachlehrer der Menschen gewesen; es geziemte daher wohl dem mystischen Ritter von Rosenkreuz für die entgegengesette Ansicht eine Lanze zu brechen.

Die tiefsinnige Stelle aus dem Plato, welche Hamann als Motto gewählt hat, deutet schon von vornherein den Weg an, welchen er einzuschlagen gedenkt.

Der Eingang der Schrift ist ein Commentar zu dem Lieblingsfprud Samannē πάντα θεία καὶ ἀθρώπινα πάντα 1). Darauf setzt er auseinander, inwiefern der Ursprung der menschlichen Sprache göttlich, und inwiefern er menschlich sei.

Ueber die Philosophie des 18. Jahrhunderts, wie sie in den Werken der bekanntesten Freigeister und Atheisten darliegt.

Hamann kann sich von der Hervorbringung des menschlichen. Geschlechts aus einem Sumpf oder Schlamm nicht überzeugen. ,,Kein bloßer Töpfer plastischer Formen, sondern ein Vater feuriger Geister, und athmender Kräfte zeigt sich im ganzen Werk."

1) Hippocrates ɛoì iɛoñs vóσov Sect. III. Atque haec divina sunt, ut nihil opus sit existimare hunc morbum reliquis divinitate praestare, sed omnes divini omnesque humani reputandi. Vgl. Schr. II. 95.

Der handfeste Glaube eines Voltaire und Hume an die Theorien eines Galiläi, Kepler und Newton erhöhen ihre Glaubwürdigkeit nicht in Hamann's Augen. Er wünscht, daß sich die Philosophen aus dem ätherischen zum Horizont unserer kleinen moralischen Dunstkugel herunterlassen" möchten, weil alsdann die Hypothese eines einzigen Menschenpaares und der Wahn chinesischer und ägyptischer Zeitrechnungen für die gegenwärtige Gestalt unserer Erde im geometrischen Licht erscheinen“ werde.

So gut Moscati bewiesen, „daß der senkrechte zweibeinigte Gang des Menschen ein geerbter und künstlicher Gang sei,“ so gut getraut sich der Ritter von Rosenkreuz auch zu beweisen, „daß selbst Essen und Trinken kein dem menschlichen Geschlecht angeborner Einfall, sondern schlechterdings eine geerbte und künstliche Sitte sein müsse. Er befürchtet indeß, den diamantenen Griffel seiner Ahnen zu entweihen, wenn er damit einen ähnlichen Mißbrauch treiben wolle, wie jene Herren Philosophen des Tages mit ihren Gänsekielen; sonst würde er eine Deduction liefern, ,,an der sich alle griechischen Akademien im heiligen römischen Reich zu Leichen und Gespenstern lesen" sollten. Indeß wird dieser Beweis doch in aller Kürze, aber auf sehr drollige Weise, versucht, bei welcher Gelegenheit der guten Verdauungskraft der Mägen,,unserer Finanzer und Neufindler, Kreter und Araber" volle Gerechtigkeit widerfährt, und zwischen „der kalten Küche eines Lappländers oder indigenae" (Preußischen Unterthanen) „und zwischen dem feuerspeienden Gewölbe eines Apicius oder coquin pendu et parvenu" (eines Französischen Finanzpächters) zwischen einem Zögling der Purpurwiege und einem Säugling in der Krippe, unterschieden wird. Nachdem der Ritter von Rosenkreuz diesen Philosophen noch Glück gewünscht hat zu dem Unterricht ihrer Nebenbuhler und Unterthanen auf der Mast," räth er, „aus Dankbarkeit für die wohlthätige Eicheldiät ihnen drei Jahre lang kräftige Träber zu verabreichen, wobei ihre verlornen Landeskinder offene Tafel halten können, unterdessen die Götter und Colonisten des Landes Gold in sich saufen und unter sich lassen."

Folgt dann eine kurze Andeutung des künftigen Schicksals der Anhänger eines erträumten Paradieses sotadischer 1) Toleranz, ,,und weß sich diejenigen zu vertrösten haben, die sich durch jene Sophistereien nicht irren lassen; denn es brüllen „doch alle Geseße, Gebote und Befehle, lautbarer und unzähliger als die Wellen und der Sand des schäumenden Meeres nicht nur den Gott der Gnade, durch den alles, was zu regieren scheint, wirklich regiert wird, sondern schnauben auch den evangelischen Geist des Wuchers, der den verarmten und verlästerten Unterthanen die neun Seligkeiten des Bergpredigers versiegelt."

„Wenn der Mensch,“schließt der Ritter von Rosenkreuz, „nicht von sich selbst und ohne den geselligen Einfluß seiner Wärter und Vormünder gleichsam jussus 2) auf zwei Leinen gehen lernen kann, noch das tägliche Brod ohne Schweiß des Angesichts zu brechen, wie kann es jemand einfallen, die Sprache cet art leger, volage, demoniacle III, Ch. 9 (mit Montaigne aus dem Plato zu reden) als eine selbstständige Erfindung menschlicher Kunst und Weisheit anzusehen? - Sonderbare Erscheinung, daß unsere Philosophen wie Alchymisten von Schäßen der Fruchtbarkeit zu reden wissen, während man aus ihren Aeckern und Weinbergen schließen sollte, daß sie nicht Unkraut von Weizen, Trauben von Dornen und Feigen von Disteln zu unterscheiden wissen. Unterdessen ist ihnen die splendida miseria der Sprache nüßlich, zu verführen und verführt zu werden, und sich in einen Stern der ersten Größe zu verklären, besonders für Schälfe von gleichartiger Bosheit.

Da er ihnen durch Widerlegung nicht im Stande ist, den Staar zu stechen, noch ihre Unfruchtbarkeit in das Gegentheil zu verwandeln, berührt er bloß den einzigen Unsinn, womit man jene unschlachtigen Patriarchen von Autochthonen und Aborigi

1) Sotades, wegen seiner lasciven Bücher, Cinedi betitelt, berüchtigt.
2) Ovidii Fast. II. 322.

Qui calide strictos tincturus sanguine cultros

Semper Agone? rogas, nec nisi jussus agis.

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