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sich ruhig erhob, als wolle er eine lange Rede halten, und mit parodirtem Pathos Yes sagend, sich gleich wieder niedersetzte, so dass das ganze Haus vom Gelächter erdröhnte. Es war damals ein wunderlicher Anblick, fast die ganze frühere Opposition sass hinter dem Minister, namentlich der wackere Russel, der unermüdliche Brougham, der gelehrte Makintosh, Cam Hobhouse mit seinem verstürmt wüsten Gesichte, der edle spitznäsige Robert Wilson, und gar Francis Burdett, die begeistert lange donquixotliche Gestalt, dessen liebes Herz ein unverwelklicher Baumgarten liberaler Gedanken ist, und dessen magere Kniee damals, wie Cobbet sagte, den Rücken Cannings berührten. Diese Zeit wird mir ewig im Gedächtnisse blühen, und nimmermehr vergesse ich die Stunde, als ich Georg Canning über die Rechte der Völker sprechen hörte, und jene Befreiungsworte vernahm, die wie heilige Donner über die ganze Erde rollten, und in der Hütte des Mexicaners wie des Hindu ein tröstendes Echo zurückliessen. That is my thunder! konnte Canning damals sagen. Seine schöne, volle tiefsinnige Stimme drang wehmüthig kraftvoll aus der kranken Brust, und es waren klare, entschleierte, todbekräftigte Scheideworte eines Sterbenden. Einige Tage vorher war seine Mutter gestorben, und die Trauerkleidung, die er deshalb trug, erhöhte die Feierlichkeit seiner Erscheinung. Ich sehe ihn noch in einem schwarzen Oberrocke und mit seinen schwarzen Handschuhen. Diese betrachtete er manchmal, während er sprach, und wenn er dabei besonders nachsinnend aussah, dann dachte ich: jetzt denkt er vielleicht an seine todte Mutter und an ihr langes

Elend, und an das Elend des übrigen armen Volkes, das im reichen England verhungert, und diese Handschuhe sind dessen Garantien, dass Canning weiss, wie ihm zu Muthe ist, und ihm helfen will. In der Heftigkeit der Rede riss er einmal einen jener Handschuhe von der Hand, und ich glaubte schon, er wollte ihn der ganzen hohen Aristokratie von England vor die Füsse werfen, als den schwarzen Fehdehandschuh der beleidigten Menschheit.

Wenn ihn jene Aristokratie gerade nicht ermordet hat, eben so wenig wie jenen von St. Helena, der an einem Magenkrebse gestorben, so hat sie ihm doch genug kleine vergiftete Nadeln ins Herz gestochen. Man erzählte mir z. B., Canning erhielt in jener Zeit, als er eben ins Parlament ging, einen mit wohlbekanntem Wappen versiegelten Brief, den er erst im Sitzungssaale öffnete, und worin er einen alten Komödienzettel fand, auf welchem der Name seiner verstorbenen Mutter unter dem Personale der Schauspieler gedruckt war. Bald darauf starb Canning, und jetzt, seit fünf Jahren, schläft er in Westminster, neben Fox und Sheridan, und über den Mund, der so Grosses und Gewaltiges gesprochen, zieht vielleicht eine Spinne ihr blödsinnig schweigendes Gewebe. Auch Georg IV, schläft jetzt dort in der Reihe seiner Väter und Vorfahren, die in steinernen Abbildungen auf den Grabmälern ausgestreckt liegen, das steinerne Haupt auf steinernen Kissen, Weltkugel und Scepter in der Hand; und rings um sie her, in hohen Särgen, liegt Englands Aristokratie, die vornehmen Herzoge und Bischöfe, Lords und Barone, die sich im Tode wie im Leben um

die Könige drängen; und wer sie dort schauen will in Westminster, zahlt einen Schilling und sechs Pence. Dieses Geld empfängt ein armer, kleiner Aufseher, dessen Erwerbszweig es ist, die todten, hohen Herrschaften sehen zu lassen, und der dabei ihre Namen und Thaten hinschnattert, als wenn er ein Wachsfigurenkabinet zeigte. Ich sehe gern dergleichen, indem ich mich dann überzeuge, dass die Grossen der Erde nicht unsterblich sind, mein Schilling und sechs Pence hat mich nicht gereut, und als ich Westminster verliess, sagte ich zu dem Aufseher: ich bin mit deiner Exhibition zufrieden, ich wollte dir aber gern das Doppelte zahlen, wenn die Sammlung vollständig wäre.

Das ist es. So lange Englands Aristokraten nicht sämmtlich zu ihren Vätern versammelt sind, so lange die Sammlung in Westminster nicht vollständig ist, bleibt der Kampf der Völker gegen Bevorrechtung der Geburt noch immer unentschieden, und Frankreichs Bürgerallianz mit England bleibt zweifelhaft.

Artikel V.

Paris, 25. März 1832.

Der Feldzug nach Belgien, die Blokade von Lissabon und die Einnahme von Ancona sind die drei charakteristischen Heldenthaten, womit das Justemilieu nach aussen seine Kraft, seine Weisheit und seine Herrlichkeit geltend gemacht; im Innern pflückte es eben so rühmliche Lorbeeren unter den Pfeilern des Palais-royal, zu Lyon und zu Grenoble. Nie stand Frankreich so tief in den Augen des Auslandes, nicht einmal zur Zeit der Pompadonr und der Dubarry. Man merkt jetzt, dass es noch etwas Kläglicheres gibt, als eine Maitressen herrschaft. In dem Boudoir einer galanten Dame ist noch immer mehr Ehre zu finden, als in dem Komptoir eines Banquiers. Sogar in der Betstube Karls X. hat man nicht so ganz und gar der Nationalwürde vergessen, und von dort aus eroberte HEINE, Französische Zustände.

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man Algier. Diese Eroberung soll, damit die Demüthigung vollständig sey, jetzt aufgegeben werden. Diesen letzten Fetzen von Frankreichs Ehre opfert man dem Trugbilde einer Allianz mit England. Als ob die imaginaire Hoffnung derselben nicht schon genug gekostet habe! Dieser Allianz halber werden sich die Franzosen auch auf der Citadelle von Ancona blamiren müssen, wie auf den Ebenen von Belgien und unter den Mauern von Lissabon.

Im Innern sind die Beengnisse und Zerrissenheiten nach gerade so unleidlich geworden, dass sogar ein Deutscher die Geduld verlieren könnte. Die Franzosen gleichen jetzt jenen Verdammten in Dante's Hölle, denen ihr dermaliger Zustand so unerträglich geworden, dass sie nur diesem entzogen zu werden wünschen, und sollten sie auch dadurch in einen noch schlechtern Zustand gerathen. So erklärte sich, dass den Republikanern das legitime Regime und den Legitimisten die Republik viel wünschenswerther geworden, als der Sumpf, der in der Mitte liegt und worin sie eben jetzt stecken. Die gemeinsame Qual verbindet sie. Sie haben nicht denselben Himmel, aber dieselbe Hölle, und da ist Heulen und Zähnklappern la République! Vive Henry V!

Vive

Die Anhänger des Ministeriums, d. h. Angestellte, Banquiers, Gutsbesitzer und Boutiquiers, erhöhen das allgemeine Missbehagen noch durch die lächelnden Ver. sicherungen, dass wir ja Alle im ruhigsten Zustande leben, dass das Thermometer des Volksglücks, der Staatspapierkours, gestiegen, und dass wir diesen Winter in Paris mehr Bälle als jemals, und die Oper in ihrer

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