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Rezensionen lässt dann Brockhaus zu Leipzig wieder in's Deutsche übersetzen, unter dem Titel: englische Stimmen über Fr. v. Raumer!

Ich wiederhole, dass ich mit dem Urtheil Börnes über Herrn v. Raumer nicht übereinstimme, er ist ein schmutziger, aber kein dummer Kerl, wie Börne meinte, der, vielleicht weil er ebenfalls ,Briefe aus Paris" drucken liess, den armen Nebenbuhler so scharf kritisirte, und bei jeder Gelegenheit eine Lauge des boshaftesten Spottes über ihn ausgoss.

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Ja, lacht nicht, Herr von Raumer war damals ein Nebenbuhler von Börne, dessen ,,Briefe aus Paris" fast gleichzeitig mit den erwähnten Briefen crschienen, worin Es, das Raumerchen, mit der Madame Erelinger und ihrem Gatten aus Paris korrespondirte.

Diese Briefe sind längst verschollen, und wir erinnern uns nur noch des spasshaften Eindrucks, den sie hervorbrachten, als sie gleichzeitig mit den pariser Briefen von Börne auf dem literarischen Markte erschienen. Was letztere betrifft, so gestehe ich, die zwey ersten Bände, die mir in jener Periode zu Gesicht kamen, haben mich nicht wenig erschreckt. Ich war überrascht von diesem ultra radikalen Tone, den ich am wenigsten von Börne erwartete. Der Mann, der sich, in seiner anständigen, geschniegelten Schreibart, immer selbst inspizirte und kontrolirte, und der jede Sylbe, ehe er sie nieder schrieb, vorher abwog und abmass. der Mann, der in seinem Style imHEINE, Börne,

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mer etwas beybehielt von der Gewöhnung seines reichsstädtischen Spiessbürgerthums, wo nicht gar von den Aengstlichkeiten seines früheren Amtes. . . der ehemalige Polizeyaktuar von Frankfurt am Mayn stürzte sich jetzt in einen Sanskulotismus des Gedankens und des Ausdrucks, wie man dergleichen in Deutschland noch nie erlebt hat. Himmel! welche entsetzliche Wortfügungen; welche hochverrätherische Zeitwörter! welche majestätsverbrecherische Accusative! welche Imperative! welche polizeiwidrige Fragezeichen! welche Metaphern, deren blosser Schatten schon zu zwanzig Jahr Festungsstrafe berechtigte! Aber trotz des Grauens, den mir jene Briefe entflössten, weckten sie in mir eine Erinnerung, die sehr komischer Art, die mich fast bis zum Lachen erheiterte, und die ich hier durchaus nicht verschweigen kann. Ich gestehe es, die ganze Erscheinung Börnes, wie sie sich in jenen Briefen offenbarte, erinnerte mich an den alten Polizeyvogt, der, als ich ein kleiner Knabe war, in meiner Vaterstadt regierte. Ich sage regierte, da er mit unumschränktem Stock die öffentliche Ruhe verwaltend, uns kleinen Buben einen ganz majestätischen Respekt einflösste und uns schon durch seinen blossen Anblick gleich auseinander jagte, wenn wir auf der Strasse gar zu lermige Spiele trieben. Dieser Polizeyvogt wurde plötzlich wahnsinnig und bildete sich ein, er sey ein kleiner Gassenjunge, und zu unserer unheimlichsten Verwunderung sahen wir, wie er, der allmächtige Strassen beherrscher, statt Ruhe zu stiften, uns zu dem lautesten Unfug aufforderte. „Ihr seyd viel zu zahm, rief er, ich aber will Euch zeigen, wie man Spektakel

machen muss!" Und dabey fing er an wie ein Löwe zu brüllen oder wie ein Kater zu miauen, und er klingelte an den Häusern, dass die Thürglocke abriss, und er warf Steine gegen die klirrenden Fensterscheiben, immer schreyend: ich will Euch lehren, Jungens, wie man Spektakel macht! Wir kleinen Buben amüsirten uns sehr über den Alten nnd liefen jubelnd hinter ihm drein, bis man ihn ins Irrenhaus abführte.

Während der Lektüre der Börne'schen Briefe dachte ich wahrhaftig immer an den alten Polizeyvogt, und mir war oft, als hörte ich wieder seine Stimme: ich will Euch lehren, wie man Spektakel macht!

In den mündlichen Gesprächen Borne's war die Steigerung seines politischen Wahnsinns minder auffallend, da sie im Zusammenhang blieb mit den Leidenschaften, die in seiner nächsten Umgebung wütheten, sich beständig schlagfertig hielten und nicht selten auch thatsächlich zuschlugen. Als ich Börne zum zweitenmale besuchte, in der Rue de Provence, wo er sich definitiv einquartirt hatte, fand ich in seinem Salon eine Menagerie von Menschen wie man sie kaum im Jardin des Plantes finden möchte. Im Hintergrunde kauerten einige deutsche Eisbären, welche Tabak rauchten, fast immer schwiegen und nur dann und wann einige vaterländische Donnerworte im tiefsten Brumbass hervorfluchten. Neben ihnen hockte auch ein polnischer Wolf, welcher eine rothe Mütze trug und manchmal die süsslich fadesten Bemerkungen mit heiserer Kehle heulte. Dann fand ich dort einen französischen Affen,

der zu den hässlichsten gehörte, die ich jemals gesehen; er schnitt beständig Gesichter, damit man sich das schönste darunter aussuchen möge. Das unbedeutendste Subjekt in jener Börne'schen Menagerie war ein Herr *, der Sohn des alten *, eines Weinhändlers in Frankfurt am Mayn, der ihn gewiss in sehr nüchterner Stimmung gezeugt, . . . eine lange hagere Gestalt, die wie der Schatten einer eau-de-Cologne-Flasche aussah, aber keineswegs wie der Inhalt derselben roch. Trotz seines dünnen Aussehens, trug er, wie Börne behauptete, zwölf wollene Unterjacken; denn ohne dieselben würde er gar nicht existiren. Börne machte sich beständig über ihn lustig:

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,,Ich präsentire Ihnen hier einen es ist freylich kein erster Grösse, aber er ist doch mit der Sonne verwandt, er empfängt von derselben sein Licht.. er ist ein unterhäniger Verwandter der Herrn von Rothschild Denken Sie sich, Herr *, ich habe diese Nacht im Traum den frankfurter Rothschild hängen sehen, und Sie waren es, welcher ihm den Strick um den Hals legte

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Herr erschrak bei diesen Worten, und wie in Todesangst rief er: „Herr Berne, ich bitte Ihnen, sagen sie das nicht weiter. ich hab Grind ,,Ich hab Grind" wiederholte mehrmals der junge Mensch, und indem er sich gegen mich wandte, bat er mich mit leiser Stimme ihm in eine Ecke des Zimmers zu folgen, um mir seine delikate „Posiziaun” zu vertrauen. „Sehen Sie” flüsterte er heimlich, „ich

habe eine delikate Posiziaun. Von der einen Seite ist Madame Wohl auf dem Wollgraben meine Tante und auf der anderen Seite ist die Frau von Herrn von Rothschild auch so zu sagen meine Tante. Ich bitte Ihnen, erzählen Sie nicht im Hause des Herrn Baron v. Rothschild, dass Sie mich hier bey Berne gesehen haben . . . ich hab Grind."

Börne machte sich über diesen Unglücklichen beständig lustig und besonders hechelte er ihn wegen der mundfaulen und kauderwälschen Art wie er das Französische aussprach.,,Mein lieber Landsmann" sagte er, „die Franzosen haben Unrecht über Sie zu lachen; sie offenbaren dadurch ihre Unwissenheit. Verständen sie deutsch, so würden sie einsehen, wie richtig ihre Redensárten konstruirt sind, nemlich vom deutschen Standpunkte aus . . . .. Und warum sollen Sie Ihre Nazionalität verläugnen? Ich bewundere sogar, mit welcher Gewandtheit Sie Ihre Muttersprache, das frankfurter Mauscheln, ins Französische übertragen Die Franzosen sind ein unwissendes Volk, und werden es nie dahin bringen, ordentlich deutsch zu lernen. Sie haben keine Geduld . . . Wir Deutschen sind das geduldigste und gelehrigste Volk . . . Wie viel müssen wir schon als Knaben lernen! wie viel Latein! wie viel Griechisch, wie viel persische Könige, und ihre ganze Sippschaft bis zum Grossvater! . . . ich wette, so ein unwissender Franzose weiss sogar in seinen alten Tagen noch nicht, dass die Mutter des Cyrus Frau Mandane geheissen und eine geborne Astyages

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