ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

eigene Gefahr seine Aufgabe so leicht nahm? Als ihm die Fürstin ein versiegeltes Schreiben an seinen Herrn übergab, ließ er sich von seiner Gefangenen, für deren Leben er haftete. einfach fortschicken1) und gleich nach seiner Entfernung verschloß Kleopatra die Türen ihres Gemachs2). Kann man glauben, daß er keine Leute zur Verfügung hatte, die den Botengang statt seiner besorgen konnten? Bezeichnenderweise hören wir nichts von seiner Bestrafung, der doch der lässige oder ungeschickte Wächter sicher nicht entgangen wäre.

Ohne Zweifel hat sich ein Mann von der überlegenen, in allen Lebenslagen bewährten Klugheit Octavians nicht durch die kleinen, nur bei einer humilis mulier glaubwürdigen Mittel der Täuschung, deren sich Kleopatra bedient haben soll die Vorbereitung von Schmucksachen für Livia, den Zank mit dem Verwalter Seleukos usw.) nicht hinters Licht führen lassen. Sein weiteres Vorgehen ergab sich von selbst; nichts wäre verfehlter und zugleich zweckloser gewesen, als jetzt noch die Vorsehung spielen zu wollen und den Tod Kleopatras gewaltsam herbeizuführen. Unmöglich hätte dies völlig geheim bleiben können. Und doch findet sich in der antiken Überlieferung keine Spur davon, daß Augustus der Ermordung Kleopatras verdächtigt worden wäre 4): für sich allein die schlagendste und völlig ausreichende Widerlegung der Hypothese Nöldekes, zumal wenn man bedenkt, wie leicht es die Autoren der Kaiserzeit mit der Anklage des Meuchelmordes nehmen3).

[ocr errors]

Mit Recht macht ferner Gardthausen (II 1, 232) darauf aufmerksam, daß Octavian, wäre er der Mörder Kleopatras, es verhindert haben würde, daß jemand noch die Todesgefährtinnen der Königin vor ihrem Tode sprechen konnte"), und daß er gleich anfangs den Verdacht des Publikums bestimmt auf eine falsche Fährte" geleitet hätte, „während in der Tat den widersprechendsten Erklärungen die Möglichkeit gelassen wurde". Hat er jedoch weiter nichts getan, als daß er durch eine ent

1) Plut., Ant. 85; Dio LI 13, 5. 6. 2) Plut. a. a. O.

3) Plut., Ant. 83; Dio LI 13, 3 (mit bemerkenswertem Unterschied in der Auffassung, vgl. o. S. 60, Anm. 2). Gardthausen I 1, 434 und Bouché-Leclercq I 335 folgen diesen Autoren, wenn sie die List als gelungen bezeichnen.

4) Weder in Tacitus' berühmtem „Totengericht“ über Augustus (ann. I 10) noch in Suetons Aufzählung der Bluttaten des Triumvirn (Aug. 27) ist von Kleopatra die Rede; ganz im Gegenteil schreibt Sueton. Aug. 17 (nach Livius vgl. Oros. VI 19, 18): Antonium ... ad mortem adegit ... Cleopatrae, quam servatam triumpho magnopere cupiebat, etiam psyllos admovit, qui venenum ac virus exugerent. Wenn es in der armenischen Übersetzung des Eusebius heißt, daß Octavian „die Kleopatra tötete" (ed. Karst, Griech.-christl. Schriftst. XX, p. 80), so liegt hier nur ein Flüchtigkeitsversehen des armenischen Übersetzers vor (vgl. Euseb. ed. Schöne II, p. 140f.).

5) Ist doch Augustus sogar der Ermordung seines Lieblings Drusus bezichtigt worden! (Vgl. Suet.. Cl. 1, 4; Tac., ann. II 82).

6) Dies bezeugt Plutarch, Ant. 85.

sprechende Instruierung des Epaphroditos der Königin Zeit und Gelegenheit zum Selbstmord gewährte, dann brauchte er weder, sobald er durch ihr Schreiben seiner Sache gewiß war, besondere Vorsichtsmaßregeln zu treffen noch Unschuldige zu verdächtigen 1). Nur ein scheinbarer Widerspruch liegt darin, daß Octavian kurze Zeit vorher durch Drohungen die Gefangene am Selbstmord gehindert hatte 2). Er konnte damals gar nicht anders handeln, weil ein Fremder, in seine Pläne nicht eingeweihter der Arzt Olympos von dem Entschluß Kleopatras Kenntnis besaß und ihr sogar zum Selbstmord behilflich sein sollte. Vor der Öffentlichkeit mußte der Imperator den Schein wahren, als ob ihm viel daran gelegen sei, die besiegte Feindin für den Triumph aufzusparen. Daher äußerte er, wie die Quellen berichten 3), nach dem Tode der Ägypterin Unwillen darüber, daß ihm das Glanzstück seines Triumphes geraubt sei, und ließ 22o holen, um das Schlangengift aus der Wunde zu saugen 4).

Es ist kein Wort darüber zu verlieren, daß aus diesem Benehmen eines Mannes, der sogar die Unterredungen mit seiner Gattin vorher zu konzipieren pflegte), keine weiteren Schlüsse zu ziehen sind.

Bezüglich der Todesart Kleopatras gilt noch heute aus leicht erklärlichem Grunde das Wort Plutarchs τὸ δὲ ἀληθὲς οὐδεὶς οἶδεν). Für alles einzelne verweise ich auf Gardthausen (II 1, 230 ff.). bei dem auch die Belege zu finden sind). Die von Octavian selbst sofort bevorzugte Version war der Tod durch Schlangenbiß8). Wie ich vermuten möchte,

1) Ob auch Dolabella nach einer Weisung des Imperators handelte, als er der Königin verriet, sie solle in drei Tagen nach Rom eingeschifft werden (Plut., Ant. 84), läßt sich nicht sagen. Denkbar wäre, daß Octavian absichtlich in Gegenwart des Eaugavǹs reaviozog, dessen Interesse für Kleopatra ihm nicht entgangen sein wird, seiner Dispositionen Erwähnung tat.

2) S. o. S. 60.

3) Plut., Ant. 86; Dio LI 14, 3. 6; Galen. a. a. O.

4) Suet., Aug. 17, 4; Dio LI 14, 3f.: Oros. VI 19, 18 (nach Livius).

5) Suet., Aug. 84.

() Ebenso Dio LI 14, 1: καὶ τὸ μὲν σαφὲς οὐδεὶς οἶδεν ᾧ τρόπῳ διεφθάρη. 7) Daß Dichtung und Rhetorik sich früh des dankbaren Stoffes bemächtigten, ist begreiflich (s. o. S. 59f.). Kleopatra war zuletzt allein mit ihren Kammerfrauen Iras und Charmion und hatte das Gemach abgesperrt (Plut., Ant. 85). Alle Einzelheiten über die letzten Augenblicke der Königin sind daher, wie schon Plutarch zu verstehen gibt, völlig wertlos (vgl. Bouché-Leclercq II 342).

8) Daher rief er die yo herbei (s. o.) und beim Triumph wurde Kleopatra auf einem Ruhebett, mit einer Schlange am Arm, dargestellt (Prop. IV 10, 53; Plut., Ant. 86; Dio LI 21, 8; Zon. X 31). Auch die dem Augustus nahestehenden Zeitgenossen Livins, Vergil und Horaz glauben an das Ende durch Schlangenbiß (Flor. II 21, 11; Oros. VI 19, 18; Verg., Aen. VIII 697; Hor., carm. I 37, 26 f.). --Nach Bouché-Leclercq II 341, 3 hätte die Erinnerung au die Heiligkeit der Uraeusschlange, dieses uralten Symbols der Pharaonenmacht, eine Rolle gespielt (vgl. Prop. IV 10, 53: sacris admorsa colubris).

5*

68 Edmund Groag, Beiträge zur Geschichte des zweiten Triumvirats.

ist sie daraus entstanden, daß - nach Dios Bericht1) der Eunuch der Königin bereits unmittelbar nach ihrer Gefangennahme durch Schlangenbiß den Tod suchte und fand. Doch bleibt immerhin die Möglichkeit, daß auch Kleopatra und ihre beiden Kammerfrauen dieser Todesart den Vorzug gaben. Nöldekes Einwand eine Schlange tötet zurzeit nur einen“ trifft bezüglich der ägyptischen Brillenschlange (Aspis, Naja haje) nicht zu, wie von Kennern dieser Schlangenart versichert wird.

Wien.

[ocr errors]

1) LI 14, 3: ὁ γὰρ εὐνοῦχος ἅμα τῷ συλληφθῆναι αὐτὴν τοῖς τε ἑρπετοῖς ἑαυτὸν ἐθελοντής παρέδωκε καὶ δηχθεὶς ὑπ' αὐτῶν ἐς σοφὸν προπαρεσκευασμένην οἱ ἐσεπεπηδήκει.

69

The vita Miltiadis of Cornelius Nepos.

By Stanley Casson.

The singular inadequacy of Herodotus to describe the events of the Persian Wars in an intelligible narrative which would be at once free from the influence of tainted sources and comprehensible in itself, renders it most necessary to take into account any shreds of evidence derived from sources other than his.

Cornelius Nepos in his Lives of Distinguished Generals provides not a little of such independent evidence, which, whatever its origin, seems to be free from those preconceptions implicit in evidence gleaned by the Herodotean method of λέγειν τὰ λεγόμενα.

These lives of the Generals, long attributed to an otherwise unknown Aemilius Probus, were declared in 1569 by Dionysius Lambinus to be the work of Cornelius Nepos. A compromise between the rival views was ultimately reached in the decision arrived at that the actual existing text, as edited by Lambinus, was an epitome by Probus of the more lengthy originals by Nepos. Seeing that the text was used very extensively as a standard school book, we might go so far as to say that Probus abridged and simplified the longer versions with a view to using the work as a school book, rather than as a historical epitome.

But, whatever the truth about its authorship may be, this book of lives gives to the historian a unique collection of fragments of evidence bearing directly on the Persian Wars, and apparently derived, as will be shown later, from sources quite distinct from and in some ways superior to those of Herodotus 1).

The life of Miltiades seems to contain the majority of such evidence and to be independent of all Herodotean inspiration. Both as a biography and as literature it is poor and its narrative shows little of the charm of Plutarch or of the style of Herodotus. It is not even accurate, for it confuses Miltiades the son of Kimon with his uncle Miltiades the son of

1) Macan, however, remarks that there is hardly a single item to be found in Cornelius which can be treated as authoritative'. Appendix I. 14. An unbiassed estimate of Cornelius alone can show how far this is correct.

Kypselus by referring to the former the establishment of the colony in the Chersonese which was the work of the latter. But nevertheless it throws much light on the history of that tragic and desolate family, the Philaidae, and on the career of its most ill-fated member-the hero of Marathon. The connection of the Philaidae with Athenian international relations. though slight, seems to have been important, and an account of the family seems to have an important bearing on the investigation of the sources used by Nepos. At the outset the Philaidae incurred the unpopularity of the ruling families of Athens: for Kimon the son of Stesagoras and the father of Miltiades was first exiled under Peisistratus and was subsequently assassinated by the Peisistratidae1).

During his exile, however, he kept up the traditions of his house by entering for and winning prizes in the chariot races at Olympia, and there is a story that by assigning the glory of one of his victories to Peisistratus he was permitted to return to Athens лóблordos. Miltiades the elder was the half-brother (by the same mother) of this Kimon, and he too incurred the hostility of Peisistratus, due, no doubt, to his excessive devotion to the older ideals of Attic aristocracy: for, as Herodotus says, he was οἰκίης τεθριπποτρόφου—a thing that was falling into disfavour under the democratic rule of Peisistratus, who, in addition, could boast himself of no very ancient ancestry. Little wonder then that Miltiades 'chafed under the Peisistratid domination and wished to emigrate', and it was not long before Peisistratus facilitated his 'wish' by getting for him the 'permission' of the Oracle to depart-a convenient form under which to exile disturbing elements in the State. He arrived at the Chersonese and we hear how after being seized by the men of Lampsakus he was released by order of Croesus, whose friendship he enjoyed, a friendship the more easily understood, when we remember the strong anti-Persian tendencies of his family. He died, however, shortly after, childless, and was succeeded by his nephew Stesagoras who in turn was assassinated after a brief space of time. But the misfortunes of the family did not end with the luckless Stesagoras, for there is no more tragic career in Greek history than that of Miltiades the younger, and it is in the narrative of his life that the superiority of Nepos over Herodotus is demonstrated.

Miltiades the son of Kimon, Herodotus says, was sent by the Peisistratidae in 513 to the Chersonese. Apparently it was a case of exile, as with his father and uncle before him, though Herodotus tries to obscure this issue by explaining how οἱ (Πεισιστράτιδαι) μιν καὶ ἐν Αθήνησι ἐποίευν εὖ ὡς οὐ συνειδότες δῆθεν τοῦ πατρὸς αὐτοῦ τὸν θάνατον. On his voyage to the Chersonese, says Cornelius Nepos, he stopped at

1) Herodotus VI. 103.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »