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gut, denn der Distrikt Gordos lag am Sangarius1). Wir wissen nun nicht, ob die Gegend von Sögut nicht schon zu Phrygien gehört hat. Möglicherweise gehören Gorduserba jene Ruinen zu, die Diest an der Mündung des Deirmen-su in den Sangarius gefunden hat2). Diese drei Bistümer Mela, Linoe, Gorduserba sind älter als die drei andern 3) und offenbar war die Einteilung der Metropolis ursprünglich so, dass Nikaia selbst den Nordwesten, Mela-Modrene den Nordosten, Gorduserba den Südosten und Linoe den Südwesten umfasste (natürlich nur ganz annähernd). Als dann die drei jüngeren Bistümer eingerichtet wurden, ward vor allem Tataion ins Dasein gerufen1), vielleicht losgelöst von Mela-Modrine, das nach wie vor trotz der grossen Ausdehnung des Gebiets dennoch fürderhin demselben Bischof unterstand. Ebenso dürften von Linoe und von Gordoserba, deren Sprengel ja im Vergleich zu dem des anderen bithynischen Bistümer bedeutend weiter ausgriffen, neue Bistümer losgelöst worden und so Maximianai und Numerika ins Leben getreten sein. Ob Numerika mit der alten regio Doris und diese wiederum mit dem Dablae der Römerzeit gleichzusetzen ist, sind zwei Fragen, die für unser spezielles Problem belanglos sind, von denen aber die zweite sehr wahrscheinlich zu bejahen, die erste eher zu verneinen sein dürfte. Was dagegen Maximianai anlangt, so sucht dies Ramsay in der Umgebung von Tarsia, d. h. in der Landschaft Tarsia, also dort wo wir das Bistum Gallos vermuten. Und wiederum leistet er sich dabei eine auffällige Inkonsequenz. Er sagt nämlich, als er von der regio Doris spricht, folgendes: „die regio Doris war wie die regio Tattaios ein Distrikt im östlichen Teile von Bithynien und offenbar auch Bischofsitz, wenngleich unter einem andern Namen. Da es ausdrücklich von ihm heisst, dass es eine regio unter Nikaia bildete, so muss es südlich von Tataion gelegen haben. Denn wäre es nördlich gelegen, so wäre es natürlich mit Nikomedeia verbunden worden und hätte kaum Nikaia haben unterstehen können." Und doch soll jetzt Maximianai = Tarsia oder im Gebiete um Tarsia, also nördlich Tataion, ein Bistum unter Nikaia gewesen sein? Dieser Widerspruch mit sich selbst ist Ramsay offenbar entgangen. Für uns aber ist es wichtig zu konstatieren, dass Ramsays eigenes Gefühl so weit nördlich kein Bistum unter Nikaia zugeben wollte.

1) A. a. O., S. 183.

2) P. Mitt. Ergh. 116, S. 10/11. Vgl. auch Kieperts Karte.

3) Vgl. Hier. Synekd. und die Not. episc.

4) Schon Hier. Synekd. kennt die zwei Bischöfe von Peyɛtatáïos und 'Peyέdwoię und es ist möglich, dass sie jenen zwei zwoɛлiozoло entsprechen, die unter den patres Nicaen. erscheinen. Auffällig ist dann, dass die ältesten Not. keine Suffraganen von Tataion und Doris kennen und erst in den jüngeren zwar einer von Taeion (= Tataion) wieder erscheint, von Doris aber überhaupt keiner mehr. Darum bestand jetzt die weit ausgreifende Diözese von Mela-Modrine.

Sollte aber dort wirklich überhaupt kein Bischofsitz bestanden haben? Hier in den wohl kultivierten, fruchtbaren und gut besiedelten Gefilden 1) zwischen Nikomedeia und Prusias? Sollte zudem hier tatsächlich erst verhältnismässig so spät ein Bistum gegründet worden sein, wie es der Fall wäre, wenn wir Maximianai dorthin versetzen? Das ist wohl kaum anzunehmen. Und so glauben wir denn recht zu tun, wenn wir das Bistum Gallos in diese Gegend versetzen an den Unterlauf des Gallos. Gallos, Kadosia und Lophoi (auch Lophos) müssen in der regio Tarsia gesucht werden. Wo diese Orte im einzelnen lagen, können wir zurzeit noch nicht mit Sicherheit ermitteln. Der Name Lophoi, Hügel, Berg schlechtweg hätte etwas ausserordentlich Verlockendes an sich, in ihm den Vorläufer des heutigen Shira-tepe, der , auftauchenden Spitze", zu erblicken. Ob Gallos dem Gallika des Ptolemäus und dies wieder dem Lateae der Tabula Peutingeriana entspricht, ist ebenso schwer wie zu erweisen, so zu bestreiten. Hoffentlich geben uns doch noch einmal glückliche Funde darüber Aufschluss, wo diese Orte zu suchen waren. Besonders hilflos aber stehen wir dem Namen Kadosia gegenüber wir wollen uns diesbezüglich nicht in allerlei luftige Hypothesen verlieren.

Wir sind am Schlusse. Wir haben einerseits zwar nur einen unseres Erachtens vollgültigen Beweis für unsere Ansichten erbringen können (unter III), andererseits aber glauben wir dargetan zu haben, dass alle die Angaben aus dem Altertum und dem Mittelalter, die uns für unser Problem überhaupt zur Verfügung standen, weit besser zusammenstimmen und auch den geographischen Verhältnissen und verwaltungstechnischen Bedürfnissen weit besser entsprechen, wenn wir die Göktsche-su=GallusHypothese verwerfen und die von Perrot und Diest vertretene Mudurnu = Gallus-Gleichung festhalten. Viel ungezwungener, leichter klärt sich und erklärt sich da alles und selbst des Strabo Angabe, die ja vielleicht wirklich, wie Perrot gemeint hat, ein Irrtum ist, braucht dann nicht unbedingt abgelehnt zu werden.

Mithin ist also das Ergebnis unserer Untersuchungen folgendes:
1. a) Der Gallus der Alten ist bestimmt nicht der heutige Göktsche-su,
sondern der Mudurnu-tschai gewesen: Beweis die Stelle bei Ammian.
b) Modroi und Modrene (Modrine) sind identisch; es entspricht
dieser alten Siedlung das jetzige Mudurnu. Am Göktsche-su ist
ein altes Modroi daher nicht anzunehmen.

2. Was die Nordgrenze von Phrygia Epiktetos und Strabos Angabe
betrifft, dass der Gallus bei Modroi in diesem Lande entspringe, so
stellten wir fest:

a) Strabos Angabe, dass Phrygia Epiktetos zu seiner Zeit bis zum Askanischen See gereicht habe, ist irrig.

1) Vgl. über den Reichtum der Landschaft Diest, a. a. O., S. 66.

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Joh. Sölch, Modrene, Modroi und Gallus.

b) Die Grenze zwischen Bithynien und Phrygia Epiktetos dürfte (vor den späteren Veränderungen der Römerzeit) dem Waldgebirge des Dumanitsch und der Wasserscheide zwischen Göktsche-su und Sangarius gefolgt sein und das Becken von Inegöl Bithynien zugewendet haben.

c) Oestlich vom Sangarius reichte Phrygia Epiktetos jedenfalls über das Längstal des Sangarius gegen Norden zu hinaus und schloss möglicherweise noch das oberste Mudurnutal ein (auch hier wieder natürlich bevor die späteren Grenzverschiebungen eintraten). War dem so, dann hat Strabo mit seiner Angabe recht, im andern Fall irrt er, wie dies Perrot annahm.

3. a) Alle übrigen Angaben des Altertums über den Gallus sowie auch die byzantinischen Bistumslisten entsprechen der Gleichung Mudurnu-tschai = Gallus weit besser als der Gleichung Göktsche-su = Gallus.

b) Das Bistum Gallos (Lophoi, Kadosia) ist am Unterlauf des Gallus (=Mudurnu) in der alten Landschaft Tarsia zu suchen; doch bleibt es fraglich, ob Gallos dem Gallika des Ptol. und dies dem Lateae der Tab. Peut. entspricht. Lophoi war vielleicht am Shira-tepe und gehörte mit Tarsos zusammen. Kadosia ist uns unbekannt.

c) Offen bleibt noch die Frage, welchen Namen der Göktsche-su im Altertum trug1) und was für einer Diözese sein Gebiet angehörte; doch unterstand dieses jedenfalls der Metropolis Nikaia 2).

Graz.

1) Diest, a. a. O., hält ihn für den Melas der Alten wie bereits seinerzeit Hammer. 2) Seit der Einsendung dieses Aufsatzes hat sich nur noch S. Ruge (Pauly-Wissowas Realenzykl. Klass. Altwiss. 13. Halbb.. 674) über den Gallus geäussert. Auch er will im allgem. im Göktsche-su den Gallus der Alten wiedererkennen, kann aber nicht umhin, wegen der Ammianstelle im Mudurnu-tschai einen zweiten zu erblicken, indem er dafür A. Körte (5. Ergh. Arch. Jahrb. 5, Anm. 17; mir leider nicht zugänglich gewesen) zitiert. Die obigen Ausführungen aber haben dargetan, dass eine derartige Annahme, soweit die Quellen durchscheinen lassen, unnötig ist. Der Gallus, von dem sie und wir reden, ist der Mudurnu-tschai. Doch besteht kein Zweifel, dass auch andere Flüsse den Namen Gallus führten: so der Fluss von Nikomedeia (Eudok. bei Phot., 129; vgl. auch bereits Wesseling zu Zonaras, B. C. III. S. 489). Wenn ferner Ruge hinzufügt, welcher von den beiden Gallus, der Göktsche-su oder der Mudurnu. tschai, mit den Galloi zusammenzubringen ist, sei nicht auszumachen, so dürfte er geirrt haben. Die Antwort lautet nämlich keiner von beiden, trotz der Angabe von Mart. Kap. VI. 687. Vielmehr kann zu den Galloi nur jener Gallus in Beziehung gesetzt werden, von dem Jul. Firm, Mat. (math. libri VIII) sagt: Phryges qui Pessinunta incolunt circa Galli fluminis ripas; denn in Pessinus war das Hauptheiligtum der Magna Mater.

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Zum Ausbruche des dritten römisch-makedonischen Krieges.

Von Ulrich Kahrstedt.

Aus unserer Hauptquelle für den Beginn des Krieges Roms gegen Perseus, Livius Buch XLII, hat Nissen, Kritische Untersuchungen 243 ff., den Bestand polybianischer Ueberlieferung auszusondern unternommen. Den Rest, römische Annalistik verschiedener Art und verschiedenen Wertes, haben Unger Philol. Suppl. Bd. III 181 ff. und Soltan Philol. LII, 664 ff. und Livius' Geschichtswerk 27 ff. auf die einzelnen Namen römischer Historiographie verteilt.

Als polybianisch betrachtet man von den hier in Betracht kommenden Kapiteln von 5 an folgende: 5, 1-6, 3 (Perseus und die Hellenen. Ein römischer Gesandter nach Thessalien, Perrhaibien und Aitolien, von dort nach Achaia. Eumenes nach Rom)1); 11, 4-18, 5 (Eumenes und seine Gegner in Rom, das Attentat von Delphoi, Versuch Philipps den Rammius zu bestechen, Auftrag an den Praetor Sicinius, die römische Mobilmachung zu beginnen); 29, 1-30, 7 (die politische Gesamtlage); von 36, 8 an (Landung des Sicinius, Gesandtentournee des Marcius und seiner Begleiter, letzte Gesandtschaft des Perseus nach Rom, Land- und Seekrieg). 2)

In dem annalistischen Restbestande 6, 4-11, 3; 18, 6-28, 13; 30, 8-36, 7 hat Unger zwei Quellen angenommen und zwar Claudius und Antias, von denen Claudius 11, 1-3; 20, 1-21, 5; 22-25; 28; 30,8-32, 5; 35, 3-36, 7, Antias den Rest erhält.

Dagegen hat sich Soltau gewandt und drei Quellen postuliert; 7,1-3; 9, 7-10, 15; 18, 6-20, 6; 28; 35, 3-7 vindiziert er dem Piso, 23-24 und 32, 1-35, 2 dem Claudius, der Rest gehöre dem Antias an.

Zu diesen Einteilungsversuchen ist zu sagen: Absolut sicher polybia

1) Soltau in seinen Tabellen Phil. LII, 698 f und Geschichtswerk 45 zieht noch den Rest von 6 zu Polybios: 5 römische Gesandte gehen nach Osten qui res in Macedonia aspicerent und die Freundschaft mit Alexandria befestigen sollten. Freundschaftliche Verhandlungen mit Antiochos.

2) In Soltaus Tabellen steht 36 ganz unter der Rubrik „Polybios" (Perseus' Gesandte vor den Mauern Roms empfangen und ausgewiesen. Sicinius' Bericht über makedonische Angriffe auf Thessalien).

nisch ist der grosse Bericht über die Gesandtenreise und den Krieg selbst von 37 an1) und alles was dem hier gegebenen widerspricht, ist nicht polybianisch. Vor allem trägt die Betrachtung der Chancen des Perseus, die er durch die letzte Gesandtschaft nach Rom aus der Hand gab, deutlich den Stempel des Polybios (43, 1–3). Nun heisst es hier, dass die Römer damals zur Zeit der Konferenz des Marcius und Perseus nihil satis paratum ad bellum in praesentia habebant, non exercitum, non ducem. Daraus folgt, dass Kap. 36, 8-9, das man als Anfang des polybianischen Berichtes betrachtet, annalistischen Ursprungs ist, denn dort steht ein römisches Korps von 5300 Mann unter Sicinius in Epeiros, besetzt die Sperrforts in Illyrien und im Dassaretiergebiete und verstärkt sich durch einheimisches Aufgebot. Polybios aber sagt (47, 2) ausdrücklich, dass ohne die Verzögerung durch den Waffenstillstand alle opportuna loca schutzlos der makedonischen Okkupation preisgegeben gewesen wären, vor allem also die castella in Dassaretien und Illyrien 2)."

Wir müssen also auch 18, 1-5 von Polybios trennen. Hier wird der Befehl zur Aufstellung des Korps des Sicinius gegeben, und zwar bald nach dem Attentat auf Eumenes, also ehe Marcius nach Osten geht, während nach Polybios noch weit später, als Marcius schon geraume Zeit in Griechenland weilte, kein dux, kein exercitus zur Verfügung stand. Die Scheidegrenze der Quellen liegt also zwischen 17 und 18, nicht in der Mitte von 18.

Wie nun aber Kap. 47, 10, wo Sicinius von seinem Korps 2000 Mann zur Sicherung der thessalischen Städte abgibt? (Die 300 für Theben können eventuell von den 1000 Mann auf Korkyra, nicht von seinem Korps abgezweigt sein.) Dass hier Polybios redet, wird niemand ernstlich bezweifeln wollen, also weiss er hier etwas von einem mehrere tausend Mann starken Korps in Epeiros. Folglich fehlt die Landung dieser Division in Apollonia zwischen 43, wo kein exercitus auch nur paratus ist und 47, wo ein exercitus bereits operiert. Warum, ist wohl deutlich; Livius hatte die Landung schon 36, 8 nach einer anderen Quelle erzählt und liess sie hier unter den Tisch fallen, um sich nicht zu wiederholen. Ferner halte ich die Zuweisung des ganzen Kapitels 6 an Polybios, wie sie sich bei Soltau im Gegensatz zu Nissen findet, für richtig. Es werden dort die Gesandten C. Valerius, Cn. Lutatius etc. ausgesandt, qui res in Macedonia aspicerent. Kap. 17 aber, in sicher polybianischem Berichte, kehrt Valerius heim ex Graecia quo legatus ad visendum statum regionis eius spe

1) Die Fragmente des Polybios, Buch 27, stimmen durchaus hierzu, die Abweichungen sind geringfügig. Vgl. Nissen 249 ff.

2) Auch 40, 1 kennt Polybios kein Korps des Sicinius. Der einzige derartige Punkt, über den Perseus sich nach Ansicht des Marcius beschweren könnte, ist die Mitführung von 1000 Mann durch die Gesandten, nicht von 6000 durch den Praetor. Das widerspricht dem Kap. 43 nicht, 1000 Mann sind allerdings kein exercitus.

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