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zugeben, indem er ihre Gatten aus der schrecklichen Verzauberung löst dadurch, dafs er die unselige Schwägerin befreit; ein Stier, dessen Quintessenz in einer Ente steckt, deren Seele wiederum in einem goldenen Ei liegt, welches in sich den kleinen Schlüssel der Verzauberungen birgt, der grofse Schlösser aufspringen macht; drei Haare, Federn, Schuppen, die, zwischen den Fingern gerieben, den Bären, Adler und Delphin wie auf den Plutz herbeirufen. Es ist ein grofser Apparat, der aufgewendet wird; und gerade darin liegt das schlechthin Märchen-, d. h. Zauberhafte des Stoffes, dafs dieser Apparat ersichtlich um seiner selbst willen aufgewendet wird, aus reinem Geschmack und blofser Freude am Unerhörten und Wunderbaren, aus blofsem Gefallen am Sonderbaren und an dem, was schlechthin über das Menschenbereich hinausgeht und durchaus keine Anwendung auf geistige Prozesse und seelische Kräfte zuläfst. Es ist Zauberspuk und weiter nichts. Kein Vergröfsern und Verlängern des Menschlichen in eine jenseitige Welt hinaus, damit in der Vergrösserung menschliches Wesen um so klarer hervortrete und zur Anschauung komme, sondern die reinphantastische Konstruktion einer anderen, dritten Welt, damit der phantastische Trieb seine Befriedigung finde. Kein menschliches Interesse wird ins Spiel gesetzt, sondern ein eitler, leerer Geschmack am Fratzenhaften. Der einzig menschliche Zug in dem Ganzen ist die Verschwendungssucht und ewige Geldklemme des Grafen, sowie seine in karger Musse hervortretende Langeweile. Und hierin gerade liegt die hauptsächlichste inhaltliche Abweichung vom Pentameron. Denn während der Graf bei Musäus zur Rettung seines eigenen Lebens und für Geld seine Töchter, eine nach der anderen, hingiebt, will der König dort seine Töchter den Tierfreiern nicht anvertrauen, wofür sie sein Land verwüsten und ihre erkorenen Bräute erzwingen ein Zug, der in der antiken Sage ganz ähnlich auftritt. Feiner ist auch, dafs man bei Musäus über den Verbleib und Aufenthaltsort der Töchter nicht eher hört, als bis der junge Bruder die Schwestern aufsucht; mit ihm gehen auch wir auf die Suche. Endlich verdient die enge Beziehung, in welche Musäus seine Personen gesetzt hat, den Vorzug vor der losen Art, wie im Pentameron z. B. das Geschick der Tierbrüder an eine ihnen völlig fremde Prinzessin geknüpft ist.

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Auch sonst hat Musäus den kahlen, öden Stoff mit launigen Arabesken umrankt und ihm durch glücklichen, von Cynismus nicht freien Witz besseres Leben eingehaucht, als ihm Basile, der Verfasser des Pentameron, sonst einigermafsen ein Vorläufer des Musäus in Stil und Behandlungsart, hat geben können oder wollen. Übrigens scheint dies eine Geschmackssache; denn ich kann mich nicht rühmen, mit den Brüdern Grimm übereinzustimmen, welche die Wiedergabe des Neapolitaners 'reiner und einfacher', also folgeweise wohl auch anmutender finden und der geschmückten, mit Witz in die Breite und Tiefe ausmalenden Bearbeitung ihres thüringischen Landsmannes vorziehen. Bechstein, der so vielfach in den Spuren der Brüder wandelnd angetroffen wird, hat dieses Urteil zu dem seinigen gemacht, freilich ohne durch scharfe Worte Musäus irgendwie erheblicher zu belasten.

Es giebt geschickte Leute und getreue Arbeiter, welche vorhandenes Kapital in regem Mühen zinsbringend ausnutzen; andere wieder sind, welche neue Werte schaffen und sich nicht begnügen mögen, Altes in alter Form, wenn auch schön geglättet, weiterzugeben. Es ist recht erklärlich, dafs die Grimms Märchen nur nach erzählten: sie waren nicht geeignet, umdichtend und neudichtend etwas Rechtes damit anzufangen; sie wollten das Paradies ihrer eigenen Kindheit der Kindheit späterer Geschlechter rein erhalten. Dafs es auch Leute geben sollte, welche gern lachen, auch über das, was sie als Kinder entzückte, wollte ihnen nicht zu Sinne, ist aber dennoch eine Thatsache, welche uns in dem Märchendichter Musäus leibhaft entgegentritt.

Berlin.

Erich Bleich.

(Schlufs folgt.)

Die Quelle des mittelenglischen Gedichtes 'Lob der Frauen'.

Im siebenten Bande der Engl. Stud. S. 101 ff. veröffentlichte Kölbing ein strophisches Gedicht aus der Auchinleck-Handschrift in Edinburgh, dem er den Titel 'Lob der Frauen' gab. Es war schon zweimal vorher: von Leyden, The Complaint of Scotland, Edinb. 1801, S. 161 ff., und von Laing in A Penniworth of Witte, gedruckt worden. Erklärungen und Besserungen zum Texte liefs zuerst Stoffel in den Engl. Stud. 7, 386 und dann Zupitza ebd. 8, 394 ff. erscheinen, wo letzterer auch darauf hinwies, dafs die einzelnen Strophen mit den verschiedenen Buchstaben des Alphabetes beginnen. Daran schlossen sich einige kleine Bemerkungen von mir, Anglia 13, 358 und 14, 308, sowie von Kölbing, E. St. 11, 216, 13, 135 und 19, 149 Anm. Brandl bespricht das Gedicht in Pauls Grundrifs II, 1, 639, § 41. Merkwürdigerweise scheint aber noch niemand gesehen zu haben, dass es die getreue Nachbildung auch in der Form einer von Thom. Wright in den Specimens of Lyric Poetry etc., London 1842 (Percy Soc.), S. 1 ff., gedruckten altfranzösischen Dichtung ist, die sich auf fol. 49ro des bekannten Ms. Harl. 2253 findet. Die Quelle giebt uns nun auch ein Mittel an die Hand, verschiedene Schwierigkeiten des englischen Textes aufzuhellen.

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Zunächst gehen dem eigentlichen 'Frauen-ABC, wie man das Gedicht besser nennen könnte, zwei Einleitungsstrophen

Also wie Chaucers ABC. Ein zweites derartiges Gedicht erwähnt Zupitza a. a. O. 396, 17. Auch J. Koch wies im Jahresbericht V, 225 auf das alphabetische Akrostichon hin.

vorher, die in der englischen Übersetzung höchst wahrscheinlich durch eine Lücke in der Handschrift verloren gegangen sind.' Sie lauten:

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Die ersten anderthalb Strophen, die ebenfalls in der englischen Nachbildung fehlen, lauten:

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Von V. 40 ab entspricht dann die englische Übersetzung; Kölbing, der blofs den Verlust der ersten Strophenhälfte annahm, giebt dem ersten erhaltenen englischen Verse die Verszahl 7. Da nicht allen Fachgenossen der französische Text leicht erreichbar sein dürfte und der englische durch die Bemühungen der genannten Kritiker vielfache Verbesserungen und Ergänzungen erfahren hat, lasse ich beide von neuem parallel gedruckt hier folgen, indem ich zugleich die englische Übersetzung nach Möglichkeit herzustellen suche. Die Lesarten der Handschrift und die Urheber der nicht von mir stammenden Besserungen sind in den Fufsnoten verzeichnet.

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