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Tatsächlich verlangte ja jene Gegend fast gebieterisch nach einem wichtigeren Ort. Hier unfern der Küste und von dieser sei es zu Wasser, sei es zu Land nicht schwer erreichbar, im Besitz leichter Verbindungen mit Apameia und Daskylion, mit Prusa und Apollonia, weil im Schnittpunkt der Wege Apameia-Apollonia und Prusa-Daskylion, endlich unfern einem fischreichen See gelegen, musste sich ein Verkehrsknoten entwickeln. Doch erwuchs er nicht im Treffpunkt von Hauptverkehrslinien, sondern diente nur dem Nahverkehr. Und waren auch seine Bewohner wackere Hellenen, das Städtchen blieb doch stets verhältnismässig klein. So erklärt sich uns auch das auffällige Schweigen, womit es von den Schriftstellern des Altertums übergangen wird, und das Fehlen einer Erwähnung in den Itinerarien der Kaiserzeit: es lag eben abseits von den grossen Heerstrassen des Weltverkehrs. Nur in bescheidenerem Kreise konnte es seine Wirksamkeit entfalten. Das aber scheint es voll und ganz getan zu haben, daher war es wohl befestigt'), daher durfte es Münzen schlagen, daher auch kehrte es sicher zu den zwölf civitates von Bithynien, von denen der ältere Plinius spricht 2).

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Der Name Kaisareia aber ist natürlich erst verhältnismässig späten Ursprungs; für die Frage, wie die Stadt vordem geheissen, kommt unseres Erachtens in erster Linie die oben zitierte Stelle bei Plinius in Betracht. Darnach hätte die Stadt früher Helgas geheissen, zu seiner Zeit aber Germanikopolis, was offenbar richtig Germanike(polis) heissen soll. Damit stimmt nicht nur die Angabe intus, im Binnenlande" überein, sondern auch die Bemerkung des Plinius alio nomine Booscoete da fällt uns sofort ein, dass einige der Münzen von Kaisareia Germanike wie bereits erwähnt unterhalb des Schiffes einen liegenden „Opferstier" zeigen das ist offenbar eine Anspielung auf die Boog zoirn, das Lager eines Rindes, wahrscheinlich aber nicht eines Stieres, sondern einer Kuh. Vermutlich hat da der Mythus von der Jo irgendwie eine Rolle gespielt. Dagegen vermögen wir den Namen Helgas wenigstens zur Zeit noch nicht zu erklären vermutlich war es der alte, einheimische Name des Ortes. Wenn endlich Ptolemaios schreibt, ἡ καὶ Σμυρλιάνη, so ist das nicht als früherer Name aufzufassen, wie seinerzeit Eckhel geglaubt hat, sondern

(Asia) gehörte und die Grenze etwa in der Mitte zwischen ihm und Prusa lief. Auch die Angabe in Hier. Synekd., der die Reihenfolge Nikaia, Basilinopolis, Kios, Apamea und Prusa, Kaisareia, Apollonia, Daskylion einhält, also sichtlich zwei von Osten nach Westen geordnete Reihen angibt, bedeutet keinen Widerspruch und ist nicht mit Schärfe so zu verstehen, dass K. zwischen Prusa und Apollonia lag (wie Kiepert, Formae orbis ant. tab. IX. Text annimmt), sondern entspricht einfach dem Fortschreiten von Osten nach Westen.

1) Da es nicht an der See lag, wird es natürlich auch von keiner der bekannten Küstenbeschreibungen erwähnt noch ein Argument mehr gegen Ramsays Annahme. 2) Vgl. die Münzen.

es bezeichnet dieser Zusatz einfach eine nähere Bestimmung mit Hilfe der Landschaft, wie Müller richtig erkannt hat.

Nur noch eines! Wenn auch Kiepert mit Recht behauptet 1), dass Kandi's Spezialbeschreibung von Prusa und Umgebung († Пpovoa, ảo̟χαιολ. καὶ γεωγρ. περιγραφή; mit Karte) sehr viele moderne Ortsnamen aufweist, die jedoch keinen Anhaltspunkt gewähren, und der Autor offenkundig in der Gleichsetzung von Kaisareia mit den berühmten nahe westlich von Prusa gelegenen Thermen von Tschekirie irrt, da diese im Altertum und auch in der byzantinischen Zeit Basilica Therma hiessen 2), so enthält doch seine Karte von Kleinasien (Bl. Brussa) östlich vom Daskylitissee, etwas südlich von dem Wege Mudania-Ulubad, und zwar genauer, südlich von dem Dorf Dere ein Tschekirge, etwas seitwärts vom rechten Ufer eines rechten Seitenbachs des Uelferflusses (Odryses) gelegen. Man kann sich da gewiss des Eindrucks nicht erwehren, dass in diesem Namen Tschekirge, das überdies möglicherweise richtig Tschekirie heisst, der Name des alten Kaisareia fortlebt und dass in dieser Gegend auch die Oertlichkeit unseres Städtchens gesucht werden muss. Gerade hier dürfte der Weg nach Süden geführt haben, zunächst gegen Kaz-Ova hin. Dafür scheint ein weiterer Umstand zu sprechen. Es findet sich nämlich wiederum auf Kieperts Karte eine Ortschaft Kuvuklia eingetragen, deren Name in ganz auffälliger Weise an das von Pachymeres erwähnte KovBouziala erinnert und die aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich diesem Kastell entspricht. Allerdings verlegt es Pachymeres nach Mysien am Olymp: φρουριόν τι κατὰ τὴν Μυσίαν τὴν ἐν τῷ Ὀλύμπῳ 3). Die Türken belagern das Kastell, von Lopadion aus werden ihm sechzig Amogabarer zu Hilfe geschickt; allein die machen gemeinsame Sache mit den Feinden und spielen ihnen das Kastell in die Hände. Es wäre nun möglich, dass die Angabe des Pachymeres über die Lage dieses sonst nirgends bekannten Kastells in Mysien einfach ein Irrtum ist; doch kommen auch sonst solche Ungenauigkeiten vor und selbst die eine Fassung der Notitia des Basilius (bei Georg. Cypr., Ausg. v. H. Gelzer in d. Bibl. Teubn.) nennt beispielsweise sogar Nikaia eine mysische Stadt: πόλις ἐν τῇ κατὰ Bivviav Mvoia. Trifft also unsere Gleichung zu, dann wäre Kubukleia ein befestigter Platz an dem Wege Kaisareia-Apollonia und unfern der wichtigen Strasse Prusa-Apollonia gewesen; und es wäre begreiflich, dass diesem strategisch wertvollen Punkte von dem stark bewehrten und

1) Formae orb. ant. tab. IX. Text. p. 2. Kiepert hat Caesarea Smyrl. unfern Prusa in der Nähe des Odryses angesetzt, ohne dass man aber genau erkennen kann, WO. Das Fragezeichen, das er offenbar an die Stelle der von ihm vermuteten Oertlichkeit setzt, ist am linken Odrysesufer verzeichnet.

2) Ausserdem wäre es uns gewiss überliefert worden, dass der Ort der Thermen Kaisareia Germanike war, bezw. umkehrt, dass es in K.G. Thermen gab.

3) Bonner Ausg., S. 580.

Westseite des Olymp.

Daher sucht es Ramsay (a. a. O., S. 190) an der

334 Joh. Sölch, Ueber die Lage von Kaisareia in Bithynien.

nur etwa einen Tagmarsch entfernten Lopadion Hilfstruppen zur Unterstützung zugeschickt wurden. Jedenfalls deutet aber auch hier, selbst wenn das von Pachymeres genannte Kubukleia wirklich wo anders gelegen haben sollte, der Name auf eine Gründung aus der byzantinischen Zeit und der Ort bezeichnet auch dann eine Station auf dem Wege Apameia-Kaisareia-Apollonia. So kann auch dieser unser letzter Hinweis noch zur Befestigung unserer Annahme beitragen, dass Kaisareia Germanike in Bithynien am Ostgestade des Daskylitissees gestanden war: mit diesem ist es auch selbst dahingesiecht und zuletzt verschwunden. Nur der Name beider lebt möglicherweise (in Tschekirge, bezw. türk. Jaskel, gr. Diaskéli) noch fort.

Kaisareia Germanike und Germanicopolis auch dies sei noch vermerkt sind nicht dasselbe gewesen, aber wiederholt miteinander verwechselt worden. Zuletzt noch ist sogar Brandis diesem Irrtum verfallen 1). Und doch hat schon Wesseling 2) mit seiner Vermutung, dass Germanicopolis wegen der grossen Nähe ganz einfach zu Gangra gerechnet würde, das als Hauptstadt Paphlagoniens selbstverständlich erwähnt werden musste, das Richtige getroffen. Deshalb heisst es auch, wie gleichfalls schon Wesseling bemerkt hat, in den nov. Just: qaμèv δὲ Γερμανικοπόλεως τε τῆς πρὸς Γάγγραν, und der Kaiser spricht bloss von sechs Städten in Paphlagonien, während er sieben aufzuzählen scheint: Germanicopolis, Gangra, Pompeiopolis, Dadybra, Sora, Amastris und Jonopolis. Die zwei zuerst genannten waren jedenfalls als eine Siedlung angesehen. Daher auch die Tatsache, dass weder Hierocles noch die sonstigen. Notitiae und Konzilsakten Germanicopolis anführen. In der letzten Zeit hat besonders Imhoof-Blumer das Verhältnis von Gangra-Germanicopolis richtig erfasst und gewürdigt 3), indem er einen neuen Beweis für die politische Einheit der beiden Orte aus den Münzfunden erschloss; zeigt doch die Vorderseite von Münzen aus Germanicopolis den gleichen Stempel wie eine bekannte Gangramünze). Müller hat sich dieser Ansicht angeschlossen) und wir können ihr gleichfalls nur zustimmen.

Dass endlich Kaisareia und Neokaisareia in Bithynien nicht dasselbe gewesen sind, erhellt schon aus dem Namen und bedarf keines weiteren Beweises; wo aber Neokaisareia vermutlich gelegen war, darauf kommen wir vielleicht gelegentlich später zurück.

Graz.

1) Siehe Bithynien in Pauly-Wissowas RE III. 1898.

2) Zu Hier. Synekd. in d. Bonner Ausg., S. 496.

3) A. a. O., S. 65.

4) Zur Münzkunde von Pontus, von Paphlagonien u. s. w. Z. f. Num. XX. 1897, S. 270/1.

5) In seiner Ausg. d. geograph. d. Ptol. vol. I. pars II. Paris 1901, S. 804.

335

Die Alliaschlacht und die ältesten Pontifikalannalen.

Von Ernst Kornemann.

Nachdem ich jüngst den Versuch gemacht habe, von der ältesten Redaktion der Pontifikalannalen aus dem 3. Jahrh. v. Chr., die Enmann zuerst erschlossen hatte, etwas konkretere Vorstellungen zu erzeugen 1), liegt die Frage nahe, ob wir nicht irgendwo eine Tradition in der Fassung dieser ältesten Quelle nach weisen können. Vielleicht gelingt es gerade bei einem der schwierigsten Probleme der altrömischen Geschichte, bei der Erzählung von der gallischen Katastrophe.

Schon Mommsen hat in der grundlegenden Abhandlung über dieses Ereignis hervorgehoben 2), dass die ältere Version der Tradition zwischen den Tag der Schlacht an der Allia (18. Juli) und das Einrücken der Sieger in die Stadt drei volle Tage 3) legt, welche in ganz unverständlicher Weise unbenutzt vorübergehen ), während erst die jüngere Fassung die Gallier noch am Abend des Schlachttages vor Rom ziehen (Liv. V 39, 2) und die Einnahme der Stadt am 19. Juli vollziehen lässt (Liv. V 41, 4, Tac. Ann. XV 41). Die Ansicht von dem höheren Alter der an erster Stelle genannten Tradition wird dadurch über allen Zweifel erhoben, dass sowohl die beste annalistische Ueberlieferung (Polybios II 18, 2 und Diodor XIV 115, 4 f.) als auch die oft auf die ältesten Quellen zurückgehende antiquarische Tradition (Verrius Flaccus bei Gellius V 17, 2; Servius zur Aen. VII 717), endlich die oft Spreu und Weizen mischende Biographie (Plut. Cam. 22) die Nachricht haben. Eine Motivierung des rätselhaften Verhaltens der Sieger versucht nur Diodor zu geben. Den ersten der drei Tage verbringen die Gallier mit dem Abhauen der Köpfe der Gefallenen xarà tò лáτqiοv оç, die beiden anderen lagern sie vor der Stadt und zögern 1) Oben S. 245 ff. 2) Röm. Forsch. II S. 316.

3) So Diodor; die Parallelquellen, Polybios: tool tūs μáyns quépais botεgov, Verrius Flaccus post diem tertium eius diei, Plutarch: toity ảлò tís μáïns quéoą, geben dieselbe Nachricht nur ungenauer wieder, Mommsen a. a. O. S. 316 Anm. 40.

4) Die Vermutungen, mit denen Ed. Meyer (Apophoreton S. 155) die drei Tage ausfüllt (vgl. das Richtige S. 150 Anm. 1), schweben vollständig in der Luft, vgl. O. Richter, Beiträge zur röm. Topogr. III, Berlin 1907, S. 8 Anm. Die Niederlage der Römer war nach der guten Tradition eine sehr schwere, vgl. Varro bei Nonius p. 498 M., zitiert unten S. 340 Anm. 3.

mit dem Angriff aus Furcht vor einem Hinterhalt der Gegner. Diese Motivierung ist höchst seltsam und besonders im zweiten Teil recht auffallend, wenn wir daran denken, dass Diodor zu denen gehört, die den grössten Teil der römischen Heerestrümmer sich nach Veji retten lassen (115, 2). Wenn also seine Darlegung bezüglich des Hinterhaltes irgend eine Unterlage hat, kann sie nur aus einer Quelle stammen, die die Rettung des römischen Heeres nach Veji noch nicht kannte. Und dass es eine solche Stufe der Tradition gab, scheint mir aus Polybios hervorzugehen, der ganz schlicht von den siegreichen Galliern sagt: Eлóμεvoi tois φεύγουσι τρισὶ τῆς μάχης ἡμέραις ὕστερον κατέσχον αὐτὴν τὴν Ῥώμην'). Noch deutlicher ergibt sich dies aus der antiquarischen Ueberlieferung, die uns beim Epitomator des Festus erhalten ist (ep. p. 119): Lucaria festa in luco colebant Romani, qui permagnus inter viam Salariam et Tiberim fuit, pro eo quod victi a Gallis fugientes e proelio ibi se occultaverint. Diese Version lässt die Römer ganz offenbar in der Richtung auf Rom fliehen), und die Notiz, dass sie sich in einem Haine verborgen gehalten hätten, gibt vielleicht einen Wink für das Entstehen der Nachricht von dem Hinterhalt bei Diodor 3). Aber die Festus-Stelle gewährt uns die Möglichkeit noch nach einer anderen Richtung die älteste Tradition verständlich zu machen, nämlich bezüglich des dreitägigen Intervalls zwischen Schlachttag und Stadteroberung, worauf, wenn ich nicht irre, zum ersten Mal Pais aufmerksam gemacht hat). Der dies Alliensis fällt bekanntlich auf den 18. Juli, dagegen das Fest der Lucaria auf den 19.-21.5). Wie die Festusstelle beweist, ist also das Hainfest frühzeitig mit der Gallierkatastrophe in Verbindung gebracht worden") und das erwähnte dreitägige Intervall aus der Dauer des Festes herausgesponnen worden. Wir haben aber, wenn diese Annahme richtig ist, hier deutlich ein Stück der ältesten pontifikalen Tradition vor uns.

1) Bei Diodor flieht das Gros des römischen Heeres nach Veji und nur wenige (baiyo) gelangen vorhoi quyóvtes nach Rom. Die siegreichen Gallier mussten hiernach als επόμενοι τοῖς φεύγουσι, da doch nur das Gros des Gegners und nicht ein paar Versprengte verfolgt zu werden pflegen, nach Veji gelangen.

2) Ueber die mutmassliche Lage des lucus permagnus stellt O. Richter, Beiträge zur rom. Topogr. III S. 15 Betrachtungen an, durch die er eine Lokalisierung desselben nördlich des Anio zu beweisen sucht. Ich suche den Hain in der Nähe von Rom. Die Hauptschwierigkeit, die seinem Ansatz widerspricht, hat Richter schon selbst am Schluss angedeutet; vgl. auch Hülsen-Lindner, Die Alliaschlacht S. 32 Anm. 3. 3) In diesem Falle muss der Hain, wie in der vorigen Anm. geschehen ist, nahe bei Rom gesucht werden. 4) Storia di Roma I 2 S. 82.

5) Genauer auf den 19. und 21. Juli, Th. Mommsen, CIL I2 p. 298 und 322, G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer S. 19, mit dem bei mehrtägigen Festen gebräuchlichen festfreien Zwischentag (20. Juli): Wissowa a. a. O. S. 370.

6) Dass die Lucaria älter sind als die gallische Katastrophe, ist sicher, da sie dem ältesten römischen Festkalender angehören, vgl. Hülsen-Lindner a. a. O. S. 32, O. Richter a. a. O. S. 15.

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