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Gelegenheit haben, zu sehen, worin der Unterschied zwischen beiden bestand, wie er sich begründen und befestigen musste selbst unter den primitiven Verhältnissen der frühen Zeit.

3. Damit sie keine Häuser bauten, die besser geeignet wären, Kälte und Hitze zu entgehen: Es spricht der Augenzeuge Caesar, der die primitiven Wohnstätten der Germanen gesehen und sie als Südländer doppelt unzureichend zum Schutze gegen die Unbilden der nordischen Witterung empfunden hat. Zur Abhärtung vergleiche VI 21, 3b sowie IV 1, 10: atque in eam se consuetudinem adduxerunt, ut locis frigidissimis neque vestitus praeter pelles haberent quicquam etc.

4. Damit keine Begierde nach Geld entstehe, woraus nur Parteiungen und Zwistigkeiten erzeugt würden: Wenn irgendwo, so tritt hier deutlich zutage, dass der Römer, nicht ein Germane rationalisiert. Jedes weitere Wort erübrigt sich hierzu.

5. Um das Volk durch Zufriedenheit in Ordnung zu erhalten, da jeder sehe, dass seine Mittel mit den Mächtigsten gleichgestellt seien: Ein höchst wichtiger Passus, dem die Tatsache zugrunde liegt, dass bei den Germanen jedes Mannes opes denen auch des Mächtigsten gleichkomme. Was heisst opes? Ganz allgemein „Mittel" und nichts weiter; worin diese Mittel bestehen, geht jeweils aus dem Zusammenhange und der Färbung des betreffenden Berichts oder der Erzählung hervor'). So kann es an

1) Das Wort opes lässt sich mit Sicherheit an 12 Stellen bei Caesar nachweisen: Im Bell. Civ. I 85, 5 neque nunc se ... postulare, quibus rebus opes augeantur suae, II 5,5 ut si ... superavissent vel domesticis opibus vel externis auxiliis de salute urbis confiderent (besonders lehrreiche Stelle), III 35, 2 summae nobilitatis adulescens suis ac suorum opibus Caesarem enixe iurabat, III 103, 3 ut ... illius opibus in calamitate tegeretur.

Im Bell. Gall. VI 21, 2, wo es besser nicht mit H. Meusel im Lexicon Caesarianum II Sp. 952 auxilium gleichzusetzen ist, da man es ebenso gut seiner folgenden Rubrik, die vielleicht nur mit facultates zu überschreiben gewesen wäre, zuweisen kann: deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur ; VI 1,4 et celeritate et copiis docuit, quid populi Romani disciplina atque opes possent, wiederum höchst lehrreich: die disciplina bezieht sich auf die Schnelligkeit, mit der der militärische Apparat funktionierte, die opes auf die Stärke der Truppen, die Machtmittel des populus Romanus, dann VII 39, 2 in illa magistratuum controversia alter pro Convictolitave, alter pro Coto summis opibus pugnaverant sowie VII 14, 6 harum ipsis rerum copiam suppetere, quod, quorum in finibus bellum geratur, eorum opibus subleventur; II 14, 6 quorum auxiliis atque opibus, si qua bella inciderint, sustentare consuerint, das ist ganz entsprechend BC II 5,5, wo es noch genauer hiess rel domesticis opibus vel externis auxiliis (vgl. oben); weiter I 20,3 quibus opibus ac nervis non solum ad minuendam gratiam, sed paene ad perniciem suam uteretur, cf. Cicero ad Att. IX 16,3 tu velim mihi ad urbem praesto sis, ut tuis consiliis atque opibus, ut consuevi, in omnibus rebus utar („Mittel des Geistes, Fähigkeiten", sicher nicht ,Geld!), und endlich gerade das Gegenteil bei Caesar B. Gall. VII 76, 2 tanta tamen universae Galliae consensio fuit libertatis vindicandae et pristinae belli laudis recuperandae, ut .... omnesque et animo et opibus in id bellum incumberent, das heisst mit ihrem ganzen Sinnen und Trachten und all ihren (Macht)mitteln (,mit Blut und Gut“),

dieser Stelle nur verstanden werden als die Mittel, die man für den Lebensunterhalt aus der Bebauung des Ackerlandes erwirbt, als die Erträgnisse aus der Bebauung des Ackers, an dem niemand privates Sondereigentum besitzt, an dem alle Mannen gleichen Anteil haben.

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Wir stehen damit an einer Stelle von fundamentaler Wichtigkeit. Mit der richtigen Auslegung des Wörtchens opes, das Caesar sehr wohlweislich wählte, weil es eben erst durch die Verbindung, in die es tritt. Leben und Farbe gewinnt, an sich jedoch weder Reichtum" noch „Macht noch Eigentum" schlechthin bezeichnet, ist ähnlich viel gewonnen wie mit der des Wortes princeps. Jedesmal stürzt eine ganze Reihe von Hypothesen zusammen. die von einer irrigen Interpretation ausgingen. Die Latinität eines Caesar ist nun einmal so klar und präzis und steht in so hellem Lichte der Wissenschaft, dass es einen unverantwortlichen Verzicht auf Erkenntnis leisten hiesse, wollten wir nicht endlich einmal ebenso klar und scharf fassen, was er sagen wollte und wie er es sagte. Der Stein des Anstosses, die Falschmeldung des jährlichen Wohnungswechsels, die so bequem herangezogen werden konnte, um auch andere Teile seines. Berichtes über die wirtschaftlichen und politischen Zustände bei den Germanen verdächtig zu machen, ist ja ein für allemal hinweggeräumt.

Immer klarer wird das Bild, das Caesar auf Grund eigener Erfahrung und Erkundung mit ruhigen, kräftigen Strichen zeichnet.

Es gibt Mächtige und Geringe, aber das, was besonders dem wenig Fleisch konsumierenden Südländer so einzigartig und erstaunlich scheint, ist, dass allen der gleiche Anteil am Ackerland zukommt und damit die gleiche Höhe des Ertrages an Feldfrüchten. Nur die Einfachheit der gesamten Lebensführung, der Mangel an jeglichem Luxus, wie ihn Caesar auch noch im zweiten Kapitel des vierten Buches schilderte, kann das einigermassen verständlich machen 1).

Man fragt jetzt unwillkürlich, wie ist unter solchen Verhältnissen die Existenz von potentiores, ja potentissimi und humiliores eigentlich denkbar? Caesar gibt selbst wieder, wenn auch indirekt, die sichere Antwort darauf, die mit allem, was sich sonst noch auf dem Wege der Praehistorie und Linguistik erschliesst, übereinkommt.

folglich auch mit ihrem Geld und Gut. Das Wort opes der klassischen Latinität ist in der Tat der farblose Kristall. der wechselnd in den Farben erstrahlt, die von seiner Umgebung aus sich in ihm brechen. Es ist ein besonders glücklicher Umstand, dass die deutsche Sprache ein an sich gleich neutrales Wort aufweist Mittel: Das setzt der mit allen Mitteln durch! Aber hat er die Mittel dazu? Nun, er wird schon Mittel und Wege finden. Und so fort!

1) IV 2,1 mercatoribus est aditus magis eo, ut quae bello ceperint quibus vendant habeant, quam quo ullam rem ad se importari desiderent. Was zahlten wohl die Kaufleute dafür? Etwa Geld? Und in wessen Besitz kam das Zahlmittel? Vgl. oben S. 70 f. Vielleicht auch IV 2,6 vinum omnino ad se importari non patiuntur, quod ea re ad laborem ferendum remollescere homines atque effeminari arbitrantur.

Bei alledem, was wir in Kap. 22, 2 hörten, handelt es sich lediglich um ein wirtschaftliches Moment. Es ist ein Es ist ein grosser Fehler gewesen, wenn man versucht hat, daran politische Erwägungen mitanzuknüpfen. Nein, von politischer Gleichstellung der Stammesgenossen ist bei Caesar nirgends die Rede. Gleichheit herrscht allein nach zwei Richtungen in der Verteilung der Ackerländereien und teilweise im Zusammenhang hiermit: in der Einfachheit der Lebenshaltung. Wir dürfen ruhig behaupten, dass ebenso wie 150 Jahre später zur Zeit des Tacitus, so auch damals schon vielleicht sogar in noch höherem Masse - Luxus direkt

als des Mannes unwürdig, wenn nicht schimpflich galt 1).

Gleichwohl existiert Privateigentum, und zwar in sehr verschiedenem Umfang. Worauf gründen wir unsere Behauptung und worin hat es bestanden?

Wir können da einmal verweisen auf die praehistorischen Funde, die tausendfache Belege dafür erbracht haben, dass ein stark differenziertes Privateigentum schon zur Zeit des Ueberganges von der neolithischen zur Bronzekultur (das bedeutet etwa 20 Jahrhunderte vor Caesar, als das indogermanische Urvolk sich eben zu spalten begann) in Mitteleuropa bestand, und zwar zunächst an allen solchen Gegenständen, die für den persönlichen Gebrauch und den persönlichen primitiven Schmuck dienten.

Dass mit ihnen ein verhältnismässig ausgebreiteter Handel getrieben worden ist, beweisen im übrigen die vielfachen Depotfunde, die bekanntlich sich meist nur so erklären lassen, dass ihre Materialien zurückweisen auf Händler, die in Gefahr oder irgendwelche Misshelligkeit gerieten und ihr Gut durch Vergraben oder Verstecken für später zu retten hofften. Die Depotfunde häufen sich in der weiteren Umgebung Leipzigs zum Beispiel meist um die Salzstadt Halle herum, deren natürliches Erzeugnis schon in der Vorzeit ein ebenso wichtiges Handelsobjekt war, wie es heutigentages das fast unentbehrliche Salz etwa im Innern Afrikas darstellt. Es veranschaulicht in lehrreicher Weise den Umfang dieses praehistorischen Handels, wenn wir hören, dass hier einmal in 1200 Stück volle 7 Zentner Bronze sich gefunden haben oder aber 120 Bernsteinperlen aneinandergereiht, mithin eben noch nicht zum Schmucke verwandt, jedoch ersichtlich zum Tausch oder Verkauf für ihn bestimmt 2).

1) Z. B. Germania Kap. 5; 15 Ende; auch 23 (nur der alte deutsche Durst ist es hier, der zu ausschweifenden Gelagen führt!); 26. Zur Einfachheit der Lebensweise der Germanen vgl. auch noch Caesar selbst im B. G. VI 24, 4 ff.: nunc, quod in eadem inopia, egestate, patientia, qua (ante), Germani permanent, eodem victu et cultu corporis utuntur, Gallis autem provinciarum propinquitas et transmarinarum rerum notititia multa ad copiam atque usus largitur, paulatim assuefacti superari multisque victi proeliis ne se quidem ipsi cum illis virtute comparant. Man bemerke wiederum die starke Betonung des Unterschiedes zwischen beiden Völkern.

2) So die Depotfunde von Gröbers, Dieskau, Karsdorf-Pegau! Die Bronzeware ist schon ganz frühzeitig im Lande selbst bei Leipzig gegossen worden; bei

Was gewann nun der Händler bei diesen beiden ? Was war bei „Arm“ und „Reich", wenn auch quantitativ in verschiedenem Masse zu holen? An Geld, ungemünzt oder gar gemünzt, kann selbstverständlich nicht gedacht werden, ganz abgesehen von dem direkten Zeugnis des Caesar VI 22, 3 1). Es ist der Besitz von Vie h, der den Umfang des Privateigentums so recht eigentlich bezeichnet, der die Vermögensverhältnisse" der potentissimi über die der humiliores und letzthin über diese selbst erhebt 2). Wir werden noch sehen, aus welchem einfachen Grunde.

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Die vergleichende Sprachwissenschaft hat uns längst darüber belehrt, dass diese Entwicklung bei den Germanen nicht isoliert dasteht, dass vielmehr die Begriffe „Geld“ und „Vieh“ überall bei den Ariern ursprünglich miteinander identischen Ausdruck durch die Sprache fanden; vgl. beispielsweise Alois Walde, Lateinisches Etymologisches Wörterbuch, 1906, S. 455:

„pecu, -ūs, pecus, -oris und -udis „Vieh“, peculium „Vermögen“, pecania „Geld“: u. pequo „pecua“, got. faihu „Vermögen, Geld", ahd. usw. fihu „Vieh“; ai. páçu, paçú, paçú-š, av. pasu „Vieh"; lit. (mit abweichendem Gutt.) pekus, apr. pecku „Vieh" etc. etc.

Es hiesse, Eulen nach Athen tragen, wollten wir hier altbekannte Dinge näher detaillieren.

Denn jetzt ist Wichtigeres zu tun.

Der Historiker hat sich hineinzudenken in die einfachen Verhältnisse der frühen Zeit und da, wo die direkte Ueberlieferung versagt, zu der berechtigten Konstruktion selbstredend mit aller gebührenden Vorsicht zu schreiten.

Knüpfen wir an das farblose Wort opes an: Gleichheit hat es nur gegeben in den opes, das heisst den Mitteln zum Lebensunterhalt, die man aus der gleichmässig verteilten Ackerflur gewann; dafür ist Caesar ausdrücklicher Zeuge; nicht jedoch existierte Gleichheit in all den andern opes, die im Menschenleben wirksam werden. Konkret ausgedrückt: Ungleichheit herrschte einmal in den Mitteln, die man gewann aus dem verAmmendorf, unweit südlich von Halle, sind z. B. 50 Gussformen dafür gefunden worden, teilweise auseinander gebrochen und den fertigen Bronzeguss somit heute noch aufweisend. Also praehistorische Fabrikation auch bei uns, im übrigen schon in der jüngeren Steinzeit, wie der Depotfund von Kleindölzig bei Leipzig zeigt, abgebildet und besprochen von F. Max Näbe 1908 Die steinzeitliche Besiedelung der Leipziger Gegend S. 4 ff.

1) Anders bereits 1/2 Jahrhunderte später laut Tacitus, Germania Kap. 5: pecuniam probant veterem et diu notam, serratos bigatosque. argentum quoque magis quam aurum sequuntur, nulla adfectione animi (sic!), sed quia numerus argenteorum facilior usui est promiscua ac vilia mercantibus. Das hat also die Berührung mit den Römern in der Zwischenzeit schon bewirkt. Man erinnere sich an S. 51!

2) Cf. Strabos kurzen Bericht (oben S. 52), der vortrefflich mit Caesar zusammenstimmt, und auch noch Tacitus, Germania Kap. 5: numero (armentorum) gaudent eaeque solae et gratissimae opes sunt.

schieden gestalteten Privatbesitz von Vieh (und Waffen, wie sich gleich zeigen soll), Ungleichheit dann natürlicherweise von jeher in den Mitteln des Intellekts und der Stärke und Gewandtheit des Körpers des Kriegers. Und das musste unter den herrschenden Verhältnissen, wie sie uns Caesar schildert, wo der Krieg fast die Regel, der Friede fast Ausnahme war, wo freier, durch keinerlei „Häuptlingswesen" eingeengter Wettbewerb aller Kräfte aller Volksgenossen sich im Kampfe betätigte, im Grunde einander gegenseitig bedingen. Wir meinen so: Persönliche Tapferkeit eignete allen in ähnlichem Masse zu; sie ist für diese Zustände einfach Voraussetzung des Mannes (vir-tus!); indessen wer an Verstand, Kraft und Gewandtheit die anderen übertraf, musste bald zu grösserem Ansehen gelangen als diese, zumal wenn sich beides mit Wohlhabenheit, das bedeutet grösserem Viehbesitz, verband. Dies letztere aber war wieder die von der Natur der Dinge selbst gegebene Folge der hervorragenderen Mittel des Intellekts und der körperlichen Tüchtigkeit. Denn wer mehr und ausgezeichnetere Feinde als die anderen besiegte, gewann damit mehr und bessere Waffen, als diese besassen, und das führte selbstverständlich wiederum dazu, dass der, der im Besitze der besseren Waffen war, es verhältnismässig leichter hatte, den Sieg zu erringen 1), den Sieg, an den sich bald auch direkte materielle Vorteile anschlossen, mag nun das Vieh der Gegner nach dem Maßstab der persönlich erworbenen Vorteile verteilt worden sein, das wäre quantitativ und vielleicht auch qualitativ verschieden insofern, als der, der das Hervorragendste geleistet, den grössten und besten Beuteanteil erhielt, mag auch nur zunächst daran gedacht werden, dass der, der allmählich in den Besitz von soviel Waffen gekommen war, dass er und die Seinen nicht mehr benötigten, die, welche er weiter im Kampfe von dem besiegten Feinde gewann, gegen Vieh der Stammesgenossen austauschte: auf alle Fälle ist grösserer Besitz ursprünglich durch grössere Tüchtigkeit, grösseren Erfolg bedingt, und dieser dann zu einem guten Teile durch den ersteren.

Und damit kommen wir so recht eigentlich zu der politischen Kehrseite der Dinge. Freiheitlich ist alles geordnet, aber es ist geordnet, Caesar sagte es uns selbst; zwar herrscht keine römische Disziplin“, keine Unterwürfigkeit überhaupt, gleichwohl eine feste Sitte, ein bestimmtes Herkommen, eine Ueberlegenheit derer, die das meiste „Ansehn" haben, die die Ersten" in den einzelnen Bezirken und Gauen sind, von einer Art, die der Römer mit der der magistratus, der „Behörden" glich. Wir greifen immer mehr mit Händen, wie töricht es war, hier das Wort Häuptling" je zu gebrauchen.

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Doch wir eilen zu weit voraus; zurück zu der Interpretation des Bellum Gallicum!

1) Man erinnere sich, welch unvergleichliche Rolle die gute,Wehr und Waffen' noch im Nibelungenliede spielt!

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