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tritt sie noch oft genug heraus; sie wird sein mütterliches Erbteil gewesen sein. Im November 1820 ging er in das Unterrichtsinstitut eines Herrn Petit, rue Geoffroy-Lasnier, über. Nur diese Stellung erwähnt Parent in seinem kurzen Bericht; nach ihm würde man annehmen müssen, sie sei die erste gewesen, die Tillier in Paris antrat. Wahrscheinlich hat er in ihr am längsten ausgehalten.

Zu Anfang des Jahres 1822 kehrte Tillier in seine Vaterstadt Clamecy zurück. Seine Eltern drängten ihn, sich nach einer sicheren Lebensstellung umzuthun. Zudem hatte er das militärpflichtige Alter erreicht. Der Übergang in den öffentlichen Unterricht bot sich als das Nächstliegende dar; die der Universitätsverwaltung unterstehenden Lehrer waren von der Konskription befreit. Tillier richtete also nach Bourges an den Rektor seines Akademiebezirks ein Gesuch um Zulassung zur Lehrthätigkeit im höheren Schuldienst; er hatte wohl das kommunale Collège seiner Vaterstadt im Auge. Nach der Forderung des Gesetzes hätte er mindestens bachelier sein müssen; indessen bei den städtischen Collèges sah die Unterrichtsverwaltung nicht so streng auf das Einhalten der gesetzlichen Vorschrift. Etwas anderes war es, was Tillier jetzt vom höheren Unterricht ausschlofs, und was ihm zugleich eine unvergessliche Erfahrung von menschlicher Niedertracht verschaffte. Von jener Schülerrevolte in Bourges hatte der dreizehnjährige Knabe der Mutter in einem Briefe lebhaften, wahrscheinlich kindlich übertreibenden Bericht gegeben. Die geängstigte Frau, die am Ende das Schlimmste, die Verweisung von der Anstalt, für ihren Sohn fürchtet, geht eilends zu einem Mann, von dessen ehrlicher Teilnahme an dem Ergehen ihres Claude sie versichert zu sein glaubt, und zeigt ihm den Brief. Er liest ihn und behält ihn mit den Worten: Lafst mir den Brief, ich werde an den kleinen Schlingel schreiben'. Und dieser Mann, dessen Namen Parent nicht nennen. will, hat den Brief des Knaben aufbewahrt und schickt ihn jetzt, sowie er von dem Gesuch Tilliers erfährt, nach Bourges an den Rektor. Gerade damals, nach der Ermordung des Herzogs von Berry, war die ultra-royalistische Strömung für einige Jahre wieder stärker geworden; ein politischer Knabenstreich konnte für ein ganzes Leben verhängnisvoll werden. Jedenfalls hat

Tillier, und mit ihm sein Freund Parent, die Abweisung des Gesuchs durch den Rektor auf jenen Brief zurückgeführt. Er wurde jetzt für den Militärdienst ausgelost, dem Artillerie-Train zugewiesen und ging am 20. Oktober 1822 nach Périgueux ab. Das nächste Jahr führte ihn, mit dem Rang eines Fouriers, in den spanischen Krieg.

Claude Tillier als Pamphletist ist öfter mit Paul Louis Courier verglichen worden; bei näherem Zusehen jedoch bieten die Pamphletisten wenig Gemeinsames. Als Soldaten aber sind beide gleich undisziplinierbar und diesem ihrem zeitweiligen Berufe innerlich gänzlich fremd geblieben. Das fällt bei Courier viel mehr ins Gewicht, da er sich diesen Stand selbst gewählt hatte und als Offizier die Zeiten des für Frankreich höchsten kriegerischen Ruhmes erlebte. Dagegen für die Lorbeeren des französischen Interventionskrieges in Spanien 1823 war gewifs noch mancher andere neben Tillier unbegeistert; der gleichaltrige Armand Carrel focht sogar auf feindlicher Seite gegen sein eigenes Land. Courier nutzte die Jahre seines italienischen Aufenthalts, wenn er irgend konnte, zu Forschungen in öffentlichen und privaten Bibliotheken, lernte daneben das Land, die Menschen und ihre Sprache gründlich kennen. Von Tillier erfahren wir nur, dafs er während eines langen Aufenthaltes in Granada gern die Ruinen der Alhambra aufsuchte und sie in hübschen Versen besungen hat, und dafs diese Verse zu einer aus Prosa und Poesie gemischten Schilderung seiner spanischen Erlebnisse gehörten, von der nicht gesagt wird, was später aus ihr geworden sei; er habe, wie das seine im Grunde unlitterarische Art war, sich nicht weiter darum gekümmert. Verse von Claude Tillier, der so deutlich alle Grundzüge eines Lyrikers an sich trägt, sind auch in die nach seinem Tode von Freundeshand zusammengestellten Werke nicht aufgenommen worden; er selber hat wenig in Versen veröffentlicht. Zum Glück' sagt der sonst gegen ihn durchaus nachsichtige Pyat, der ihn 'trop raisonnable et roturier dans ses vers' findet. Auf dieses Urteil sind wir bisher noch angewiesen; und allerdings liefsen sich auch andere Prosa

1Œuvres de C. Tillier. Nevers C. Sionest, Imprimeur-Éditeur 1846; vier heute nicht leicht mehr erhältliche kleine Oktavbände.

Archiv f. n. Sprachen. CVIII.

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Lyriker anführen, die nicht mit gleich starker Wirkung sich auszusprechen vermochten, wenn Versmafs und Reim sie band.

Nicht am wenigsten empfindlich für das unsoldatische Temperament Tilliers war die tägliche Unterordnung unter Offiziere, von denen er so manchem an Geist und Bildung weit überlegen war. Mit einer für die Hörer unwiderstehlichen Komik pflegte er besonders gern eine Scene zu schildern, in deren Verlauf er geäufsert hatte, eine auf ihn bezügliche Bemerkung eines Leutnants sei illusion d'optique, und wie der Vorgesetzte, empört über das ausgesucht unverständliche Schimpfwort, ihm acht Tage Arrest geben wollte. Auch gleich starke Urlauber sind Tillier und Courier gewesen, ja von Tillier behauptet sein Freund, er habe wohl die Hälfte seiner sechsjährigen Dienstzeit auf Urlaub zugebracht. Schon damals scheint das Leiden, das ihn vor der Zeit zum Tode führen sollte, sich angekündigt zu haben. An seinem übrigens völlig festen Körper waren die Atmungsorgane leicht reizbar; scherzend antwortete er seinen Freunden, die den so oft sich wiederholenden Aufenthalt in der Heimat bei dem scheinbar völlig Gesunden verwunderlich fanden, er habe das seinem Bronchialkatarrh zu verdanken.

2. Der Schulmeister von Clamecy.

Am 19. November 1828 endlich hatte Tillier diese Jahre widerwilligen Dienstes hinter sich und kehrte dauernd in seine Heimat zurück. Er verheiratete sich jetzt und eröffnete eine private Elementarschule. Doch auch hier sollte er vergeblich Ruhe und innere Zufriedenheit suchen. Jeder Unterricht sicherlich, auch der schlichte elementare, lässt sich in hohem Sinne auffassen. Karl Mathys Schulmeistertum als Fortbildungslehrer in dem Schweizerdorfe Grenchen mufs jedem, der Mathys eigene klassische Schilderung bei Freytag (im letzten Bande der Bilder aus der deutschen Vergangenheit) gelesen hat, ein Gefühl davon geben, was solch äufserlich bescheidenes Wirken auch noch für den badischen Minister in der Erinnerung blieb: eine allein schon durch die dauernden rein menschlichen Nachwirkungen auf Schüler und Lehrer unvergefsliche Arbeit. An Geschicklichkeit im Unterricht hat es auch Tillier nicht gefehlt. Aber seine überaus be

wegliche, man kann sagen ungestüme Phantasie, die Phantasie eines Dichters, liefs ihn in diesem Berufe nie zur Ruhe oder auch nur zur Resignation kommen; es ist deutlich zu sehen, wie sie nachher auch dem Politiker Tillier hinderlich wurde. Das ist recht eigentlich das tragische Lebensschicksal dieses Mannes gewesen, dafs der Trieb seiner wesentlichen Begabung nur in Nebenarbeiten und erst gegen das Ende seines kurzen Leben einige Luft sich gewinnen konnte. Überall, wo Tillier in seinen Pamphleten gelegentlich auf seine Schulmeisterzeit zu sprechen kommt, kehrt ihm auch zugleich Widerwille und Bitterkeit in die Erinnerung zurück. Einer der Zechkumpane des Onkels Benjamin, Guillerand, der in diesem Roman nur beiläufig auftritt, ist Inhaber einer höheren Privatschule. Er erscheint in dem zweiten Roman, Belle Plante et Cornélius, wieder, und hier werden die Praktiken seines Schulgeschäfts mit bitterem Humor anschaulich geschildert.

Der Anfangsunterricht blieb in Frankreich gegenüber dem höheren noch bis zum Jahre 1833 in schlimmer Vernachlässigung; zwei Drittel der Bevölkerung konnten nicht lesen und schreiben. Die Vorbildung der Lehrer genügte oft den eigentlich unerlässlichen Ansprüchen nicht, und auch nachdem Guizots Schulgesetz vom 28. Juni hier gründlich reformiert hatte, stand ein Privatschulleiter von Tilliers Bildung weit über dem Durchschnitt seiner Genossen. Für diesen Anfangsunterricht liefs Guizot die Lehrfreiheit wenig beschränkt fortdauern. Um eine niedere Privatschule aufzuthun, genügte für einen Franzosen auch nach 1833 noch, dafs er achtzehn Jahre alt war und vor einer der staatlichen Prüfungskommissionen sich im Besitz der einfachsten Kenntnisse für Religion und Sittenlehre, im Lesen, Schreiben, Rechnen und in den Elementen seiner Muttersprache gezeigt hatte. Beim Eintritt in den neuen Beruf fand also Tillier nicht die geringsten Schwierigkeiten. In der Ausübung aber zeigten sie sich nur zu bald. Ganz sich selbst überlassen konnte der Staat diese Privatanstalten um so weniger, je mehr er ihre Errichtung erleichtert hatte. Bis zum Jahre 1833 hatten die Aufsicht die comités cantonnaux, aus den Kantonsbehörden, dem Friedensrichter und den Kantonsräten, gebildete Komitees. Da ihnen jedoch die für diese Aufgabe notwendige Einsicht und Autorität oft fehlte, so traten durch das Guizotsche Gesetz an ihre Stelle

ein Ortsschulvorstand (comité local) als unmittelbar beaufsichtigende, ein Kreisvorstand als obere, entscheidende Behörde. Die Universität beteiligte sich an der Kontrolle der Primärschulen durch besondere Inspektoren (inspecteurs d'écoles primaires), deren einer für jedes Departement ernannt wurde. Natürlich hatten diese Behörden und Beamten vor anderen die öffentlichen Schulen im Auge zu halten, denen eine bestimmte Unterrichtsmethode und die Wahl der Lehrbücher vorgeschrieben war. In den Privatschulen hatte der inspecteur d'écoles primaires nur darauf zu achten, dafs die hier gebrauchten Bücher nichts für die Moral Gefährliches enthielten.

Unser Privatschulhalter also hatte, als er seinen Unterricht begann, das Kantonskomitee und in ihm vor allem den Friedensrichter zu respektieren. Die Schriften Claude Tilliers wie das Zeugnis seines Freundes Parent lassen wohl erkennen, dafs seinem unruhigen Geiste die Fähigkeit, Verehrungswürdiges zu verehren, durchaus nicht gefehlt hat; noch deutlicher zeigen sie freilich, dafs es ihm nicht im mindesten gegeben war, schweigend und ohne Widerstand hinzunehmen, was er für falsch oder ungerecht hielt. Parent sagt hierüber in seiner biographischen Notiz kurz und klar: Tillier war als Lehrer unter seinen Freunden immer und überall aufgeräumt und zu jedem Dienst für sie bereit, gegen seine Vorgesetzten aber unhöflich und schroff.' Ein angeborener Hang zu polemischer Diskussion kam hinzu, der ihn auch unter Freunden gewagte Behauptungen leicht aufstellen und dann hartnäckig, oft mit den scharfsinnigsten Scheinargumenten, verteidigen liefs. Da überrascht es uns nicht, wenn wir hören, er habe nur mit Ungeduld die Visitationen des Friedensrichters und der Kantonsräte ertragen, in Haltung und Worten eine beleidigende Nichtachtung gezeigt und zugleich doch keine Kritik ohne Widerspruch hingenommen.

So schuf er sich rasch manche Gegnerschaft, die später hemmend ihm in den Weg trat; anfangs aber hemmte noch nichts die frische Energie, das natürliche Geschick, womit er den Unterricht angriff. Auch der Erfolg zeigte sich bald, und nach einiger Zeit gelang es seinen Freunden in der Stadtverordnetenversammlung, trotz heftigen Widerspruchs der Gegner, ihm die Anstellung als Leiter der Gemeindeschule (instituteur de la commune) mit

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