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gion, nur die Republik 'kann uns retten. Aber die letzten Reste des alten Regiments müssen vernichtet werden, ehe wir daran denken können, das neue bessere Regiment zu begründen. Da kommen die unthätigen Schwächlinge und Quietisten und schniffeln: wir Revolutionäre rissen Alles nieder, ohne in Stande zu seyn, etwas an die Stelle zu setzen! Und sie rühmen die Instituzionen des Mittelalters, worin die Menschheit so sicher und ruhig gesessen habe. Und jetzt, sagen sie, sey alles so kahl und nüchtern und öde und das Leben sey voll Zweifel und Gleichgültigkeit."

„Ehemals wurde ich immer wüthend über diese Lobredner des Mittelalters. Ich habe mich aber an diesen Gesang gewöhnt, und jetzt ärgere ich mich nur, wenn die lieben Sänger in eine andere Tonart übergehen und beständig über unser Niederreissen jammern. Wir hätten gar nichts anderes im Sinne, als alles niederzureissen. Und wie dumm ist diese Anklage! Man kann ja nicht eher bauen, ehe das alte Gebäude niedergerissen ist, und der Niederreisser verdient eben so viel Lob, als der Aufbauende, ja noch mehr, da sein Geschäft noch viel wichtiger z. B. in meiner Vaterstadt, auf dem Dreyfaltigkeitsplatze, stand eine alte Kirche, die so morsch und baufällig war, dass man fürchtete, durch ihren Einsturz würden einmal plötzlich viele Menschen getödtet oder verstümmelt werden. Man riss sie nieder, und die Niederreisser verhüteten ein grosses Unglück, statt dass die ehemaligen Erbauer der Kirche nur ein grosses

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Glück beförderten . . . Und man kann eher ein grosses Glück entbehren, als ein grosses Unglück ertragen! Es ist wahr, viel gläubige Herrlichkeit blühte einst in den alten Mauern, und sie waren späterhin eine fromme Reliquie des Mittelalters, gar poetisch anzuschauen, des Nachts, im Mondschein . Wem aber, wie meinem armen Vetter, als er mal vorbeyging, einige Steine dieses übriggebliebenen Mittelalters auf den Kopf fielen, (er blutete lange und leidet noch heute an der Wunde), der verwünscht die Verehrer alter Gebäude, und segnet die tapferen Arbeitsleute, die solche gefährliche Ruinen niederreissen . . . Ja, sie haben sie niedergerissen, sie haben sie dem Boden gleich gemacht, und jetzt wachsen dort grüne Bäumchen und spielen kleine Kinder, des Mittags, im Sonnenlicht."

In solchen Reden gab's keine Spur der früheren Harmlosigkeit, und der Humor des Mannes, worin alle gemüthliche Freude erloschen, ward mitunter gallenbitter, blutdürstig und sehr trocken. Das Abspringen von einem Gegenstand zum anderen entstand nicht mehr durch tolle Laune, sondern durch launische Tollheit, und war wohl zunächst der buntscheckigen Zeitungslektüre beyzumessen, womit sich Börne damals Tag und Nacht beschäftigte. Inmitten seiner terroristischen Expektorazionen griff er plötzlich zu einem jener Tagesblätter, die in grossen Haufen vor ihm ausgestreut lagen, und rief lachend:

,,Hier können Sie's lesen, hier steht's gedruckt: ,,Deutschland ist mit grossen Dingen schwanger!" Ja,

das ist wahr, Deutschland geht schwanger mit grossen Dingen; aber das wird eine schwere Entbindung ge ben. Und hier bedarf's eines männlichen Geburtshelfers, und der muss mit eisernen Instrumenten agiren. Was glauben Sie?"

Ich glaube, Deutschland ist gar nicht schwanger.

,,Nein, nein, Sie irren sich. Es wird vielleicht eine Missgeburt zur Welt kommen, aber Deutschland wird gebähren. Nur müssen wir uns der geschwätzigen alten Weiber entledigen, die sich herandrängen und ihren Hebammendienst anbieten. Da ist z. B. so eine Vettel von Rotteck. Dieses alte Weib ist nicht einmal ein ehrlicher Mann. Ein armseliger Schriftsteller, der ein bischen liberalen Demagogismus treibt und den Tagesenthusiasmus ausbeutet, um die grosse Menge zu gewinnen, um seinen schlechten Büchern Absatz zu verschaffen, um sich überhaupt eine Wichtigkeit zu geben. Der ist halb Fuchs, halb Hund, und hüllt sich in ein Wolfsfell, um mit den Wölfen zu heulen. Da ist mir doch tausendmal lieber der dumme Kerl von Raumer so eben lese ich seine Briefe aus Paris der ist ganz Hund, und wenn er liberal knurrt, täuscht er niemand, und jeder weiss, er ist ein unterthäniger Pudel, der niemand beisst. Das läuft beständig herum und schnopert an allen Küchen und möchte gern einmal in unsere Suppe seine Schnauze stecken, fürchtet aber die Fusstritte der hohen Gönner. Und sie geben ihm wirklich Fusstritte und halten das arme Vieh für einen Revoluzionär. Lieber Himmel, es verlangt nur ein bischen Wedelfreyheit, und wenn man ihm diese

gewährt, so leckt es dankbar die goldenen Sporen der ukkermärkischen Ritterschaft. Nichts ist ergötzlicher, als solche unermüdliche Beweglichkeit neben der unermüdlichen Geduld. Dieses tritt recht hervor in jenen Briefen, wo der arme Laufhund auf jeder Seite selbst erzählt, wie er vor den pariser Theatern ruhig Queue machte... Ich versichere Sie, er machte ruhig Queue mit dem grossen Tross und ist so einfältig, es selbst zu erzählen. Was aber noch weit stärker, was die Gemeinheit seiner Seele ganz zur Anschauung bringt, ist das Geständniss, dass er, wenn. er vor Ende der Vorstellung das Theater verliess, jedesmal seine Contremarque verkaufte. Es ist wahr, als Fremder braucht er nicht zu wissen, dass solcher Verkauf einen ordentlichen Menschen herabwürdigt; aber er hätte nur die Leute zu betrachten brauchen, denen er seine Contremarque verhandelte, um von selbst zu merken, dass sie nur der Abschaum der Gesellschaft sind, Diebesgesindel und Maquereaus, kurz Leute, mit denen ein ordentlicher Mensch nicht gern spricht, vielweniger ein Handelsgeschäft treibt. Der muss von Natur sehr schmutzig seyn, wer aus diesen schmutzigen Händen Geld nimmt!"

Damit man nicht wähne, als stimme ich in dem Urtheil über den Herrn Professor Friedrich von Raumer ganz mit Börne überein, so bemerke ich zu seinem Vortheil, dass ich ihn zwar für schmutzig halte, aber nicht für dumm. Das Wort schmutzig, wie ich ebenfalls ausdrücklich bemerken will, muss hier nicht im materiellen Sinn genommen werden ... Die Frau Professorin würde sonst Zeter schreyen und alle

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ihre Waschzettel drucken lassen, worin verzeichnet steht, wie viel reine Unterhemden und Chemisettchen ihr liebes Männlein im Laufe des Jahres angezogen.. und ich bin überzeugt, die Zahl ist gross, da der Herr Professor Raumer im Laufe des Jahres so viel läuft und folglich schwitzt und folglich viel Wäsche nöthig hat. Es kommt ihm nemlich nicht der gebratene Ruhm ins Haus geflogen, er muss vielmehr beständig auf den Beinen seyn, um ihn aufzusuchen, und wenn er ein Buch schreibt, so muss er erst von Pontio nach Pilato rennen, um die Gedanken zusammen zu kriegen und endlich dafür zu sorgen, dass das mühsam zusammengestoppelte Opus auch von der literarischen Claque hinlänglich unterstützt wird. Das bewegliche süsshölzerne Männchen ist ganz einzig in dieser Betriebsamkeit, und nicht mit Unrecht bemerkte einst eine geistreiche Frau: „sein Schreiben ist eigentlich ein Laufen." Wo was zu machen ist, da ist es, das Raumerchen aus Anhalt Dessau. Jüngst lief es nach London; vorher sah man es während drey Monaten überall hin- und herlaufen, um die dazu nöthigen Empfehlungsschreiben zu betteln, und nachdem es in der englischen Gesellschaft ein bischen herumgeschnopert und ein Buch zusammengelaufen, erläuft es auch einen Verleger für die englische Uebersetzung, und Sara Austin, meine liebenswürdige Freundin, muss nothgedrungen ihre Feder dazu hergeben, um das saure fliesspapierne Deutsch in velinschönes Englisch zu übersetzen ünd ihre Freunde anzutreiben, das übersetzte Produkt in den verschiedenen englischen Revues zu rezensiren . . . und diese erlaufenen englischen

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