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xikographie XII. [1902] S. 333 ff.; vgl. ebenda Plinius und Cluvius Rufus S. 352 f.)1). Danach haben sich die römischen Epitomatoren die Freiheit zu Abänderungen oder eigenen Zusätzen genommen, auch wo sie nur kürzen wollten und sollten 2). Auch wer sich nur auf den Auszug eines einzigen Werkes beschränken wollte, hatte freien Spielraum für seine subjektiven Neigungen). Ausserdem hat Wölfflin auf Grund der grösseren geistigen Bewegungsfreiheit, die er den Verfassern von Epitomen zurückgegeben hat, ausdrücklich davor gewarnt, aus kleinen Abweichungen, die sich in sonst im grossen und ganzen übereinstimmenden Partien zweier Werke ergeben, ohne weiteres auf Benutzung einer gemeinsamen Quelle zu schliessen, wenn nicht tatsächlich die Unmöglichkeit einer direkten Abhängigkeit des späteren Werkes vom früheren sich ergeben hat). Es war im allgemeinen nicht üblich, sich ganz sklavisch an die Vorlage zu halten. Was im besonderen die Epitome de Caesaribus betrifft, so hat von ihr ebenfalls Wölfflin gesagt (Arch. XII. S. 445), dass der Epitomator in den julisch-flavischen Kaisern nichts besseres zu tun gewusst habe, als die den Caesares des Aur. Vict. entnommenen Stellen mit Exzerpten aus Sueton 5) zu versetzen".

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Dass nun die lateinische Tradition auf einer gemeinsamen Grundlage ruht, hat Alexander Enmann nachgewiesen. Aus der Uebereinstimmung zwischen Aur. Vict., Eutrop und der H. A. konnte er als deren gemeinsame Quelle eine uns verlorene lateinische Kaisergeschichte erschliessen (Philologus IV. Suppl.-Bd. (1884), S. 337 ff.). In dieser grundlegenden Untersuchung hat Enmann gezeigt, dass diese Kaisergeschichte in ihrer ursprünglichen Fassung von Augustus bis zur Thronbesteigung des Diokletian reichte und für ihren ersten Teil bis Domitian einschliesslich den Sueton benutzt hatte. Später scheint sie eine Fortsetzung von 284-357 erfahren zu haben. Da aber dieser Teil nicht mehr für uns in Betracht kommt, können wir davon absehen. Nun war es ein schönes Zusammentreffen, dass im gleichen Jahr, das die Enmann'sche Arbeit brachte, die Leipziger Dissertation von Arthur Cohn, Quibus ex fontibus S. Aurelii Victoris et libri de Caesaribus et epitomes undecim capita priora fluxerint, Berlin 1884, erschien, die ihrerseits ganz unabhängig von Enmann dessen Ergebnisse gerade für den ersten Teil der „Kaisergeschichte" bestätigte. Cohn hatte nämlich als gemeinsame Quelle für Aur. Vict. und die Epitome den wie er ihn nannte „Suetonius auctus" erwiesen, da Sueton allein zur Erklärung nicht ausreichte. Ebenso hatte Enmann den

1) S. Kornemann, Die neue Liviusepitome aus Oxyrhynchus, Klio 2. Beiheft 1904 S. 86 Anm. 6.

2) S. auch Wölfflin, Arch. XIII. 1904, S. 75.

3) Vgl. die Bemerkungen Peters über Justin, a. a. O. S. 342 Anm. 7.

4) S. auch Wölfflin, Das Breviarium des Festus Arch. XIII. 1904, S. 74 ff.

5) S. aber unten S. 188 und 206.

engen Anschluss seiner „Kaisergeschichte" an Sueton. solang dieser vorlag, also für die ersten elf Kaiser, nachdrücklich betont. Es liegt also sehr nahe, in dem von Cohn statuierten „Suetonius auctus" gar nichts anderes zu erblicken, als einfach die Anfangsbiographien von Augustus bis Domitian der von Enmann entdeckten verlorenen Geschichte der römischen Kaiser" (s. F. Gräbner, Byzantinische Zeitschrift XIV, 1905, S. 89 Anm. 3). Allerdings könnte man sich fragen, ob die Kaisergeschichte" vielleicht nicht schon mit Caesar begonnen habe, mit dem ja Sueton eingesetzt hatte, während allerdings Aur. Vict. und die Epitome erst mit Augustus beginnen (s. u. S. 226).

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Was die Literaturgattung der verlorenen Quelle betrifft, so hat Enmann ihren biographischen Charakter mit aller Bestimmtheit hervorgehoben. Für ihren Verfasser war Sueton, den er, soweit er reichte, benutzte, schlechterdings vorbildlich. Seit nun aber das yέvos der griechischrömischen Biographie durch die Forschungen von Friedrich Leo (Die griechisch-römische Biographie nach ihrer litterarischen Form, Leipzig 1901) in seinem Werden und Wesen klargelegt wurde, geht es vollends nicht mehr an, wenn die biographische Kaisergeschichte" Enmanns heute vielfach als Kaiserchronik" bezeichnet wird. So wenig man sagen würde, Sueton habe eine Chronik der Caesares von Caesar bis Domitian gegeben, so unpassend ist dieser Ausdruck für das Werk, das sich den Sueton zum Muster genommen hat. Klebs, Seeck, Peter, Lécrivain, sie alle haben diesen abusiven Gebrauch des Wortes „Kaiserchronik". Ja, Groag bei P.-W. V. Sp. 13491) führt für seinen Artikel ausdrücklich diese Bezeichnung ein, um fast in demselben Atem zu versichern, dass die „Kaiserchronik" nicht chronologisch erzählte (cfr. Sp. 1372/73). Wie notwendig es ist, dass der Begriff der Biographie energisch festgehalten wird, das zeigt am besten die erwähnte Untersuchung von Dannhäuser. Er zitiert zwar die Enmannsche Abhandlung, spricht aber trotzdem im folgenden (offenbar im Anschluss an Lécrivain) ruhig von der Kaiserchronik", sowie von der , sachlich-historischen", ja sogar von der chronologischen, sachlich-historischen Quelle" (a. a. O. S. 16 u. 28). Dass damit immer die Enmannsche biographische Kaisergeschichte" gemeint ist, ergibt sich aus Dannhäusers Bemerkung, dass Vopiscus für Pr. „den grössten Teil der Nachrichten, soweit es auf den rein sachlich-historischen Teil ankommt, aus der verlorenen Kaisergeschichte entnommen habe (a. a. O. S. 11).

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Noch unbeantwortet ist die Frage, ob nicht diese „, biographische Kaisergeschichte" schon im ersten Teil des Corpus der H. A. benutzt ist und zwar im biographischen Bestand", in dem neben vielem Wertlosen auch manches Gute steckt 2).

1) s. v. L. Domitius Aurelianus.

2) Vgl. z. B. Kornemann, Klio VI (1906) S. 184.

Fragen wir nunmehr nach der griechischen Quelle, die Vopiscus in der v. Tac. nebenbei noch benutzt hat, so ist die Antwort nicht sehr einfach, da eine Originalquelle, die Vopiscus beigezogen haben könnte, uns nicht mehr erhalten ist. Die Chronika des Dexippos, von denen wir nur Fragmente besitzen, schlossen mit dem Tod des Claudius und seines ephemeren Nachfolgers Quintillus im Jahr 270 1), kommen also für Kaiser Tacitus (275/76) längst nicht mehr in Betracht. Nun wurde die Chronik des Dexippos offenbar im Corpus der H. A. benutzt; wenigstens wird Dexippos des öfteren zitiert 2). Das Werk des Dexippos wurde von Eunap aus Sardes unter Abwerfung der annalistischen Form fortgesetzt3) und zwar bildete die Regierung des Theodosius den Schluss der ersten Abteilung (s. Schmid, P.-W. VI Sp. 1122 u. 1124). Die Herausgabe der ersten Fassung erfolgte bald nach 395, da sich Eunap nach 396 schon mit seinen Sophistenbiographien beschäftigte. Später setzte er die Geschichte bis 404 fort. Hat also Vopiscus, wie wir annehmen, nicht vor dem Ende des 4. Jahrhunderts geschrieben, so ist es chronologisch möglich, dass er die 'Iotogía des Eunap in der ersten Ausgabe benutzte. Eunap war zudem ein überzeugter Anhänger des Heidentums 4) und passte darin zu Vopiscus.

Bei den dürftigen Resten des Eunap für die Zeit, die Vopiscus behandelt hat, ist freilich ein Beweis dieser Annahme kaum möglich. Dazu kommt, dass die Quellen des Eunap für die Zeit von 270-363 „nicht in allen Stücken klarliegen" (Schmid, a. a. O. Sp. 11245). Vielleicht lässt sich aber doch eine wenn auch nicht ganz sichere Verbindung zwischen Eunap und Vopiscus herstellen ").

Vop. A 23, 1-4 bringt nämlich eine Anekdote von der Einnahme der Stadt Tyana durch Aurelian, die nur noch bei dem Anonymus post Dionem fr. 10, 4 (Müller, FHG IV, S. 197), also nach De Boors Ausführungen (Byz. Zeitschr. I, 1892 S. 13 ff.) bei Petros Patrikios wiederkehrt 7). Dieser aber hat den Eunap benutzt (s. Krumbacher, Geschichte

1) S. Ed. Schwartz bei P.-W. V, Sp. 289.

2) S. Ed. Schwartz bei P.-W. V, Sp. 291 ff. Vgl. auch Gräbner, a. a. O. S. 125, wonach z. B. Pollio den Dexippos benutzt hätte.

3) S. W. Schmid, bei P.-W. VI, Sp. 1121 ff.

4) Vgl. Wachsmuth, a. a. O. S. 695 f.

5) Hier mag erwähnt werden, dass Gräbner a. a. O. S. 118 den Eunap auf Aur. Vict. und Eutrop zurückgehen lässt. Vielleicht könnte man auch an die Kaisergeschichte denken.

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6) Umgekehrt hatte Groag bei P.-W. V, Sp. 1350 Benutzung der . A. durch Eunap vermutet.

7) Gräbner, a. a. O. S. 152 (vgl. auch S. 142) möchte glauben, dass die Uebereinstimmung auf die Ephemeriden zurückgehe, die Vop. A 1, 6 f. als eine seiner Quellen anführe! Als ob es sich nicht hierbei deutlich um eines der schwindelhaften Zitate handelte, mit denen Vopiscus so freigebig ist. Lässt er doch den Tiberianus nur zweifelnd sagen: et tamen, si bene novi, ephemeridas illius scriptas habemus.

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der byzantinischen Litteratur München 1897, S. 238). Nun ist ja Eunap auch der Verfasser der ritae sophistarum, in denen er nach dem Vorbild des zweiten Philostratos Biographien hervorragender Sophisten des 4. Jahrhunderts gibt (s. Schmid, a. a. O. Sp. 1125). Bedenkt man aber, dass eben sein Vorbild Philostratos auch das Leben des Apollonios von Tyana geschrieben hatte (s. W. Christ, Geschichte der griechischen Litteratur 1898 3 S. 725), so lässt sich annehmen, dass Eunap, der diese Schrift kennen musste, nicht ohne Absicht gerade bei der Belagerung der Heimatstadt jenes sonderbaren Heiligen die hübsche kleine Geschichte angebracht hätte. Wenn Vop. A 24, 2-9 noch besonders eingehend über den Apollonios von Tyana spricht und sogar berichtet, dass er dem Aurelian erschienen sei, so könnte auch diese Stelle vielleicht einer Anregung durch Eunap ihre Entstehung verdanken, verweist doch Vopiscus (A 24, 8) ausdrücklich auf griechische Bücher, die über dessen Leben geschrieben seien. Aber freilich muss das alles mehr oder weniger problematisch bleiben.

Ob sie aber nun aus Eunap oder sonst woher stammen, jedenfalls haben sich Spuren einer griechischen Quelle bei Vop. entdecken lassen. Solche hat schon Groag in der v. A. (P.-W. V, Sp. 1349) und Dannhäuser, a. a. O. S. 11 für die v. Pr. erkannt1). Zur Feststellung dessen, was, im Gegensatz zur lateinischen, als die griechische Tradition erscheint, kann uns die historia nova des Zosimos (um 500) und die Weltchronik des Zonaras (aus dem 12. Jahrhundert) für die so kurze und unbedeutende Regierung des Tacitus genügen. Denn einmal hat Vopiscus, wie wir sehen werden, für die v. Tac. die griechische Tradition nur ganz gelegentlich berücksichtigt und dann konnte Tacitus überhaupt einem griechischen Schriftsteller nur geringes Interesse einflössen, ganz im Gegensatz zur lateinischen Tradition, die in der Wahl dieses Kaisers den Triumph der Senatsidee erblickte 2).

Und nach A 1,6 hätte es Vopiscus nur der besonderen Gunst des Präfekten zu danken, wenn ihm Einblick in diese Akten gewährt wurde. Daher urteilt Groag, a. a. O. Sp. 1347 f., gewiss mit Recht, dass es jedenfalls von der kaiserlichen Kanzlei redigierte Tagebücher (commentarii principis, vgl. v. Premerstein bei P.-W. IV, Sp. 735 f.) gegeben habe, aber der Verfasser der Vita habe diese libri lintei gewiss nicht eingesehen. Dass übrigens für die antike Historiographie an sich Tagebücher (auch von untergeordneten Personen) als Quellen sehr wohl in Betracht kommen konnten, zeigt Lucian, de hist. conser. 16. (Vgl. Ranke, Weltgeschichte III, 21 u. 2 (1883) S. 347 f. und ausserdem Seeck, Zur Chronologie und Quellenkritik des Ammianus Marcellinus, Hermes 41 (1906) S. 483 A. 2, auch S. 516, 532).

1) Freilich spricht Groag von einem „Exzerpt aus einer griechischen Quelle diokletianischer Zeit", da er aber über die Zeit des Vop. nur die Angaben der v. A. referiert, ohne selbst ausdrücklich Stellung zu nehmen (Sp. 1348 f.), so setzt er ihn wohl in den Anfang des 4. Jahrhunderts und kommt dadurch auf die diokletianische Zeit. Nach Dannhäuser zieht Vop. eine zeitgenössische griechische Quelle, vielleicht die gleiche, die auch Zosimos mittelbar oder unmittelbar benutzt habe, heran.

2) Vgl. H. Peter, Die gesch. Litt. II, S. 168, der im besonderen von Zosimos spricht; aber das gilt wohl auch im allgemeinen.

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Wie seinerzeit Enmann die lateinische Tradition über die Geschichte der römischen Kaiser bis 284 (bezw. 357) auf eine Hauptquelle zurückführen konnte, so wurde neuerdings ein ganz ähnlicher Versuch von F. Gräbner, Eine Zosimosquelle, Byz. Zeitschr. XIV. (1905) S. 87 ff., gewagt, der seinerseits eine wichtige griechische Quelle aufdecken zu können hoffte. Unter der Zosimosquelle" versteht nämlich Gräbner einen griechisch schreibenden Anonymus, dessen Werk mit der Erhebung Diokletians schloss (a. a. O. S. 111)). Zunächst sucht er diese Quelle, bezw. , einen ihrer Ausflüsse" bei Zosimos, Zonaras, Kedrenos, Synkellos, Eutrop, der Epitome, Pollio und was uns besonders angeht bei Vopiscus nachzuweisen. Die Epitome des Ps.-Aur. Vict. hatte ihm für dieses Ergebnis als Wegweiser" gedient (S. 89), weil er glaubte, dass die Epitome des öfteren gegen die Kaisergeschichte", also gegen die gemeinsame Quelle von Aur. Vict. und Eutrop, sich zu Zosimos stelle. Aber auch Eutrop weiche manchmal von Aurelius Victor, also von der Kaisergeschichte", ab, und stimme dafür zu den Angaben der Epitome. Auf diese Behauptung ist nachher besonders einzugehen. Selbst die „Kaisergeschichte soll ihrerseits bereits auf der „Zosimosquelle" fussen (S. 112). In ein indirektes Verhältnis zur „Zosimosquelle" wird Eunap gebracht, den seinerseits Zosimos im ersten Buch nur an zwei Stellen für Exkurse, im zweiten aber als Hauptquelle benutzt habe (S. 118). Eunap soll nämlich nach Gräbner auf Aur. Vict. und Eutrop zurückgehen. Diese beiden. aber hätten teils indirekt, teils direkt aus der „Zosimosquelle" geschöpft, indirekt offenbar durch das Medium der, Kaisergeschichte“. Die weiteren Ausführungen Gräbners über Dexippos, dessen Chronika und Skythika der Anonymus exzerpiert habe, und über „Zosimos und Iulius Capitolinus" kommen für unsere Zwecke nicht in Betracht. Dagegen interessiert uns die Behauptung, dass die „Kaisergeschichte" nach dem Ende der Chronika des Dexipp den Anonymus als Hauptquelle benutzte (S. 153).

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Zusammenfassend stellt Gräbner u. a. folgende Quellenverhältnisse auf (S. 145 ff.): die Uebereinstimmungen von Aur. Vict. und Eutrop seien gewiss richtig auf Enmanns Kaisergeschichte" zurückzuführen; ebenso erklären sich die Beziehungen zwischen Eutrop-Victor und Vopiscus aus deren Benutzung, wie das ebenfalls schon von Enmann erkannt wurde. Wenn aber Gräbner (S. 146) aus dem Vergleich zwischen Aur. Vict. Caes. 34 und Epitome 34 nur auf unmittelbare Benutzung der Schrift De Caesaribus durch den Verfasser der Epitome" schliessen zu können glaubte, so habe ich darauf unten einzugehen. Was das Verhältnis zwischen Eutrop und der Epitome betrifft, so soll ihre nähere Verwandtschaft auf die Zosimosquelle" zurückgehen". Diese sei aber nicht. selbst benutzt, wohl aber eine lateinische Epitome der Zosimosquelle". 1) Also ähnlich wie die Enmannsche Kaisergeschichte in ihrer ursprünglichen Fassung.

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