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selbst unter den Novellisten, also den engeren Berufsgenossen, durchaus keiner von den ärgsten ist.

Wenn also Bandello gegen solche Vorwürfe eine begreifliche Empfindlichkeit zeigt, so lassen ihn im übrigen die Kritiker recht kühl, wenn er sie auch einmal Tadler und wütende Beifser' nennt (2, 40). Wollen ihn einige tadeln, etwa seiner Sprache wegen, so soll es ihm leid thun, wie er mit leisem Spott bemerkt, nicht alle befriedigt zu haben. Danken wird er sogar für gerechten Tadel den doch so viel Bessere haben über sich ergehen lassen müssen denn wenn auch nicht ihm, so kann es doch vielen anderen nützen, nicht in ähnlichen Irrtum zu fallen (3, An die Leser). Eine feinere Abfertigung soll man erst suchen. Ergötzlich ist auch die Thatsache, dafs unser Autor gleich nach Abwehr der feindlichen Angriffe eine Novelle erzählt, die zu denen gehört, die 'diesen Kritikern den Magen umkehren'.

Grofs kann in der That der Einfluss seiner Feinde nicht gewesen sein, sonst wären die angesehenen Stimmen, die sich unumwunden zum Lobe des überall beliebten Dominikaners vernehmen lassen, nicht so zahlreich. Der junge Verfasser schon ist der Überzeugung, dafs Ippolita seine Novellen lesen wird, weil er oft gesehen hat, dafs sie seine Allotria in die Hand nahm und einen guten Teil ihrer Zeit damit verbrachte, sie durchzusehen. Sie liest sie sogar mehrfach und, was mehr bedeutet, sie lobt sie. Ihr Wohlwollen gegen ihn täuscht sie nicht, dazu ist ihr Urteil zu aufrichtig und fest; kennt er doch ihren Geist, ihre Gelehrsamkeit und ihre Gaben (1, 1).

Lassen wir das Lob seiner näheren Freunde ganz aufser Rechnung; aber mehrere Novellen widmet er auch ferner stehenden, weil der Empfänger seine Sachen gern liest. Darunter Gelehrte und Dichter von Namen, wie B. Castiglione (2, 2), Fracastoro (2, 9), Molza (1, 50) u. a. Marcantonio Sabino spendet ihm Lob in einer Elegie über den Stil des Apulejus. Bandello lehnt dies zwar als unverdient ab, doch will er lieber von ihm zu unrecht gelobt als von jemand mit Recht getadelt werden (3, 2).

Grofs war die Zahl nicht nur derjenigen, die gern Näheres über seine Erzählungen hörten (z. B. 2, 54), sondern auch derjenigen, die ihn direkt um eine Novelle baten, wie Paolo B. Fregoso, ein hoffnungsvoller Jüngling, ihn mehrfach um eine Geschichte für seine Mutter bat (2, 26). Auch der Kardinal von Armagnac und andere aus hohen Kreisen lasen seine Novellen immer gern (2, 21; 2, 37; 3, 40). Durch ganz Italien ging sein Ruf als Erzähler. Ein Kriegsmann aus Neapel bemerkt im Lager zu Pinerolo zu einem Oberstleutnant aus Barletta, er hätte gehört, dafs Bandello gern Vorfälle aus dem Gebiete der Liebe und andere aufschreibe (4, 26). Selbst im Auslande kannte und schätzte man ihn. Bracchietto, ein Mit

glied des grofsen Rats zu Paris, erinnert sich unseres Autors noch nach Jahren und spricht ehrenvoll und liebreich von ihm (2, 41).

Neben so viel freundlicher Anerkennung wollen die unfreundlichen Worte seines Verlegers Busdrago wenig bedeuten, wenn er den ersten Teil der Erzählungen mit einer niedrigen Magd vergleicht, der man nach Belieben den Fufs auf den Nacken setzt, wenn sie nicht gefällt. Dafs Bandello auch von Ginguené, weniger von Landau, eine gute Beurteilung erfährt und von ersterem entschieden über Giraldi, Erizzo und Molza gestellt wird, sei nebenbei erwähnt.

Damit wäre die Geschichte der Novellen nach den Widmungen so ziemlich erschöpft. Von seinen übrigen Werken spricht Bandello nicht oft und gewifs nicht aufdringlich. Von noch erhaltenen Werken erwähnt er mehrfach seine Gedichte, aus denen er schon 1526 im Feldlager bei Mailand vortrug (1, 43). In vornehmen und Hofkreisen scheinen sie gleich den Novellen gern gelesen zu sein, denn trotz seiner fleifsigen Feder kann er nicht alle Wünsche nach Neuem befriedigen (3, 35). Zweimal erwähnt er ferner die Canti XI, De le lodi de la S. Lucretia Gonzaga di Gazuolo e del Vero Amore col Tempio di Pudicitia e con altre cose per dentro poeticamente descritte, Agen, Reboglio, 1545, die, in Frankreich abgeschlossen und gedruckt, aber zwei Jahre später noch nicht in den Händen aller seiner Freunde waren (2, 36; 1, 57).

Von uns nicht erhaltenen Schriften erwähnt Bandello eine über wunderbare, kaum glaubliche Ereignisse, die er mit wahrem Chronisteneifer ebenfalls nach mündlichem Bericht zusammenstellte. Diese Geschichten wurden während einiger Tage im Bade Aquario bei Mailand in der Gesellschaft Ippolitas erzählt (3, 9). Über dieses Buch ist nichts Näheres bekannt; vielleicht ging es 1525 verloren, oder der Verfasser nahm die bemerkenswertesten Erzählungen unter die Novellen auf. Desgleichen erwähnt Bandello eine ziemlich umfangreiche Abhandlung, die er nach neuntägigen Erörterungen über Glück, Zufall u. ä. verfasst hat; möglicherweise nur für seine Gönnerin Ippolita, in deren Gegenwart diese philosophische Unterhaltung stattgefunden hatte (2, 48). Vielleicht dürfen wir uns diese Schrift in der Art der philosophischen Betrachtungen Montaignes vorstellen, die mit Belegen aus den alten und neueren Geschichtschreibern und Philosophen reichlich gewürzt sind.

Florenz.

H. Meyer.

(Schlufs folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Streoneshealh.

Strenæshale interpretatur sinus fari ist ein Satz Baedas Hist. eccl. II 25, der auch dem letzten Erklärer als 'an old crux' erscheint. Das Wort healh nicht 'rock' erlaubt in den Endungen zahlreicher Ortsnamen ganz wohl die auch von Sweet (Stud. dict.) angenommene Bedeutung 'Winkel'. [Bradley (Academy 12 I, 1889, p. 29) meint Niederwiese, haugh'.] An einen Leuchtturm' eines nordhumbrischen Küstendorfes um 650 wird niemand denken; dafs pharus für einen Turm', etwa aus Römerzeit, stehe, nahmen frühere Lokalantiquare grundlos an. Nun heifst streon 'Erwerb, Gewinn, Gewinnung, auch von Geldwert im Handel'. Alle philologische Schwierigkeit schwindet, wenn man emendiert fori1: 'Marktwinkel'; zur 'Handelsbucht' war die Eskmündung gewifs früh geeignet.

Berlin.

Zum Beowulf.
I.

F. Liebermann.

1745 ff. ponne bid on hrepre under helm drepen
biteran strale, him bebeorgan ne con

wom wundorbebodum wērgan gästes.

=

Diese Verse aus der vielgeschmähten 'Predigt' des greisen Dänenkönigs gehören zu den noch immer nicht ganz seltenen Stellen des Gedichtes, bei deren üblicher Deutung (bezw. Deutungen) man sich eines gewissen unbehaglichen Gefühls nicht erwehren kann. Fafst man wom als acc. sing. 'Makel, Sünde,' stain (Heyne, Socin, Grein [Bibliothek, Dichtungen], J. L. Hall, J. R. Clark Hall) und übersetzt demgemäfs etwa mit Grein: 'er kann nicht bergen sich vor Freveln durch Wundergebote des verworfenen Geistes' oder mit J. R. Clark Hall: 'he cannot keep himself from stain, because of strange behests of the Accursed Spirit,' so hat man zum mindesten eine recht bedenkliche stilistische Härte zu verantworten. Dieser

Unter den besten Hss. Baedas schreibt eine toto für tota, die andere foronem für Faronem, ed. Plummer I 1873. 2035. Als Römerspuren erwähnt Baeda I 12 civitates, farus, pontes (Var. fores; farans); er meint nur Dovers Leuchtturm oder dekliniert pharus falsch (wie Old Engl. vers. ed. Miller 44 Plural torras versteht): beides gegen obige Lesart fari.

Schwierigkeit sind diejenigen aus dem Wege gegangen, welche wom (dat. plur. von woh) wundorbebodum als 'verkehrte wunderbare Befehle (rätselhafte Gebote)', 'crooked wondrous commands' erklären (Grein [Sprachschatz, Separatausgabe], Toller, Holder, Wyatt, Earle, Garnett; Wülkers Auffassung ist nicht erkennbar). Doch wenn man dann (z. B. mit Garnett) interpretiert: he cannot defend him from the evil strange-orders of the cursed spirit,' so befindet man sich wieder auf unsicherer Bahn, denn ob bebeorgan überhaupt mit einem solchen Dativ verbunden werden kann, ist billigerweise stark zu bezweifeln; heifst es doch bekanntlich kurz darauf: bebeorh pe đone bealonia, 1758. Könnte aber nicht vielleicht durch andere Interpunktion eine Besserung erreicht werden? Wir schlagen vor zu lesen: ponne bid on hrepre under helm drepen

biteran strale him bebeorgan ne con -
wom wundorbebodum wērgan gästes.

him bebeorgan ne con= 'er kann sich nicht davor schützen' das Pronomen darf fehlen (weniger wahrscheinlich: 'er kann sich nicht schützen'). Eine instrumentale Bedeutung ('by the evil strangeorders') wird man den Worten wom wundorbebodum dabei nicht zulegen dürfen, da ja der wērga gäst eben der Schütze selber ist, bona.., sẽ be of flanbogan fyrenum sceoted (1743 f.); vielmehr werden dieselben parallel mit biteran strale stehen: der scharfe Pfeil ist nichts anderes als die verkehrten (bösen) wunderbaren (unheilvollen?) Gebote (des Verführers). Übrigens dürfte bebodu nur als ein etwas stärkerer Ausdruck für lär anzusehen sein (wie ja z. B. auch im Heliand ambusni parallel mit lera gebraucht wird). Natürlich hat diese kühne Zusammenstellung von stræl und bebodu etwas Verletzendes für unser modernes Stilgefühl, doch möchten wir hier auf die sehr beherzigenswerte Äufserung Gummeres hinweisen: There is a gap between concrete and abstract, but it is narrow, and the poet leaps from one to the other without any sense of inconsistency' ('The Anglo-Saxon Metaphor,' p. 16, woselbst auch Beispiele angeführt und angedeutet sind). Es ist nicht viel anders, als wenn z. B. Cynewulf in 'Crist' 756 f. synwunde unvermittelt auf idle lustas folgen läfst. Nimmt man überdies mit Müllenhoff an, dass der Verfasser (Interpolator) dieser Zeilen an Ephes. VI 16 dachte (in omnibus sumentes scutum fidei, in quo possitis omnia tela nequissimi ignea extinguere), so legte ja der ganze Zusammenhang jener bekannten biblischen Stelle eine Nebeneinanderstellung bildlichen und unbildlichen Ausdrucks nahe, vgl. V. 17: et galeam salutis assumite, et gladium spiritus (quod est verbum Dei). Es wird also nach der Darstellung Hrödgars der im Glück

1

Vgl. z. B. auch Beda 128, 9 pat ic me his hete bearh 7 warenode, wo hete Accus. sein mufs, da warenian diesen Kasus erfordert. Ferner s. Grein u. B.-T. unter beorgan und gebeorgan.

Archiv f. n. Sprachen. CVIII.

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schwelgende Mann in unbewachter Stunde (1741 f.), schutzlos (him bebeorgan ne con), vom Pfeil des Widersachers getroffen, d. h. die Gebote (Lehren, Eingebungen) des Teufels dringen in sein Herz, und so wird seine Sinnes- und Handlungsweise zum Bösen verkehrt, ihm selbst zum Verderben (1748 ff.).

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Gegen Holthausens bestechenden Besserungsvorschlag, dugute zu schreiben (Archiv CV, 366), ist mit Hinweis auf obige Anmerkung einzuwenden, dafs die altenglischen Dichter auch eine derartige anscheinend inkongruente Parallelisierung (dream, dugut) offenbar nicht als kunstwidrig empfanden. Man halte daneben z. B.: pā was eft swā ar inne on healle

Oder auch:

prydword sprecen, deod on sælum,

sigefolca sweg. B. 642.

par was singal sang ond swegles gong,

wlitig weoroda heap ond wuldres preat. Andr. 869.
pracu was on ōre,

heard handplega, hægsteald mōdige
wapna walslihtes, wigend unforhte,
bilswadu blödige, beadumagnes rās,
grimhelma gegrind, þær Iūdas fōr.
das de us secgad bēc,

ealde udwitan. Aedelst. 68.

Exod. 326.

Im übrigen mag auch an die Verbindung dugud unlitel im Andreas (1270) erinnert werden. Die überlieferte Lesart ist füg

lich unseres Erachtens nicht zu beanstanden.

Minneapolis (Minn.).

Fr. Klaeber.

Nordhumbrische Laute um 710.

In Streoneshealh, dem späteren Whitby, ward c. 700-731, wahrscheinlich vor 713, die Vita s. Gregorii I. von einem Nordhumbrer verfafst. In fränkischer Minuskel um 825 steht sie in Hs. Sankt Gallen 567. P. Ewald entdeckte ihren Wert und druckte Stücke. (Histor. Aufsätze dem And. an G. Waitz S. 17 ff.; daraus entnahm Teile Plummer Ven. Baedae Hist. eccl. II 389.) Englisch lauten darin nur Namen: ed. Ewald S. 27 Angl'orum, S. 48 ff. Anguli, sonst 28. 50 ff. Angli. 28. 49 gente Humbrensium. 49 f. 52 Eduinus, 28. 50. 52. [gen.] Eduini, 52 [abl.] Eduino. 43 virgo Aelbfled cum matre Eanflede, 52 coenobium Aelflede filie Eonflede. 48 Rex Aelli, 49 f. [gen.] Aelli; 50 Aelli duabus compositum est sillabis, quarum in priori cum e littera absumitur et in sequenti pro i ponitur e, ‘alle' vocatur, in nostra lingua: omnes. Ewald vergleicht die Spielerei mit dem Worte all in Kemble Cod. dipl. [159 Birch Cart. Sax. 265].

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