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typen aufzustellen, weil das nur zu arger Schablonierung führen könnte. Das Verständnis würde nicht erleichtert, sondern erschwert, der Genufs verdorben, kurzum das Gegenteil wäre dann erreicht von dem, was eine gesunde Kritik will und kann. Wenn je, mufs sie hier, wo das Leitwort 'freie Entfaltung' ist, individuell beschauen, nicht aber generell bewerten. Die jüngsten Tauchnitzpublikationen bieten für solche Beobachtungen ein paar nicht uninteressante Bändchen.

Streetdust and other stories by Ouida (vol. 3487).

Es sind fünf längere Geschichten und eine kürzere. Sie spielen bis auf die letzte alle in Italien, in der Gegenwart, in den Schichten des niederen Volkes oder Kleinbürgertums. In 'Street dust' kommen zwei Kinder der Campagna vom elenden Sterbelager ihrer Mutter nach Rom, um Blumen zu verkaufen. Unter dem falschen Verdacht der Bettelei werden sie eingesperrt, am nächsten Tage freigegeben. Sie verhungern auf der Strafse. In 'Letta' wird der Hirte Rizzardo als Mörder verurteilt und nach einer Festung im Norden des Landes verschickt. Letta, seine Geliebte, erhält nach Jahresfrist zufällig den Beweis seiner Schuldlosigkeit. Sie wandert nach dem Norden und hört, dafs Rizzardo vor kurzem im Kerker gestorben. In 'A faithful servant' wird die alte, treue Magd von einem Spion der Regierung überlistet und so unbewusst zur Verräterin des Sohnes ihrer Herrin, der sich im jüngsten Mailänder Aufstand kompromittiert hat. Sie rächt sich, indem sie sich mit dem Spion ertränkt. In 'A little thief' fällt ein armer Knabe unter den Verdacht der Fundverheimlichung. Und er hat, als er die Goldbörse auf der Strafse gefunden, an ein Himmelswunder geglaubt, das ihm die Heilung der todkranken Mutter ermöglichen sollte. In The figtree' ermordet Oneiro in blindwütigem Aberglauben seinen Bruder Alessio, weil dieser den Feigenbaum, von dem kurz zuvor der Vater tödlich abgestürzt ist, nicht hat fällen wollen, wie es alte Sitte gebeut.

Dies die italienischen Novellen, durchaus traurige Geschichten voll Mord und Tod. Stofflich betrachtet fordern sie robuste Behandlung und realistischen Stil. Die Autorin vergreift sich

in beiden. Ja, sie arbeitet den geistigen und formalen Bedürfnissen der Stoffe direkt entgegen. Geistig verweichlicht sie die tragische Stofftendenz zur Rührseligkeit, formal verblasst sie die satten Farben, verwischt sie die harten Linien, um ihren Bildern die alt- konventionelle Schönheit zu retten. All den Jammer und das Unglück ihrer rauhen Stoffe verträgt sie nicht in der ursprünglichen Kraft und Reinheit, weder im Wesen noch in der Form.

Mit der naturwidrigen Umbildung des Tragischen ins Sentimentale verdirbt sie sich aber jede Wirkung. Es erschüttert uns ein Einzelschicksal eben nur im Zusammenhang mit seiner Welt. Nicht dafs etwas Schreckhaftes geschehen ist, sondern dafs es hat geschehen können, macht uns tragisch schauern. Wir fühlen uns als Teil dieser Welt, ihre Vorgänge berühren uns persönlich, wir leben sie innerlich mit. Die sentimentale Behandlung hingegen isoliert den Vorgang, stellt ihn nicht in seinem Werden, sondern Sein dar und reflektiert gefühlsweich über die Folgen des Geschehnisses, wobei es meistens passiert, dafs die unschuldig Mitbetroffenen in den Vordergrund des Interesses rücken. So wird ein zufälliges Einzelschicksal zur Hauptsache, und wir werden zu Zuschauern einer Geschichte, die uns innerlich nichts angeht. Gewifs versagen wir den leidenden Menschen nicht unser Mitleid, aber es bleibt bei diesem lauwarmen Gefühl. So sind denn auch diese italienischen Novellen aus rührenden Schauergeschichten zu schaurigen Rührgeschichten geworden.

Mit der geistigen Umbildung der Stoffe harmoniert die formale. Die Autorin wirtschaftet mit undeutlichen Allgemeinheiten. Figuren und Situationen bleiben in typischer Verschwommenheit stecken. Nun hat aber nur das Individuelle den Reiz der Anschaulichkeit und die Kraft zu illusionieren. Denn nur der festumrissene Einzelfall sei das die eine Situation oder Person hat durch seine Prägnanz Macht über die nachschaffende Phantasie des Lesers und durch diese über sein Gemüt. Unklare Bilder des Autors erzeugen nur matte Abbilder im Leser und lösen ihm nur schwache Empfindungen aus.

In der Stoffwahl offenbart die Autorin das Streben nach Kraft, Schwäche verrät ihre Stoffbehandlung in den italienischen Novellen. Ihrer Anlage entspricht nur die letzte Novelle 'Gerrys

Garden'. Es ist eine englische, herzig-rührende Kindergeschichte mit gutem Ausgang. 'Gartenlaube - Idylle' wäre der deutsche terminus hierfür. Im Kern 'wahr', in der Ausführung etwas zu 'lieb', im ganzen also so 'nett', dafs man sich durch die Harmlosigkeit gern durchtändelt.

Eliza Clarke, Governess, etc. by F. C. Philips (vol. 3494).

Das Buch enthält dreizehn Arbeiten. So allgemein mufs man sich ausdrücken, um die Einzelheiten der bunten Mischung zusammenfassen zu können. Der Verfasser bringt nämlich hier alles vor, von der Novelle bis zum Traktat herab, also von der abstrakten Idee bis zu deren völliger Umformung in körperhafte Poesie hinauf. Darum fühlt man sich versucht, hier den einzelnen verschiedenen Entwickelungsstufen dieses Prozesses, der poetischen Konkretisierung nachzuspüren.

Unpoetisch ist der rein gedankenhafte Traktat. So spricht der Verfasser über die beste Art der Bereitung von 'Coffee'. Gleich poesielos ist der historische Essay 'Gambling'. Doch kommt hier wenigstens in der Darstellung etwas von poetischem Handwerk herein, wenn die einzelnen Spielhöllen lebendig geschildert werden.

Liegt in diesen Beiträgen blofs lehrhafte Tendenz des Autors vor, so erwärmt sich dieselbe in 'Vivisection' zu Satire. Hiermit ist die erste Bedingung poetischen Schaffens gewonnen: der Autor nimmt dem Problem gegenüber gefühlsmässig Partei. Die Form, in welche er hier seine Satire kleidet, ist freilich raffiniertunpersönlich eine Dialogscene, getragen von etlichen Figuren mit unterschiedlicher Stellung zum Problem. Man sieht die verkörperte Gedankenlosigkeit, Engherzigkeit und Heuchelei im Streit mit der guten Überzeugung.

Als Skizzen dürfen wohl ein paar Kleinigkeiten herausgegriffen werden, die wesentlich immer nur eine Hauptsituation zur Darstellung bringen. Äufsere Entwickelung ist demnach ausgeschlossen von solchen Momentbildern, was nicht hindert, dafs gerade in diese Situation eine geistige Wandlung fällt. In 'A woman of the world's advice' wird eine vermeintlich 'unverstandene' Frau in die Ehe zurückgerettet, indem ihr die Freundin

die Augen öffnet über die Nichtigkeit ihres Liebhabers. Der mondane Ton dieses hinhuschenden Salonbildes ist famos getroffen. Formal ist das Ganze ein Zwiegespräch, welches nur zu Anfang und am Schlufs etwas episch verbrämt wird. In 'You don't always know your luck' macht der 'Held' auf der Reise zur Hochzeit seines Freundes die allzu intime Bekanntschaft eines lustigen Mädchens, in dem er endlich zu seinem Entsetzen die ihm unbekannte Braut erkennen zu müssen glaubt, bis sie sich schliesslich als deren namensgleiche, unverheiratete Schwester entpuppt. Die köstliche Farce prangt in den kräftigsten Farben. Als Form wählt der Verfasser die harmlose, direkte Erzählung, die er passenden Ortes dialogisch belebt. In 'The superior servant' wird die launige Episode eines ärmlichen Ehepaares berichtet, das durch einen zu noblen Dienstboten in finanzielle Kalamitäten gerät. Weil der Hausherr sein Mifsgeschick selber vorträgt, so gewinnt die summarische Schilderung dieser Dauersituation ihre individuellste Färbung. So sichert der formale truc dem humoristischen Wesen des Ganzen seinen eigentlichen Nährboden, das persönliche Element.

Als Novellen geben sich einige Geschichten von äusserer und innerer Entwickelung. 'Sympathetic souls' ist eine 'Ich'-Erzählung. Ein Spieler 'von Beruf' trifft in Monte Carlo auf eine eben solche Spielerin. Langsam finden sie sich und verlieren sich. 'Never despair' ist ein Roman in nuce' — einfach erzählt. Wertlos-altmodisch im Gehalt wirkt er durch die äusserst frische Darstellung. 'A gouty courtship' zeigt, wie sich zwei junge Leute in Liebe zur Ehe finden. Das intime Thema findet seine intimste Form in abwechselnden Tagebuchblättern von ihm und ihr. Besonders wirksam wird dieser technische Einfall, weil man die eine Geschichte in zwei gleichzeitigen, individuell verschiedenen Varianten bekommt, wobei Sein und Schein köstlich einander ablösen. There is an end to all things' giebt von der ganzen Fabel die erste und letzte Scene in meisterlicher Kontrastwirkung. Die Perle unter den Novellen aber ist die erste und längste: Eliza Clarke, Governess'. Formal wandelt der Verfasser hier im alten Geleise: objektive Erzählung, stellenweise dialogisch aufgefrischt. Der Wert liegt im Inhalt: ein armes Mädchen, das mit Stundengeben ihr Leben kümmerlich fristet, doppelt ge

drückt, weil reger Geist und feines Empfinden sie eine höhere Lebensführung schmerzlichst entbehren lassen das ist die Heldin. Und sie findet sich plötzlich zwischen zwei Chancen. Ein sympathischer, junger Aristokrat will sie zu seiner Freundin, ein ältlicher, langweiliger Philister zu seiner Frau machen. So oder so, sie wäre fürs Leben versorgt. Wem soll sie folgen? Glück gegen Moral oder Moral gegen Glück eintauschen? Sie beifst die Zähne übereinander und giebt zwei Körbe, um zum öden Martyrium ihrer Stundengeberei resigniert zurückzukehren. Schon diese dürre Andeutung des Inhalts verrät, wie reich an graziös-humoristischen Genrescenen und feinpsychologischen Wandlungen der Stoff ist. Der Autor hat diese möglichen Wirkungen alle herausgeholt.

Überschaut man das Gebotene, so wird man fast geblendet von der Verschiedenartigkeit in Inhalt und Form. Der Autor kann alles. Er hat nämlich überall gelernt. Bei seinen Landsleuten und bei den Nachbarn jenseits des Kanals. Freilich hat er darüber sich selbst vergessen. Die individuelle Ausbeute für seine Person ist gleich Null. Ohne Eigenart hat er als behendes Formtalent die Eigentümlichkeit, dafs er sich jeder fremden Art intim anschmiegen kann. Tiefe ist von ihm nicht zu erwarten, Feinheit aber bei ihm gesichert.

The Love of Parson Lord, etc. by Mary E. Wilkins (vol. 3435).

Vier längere Novellen bilden den Hauptbestand des Buches. Es ist Frauenarbeit, was sich schon darin verrät, dafs im Mittelpunkt des Interesses immer ein Mädchen steht, und es ist amerikanische Arbeit, was man aus der Lokalisierung der Fabeln, die sich im Schatten des Sternenbanners abspielen, dringlich vermutet. Doch das sind nur aufserliche Kennzeichen. Für die Frau als Autorin spricht viel bedeutsamer die tiefdringende Charakterzeichnung der untereinander grundverschiedenen, weiblichen Hauptfiguren, für die Amerikanerin die in ihrer jeweiligen Art immer extrem entwickelte Fabel.

Die Heldinnen sind - um typisch anzudeuten - sentimental, naiv, heroisch oder humoristisch, die Fabeln idyllisch, kurios,

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