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der lokalen Verbände der Gaue und Landschaften und keine gemeinsame Oberbehörde des Stammes existiert mehr. Dafür sprechen die Männer, die in den einzelnen Bezirken durch Vornehmheit ihres Geschlechtes und persönliches Ansehn als die ersten gelten, unter den Ihren Recht und suchen die Streitigkeiten, an denen es unter so ungezügelten und leidenschaftlichen Naturen nicht fehlt, zu schlichten. Sie sind es auch, die als Beauftragte ihrer Volksgenossen alljährlich den Akt der Ackerverteilung vornehmen. So stellen diese Ersten die einzige lokale Behörde, den Gauvorstand, dar in ganz freiheitlichem Sinne, ohnehin ihrerseits an Sitte und Herkommen gebunden, weit entfernt von allem dem absoluteren „Häuptlingswesen" anderer Naturvölker, einzig- und eigenartig auch in diesem Hinblicke.

Diese ausserordentliche persönliche Freiheit des Einzelnen ist ein grosser Vorzug, aber auch ein grosser Nachteil für die Allgemeinheit. Denn da die Mannen im Frieden, wenn sie nicht der Jagd obliegen, dem Müssiggang und dem Trunke fröhnen, so bricht ihr Ueberschuss an Kraft und Tatendurst mit elementarer Gewalt nur allzu häufig hervor; Streit und Zank, Blutvergiessen und Mord drohen Zerrüttung aller inneren Verhältnisse1). Deswegen hat man sich ein eigentümliches Sicherheitsventil nach aussen hin geschaffen, das wiederum ganz einzigartig dasteht. Es werden Freibeuterzüge in die umliegenden stammfremden Gebiete nicht nur erlaubt, sondern direkt gewünscht und gerühmt!

Auch die Art ihrer Veranstaltung ist sehr bezeichnend: Einer von den Ersten seiner Gegend tritt in der Volksversammlung auf und erklärt sich bereit, die Expedition zu führen, wer ihm Gefolgschaft leisten wolle, möge es öffentlich bekennen. Je nach dem Ansehn, das der Führer geniesst und das mehr oder weniger Aussicht auf Erfolg gewährleistet, bildet sich nun eine grössere oder kleinere Gefolgschaft, die sich seinem Befehle unterstellt und mit ihm auf Raub auszieht. Die öffentliche Erklärung ist bindend, wehe dem, der sich die Sache noch einmal anders überlegen will, ihn trifft die gleiche Schmach wie den Deserteur und Verräter und weist ihn ausserhalb von Treu und Glauben! Der Grundsatz, Ein Mann, ein Wort", an dem nicht zu rühren noch zu deuteln, ist urdeutsch. Darum ergreift doppelt der Gedanke daran, wie tausendfach er in der Zeiten Folge geschichtlich wirksam ward.

Hiermit schliesst das, was uns an Caesars Bericht heute interessierte. Wir sind überzeugt, dass er wert war, in eine neue, richtigere Beleuchtung gerückt zu werden. Vieles, was geschichtlich fruchtbar gemacht werden kann, liesse sich anknüpfen und wird hoffentlich von anderen Händen daran angeschlossen werden.

Leipzig.

1) Cf. Tacitus' Germania Kap. 22: crebrae, ut inter vinolentos, rixae raro conviciis, saepius clade et vulneribus transiguntur.

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Das Alter der servianischen Mauer in Rom.

Von P. Graffunder.

Il muro di Servio è edificato, siccome è ben noto, con massi di tufa alti sempre due piedi romani", in diesen Satz hat Lanciani, der beste Kenner jener altrömischen Befestigung, sein Urteil zusammengefasst über die Maße, nach denen das Werk gebaut ist 1). Darauf fussend hat 0. Richter 2) zu erweisen versucht, dass die servianische Mauer kaum noch in das 4. Jhd. v. Chr. gerückt werden könne; sie sei als völliger Neubau erst nach dem Gallierbrande errichtet worden. Der König Servius habe wohl nur einen Erdwall um die Stadt gezogen. Noch schroffer sprach Pinza sich dafür aus 3). Nur Nissen ') ist bei der alten Meinung geblieben. Andrerseits hat Delbrück") die Vermutung ausgesprochen, dass die innere Wallmauer 379 v. Chr. erbaut sei, die äussere später, vielleicht am Anfange des 3. Jhds. v. Chr.

Der Satz Lancianis, von dem diese Streitfrage zuerst ausging, ist insofern richtig, als der grösste Teil der Mauer in der Tat jenes Maß aufweist. Aber wird der Satz so verallgemeinert, dass man ihn auf das gesamte Werk ausdehnt, so kann er nur den wahren Sachverhalt verdunkeln. Schon Jordan hat beobachtet, dass die Messungen von Lanciani nicht immer zuverlässig seien, da seine eigenen Messungen in der Regel weniger ergaben (53–56 cm); er sprach auch schon die Vermutung aus, dass in einigen Ruinen der Fuss von 0,275 m die Norm abgegeben habe "). Die Einheitlichkeit des Baus, die man nach Lancianis Worten erwarten müsste, ist in Wirklichkeit nicht vorhanden. Vor der Entdeckung der Ruinen am Bahnhof dachte niemand daran, die Quaderhöhe von 59-60 cm als allein herrschend zu betrachten, sondern die geringeren Maße galten als die gewöhnlichen. Jordans Vermutung habe ich bei meinen Messungen bestätigt gefunden. Denn an nicht wenigen Stellen liegen in der servianischen Mauer Quadern, die eine Höhe von etwa 55-56 cm haben, also nach dem altitalischen Fuss geschnitten sind. Da diese Tatsache von grosser Bedeutung ist für die Bestimmung der Zeit, in der das Werk zuerst errichtet wurde, sollen hier zunächst diejenigen Stellen der Mauer betrachtet werden, an denen das oskische Maß auftritt.

1) Bull. municipale 1876, 37; Annal. del Inst. 1871, 56.

2) Topographie 1901, 43; Beiträge 1903, 15. 3) Monum. ant. 1905, 752. 4) Ital. Landeskunde 1902 II, 1, 63. ·5) Der Apollotempel a. d. Marsfeld 1903, 16. 6) Topogr. I, 1, 273 Anm. 36 a.

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Der römische Fuss, gleichwertig dem solonischen Fusse, ist von Nissen nach Messungen in Pompeii zu 0,296 m angesetzt worden 1). Die sicherste Bestimmung hat erst Lehmann-Haupt gegeben, indem er als Ursprung auch dieses Maßes die gemeine babylonische Elle oder Doppelelle nachwies 2). Es kann nicht Zufall sein, dass die wahrscheinlichste Länge dieser Doppelelle (992,33 mm) mit dem Sekundenpendel jener Breiten (992,35 mm) übereinstimmt 3). Die Handbreite dieser Doppelelle ist das Urmaß, aus dessen Kubus alle antiken Gewichte entsprungen sind (99,23 mm). Der römische Fuss beträgt das Dreifache dieser Handbreite, also 297,7 mm. Durch eine Betrachtung der Stadien hat Lehmann-Haupt dann diesen Ansatz noch mehr gesichert 4). Die servianische Mauer bestätigt ihn, da in ihr die Quaderhöhe von nicht ganz 60 cm hunderte von Malen vorkommt. Eine Minderung hat das Maß in Rom also nicht erfahren.

Den altitalischen oder oskischen Fuss hat ebenfalls zuerst Nissen 5) bestimmt auf 0,2751323, und Mau) und Hultsch) stimmten ihm bei. Auch dieser Fuss hat seinen Ursprung im Orient. Er ist Zweidrittel der babylonisch-phönikischen Elle von mindestens 0,4125 m, die ihrerseits 25 Finger der Doppelelle von 992,33 enthält; danach beträgt der Fuss 275,7 mm). Ob aus dem Maßstab von Ushak (555 mm) überhaupt ein Fuss von 277,5 mm abgeleitet werden darf 9), ist zweifelhaft; schwerlich aber ist derselbe mit dem oskischen Fusse identisch. Auf diese Unterschiede ist im folgenden nicht Rücksicht genommen; denn das ist nicht von Belang, da die Quadern der servianischen Mauer ziemlich roh behauen sind. Vielmehr sind der Berechnung die Längen von 275 und 296 mm zugrunde gelegt, damit eine Vergleichung mit Nissens Tabellen leichter möglich ist.

Die Frage, wann der solonische Fuss in Rom eingeführt wurde, ist noch nicht mit voller Sicherheit entschieden. Dörpfeld 10) meint, dass es um 268 v. Chr. geschehen sei zugleich mit der Aufnahme des neuen Pfundes von 327,45 g, weil einerseits der Kubus des euböisch-attischen Talentes (26,196 kg) zur Seite den Fuss von 297,7 mm hat, andrerseits das Pfund von 327,45 g gerade 80 mal in jenem Talente enthalten ist. Aber auch das altrömische Pfund von 272,75 g steht ja in geradem und bequemem Verhältnis zu jenem Talente (196) 11). Da nun das römische Hohlmaß auf dem alten Pfunde von 272,75 g beruht 12) und das quaAthen. Mitteil. 1885, 290.

1) Pompej. Forsch. S. 86; vgl. Dörpfeld, 2) Zeitschr. f. Ethnologie 1889, 300.

3) A. a. O. S. 320; Actes d. 8me congrès des Oriental. II, 1893, 197; Klio, I 1902, 394. 4) Actes d. 8me congrès S. 230 und 244. 5) A. a. O. S. 86 und 92.

6) Pompejanische Beiträge S. 20.7) Metrologie S. 672.

8) Lehmann-Haupt a. a. O. S. 234 u. 244. - 9) Hultsch a. a. O. S. 572.

10) Athen. Mitteil. 1885, 295 u. 312.

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11) Regling, Klio 1806, 491 Anm. 3.

12) Nissen, Metrolog. S. 886 und 882.

drantal (96272,75) eben dem euböisch-attisch-sizilischen Talente gleich ist, so muss man eher schliessen, dass jenes Talent, also auch der Fuss in Rom schon vor dem neuen Pfunde von 327,45 g bekannt war. Der seit frühesten Zeiten lebhaft betriebene Getreidehandel mit Sizilien, woher nach ausdrücklichem Zeugnis das Wort hemina1) stammt, und wo das eigentlich zur euböischen Mine gehörige Pfund von 218 g (120×218,3 = 26,196 kg) als Kupferpfund seit ältesten Zeiten in Brauch war, hätte dann die Einführung des sog. euböischen Talentes in Rom und ebenso des Fusses (297,7 mm) begünstigt oder herbeigeführt. Soviel steht fest, dass in Sizilien schon am Ende des 6. Jhds. v. Chr. der solonische Fuss angewendet worden ist. Der älteste Tempel von Agrigent, der Herkulestempel ist danach gebaut 2). Ganz sicher kommt hinzu der Selinuntische Tempel A (500-480 v. Chr.), an dessen Stylobat ein Kanon von etwa 0,45 m d. i. die römische Elle von 0,4455 m angemeisselt ist 3). Wahrscheinlich gehören auch hierher die Tempel O und E von Selinunt, die in derselben Zeit entstanden sind. Der Poseidontempel von Paestum (um 450 v. Chr.) ist nach einem Fuss von 298 mm gebaut1).

Aehnliche Tatsachen haben wohl Nissen 5) zu der Annahme geführt, dass der solonische Fuss schon im 6. Jhd. v. Chr. zu den Etruskern gekommen sei, obwohl er früher "), wenn auch zweifelnd, dessen Einführung in Rom spätestens in die Mitte des 3. Jhds. v. Chr. gesetzt hatte. Um so mehr war er dazu geneigt, da Lehmann-Haupt) nachgewiesen hatte, dass der Heratempel in Olympia dennoch nach dem Fusse von 297,7 mm gebaut ist und dass dieser Fuss, den er das Schwestermaß des babylonisch-altattischen Fusses von 330 mm nennt, schon vor Pheidon im Peloponnes üblich war. Im Einklang mit Nissens letzterer Meinung steht Mommsen ), der die offizielle Einführung des neuen Fusses den Dezemvirn zuwies, da sie ja auch den römischen Kalender nach der attischen Oktaeteris ordneten "), also zweifellos metrologische Reformen nach attischem Vorbilde vornahmen. Die erhaltenen Bruchstücke geben zwar über die Länge des Fusses keinen Aufschluss, aber die Einteilung (pes sestertius = 1 gradus Taf. VII, 1 S. 136; 5' 1 passus Taf. VII, 4 S. 137) ist schon die später übliche. Daher hat auch Hülsen sich dem Zeitansatze von Mommsen angeschlossen und rechnet danach 10). Wenn endlich Pigorini11) sogar schon in den Terramare der Poebene einen Fuss von etwa 30 cm entdeckt zu haben meinte, so kann man zunächst darauf keinen Schluss gründen, da die Beobachtung zu vereinzelt bleibt.

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1) Nissen Metrol. S. 867 Anm. 4; Hultsch a. a. O. S. 103 Anm. 3.

2) Koldewey-Puchstein, Die griech. Tempel S. 152 u. 140.

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3) A. a. O. S. 113. 6) Metrolog. S. 885.

10) Röm. Mitt. 1893, 303.

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Dass die Etrusker schon im 6. Jhd. v. Chr. den babylonisch-olympischattischen Fuss von 297,7 mm kennen lernten, ist auch deswegen sehr wahrscheinlich, weil wenigstens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ihr Handel mit Athen so lebhaft war, dass ihre eigenen Schiffe dorthin fuhren, um Waren umzusetzen 1). In Marzabotto ist schon der solonische Fuss angewendet worden, wie Brizios Maßangaben 2) zeigen. Nach dem Plane (Taf. I) hatten isola II, V, VIII, IX, X, XI und die ihnen entsprechenden eine Breite von etwa 35 m d. i. ziemlich genau 1 actus röm. (= 35,5 m). Die isola VII hat eine Breite von 68 m (230′ solon. = 68,08 m); denn wenn diese isola auch ursprünglich von einer Strasse durchschnitten wurde 3), so muss das Gesamtmaß zweier isole doch auch die Norm erkennen lassen. Die isole IV und VI haben 40 m (135' solon. 39,96 m). Die Entfernung des decumanus von decumanus soll 165 m betragen; das wären 600' oskisch. Aber die Worte Brizios) und der Plan lassen erkennen, dass dieser Zahl nicht tatsächliche Messung zugrunde liegt, sondern Schätzung. Die decumani und der cardo haben eine Breite von 15 m (50′ solon. 14,80 m). Die kleineren Strassen haben meist ein Drittel dieser Breite; nur eine hat 6 m (20' solon. 5,920 m). Unter den Heiligtümern der Burg scheint der grosse Altar, wohl das älteste Bauwerk daselbst, noch nach oskischem Fusse errichtet zu sein; die Seite des Quadrates hat 4,1 m (S. 258; 15' osk. 4,125 m). Von den Tempeln ist allein sicher messbar Tempel D, den Delbrück 5) in das 5. Jhd. v. Chr. setzt. Er hat ein Quadrat von etwa 9×9 m). Da aber der Treppenvorbau nur 2,80 m breit ist, was nach Brizios eigener Angabe ein Drittel der Seite sein soll, so muss die Seite etwas kleiner als 9 m gewesen sein, das führt auf 8,88 m (30' solon.). Marzabotto ist bekanntlich um 400 v. Chr. von den Galliern zerstört worden. Es ist gegründet worden etwa um 550 v. Chr.). Da nun das Strassennetz doch nicht erst gegen Ende der Stadtentwicklung festgelegt worden ist, wird man kaum zu viel behaupten, wenn man sagt, dass die Etrusker gegen Ende des 6. Jhds. v. Chr. den solonischen Fuss angewendet haben. Weil aber damals das gesamte römische Leben, vor allem die Baukunst völlig unter dem Einflusse der Etrusker stand, ist es sehr gut möglich, dass etwas später von dorther auch den Römern die Kenntnis des solonischen Fusses übermittelt worden ist.

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Eine sichere Antwort auf diese Frage können auch für Rom natürlich nur die Bauten selber geben. Eins der ältesten Bauwerke Roms ist das Brunnenhaus, das auf dem Cermalus nicht weit von der sog. casa Romuli liegt 8). Pinza 9) setzt es in das 7. Jhd. v. Chr. nach den auf

1) Furtwängler, Gemmen III, 172.

7) Hermes 1908, 442.

2) Monum. antich. 1889, 429 ff. 3) S. 312. 4) S. 286.
5) Das Kapitol von Signia 1903, 20. 6) Brizio S. 260.
8) Hülsen, Topogr. 1907 Taf. II, d u. e). — 9) Monum. ant. XV, 787.

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