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seine Wirkung verlor, da sie sich lange Zeit nur deshalb unglücklich fühlte, weil sie nicht in Paris leben durfte, und da also Paris ihr Glück war. So liegt in dem Patriotismus der Franzosen grösstentheils die Vorliebe für Paris, und wenn Danton nicht floh „weil man das Vaterland nicht an den Schuhsohlen mitschleppen kann," so hiess das wohl auch, dass man im Auslande die Herrlichkeiten des schönen Paris entbehren würde. Aber Paris ist eigentlich Frankreich; dieses ist nur die umliegende Gegend von Paris. Abgerechnet die schönen Landschaften und den liebenswürdigen Sinn des Volks im Allgemeinen, so ist Frankreich ganz öde, auf jeden Fall ist es geistig öde, Alles, was sich in der Provinz auszeichnet, wandert früh nach der Hauptstadt, dem Foyer alles Lichts und alles Glanzes. Frankreich sieht aus wie ein Garten, wo man alle schönsten Blumen gepflückt hat, um sie zu einem Strausse zu verbinden, und dieser Strauss heisst Paris. Es ist wahr, er duftet jetzt nicht mehr so gewaltig, wie nach jenen Blüthetagen des Julius, als die Völker von diesem Dufte betäubt wurden. Er ist jedoch noch immer schön genug, um bräutlich zu prangen an dem Busen Europa's. Paris ist nicht blos die Hauptstadt von Frankreich, sondern der ganzen civilisirten Welt, und ist ein Sammelplatz ihrer geistigen Notabilitäten. Versammelt ist hier Alles, was gross ist durch Liebe oder Hass, durch Fühlen oder Denken, durch Wissen oder Können, durch Glück oder Unglück, durch Zukunft oder Vergangenheit. Betrachtet man den Verein von berühmten oder ausgezeichneten Männern, die hier zusammentreffen, so hält man

Paris für ein Pantheon der Lebenden. Eine neue Kunst, eine neue Religion, ein neues Leben wird hier geschaffen, und lustig tummeln sich hier die Schöpfer einer neuen Welt. Die Gewalthaber gebärden sich kleinlich, aber das Volk ist gross und fühlt seine schauerlich erhabene Bestimmung. Die Söhne wollen wetteifern mit den Vätern, die so ruhmvoll und heilig ins Grab gestiegen. Es dämmern gewaltige Thaten, und unbekannte Götter wollen sich offenbaren. Und dabei lacht und tanzt man überall, überall blüht der leichte Scherz, die heiterste Mokerie, und da jetzt Karneval ist, so maskiren sich Viele als Doktrinaire, und schneiden possierlich-pedantische Gesichter, und behaupten, sie hätten Furcht vor den Preussen.

Artikel IV.

Paris, 1. März.

Die Vorgänge in England nehmen seit einiger Zeit mehr als jemals unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Wir müssen es uns endlich gestehen, dass die offene Feindschaft der absoluten Könige uns minder gefährlich ist, als des konstitutionellen John Bulls zweideutige Freundschaft. Die völkermeuchelnden Umtriebe der englischen Aristokratie treten bedrohlich genug ans offizielle Tageslicht, und der Nebel von London verhüllt nur noch spärlich die feinen Schlingen und Knoten, die das konferenzliche Protokollgespinnst mit den parlamentarischen Fangfäden verknüpfen. Die Diplomatie hat dort, thätiger als jemals, ihre geburtsthümlichen Interessen wahrgenommen und emsiger als jemals das verderblichste Gewebe gesponnen, und Herr v. Talleyrand scheint zugleich Spinne und Fliege zu

seyn. Ist der alte Diplomat nicht mehr so schlau wie weiland, als er, ein zweiter Hephaistos, den gewaltigen Kriegsgott selbst in seinem feingeschmiedeten Netzwerk gefangen? Oder erging's ihm diesmal wie dem überklugen Meister Merlin, der sich in dem eigenen Zauber verstrickt, und wortgefesselt und selbstgebannt, im Grabe liegt? Aber warum hat man eben Hrn. v. Talleyrand auf einen Posten gestellt, der für die Interessen der Juliusrevolution der wichtigste, und wo vielmehr die unbeugsame Gradheid eines unbescholtenen Bürgers nöthig war? Ich will damit nicht ausdrücklich sagen, der alte, glatte, ehemalige Bischof von Autun sey nicht ehrlich. Im Gegentheil, den Eid, den er jetzt geschworen hat, den hält er gewiss; denn er ist der dreizehnte. Wir haben freilich keine andere Garantie seiner Ehrlichkeit, aber sie ist hinreichend; denn noch nie hat ein ehrlicher Mann zum dreizehntenmal seinen Eid gebrochen. Ausserdem versichert man, dass Ludwig Philipp in der Abschiedsaudienz noch aus Vorsorge zu ihm gesagt habe: Hr. v. Talleyrand, was man Ihnen auch bieten mag, ich gebe Ihnen immer das Doppelte. Indessen, bei treulose Menschen gäbe das dennoch keine Sicherheit; denn im Charakter der Treulosigkeit liegt es, dass sie sich selbst nicht treu bleibt, und dass man auch nicht einmal durch Befriedigung des Eigennutzes auf sie rechnen kann.

Das Schlimmste ist, dass die Franzosen sich London als ein andres Paris, das West-End als ein andres St. Germainviertel denken, dass sie brittische Reformers für verbrüderte Liberale, und die Parla

mente für eine Pairs- und Deputirtenkammer ansehen, kurz dass sie alle englischen Vorhandenheiten nach französischem Maassstabe messen und beurtheilen. Dadurch entstehen Irrthümer, wofür sie vielleicht in der Folge schwer büssen müssen. Beide Völker haben einen allzuschroff entgegengesetzten Charakter, als dass sie sich einander verstehen könnten, und die Verhältnisse in beiden Ländern sind zu ursprünglich verschieden, als dass sie sich mit einander vergleichen liessen. Und vollends in politischer Beziehung! Die Nachträge zu den Reisebildern enthalten hierüber manche Belehrungen, die aus der unmittelbaren Anschauung geschöpft sind, und auf diese muss ich hier verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden. Auch auf die trefflichen ,,Briefe eines Verstorbenen" will ich hier nochmals hindeuten, obgleich das poetische Gemüth des Verfassers in das starre Brittenthum mehr geistige Bewegung hineingeschaut, als wohl grundwirklich darin zu finden seyn möchte. England müsste man eigentlich im Style eines Handbuchs der höhern Mechanik beschreiben, ungefähr wie eine ungeheuer komplizirte Fabrik, wie ein sausendes, brausendes, stockendes, stampfendes und verdriesslich schnurrendes Maschinenwesen, wo die blankgescheuerten Utilitätsräder sich um alt verrostete istorische Jahrzahlen drehen. Mit Recht sagen die St. Simonisten, England sei die Hand, und Frankreich das Herz der Welt. Ach! dieses grosse Weltherz müsste verbluten, wenn es, auf brittische Generosität rechnend, einmal Hülfe verlangte von der kalten, hölzernen Nachbarhand. Ich denke mir das egoistische England nicht als einen fetten, wohlhabenden Bier

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