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Tagesberichte.

Vorbemerkung.

Ueber die misslungene Insurrektion vom 5. und 6. Junius, über diese so bedeutende und folgereiche Erscheinung, wird man nie viel Wahres und Richtiges erfahren, sintemalen beide Partheien gleich interessirt waren, die bekannten Thatsachen zu entstellen und die unbekannten zu verhüllen. Die folgenden Tagesberichte, geschrieben Angesichts der Begebenheiten, im Geräusch des Partheikampfs und zwar immer kurz vor Abgang der Post, so schleunig als möglich, damit die Correspondenten des siegenden Juste-milieu nicht den Vorsprung gewönnen diese flüchtigen Blätter theile ich hier mit, unverändert, in so weit sie auf die Insurrektion vom 5. Junius Bezug haben. Der Geschichtschreiber mag sie vielleicht einst um so gewissenhafter benutzen können, da er wenigstens sicher

ist, dass sie nicht nach späteren Interessen verfertigt worden.

Wenn es auch für manche irrige Suppositionen, wie man sie in diesen Blättern findet, keines besonderen Widerrufs bedarf, so kann ich doch nicht umhin, eine einzige derselben zu berichtigen. Der General Lafayette hat nämlich seitdem öffentlich erklärt, dass er es nicht war, welcher am 5. Junius die rothe Fahne und die Jakobinermütze bekränzt hat. Unser alter General hat sich, wie ich erst später erfahren, an jenem Tage ganz seiner würdig gezeigt. Eine leichtbegreifliche Diskretion erlaubt mir nicht, in diesem Augenblick, einige hierauf bezügliche Umstände zu berichten, die selbst den eingefleischtesten Jakobiner mit Rührung und Ehrfurcht vor Lafayette erfüllen

mussten.

Man wird in diesen Blättern, wie im ganzen Buche, vielen widersprechenden Acusserungen begegnen, aber sie betreffen nie die Dinge, sondern immer die Personen. Ueber erstere muss unser Urtheil feststehen, über letztere darf es täglich wechseln. So habe ich über das schlechte System, worin Ludwig Philipp wie in einem Sumpfe steckt, immer dieselbe Meinung ausgesprochen, aber über seine Person urtheilte ich nicht immer in derselben Tonart. Im Beginn war ich gegen ihn gestimmt, weil ich ihn für einen Aristokraten hielt; später, als ich mich von seiner ächten Bürgerlichkeit überzeugte sprach ich schon von ihm viel besser; als er uns durch den Etat-de-Siège erschreckte, ward ich wieder sehr aufgebracht gegen ihn; dies egte sich wieder nach den ersten Tagen, als wir

sahen, dass der arme Ludwig Philipp nur in der Betäubung der eignen Angst jenen Missgriff begangen; aber seitdem haben mir die Carlisten, durch ihre Schmähungen, eine wahre Vorliebe für die Person dieses Königs eingeflösst, und ich könnte diese noch in meinem Herzen steigern, wenn ich ihn mit

vergleichen wollte.

Beilage zu Artikel VI.

,,Siehe zu, die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und der Räuberei sind unsere Grossen und Herren, nehmen alle Creaturen zum Eigenthum, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden, alles muss ihr seyn. (Jes. V.) Darüber lassen sie denn Gottes Geboth ausgehen unter die Armen und sprechen: Gott hat geboten, du sollt nicht stehlen; es dienet aber ihnen nicht. So sie nun alle Menschen verursachen, den armen Ackermann, Handwerkmann, und alles was da lebet, schinden und schaben, (Mich. III.) so er sich dann vergreift an dem Allerheiligsten, so muss er henken. Da sagt dann der Doktor Lügner Amen. Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursach des Aufruhrs wollen sie nicht wegthun, wie kann es in

der Länge gut werden. So ich das sage werde ich aufrührisch seyn, wohl hin."

So sprach vor 300 Jahren Thomas Münzer, einer der heldenmüthigsten und unglücklichsten Söhne des deutschen Vaterlandes, ein Prediger des Evangeliums, das, nach seiner Meinung nicht blos die Seligkeit im Himmel verhiess, sondern auch die Gleichheit und Brüderschaft der Menschen auf Erden befehle. Der Doktor Martinus Luther war anderer Meinung, und verdammte solche aufrührerische Lehren, wodurch sein eigenes Werk, die Losreissung von Rom und die Begründung des neuen Bekenntnisses gefährdet wurde; und vielleicht mehr aus Weltklugheit, denn aus bösem Eifer, schrieb er das unrühmliche Buch gegen die unglücklichen Bauern. Pietisten und servile Duckmäuser haben in jüngster Zeit dieses Buch wieder ins Leben gerufen und die neuen Abdrücke ins Land herum verbreitet, einerseits um den hohen Protektoren zu zeigen, wie die reine lutherische Lehre den Absolutismus unterstütze, anderer Seits um durch Luthers Autorität den Freiheitsenthusiasmus in Deutschland niederzudrücken. Aber ein heiligeres Zeugniss, das aus dem Evangelium hervorblutet, widerspricht der knechtischen Ausdeutung und vernichtet die irrige Autorität; Christus, der für die Gleichheit und Brüderschaft der Menschen gestorben ist, hat sein Wort nicht als Werkzeug des Absolutismus offenbart, und Luther hatte Unrecht und Thomas Münzer hatte Recht. Er wurde enthauptet zu Mödlin. Seine Gefährten hatten ebenfalls Recht, und sie wurden theils mit dem Schwerte hingerichtet, theils mit dem Stricke gehenkt,

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