ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

natürlicher, als heut des heimgegangenen Altmeisters unserer Wissenschaft zu gedenken, dessen teurer Name unsere letzte Betrachtung einleitete und noch lange bei allem, was wir auf diesem Gebiete arbeiten, weihend durchklingen wird: Karl Weinhold ist am 15. August 1901 verschieden; so lange seine Kraft noch hinreichte, hat er treu gewirkt in seinem Amt und für unsere Wissenschaft. Ihm war es nicht gegeben, etwa mit der hinreifsenden Rede eines Heinrich v. Treitschke die Gemüter seiner Zuhörer zu entflammen, und da es seiner vornehmen Art widerstrebte, etwas künstlich hervorzubringen, was nicht in seiner Natur lag, so hat er der Volkskunde, die ihm doch in den letzten Jahren vor allem am Herzen lag, in Seminar und Kolleg nicht viel Jünger gewonnen. Wer sich ihm aber mit wirklicher Begeisterung, deren Wesen nicht in hohen Worten, sondern in selbstloser Hingabe liegt, so recht von Herzen anschlofs, der konnte bei dem vielseitig gebildeten, reich erfahrenen, trefflich geschulten, greisen Lehrer mit dem feingeschnittenen, silberlockigen Gelehrtenkopf, dem lebendigen Auge und den ausdrucksvollen, oft fein ironischen Zügen unendlich viel lernen, vor allem strenge Methode und wahre Treue im kleinen, die er nicht, wie mancher andere, im Munde, sondern im Herzen führte. Er war überhaupt mit dem Herzen bei allem, was er that, vor allem bei seinem Verein und bei seiner Zeitschrift; Johannes Bolte hat nun ihre Leitung übernommen, und wir wünschen ihm und der Volkskunde Glück dazu aber sie wird bei uns wohl nie anders als 'Weinholds Zeitschrift' heifsen. Der allzeit Getreue hat es auch mit der Redaktion heilig ernst genommen, hat gern seine eigenen Beiträge, die oft die wertvollsten waren, zurückgestellt, um ungeduldig mahnende Mitarbeiter zu befriedigen, hat seinen Helfern oft mit seinen reichen Materialsammlungen, ja mit seinen Büchern beigestanden, hat mit einem wahren Bienenfleifs neu erschienene Werke durchgearbeitet und charakterisiert; er hat auch die Vereinssitzungen umsichtig und in vornehmem Ton geleitet und alle Angelegenheiten der Gesellschaft im Herzen getragen, wovon nicht alle wissen. So war er noch in den letzten Jahren rührend besorgt um die kleine, aber sehr wertvolle Vereinsbibliothek, deren Verwaltung ich seiner Zeit übernehmen durfte; nie werde ich es vergessen, wie er mir gleich zu Anfang eine sehr beträchtliche Geldsumme aus seiner Kasse zur Verfügung stellte, die ich alljährlich auf Neuanschaffungen für die Büchersammlung verwenden sollte: Platzmangel brachte den Plan zum Scheitern. Er hatte die schöne Gabe, grofsherzige Entschlüsse in ganz einfacher, scheinbar natürlichen Weise auszusprechen. Scheinbar nach aussen kühl, brachte er der Jugend warme Teilnahme entgegen, und darum wird ihm auch die Zukunft unserer Wissenschaft noch unendlich viel verdanken und, wenn auch das Andenken an seine reine, edle Persönlichkeit erloschen ist, sein Name unter denen unserer Führer verehrt werden.

Von ihm wurde auch bei seinem ersten Erscheinen ein treffliches Buch mit unverhohlener Freude begrüfst, das uns nun zu den Lebenden zurückführen soll: R. Andrees 'Braunschweiger Volkskunde', die jetzt zum zweitenmal ihren Weg antritt. Sie war seiner Zeit die erste zusammen

fåssende Behandlung des gesamten Volkslebens einer deutschen Landschaft nach moderner Methode und hat sich in der neuen Bearbeitung auf der Höhe erhalten; die prähistorischen und anthropologischen Abschnitte vor allem sind beträchtlich erweitert, das mit gröfster Sorgfalt hergestellte Illustrationsmaterial um die Hälfte vermehrt worden. Leider findet die Volksdichtung wieder nicht ausreichende Behandlung. Wir hätten doch eine Sammlung und Charakteristik (etwa in W. Hertz' Art) der Braunschweigischen Sagen und Märchen erwartet; manches Derbe musste auch einem gröfseren Leserkreise zuliebe fortfallen.

Viel früher als andere, aber nicht mit den Hilfsmitteln moderner Kritik ausgerüstet, hat sich der Egerer Polizeirat' Sebastian Grüner daran gemacht, alles zu sammeln, was er im Anfange des 19. Jahrhunderts 'über die ältesten Sitten und Gebräuche der Egerländer' in Erfahrung bringen konnte. Es sind recht umfängliche und wertvolle Aufzeichnungen, die der alte Grüner, der durch seinen Briefwechsel mit Goethe schon seit langer Zeit bekannt ist, in mehreren Handschriften hinterlassen hat. Wir erfahren mancherlei über alte Egerländer Rechtspflege und Bräuche, über Baum- und Viehzucht, wir vernehmen eine stattliche Anzahl schöner Egerländischer Volkslieder, ja wir erhalten von der Hand eines unbekannten Malers ganz ausgezeichnete, farben prächtige Bilder des altegerischen Hochzeitszuges, volkstümlicher Tänze und Lustbarkeiten, sowie der schmucken Landestracht. Es ist ein gar nicht genug zu rühmendes Verdienst des rührigen Leiters des 'Vereins für Egerländer Volkskunde', Dr. Alois John, dafs er diese reichen Schätze gehoben und die eigentlich nur für ganz wenige Leser, vor allem für Goethe bestimmte Schrift durch einen nach den Handschriften hergestellten Druck zugänglich gemacht, die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials durch Zufügung von Verweisungen und Erklärungen angebahnt und auch für eine würdige Wiedergabe der alten Farbentafeln Sorge getragen hat. Unter Johns Leitung macht auch die Vereinszeitschrift 'Unser Egerland' recht gute Fortschritte und rettet viel wertvolles Gut vor dem Untergange. Endlich sei auch die reiche Sammlung 'Egerländer Volkslieder' erwähnt, die den alten Volksgesang nicht blofs buchen, sondern auch, im Sinne der Pommerschen Bestrebungen, neu beleben will. Text und Melodie sind genau nach den Aufzeichnungen wiedergegeben, einige vergleichende Bemerkungen, mit Recht spärlich gehalten, erleichtern die wissenschaftliche Benutzung. Auffallend ist es, wie stark im Egerlande die mundartliche neben der hochdeutschen Volkspoesie vertreten ist.

Mit der gleichen, philologischen Genauigkeit ist die ebenfalls praktischen Zwecken dienende Sammlung A. Benders: 'Oberschefflenzer Volkslieder', gearbeitet; bei der gegenwärtig herrschenden Verwirrung über die Grenzen und Grenzgebiete von Volks- und Kunstpoesie ist es nicht zu verwundern, dafs die Verfasserin 'volkstümliche Gesänge' in ihr Büchlein mit hineingearbeitet hat. Reiche Beigaben, wie die mit Hilfe Dr. Pommers zusammengestellten Nachweise und das ganz ausgezeichnete, bei allen ähnlichen Sammlungen nachzuahmende Inhaltsverzeichnis, das die Anfänge

nicht blofs der Lieder, sondern aller einzelnen Strophen bringt, erhöhen die Brauchbarkeit der schönen, dank der Beihilfe des Grofsherzogs von Baden auch äufserlich schmucken Sammlung.

An wissenschaftlichen Volksliederausgaben fehlt es also nicht; dagegen stockt die eigentliche Forschung. Der sehnlich erwartete zweite Band der moselländischen Sammlung von John Meier ist immer noch nicht erschienen, und an ihn wird doch in Zukunft jede Diskussion anknüpfen müssen. Lohres Dissertation läfst uns von seinem Buche, das in der 'Palästra' vollständig erscheinen soll, viel Gutes hoffen.

Rüstig schreitet zu unserer Freude neben der wissenschaftlichen Arbeit die popularisierende her. Gilt es doch, jene grofsen Kreise der 'Gebildeten' zu gewinnen, die auf Volkskunst und Volksdichtung oft noch mit vornehmem Nasenrümpfen herabsehen. Ihnen sind Sahrs hübsche, durch gutgewählte Proben belebte Darstellung und Mackays mit Sorgfalt und feinem Geschmack hergestellte, das alte Volksgut liebevoll schonende Blättersammlung gewidmet.

Auch der volkstümlichen Kleinpoesie sind zwei wichtige Ausgaben gewidmet: Frl. Züricher, durch Singer angeregt, hat aus dem Munde der Berner Jugend eine stattliche Menge 'Kinderlieder' und manches, zu den Kleinen herabgesunkene Volkslied aufgezeichnet, Frömmel seinen früheren Sammlungen von Kinderreimen ein reichhaltiges Rätselheft folgen lassen.

Weniger mit der eigentlichen Volksdichtung als mit Aberglaube und Brauch beschäftigt sich die fleifsige Arbeit von Jühling, der die reichhaltigen, handschriftlichen Sammlungen der Königl. Bibliothek in Dresden durchforscht hat. Doch hätte er sich nicht darauf beschränken sollen, von gedruckten Quellen auch nur das dort Vorhandene auszunutzen. Verkenstedts 'Zeitschrift für Volkskunde' ist z. B. gar nicht, vom 'Urquell' nur die 'neue Folge' citiert. Dennoch wird sich kaum noch viel Bedeutendes diesen überreichen, durch den jähen Wechsel zwischen scheinbarem oder wirklichem Unsinn und guten, erprobten Hausmitteln verwirrenden Zusammenstellungen einfügen lassen. Leider führt Jühling die einzelnen Tiere, deren Körper die Heilmittel entnommen werden, in der schlechtesten aller möglichen Reihenfolgen, nach dem Alphabet auf. Auch vermissen wir Register, die uns den Weg durch dies Labyrinth bahnten, vor allem ein Verzeichnis der Krankheiten, für die an den verschiedensten Stellen Heilmittel genannt sind. Solche Beigaben werden bei einer etwaigen Neuauflage nicht fehlen dürfen, die wir übrigens dem Buche von Herzen wünschen.

Die meisten Veröffentlichungen, von denen wir heut zu reden hatten, bezogen sich auf das Volkslied und verwandte Gebiete; möge nun bis zu unserem nächsten Berichte auch das Märchen wieder zu seinem Rechte kommen!

Einstweilen sei hier noch die ausgezeichnete, ungemein reichhaltige Sammlung von Merkens erwähnt: 'Was sich das Volk erzählt', d. h. Schnurren und Anekdoten von urwüchsigem, oft derbem Humor, durch

und durch volkstümlich, wie sie schon im Mittelalter gäng und gäbe waren und, wovon mancher Litterarhistoriker vielleicht nichts weifs, noch heut an den Biertischen unserer Kleinstädte kräftig fortleben, wovon auch das Archiv des Vereins für bayerische Volkskunde zu erzählen weiss. Dieser Litteraturzweig ist gewifs nicht der wertvollste, mit dem sich die Volkskunde zu befassen hat, aber gerade weil er bisher über Gebühr vernachlässigt wurde, sei hier nachdrücklich auf Merkens köstliches Werkchen hingewiesen, von dem soeben der dritte Band erschien.

Robert Petsch.

Würzburg. Englisches Reallexikon (mit Ausschlufs Amerikas). Unter Mitwirkung von Prof. Dr. K. Böddeker, Stettin Prof. Dr. F. J. Wershoven, Tarnowitz - Oberlehrer Dr. Karl Becker, Elberfeld Oberlehrer Dr. Gustav Krueger, Berlin Oberlehrer Johannes Leitritz, Stettin. Herausgegeben von Dr. Clemens Klöpper in Rostock. Leipzig, Rengersche Buchhandlung (Gebhardt & Wilisch), 1897. 2 Bände. M. 60. Das vorliegende Werk hat zwar schon von anderen Seiten die schärfste Verurteilung erfahren, und da dies von Anfang an auch meine Ansicht über das Reallexikon war, wäre eine ausführliche Besprechung eigentlich überflüssig. Aber ich möchte hier auf ein paar Eigenschaften der Publikation besonders hinweisen, die, weil sie mir leider typisch scheinen, eine öffentliche Besprechung verdienen.

Es ist von einem anderen Recensenten getadelt worden, dafs der Raum und mit ihm der Preis, der für das Lexikon angesetzt war, um die Hälfte überschritten wurde. Dies ist zum gröfsten Teil die Schuld des Herausgebers. Die Raumverschwendung ist eine geradezu ungeheuerliche. Verschiedene Artikel treten in zweierlei Gestalt offenbar von verschiedenen Mitarbeitern herrührend nebeneinander auf, ohne dals der Redacteur dies bemerkt zu haben scheint. Solche Doppelartikel, von denen der eine stets einfach zu streichen wäre, sind z. B. Waxworks und Waxwork Show; South-Sea Company und South-Sea Scheme; Launfal und Launfal, Sir; Homilies of the Church of England und Homilies, The Book of u. s. w. Andere Einträge weisen eine geradezu lächerliche Weitschweifigkeit auf. So nimmt unter Gentlemen's Shops die Aufzählung der heutigen Londoner Schneiderfirmen über zwei Spalten in Anspruch. Welche Verschwendung ist es, wenn unter Foreign Words 'Proben von Fremdwörtern' - übrigens nicht Fremdwörter in unserem Sinne, sondern ganze Phrasen in fremder, meist lateinischer, Sprache wenn diese 'Proben' über 28 Spalten einnehmen. Oder was soll es heifsen, wenn unter Traveller's Handbooks über ein Dutzend Spalten mit der gedankenlosen Aufzählung von Reisehandbüchern ausgefüllt wird, die noch dazu

Herr Dr. Krueger hat, weil mit den Principien des Herausgebers nicht einverstanden, später seine Mitwirkung zurückgezogen.

alphabetisch nach den Namen der Verfasser oder Verleger angeordnet sind? Eine solche sinnlose Verteuerung des Buches mufs jeden empören, der Sinn für ordentliche litterarische Arbeit besitzt. Und dies sind nur ein paar herausgegriffene Proben. Die Anzahl der gänzlich wertlosen, überflüssigen und aus einem englischen Reallexikon glatt herauszustreichenden Artikel ist Legion. Typisch ist ein Eintrag wie 'Horaces of England. Als solche werden bezeichnet...' 'Poetarum Saxonicum Peritissimus. So nennt ein alter Chronist König Alfred.' 'Grizel oder Grissel. Octavia, die Gemahlin des Augustus, wird die "patient Grizel” der römischen Geschichte genannt.' Ein sehr schöner Artikel ist der folgende: 'Time-Honoured Lancaster (unter T!). Shakespeare nennt ihn "time-honoured" und "old"; geehrt war er jedenfalls, doch war er bei seinem Tode erst 59 Jahre alt. "Old" steht auch in der Bedeutung: vor langer Zeit, in alten, längst vergangenen Zeiten: z. B. Old Hesiod.' Diese verblüffende Erklärung hat bisher allerdings noch niemand für das bekannte Wort Richards II. (Old Gaunt) vorgebracht. Was hat z. B. ein Absatz über Lupercal oder Wellingtonia in unserem Buche zu suchen? Wozu wird hier The Unmentionables in sieben Zeilen erklärt? Was soll der Artikel über das Verbum to get im Reallexikon? Dabei erfährt man häufig die Hauptsache nicht. Der folgende Eintrag ist dafür charakteristisch:

"Tug. Ein Name unter den Studenten zu Eton. Der Ausdruck kommt entweder von "tog", dem Kleide, welches Studenten zum Unterschiede v. den "Oppidans" tragen, od. v. "tough mutton":

"A name in college handed down

From mutton tough or ancient gown."

[ocr errors]

The World, February 17, 1893 (p. 31).' Was hat der ganze Absatz für einen Sinn? Zu streichen ist z. B. auch der Artikel Herodias, der übrigens auf einer Verwechselung mit Salome seitens des offenbar nicht bibelfesten Verfassers oder Redacteurs beruht.

Was für ein Reallexikon am nächsten läge, fehlt in den weitläufigen Artikeln sehr häufig. So sucht man unter Sir vergeblich die Bedeutung des Wortes als Titel. Unter Porridge findet man nichts über dieses schottisch-englische Nationalgericht, sondern da wird nur die 'Redensart' every thing tasts of porridge umschrieben und wie! Ebenso ist z. B. Rupee Paper erklärt, was eine Rupee ist, sagt uns aber niemand. Unter Tyrone erfährt man nicht, dafs je ein Mann diesen Namen getragen hat. 'Wallace, The Acts And Deeds Of Sir William. Eine poetische Chronik, geschrieben um das J. 1460 v. dem Minstrel Blind Harry,' etc. Aber wer Wallace ist, kann der Leser in einem anderen Buche suchen. Bei Venerable steht zwar, dafs the venerable Imitator 'ein Titel des William of Occam' sei, aber damit ist die Weisheit erschöpft. Dafs heute wirklich ein solcher Titel gebraucht wird, sagt uns das 'Reallexikon' nicht.

Am meisten beinahe zu tadeln scheint mir der Stil der Artikel. Die Verfasser sind doch Erzieher der Jugend, Lehrer an Gymnasien und Realschulen, die ihren Schülern ein ordentliches Deutsch beibringen sollen. Aber der Stil des Buches ist grofsenteils unter dem Niveau eines Tertianer

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »