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dem er das nähere prächtig erreicht hat. Dies Fehlschlagen gilt wohl blofs für die Gegenwart. Er braucht ja sein vielversprechendes Talent nur ruhig ausreifen zu lassen. Als echter Moderner wollte er zu rasch schaffen. Weil Wollen und Können ihm noch nicht im Einklang stand, suchte er die ruhig schaffende Kraft durch das nervös - übertreibende Raffinement zu ersetzen. Wird er also Geduld mit sich haben, so wird sein Leser in Zukunft nicht so viel Geduld für seine Werke brauchen.

The wordlings by Leonhard Merrick (vol. 3457).

Der Roman enttäuscht. Sein Autor hat sich früher mit Besserem eingestellt. Die Enttäuschung wird um so gröfser, als man sieht, dass der Autor mit einem guten Stoff infolge einer schlechten Absicht gescheitert ist. Solche persönliche Auslegung ist zwar gefährlich. Aber wenn sie sich dem Beurteiler so deutlich aufdrängt wie mir hier, dann darf sie wohl ausgesprochen werden. Vielleicht auch darum, weil die Begründung Principien fragen aufrollt.

So wie das Buch vorliegt, gehört es zu den allzu vielen Leihbibliothekromanen. Das bedeutet erstlich eine verwickelte Geschichte in spannender Darstellung. Dadurch wird die Neugier des Lesers dauernd erhalten. Es bedeutet ferner eine kuriose Vorgeschichte. Sie ist nicht nur technisch notwendig als Bedingung für die verwickelte Hauptgeschichte, sondern auch dem Leser förderlich, weil er schon durch die Materie gleich zu Anfang gepackt wird, und weil das seltsame Element seine Sehnsucht nach dem Aufsergewöhnlichen stillt. Endlich bedeutet es für das Problem einen versöhnenden Abschlufs. Der gute Ausgang der Geschichte verhindert, dafs der aufgerüttelte Leser dauernd aus seinem philiströsen Gleichgewichte herausgebracht werde. All diese primären Anforderungen, die der Dutzendleser an den Dutzendroman stellt, werden vom Autor in seinem Buche pünktlichst erfüllt.

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Denn man höre: In Südafrika unter den Goldgräbern stirbt der arm gebliebene Philip Jardine. Vor mehr als zwanzig Jahren hat er sich fast noch ein Knabe mit seinem Vater verfeindet und war von England in die weite Welt gegangen. Und eben jetzt hat der Alte durch unverhoffte Erbschaft adelig und steinreich geworden den entfremdeten Sohn heimberufen. Zu spät. An Philips Bahre trauern seine 'Freundin', eine verwitwete Mrs. Fleming, abenteuerlichen Ursprungs, und sein Freund Maurice Blake, auch ein armer Teufel. Die Frau ist untröstlich. Philip hat sie nämlich heiraten wollen. Hätte er es gethan, so wäre sie jetzt als Schwiegertochter des alten Sir Noël glänzend versorgt. So aber bleiben ihr nur traurige Erinnerungen. Da fafst sie den kühnen Gedanken, Maurice als Philip zu Sir Noël zu schicken. Er sieht dem Verstorbenen sehr ähnlich, er soll dessen Rolle spielen. Dafür mufs er ihr zeitlebens ein Viertel seines künftigen Einkommens abtreten und sie in England gesellschaftlich placieren. Nach anfänglichem Sträuben geht Maurice auf den Betrug ein, weil ja keinerlei Verwandte Sir Noëls leben, also eigentlich materiell nur der Staat um das Erbe kommt. Dies die Vorgeschichte.

Die Hauptgeschichte gliedert sich in drei Teile.

Im ersten gelingt Maurice der Betrug vor Sir Noël. Bald gewinnen sich der Alte und der Junge lieb. Überdies verliebt sich Maurice in Lady Helen, die reizende Tochter einer Gutsnachbarin. Er kämpft zwar gegen den Gedanken, den Betrug weiterzuspinnen, doch der Alte drängt enkelsüchtig zur Ehe, und im Jungen kapituliert das Gewissen vor der Leidenschaft. Maurice heiratet.

Im zweiten Teil tritt Mrs. Fleming, die Complice, stärker hervor. Bisher ziemlich ruhig im Hintergrund, abgespeist mit ihrem Viertel am Geld, wird die ehrgeizige Frau ungeduldig. Sie will die Erfüllung des zweiten Vertragspunktes, will durch Maurice in die 'Gesellschaft' aufgenommen werden. Er kann und will das nicht. Im geheimen dachte sie sich das leicht erledigt durch die Heirat mit ihm. Dieser Plan ist gescheitert. So fordert sie nun die Aufnahme in sein Haus. Das schlägt er ihr rundweg ab. Die Freundin wird zur Feindin. Sie bedroht ihn immer dreister. Endlich verliert die Abenteurerin alle Besonnenheit: sie dringt ins Haus und enthüllt der jungen Frau das Geheimnis ihres Mannes.

Der dritte Teil zeigt erst den Zusammenbruch der Ehe. Doch die junge Frau, die mit Maurice nur eine kühle Vernunftehe geschlossen hat, wird nun von seiner tiefen Leidenschaft für sie überwältigt. So flammt auch in ihr die echte Liebe auf: sie verzeiht und folgt dem reuigen Sünder hinaus in die ferne Welt, um dem Büfsenden treu zur Seite zu stehen.

Prüft man die Wirkung des Romans auf ihre Ursache, so liegt diese einzig in der Fabel. Ein Mischmasch von unglaubwürdigen Zufällen der wunderlich gebrauten Vorgeschichte schafft die Hauptgeschichte. Man steht hier fortwährend vor der spannenden Frage: wird der Betrug auch im weiteren gelingen? Denn immer neue Gefahren erstehen dem Betrüger von aufsen her. Erst der Schlufs bringt eine innere Lösung nach dem äufserlichen Zusammenbruch durch die seelische Wandlung der jungen Frau. Wesentlich sind also die Wordlings ein Abenteurerroman. Das erweist die Stoffverteilung: Vorgeschichte 40, Hauptgeschichte I = 120, II = 80, III 40 Seiten. Die fabulistische Partie umfafst 240, die psychologische 40 Seiten. Mithin fällt dieser nur ein Siebentel vom Ganzen zu.

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Ob das die ursprüngliche Absicht des Autors war? Ich glaube nicht. Mir scheint, dafs er zur krausen Fabulistik nur gegriffen, um die Basis für einen interessant - verwickelten, psychischen Prozess zu gewinnen. Er sucht nämlich das sonderliche Seelenleben seines Helden, des gutgearteten und halbschuldigen Betrügers in seiner Gewissensnot, nach Kräften herauszustellen. Aber das gelingt dem Autor nur teilweise. Denn Fabel und Psychologie gehen blofs Hand in Hand, sind aber nicht organisch verwachsen. Sie bedingen sich nicht wechselseitig. Souverän entwickelt sich die Fabel aus ihren fabulistischen Prämissen. Die psychischen Erscheinungen im Helden sind blofs die Reflexe der einzelnen Phasen der

Fabel. Die notwendige Folge ist, dafs das fabulistische Element das psychologische überwuchert, weil ihm die Führung der Handlung zugefallen ist, dafs es mit seiner brutaleren Wirkung die Aufmerksamkeit des Lesers fast völlig in Anspruch nimmt. So in der fabulistischen Hauptpartie (S. 1-240). Im knappen Schlufsteil, wo das psychologische Element regiert, wo es sich um den seelischen Kampf der Ehegatten handelt, da verlässt den Autor die Kraft: er führt nicht mehr aus, er deutet nur an. Aber gerade im psychologischen Prozefs vernichtet ein summarisches Verfahren jede Wirkung. Überschaut man das Ganze, so erhält man den Eindruck, dafs dem Autor die Nebensache zur Hauptsache geworden. Er hat die Fabulistik herangerufen als Dienerin der Psychologie, und die derbe Magd hat die zarte Herrin vergewaltigt.

Ob der Autor im Verlauf der Arbeit dabei mit geholfen? Ich möchte es glauben und mit Liebedienerei für den banalen Dutzendleser begründen. Denn sollte die Verschiebung des Schwerpunktes vom psychologischen zum fabulistischen Elemente nur ein Kompositionsfehler gewesen sein? Es müsste doch für den Autor klar gewesen sein, dafs die einzelnen Phasen der äusseren Handlung für die Darstellung seines psychologischen Problems sehr ungleichen Wert besitzen, dafs sie also auch sehr ungleich ausgeführt werden müssen: im umgekehrten Verhältnisse zu ihrem fabulistischen, im geraden zu ihrem psychologischen Gehalt. Thatsächlich arbeitet der Autor jene Partien detailliert, diese summarisch aus. Wo die Einsicht so leicht ist, wirkt der Verstofs wie üble Absicht.

A master of craft by W. W. Jacobs (vol. 3474).

Dieser Roman charakterisiert sich mit den Schlagworten: im Stoff modern, in der Form realistisch, im Geist humoristisch. Dazu echt englisches Milieu mit der Bodenständigkeit an der unteren Themse. Wäre das Werk dramatisch, so müsste man es Komödie nennen. Es erinnert an eine solche durch den symmetrischen Aufbau der Handlung. Träger derselben ist der Held, ein Amoroso, verliebt und verlobt schon zu Anfang nach mehreren Seiten hin. Folglich in bedrängter Lage seine Frauenzimmer lassen nicht locker. Weil er natürlich nur eine heiraten kann, verschlingt sich die Handlung immer mehr, verschlimmert sich seine Lage immer ärger. Seine Schlauheit im Entschlüpfen hat immer kühnere Proben zu bestehen. Diese ansteigenden Erfolge bringen ihm aber schliefslich den verdienten Generalmifserfolg: er verliert seine Bräute alle an seine Rivalen. Der vielfach Liebelnde geht liebeleer aus.

In der knappen Komödienform könnte das Problem zwar lustig gelöst werden, erhielte aber durch die summarische Beschränkung auf die Hauptzüge den bitteren Beigeschmack der Konstruktion. Im breiten Roman jedoch ist Platz für die detaillierte Darstellung der Hauptsache und für eine Fülle eingeschalteter Episoden, was alles dem Ganzen die Lebenswahrheit antäuschen kann. Diesen Vorteil nimmt unser Autor in geschickter Weise wahr. Er umkleidet das nackte Gerüst der Handlungscenen mit köstlichem Genre. Er läfst die Kleinaktionen seiner Hauptfiguren stets

inmitten breitgeführter Situationen abspielen. So gewinnt er einen lebendigen Hintergrund für den lebhaften Vordergrund, so individualisiert er seine Allerweltsgeschichte. Weil wir an das gut gezeichnete Genre dank der intimen Darstellung glauben müssen, finden wir auch den Glauben an die mehr typische und stark konstruierte Centralfabel. Der Hauptsache wird durch die Nebensachen erst das rechte Leben eingeblasen.

Mit dem Genre hat es für uns kontinentale Leser freilich auch seinen Haken. Das Genre soll hier nicht nur sittenschildernd illustrieren, sondern ebensosehr unterhalten, weil der Autor Realist und Humorist sein will. Eine humoristische Scene oder Figur darf nun in der Darstellung nur charakteristisch angedeutet werden. Volle Ausführung würde schwerfällig wirken und weniger intim, weil der Leser aus Eigenem nichts mehr hinzubringen könnte. Auch unser Autor giebt oft blofs Andeutungen, die uns, weil wir an der unteren Themse nicht zu Hause sind, oft unverstanden oder halberkannt bleiben. So verpufft für uns gar manches. Mit der Bodenständigkeit nimmt eben die Wirkung in die Ferne ab. Wenn also ein derartiges Werk bei uns auch noch wirkt, so bedeutet diese Feststellung bereits eine starke Anerkennung.

Innsbruck.

R. Fischer.

English letters, von Dr. Johann Ellinger (Schulbibl. frz. u. engl. Prosaschriften aus der neueren Zeit, herausgegeben von L. Bahlsen und J. Hengesbach, Abt. II, 33. Bändchen).

Als Gegenstück zu Engwers Sammlung 'Lettres françaises' gearbeitet, bietet der Band auf den Seiten 7-65 'Familiar Letters'. Etwa 20 Seiten dieses Abschnittes werden von einer Auswahl von Briefen Harry Fludyers eingenommen; die übrigen sind teils von 'berühmten', teils von 'unberühmten' Personen in neuerer und neuester Zeit wirklich geschrieben worden. Ein Teil derselben, Briefe 1-9, dürften inhaltlich nicht bedeutend genug sein, um Verwendung im Unterricht in einer U II oder U I zu finden. Ähnlich steht es mit den meisten Briefen des zweiten Teils des Bändchens, S. 65-110, der nichts mehr und nichts weniger ist als eine Anleitung zur Abfassung von Geburtstags- und Dankesbriefen, Stellengesuchen, Geschäftsbriefen.

Die Introductory Observations, S. 1-6, enthalten einige praktische, allgemeine Winke für die Abfassung eines englischen Briefes. Unrichtig ist S. 5: The younger sons of Earls are styled Honourable and Esquire, the latter title being written in full, not as the common Esq. of courtesy.' An die jüngeren Söhne von Earls adressiert man vielmehr: The Honourable..., nämlich mit folgendem Vor- und Familien namen (also nicht etwa dem Titel des Earls) und nichts weiter. Richtig ist über den Unterschied von Esquire und Esq., was Klöpper in seinem Reallexikon unter Esquire sagt: 'als Zeichen höheren Respektes schreibt man das Wort ganz aus'. Der Hauptteil des Bändchens ist sorgfältig gearbeitet. Sollte Carlyle

wirklich geschrieben haben (S. 43): Nothing in your letter was thousandthpart so interesting as so würde dazu eine Anmerkung zu machen sein, die auf das vor thousandthpart nötige a hinweist. Das gleiche gilt für Dickens, der 1860 geschrieben haben soll: I am something worn to-day und nicht somewhat (S. 79). A long time has elapsed since I did not drop a single line, S. 65, halte ich nicht für korrekt und würde empfehlen since I last dropped a line.

Zu dem Kapitel 'Anmerkungen' gestatte ich mir zu sagen, dafs solche wie: 'Folkestone, Hafenstadt südwestlich von Dover', 'Shakespeare, William, 1564-1616, gröfster englischer Dramatiker, schrieb 36 Dramen', 'Julius Caesar, eine der Hauptpersonen in dem gleichnamigen Trauerspiel Shakespeares', 'Plymouth, einer der wichtigsten Häfen und zugleich eine der schönsten Städte Englands', 'Manchester, Stadt in Lancashire, im Nordwesten Englands' und viele andere ähnliche keinen anderen Zweck erfüllen als die Seiten zu füllen.

Die Bemerkung S. 113: my wife wird von gebildeten Leuten nicht gebraucht' halte ich für unrichtig. Übrigens schreibt eine offenbar recht gebildete Dame (Amerikanerin ?) an Dr. Hengesbach (s. S. 65): 'compliments to your wife'. Dafs man zu den Army and Navy Cooperative Stores in London nur mit 'besonderen, auf höhere Empfehlung ausgestellten Benutzungskarten Eintritt hat', ist unrichtig, wie ich aus wiederholten Besuchen in dem Riesenbazare weifs. Keinem Angehörigen der besseren Gesellschaft wird der Eintritt versagt. Niemand fragt nach einer Eintrittskarte. Der Verkauf geschieht allerdings nur an Mitglieder, die nach den Vorschriften auch allein den Vorteil der billigen Preise haben sollen. Weniger streng ist man in den Civil Service Stores, wo man auch Nichtmitgliedern Waren verkauft, wofern sie bar zahlen. Nach S. 118 ist Th. Carlyle ein viel belesener Schriftsteller.

So wichtig meines Erachtens eine Anleitung zur Abfassung von Briefen für den neusprachlichen Unterricht ist, so dürfte doch die Benutzung von Briefen als Lektüre Schwierigkeiten finden, schon wegen der notwendigen Wahrung der Einheit des Interesses.

Biebrich a. Rh.

Herman Lewin.

A trip to England by Goldwin Smith, mit Anmerkungen versehen von Dr. G. Wendt (Schulbibliothek frz. u. engl. Prosaschriften aus der neueren Zeit, herausgeg. von L. Bahlsen und J. Hengesbach, Abt. II, 34. Bändchen).

Goldwin Smith, ursprünglich englischer Jurist und Professor der Geschichte in Oxford, folgte 1868 einem Rufe nach Amerika, um zunächst an der Universität Ithaka, später in Toronto Vorlesungen über englische Geschichte und Verfassungsgeschichte zu halten. Er ist ein fruchtbarer Schriftsteller. Das vorliegende Werk ist hervorgegangen aus Vorlesungen, gehalten vor amerikanischen Freunden nach einer Reise in die alte Heimat, der er in Liebe zugethan geblieben ist.

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