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errettet wurden, die kümmerliche Lage, worin er bei der theuern Zeit durch Reduction seines Gehaltes verseßt sei.

Doch seßt er scherzend hinzu:,,Was rede ich noch viel? Es ist im Rath der Wächter durch die politische Rechenfunst einmal beschlossen, daß kein Magus mehr brennen, sondern verfrieren und verhungern soll."

Dann geht er zu der Apologie Herder's über, der, um den Preis zu erhalten, sich nach der neuesten Bauart seines Zeitalters habe richten müssen, und läßt darauf eine Charakteristik seines Jahrhunderts folgen, die in sehr markirten treffenden Zügen ausgeprägt ist.

Zum Schluß hinterläßt er seinem Freunde Herder, dem würdigsten aller seiner Freunde im Norden und Deutschland, als Beweis seines Vertrauens, „gesezt, daß der Magus im Norden verhungern sollte“ ein Männlein und ein Fräulein, seine Freude und seine Krone.

Auf die Philol. Einfälle und Zweifel und zwar hauptsächlich auf den letztern Theil derselben, bezieht sich der auch im Manuscript damit verbundene, ungefähr um dieselbe Zeit entstandene Auffag: Au Salomon de Prusse 1).

Er beginnt mit dem Vermächtnisse an Herder in Betreff seiner beiden natürlichen Kinder. Herder, welcher verdiene, der Präsident der Academie der Wissenschaften zu werden, von der er gekrönt sei wegen einer eben so schlechten Abhandlung, als das Jahrhundert sei, welches die Magier verhungern lasse, anstatt fie in einen glühenden Ofen zu werfen.

Nach dieser Einleitung preist Hamann den hohen Beruf, welchen Friedrich von der Vorsehung erhalten habe, un Être Suprême de la terre zu werden. Sein Genie habe sich eben so wunderbar über alle andere Könige erhoben, wie der Gott

1) Schriften VIII, 191. Daß dieser Aufsaß und nicht, wie im Vorbericht zum IV. Th. bemerkt ist, die Lettre perdue d'un Sauvage du Nord mit den Philolog. Einfällen und Zweifeln verbunden war, geht unter andern aus der Anführung in dem Briefe an v. Moser V, 49 hervor, die augenscheinlich mit dem Schluffe des oben angeführten Auffages VIII, 199 genau übereinstimmt.

der Juden seinen Namen verherrlicht habe über alle Gößen der Heiden.

Hamann's tiefe Verehrung seines großen Königs und seine Freude über das Wachsthum und die Größe Preußens unter seiner gottgesegneten Regierung.

Aber wo sind die Tempel, die Altäre, die der Religion des höchsten Wesens in Preußen geweihten Priester?

Der erhabene Geschmack Ew. M., ähnlich dem Geiste des Christenthums, will nur den Cultus des Geistes und der Wahrheit, keine andere Altäre als die Herzen Ihrer Unterthanen, keine andere Diener als solche, die die Wahrheit lieben und predigen, welche die Tugend lieben und üben. Aber wo ist diese auserwählte Schaar? Diese königliche Priesterschaft? Dieses heilige Volk? Dieses willkommene Geschlecht, welches die Tugenden dessen verkündet, der sie berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht? wo sind die Magier, die ihre Leiber zu einem lebendigen, heiligen und Ew. M. wohlgefälligen Opfer machen, welche nur einen vernünftigen Dienst verlangt?

O Gott! die Heiden sind in Dein Erbe gefallen; man hat Deine heiligen Tempel entweiht! Herr! gedenke der Schmach, womit Deine Feinde die Spuren Deines Gesalbten geschmäht haben.

Ew. Jahrhundert Sir! ist nur ein Tag der Angst, des Schreckens und der Lästerung. Alle so unzählige als wohlgelittene Spöttereien gegen die Vorsehung des Vaters im Himmel, gegen das Evangelium seines Sohnes und gegen die mancherlei Werke des Heiligen Geistes sind nur einem Lächeln und einem Spottliede zu vergleichen gegen die lästerlichen Gedanken und Worte, womit man Ew. M. erhabenen Namen, die Weisheit Ihrer Regierung und das Orakel Ihres Willens und Geistes anschwärzt.

Dann ergeht sich Hamann in Schilderung der Leiden, welche die armen Unterthanen par l'insolence et la corruption de ces beaux esprits qui surpassent en ingratitude le re

belle illustre Absalon zu erdulden haben und von jenen Fremden auxquels un Siécle idolâtre prodigue des mausolées malgré le devin principe de l'epargne.

Friedrich habe den Beruf d'un Être Suprême nicht als einen Raub angesehen und habe gleich dem Könige der Könige sich für seine Unterthanen erniedrigt und sich erfinden lassen comme un malheureux Prussien; er werde zuleßt sich ihnen auch als ihren Vater erzeigen und ihnen wie der Vater im Himmel Gutes schenken. Folgt dann eine beredte Aufforderung, dies Glück seinen Unterthanen zu Theil werden zu lassen.

Dann werde es ihm auch gelingen, einen Original-Historiker seiner Nation und Ihres Jahrhunderts zu finden.

Das Blut des großen Winckelmann werde gerächt und Herder zum Präsidenten der Academie erhoben werden; Preußen werde seinen Rabelais und Grecourts hervorbringen.

Nach einer weitern Ausmalung dieser glücklichen Zeit, die er fortwährend mit der Regierung Salomo's vergleicht, schließt er mit der Anspielung auf die Beraubung, welche sein monatlicher Gehalt durch die politischen Arithmetiker erfahren habe sans rime et sans raison und einer Bitte an den König, der beides zu schäßen wisse.

Da Herder in seinem Briefe vom 6. October 1772 seinen damaligen Aufenthaltsort anzugeben vergessen hatte, so gab dies Hamann Veranlassung, die Antwort auf diesen Brief dem Prediger Eberhard in Berlin mit der Bitte zu überschicken, denselben, mit der Adresse Herder's versehen, auf die Post zu geben. Es scheint, daß er den Brief an Herder, welcher eine sehr freundschaftliche Gesinnung athmete, offen einlegte. Hamann spricht sich gegen Herder darüber so aus: „Mein ganzer Einfall durch Einschluß als Ihr Liebhaber zu schreiben, war eine bloße Chicane, um mich an den Philistern zu rächen.“ Es scheint daraus hervorzugehen, daß man in Berlin vermuthete, die Freundschaft der beiden sei erkaltet, und daß man hierüber sich freute. Es konnte die Gelegenheit, sowohl diesen Wahn zu zerstören, als auch in

anderer Rücksicht sich an den Philistern zu rächen, nicht erwünschter sein. Die allgemeine deutsche Bibliothek hatte wegen ihrer Tendenz schon lange Hamann's gerechten Unwillen sich zugezogen; dazu kam noch die von Nicolai ebenfalls verlegte Schrift Eberhard's Apologie des Socrates," die er auf eine so vernichtende Weise beleuchtete.

Es heißt in dem Briefe an Eberhard unter andern: „,,Nein, Wohlerwürdiger Herr, meine Muse ist ein betrübt alt Weib, Wein und stark Getränk habe ich nicht getrunken, sintemal es zwischen 9 und 10 Vormittags ist, aber ich will mein ganzes Herz Ihnen gegen Herrn Nicolai und seine Freunde ausschütten.“

„Nicolai der Kezer kann so wenig Theil an Ihrem Socratischen Himmelreich haben, als Simon Magus oder Simon der blinde Prediger. Er hat sein Gutes in diesem Leben genossen als Verleger gewiffer apokryphischer Bücher (die man gewissen Aposteln des guten Geschmacks zuschreibt) als allgemeiner Bibliothekar von ganz Deutschland u. s. w. Alles, was wir aus Freundschaft und christlichem Mitleiden thun können, ist, daß wir seine Bekehrung wünschen. Wenn er von seinen unerkannten Sünden Buße thun kann und wie ein kleiner Held Zacchäus siebenfach die Antworten erstatten will, die er dem Vater Socrates im Norden schuldig ist: so mag er dort bleiben, was er auf Erden hienieden gewesen ist."

,,Es thut mir leid, um Dich Bruder Moses! Wo ist Dein mit hellen Mond glänzendes Hauptgeblieben? Verdeckt wie Agamemnons 1). Bist Du auch ein Wucherer wie Deine Brüder, die Algebraisten der Realitäten gewesen; hast Du auch mit Deinem Freunde bis auf den Heller das Agio zu rechnen Lust ge= habt und bist Du deswegen zu einem durchlöcherten Faß ver

1) In einem berühmten Gemälde, das Opfer der Iphigenie darstellend, hatte der Maler den Agamemnon mit verhülltem Antlig abgebildet, weil der Schmerz des Vaters seinem Pinsel unerreichbar war.

dammt worden, weil Du daran lange genug wie ein Wallfisch 1) in Deinem philosophischen Leben getändelt.“

Hamann meldet an Herder von seiner leßten Schrift, Philol. Einfälle und Zweifel: „Sobald sie aus der Presse kommt, wohin sie gegangen, wird das erste Exemplar in Ihre Arme fliegen." Es scheint, wenn man die Klage in dem Briefe an Eberhard über Nicolai's versäumte Antworten auf Hamann's Briefe mit dieser Aeußerung in Verbindung bringt, daß jener schon längst in dem Besitz der Manuscripte war.

Schreiben an die Loge zu den 3 Kronen. Au Salomon de Prusse. Selbstgespräch eines Autors. Herder gegen den Druck der Einfälle und Bweifel. Anzeige in der Königsberger Beitung, dies Thema betreffend. Beilage zun Denkwürdigkeiten des fel. Socrates. Meue Apologie des Buchstaben H.

Hamann hat indeffen am 13. October 1772 bei der Gerechten und Vollkommenen Freimaurer-Loge folgende Eingabe gemacht, wenigstens findet sich dieselbe unter seinen Papieren :

Herrn Johann Georg Hamann's
Bittschrift

an den Geheimen Ausschuß der G. und V.
Freimaurer - Loge

zu

Königsberg in Preußen,

für den Druck eines kleinen Msct., nachdem dasselbe durch eine außer ordentliche Commission untersucht worden, Garantie zu leisten d. 13 Detbr. 772.

1) Um dieser den Schiffen oft gefährlich werdenden Tändelei ein harmloseres Spielzeug zu verschaffen, wird ihnen eine Tonne zugeworfen. Swift's Tale of a tup behandelt diese Kriegslist.

Hamann, Leben II.

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