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Termin den die Göttinn der Freyheit uns gewährte; die Sterne waren günstig; seitdem erlosch jede Möglichkeit des Gelingens. Dort waren sehr viele Männer der That versammelt die selber von ernstem Willen glühten und auf die sicherste Hülfe rechnen konnten. Jeder sah ein, es sey der rechte Moment zu dem grossen Wagniss, und die meisten setzten gerne Glück und Leben auf's Spiel . . . Wahrlich es war nicht die Furcht, welche damals nur das Wort entzügelte und die That zurückdämmte. Was war es aber, was die Männer von Hambach abhielt die Revoluzion zu beginnen?

Ich wage es kaum zu sagen, denn es klingt unglaublich, aber ich habe die Geschichte aus authentischer Quelle, nemlich von einem Mann, der als wahrheitsliebender Republikaner bekannt und selber zu Hambach in dem Comite sass, wo man über die anzufangende Revoluzion debattirte; er gestand nir nemlich im Vertrauen; als die Frage der Competenz zur Sprache gekommen, als man darüber stritt, ob die zu Hambach anwesenden Patrioten auch wirklich kompetent seyen im Namen von ganz Deutschland eine Revoluzion anzufangen? da seyen diejenigen, welche zur raschen That riethen, durch die Mehrheit überstimmt worden, und die Entscheidung lautete: „man sey nicht kompetent."

O Schilda, mein Vaterland!

Venedey möge es mir verzeihen, wenn ich diese ge

heime Competenzgeschichte ausplaudre und ihn selber als Gewährsmann nenne; aber es ist die beste Geschichte, die ich auf dieser Erde erfahren habe. Wenn ich daran denke, vergesse ich alle Kümmernisse dieses irdischen Jammerthals, und vielleicht einst, nach dem Tode, in der neblichten Langeweile des Schattenreichs wird die Erinnerung an diese Competenzgeschichte mich aufheitern können. . . Ja, ich bin überzeugt, wenn ich sie dort Proserpinen erzähle, der mürrischen Gemahlin des Höllengotts, so wird sie lächeln, vielleicht laut lachen

...

O Schilda, mein Vaterland!

Ist die Geschichte nicht werth mit goldenen Buchstaben auf Sammt gestickt zu werden, wie die Gedichte des Mollakat, welche in der Moschee von Mecka zu schauen sind? Ich möchte sie jedenfalls in Verse bringen und in Musik setzen lassen, damit sie grossen Königskindern als Wiegenlied vorgesungen werde. . . Ihr könnt ruhig schlafen, und zur Belohnung für das furchtheilende Lied, das ich Euch gesungen, Ihr grossen Königskinder, ich bitte Euch, öffnet die Kerkerthüren der gefangenen Patrioten . . . Ihr habt nichts zu riskiren, die deutsche Revoluzion ist noch weit von Euch entfernt, gut Ding will Weile und die Frage der Competenz ist noch nicht entschieden . . .

O Schilda, mein Vaterland!

Wie dem aber auch sey, das Fest von Iambach

gehört zu den merkwürdigsten Ereignissen der deutschen Geschichte, und wenn ich Börne glauben soll, der diesem Feste beywohnte, so gewährte dasselbe ein gutes Vorzeichen für die Sache der Freyheit. Ich hatte Börne lange aus den Augen verloren, und er war bey seiner Rückkehr von Hambach, dass ich ihn wiedersah, aber auch zum letztenmale in diesem Leben. Wir gingen mit einander in den Tuillerien spaziren, er erzählte mir viel von Hambach und war noch ganz begeistert von dem Jubel jener grossen Volksfeyer. Er konnte nicht genug die Eintracht und den Anstand rühmen, die dort herrschten. Es ist wahr, ich habe es auch aus anderen Quellen erfahren, zu Hambach gab es durchaus keine äussere Excesse, weder betrunkene Tobsucht, noch pöbelhafte Roheit, und die Orgie, der Kirmestaumel, war mehr in den Gedanken als in den Handlungen. Manches tolle Wort wurde lant ausgesprochen in jenen Reden, die zum Theil späterhin gedruckt erschienen. Aber der eigentliche Wahnwitz ward bloss geflüstert. Börne erzählte mir: während er mit Siebenpfeifer redete, nahte sich demselben ein alter Bauer und raunte ihm einige Worte in's Ohr, worauf jener verneinend den Kopf schüttelte. ,,Aus Neugier" setzte Börne hinzu,,,frug ich den Siebenpfeifer, was der Bauer gewollt, und jener gestand mir, dass der alte Bauer ihm mit bestimmten Worten gesagt habe Herr Siebenpfeifer, wenn Sie König sein wollen, wir machen Sie dazu!"

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,,Ich habe mich sehr amüsirt" fuhr Börne fort ,,wir waren dort alle wie Blutsfreunde, drückten uns

die Hände, tranken Brüderschaft, und ich erinnere mich besonders eines alten Mannes, mit welchem ich eine ganze Stunde geweint habe, ich weiss gar nicht mehr warum. Wir Deutschen sind ein ganz prächtiges Volk und gar nicht mehr so unpraktisch wie sonst. Wir hatten in Hambach auch das lieblichste Maywetter, wie Milch und Rosen, und ein schönes Mädchen war dort, die mir die Hand küssen wollte, als wär ich ein alter Kapuziner; ich habe das nicht gelitten, und Vater und Mutter befahlen ihr mich auf den Mund zu küs sen, und versicherten mir, dass sie mit dem grössten Vergnügen meine sämmtlichen Schriften gelesen. Ich habe mich sehr amüsirt. Auch meine Uhr ist mir gestohlen worden. Aber das freut mich ebenfalls, das ist gut, das giebt mir Hoffnung. Auch wir, und das ist gut, auch wir haben Spitzbuben unter uns, und werden daher desto leichter reussiren. Da ist der verwünschte Kerl von Montesquieu, welcher uns eingeredet hatte, die Tugend sey das Prinzip der Republikaner! und ich ängstigte mich schon dass unsere Parthey aus lauter ehrlichen Leuten bestehen und deshalb nichts ausrichten würde. Es ist durchaus nöthig, dass wir, eben so gut wie unsre Feinde, auch Spitzbuben unter uns haben. Ich hätte gerne den Patrioten entdeckt, der mir zu Hambach meine Uhr gemaust; ich würde ihm, wenn wir zur Regierung kommen, sogleich die Polizey übertragen und die Diplomatie. Ich kriege ihn aber heraus, den Dieb. Ich werde nemlich im hamburger Correspondenten annonziren, dass ich dem ehrlichen Finder meiner Uhr die Summe von 100 Louisd'or auszahle. Die Uhr ist es werth, schon als Curiosität; es ist nem

lich die erste Uhr, welche die deutsche Freiheit gestohlen hat. Ja, auch wir, Germaniens Söhne, wir erwachen aus unserer schläfrigen Ehrlichkeit. . . Tyrannen zittert, wir stehlen auch!"

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Der arme Börne konnte nicht aufhören von Hambach zu reden und von dem Plaisir, das er dort genossen. Es war, als ob er ahnte, dass er zum letzten Mal in Deutschland gewesen, zum letztenmal deutsche Luft geathmet, deutsche Dummheiten eingesogen, mit durstigen Ohren Ach!" seufzte er,,,wie der Wanderer im Sommer nach einem Labetrunk schmachtet, so schmachte ich manchmal nach jenen frischen erquicklichen Dummheiten, wie sie nur auf dem Boden unseres Vaterlands gedeihen. Diese sind so tiefsinnig, so melancholisch lustig, dass einem das Herz dabey jauchzt. Hier bei den Franzosen sind die Dummheiten so trocken, so oberflächlich, so vernünftig, dass sie für jemand, der an Besseres gewohnt, ganz ungeniessbar sind. Ich werde deshalb in Frankreich täglich vergrämter und bitterer und sterbe am Ende. Das Exil ist eine schreckliche Sache. Komme ich einst in den Himmel, ich werde mich gewiss auch dort unglücklich fühlen, unter den Engeln, die so schön singen und so gut riechen

sie sprechen ja kein deutsch und rauchen keinen Kanaster.. Nur im Vaterland ist mir wohl! Vaterlandsliebe! Ich lache über dieses Wort im Munde von Leuten. die nie im Exil gelebt . . . Sie könnten eben so gut von Milchbreyliebe sprechen. Milchbreyliebe! In einer afrikanische Sandwüste hat das Wort schon seine Bedeutung. Wenn ich je so glücklich bin,

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