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J.

Die Wiedergeburt.

Evang. Joh. 3, 1 → 10.

Eine merkwürdige Erscheinung tritt uns in unserm Terte entgegen. Einer aus der Sekte der Pharifäer, die uns fast durchgängig im N. T. als Heuchler und darum als die geschworenen Feinde Christi dargestellt werden, ist in einem aufrichtigen, aus wirklichem Wahrheitssinn hervorgerufenen Gespräche mit Christus begriffen. Ist Saul auch unter den Propheten? Und doch vermag auch dieser aufrichtige und redliche Nikodemus den Pharisäer nicht zu verläugnen. Er kommt bei Nacht zu Jesu, aus Furcht vor seinen Glaubensgenoffen, um den Schein nicht auf sich zu laden, als sei er ein Anhänger Christi. Wie ist er doch ein treues Bild jener halben Seelen, die zwar dem Neuen und Besseren im Stillen huldigen, aber aus tausend Weltrücksichten am Alten hängen, ein Bild jener Lauen, welche die Wahrheit kennen und doch nicht wagen, für dieselbe einzustehen; jener Unentschiedenen, die immer auf beiden Seiten hinken und es weder mit Gott noch mit der Welt ganz verderben wollen! Ein Mensch, der dem Guten offen und entschieden entgegentritt, kann umgewandelt werden, ein Saulus kann ein Paulus werden; aber können solche halbe Seelen auch noch ganze und entschiedene werden? Kann ein Lauer noch ein warmer Freund der Wahrheit werden? Sagt nicht die Schrift: Ach! wenn du doch kalt oder warm wärest! Aber weil Lang. Predigten.

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du lau bist, will ich dich ausspeien aus meinem Munde!" Laffet uns nicht richten oder verdammen, m. chr. Fr., sondern von Christus lernen jene Milde, mit der er auch diesen Pharifäer getragen hat, jene Sanftmuth, die das zerstoBene Rohr nicht zerbrechen, sondern aufrichten, den glimmenden Docht nicht auslöschen, sondern anfachen wollte, jene Liebe, die auch den geringsten Funken des geistigen Lebens, der noch im Herzen eines Bruders glimmt, zur hellen Flamme zu entzünden sucht.

Aber was will wohl dieser Pharisäer von Jesus? Was zieht ihn so gewaltig zu dem verachteten Nazarener? „Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn Niemand kann die Zeichen thun, die du thust, es sei denn Gott mit ihm." Der Pharisäer erkennt also Christus als Gottgesandten an, er schreibt seine Wunder nicht der Hilfe eines bösen Geistes, sondern Gottes zu, er hat Glauben an Christus. Wird Jesus nicht mit ihm zufrieden sein? Wird er nicht zu ihm sprechen; „Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen?" Es scheint nicht, daß er mit diesem Glauben zufrieden war; er sagt: „Wahrlich, wahrlich, es sei denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. " So, m. 1. Mitchristen, mag wohl auch Einer oder der Andere unter euch sein, der diesen Nikodemusglauben hat und meint, damit schon im Reiche Gottes zu sein; er erkennt Jesus an als Gottessohn, glaubt an seine Wunder und Zeichen, sagt, wenn er seine Worte hört: „Wahrlich, das sind nicht Menschen-, sondern Gottesworte," glaubt Alles, was er von Jugend auf in der Kirche gelehrt worden ist, hört fleißig Gottes Wort und betet vielleicht noch eifrig; aber ob Christus nicht auch Manchem von diesen sagen würde: Wahrlich, wahrlich, es sei denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen?" Denn alles Andere ist gleichfam nur der Anstrich seines Christenthums; die Neugeburt,

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der heilige Geist im Herzen Christenthum.

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Verstehst du, was das sagen will? Nikodemus spricht: Wie kann ein Mensch geboren werden? Wenn er alt ist, fann er auch wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?" Da hat sich erfüllet, was Paulus sagt im 1. Korintherbrief: Der natürliche Mensch vernimmt Nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet sein.“ Das eigentliche Wesen der Religion ist den natürlichen Menschen eine Thorheit, das ganze Christenthum ein Geheimniß und ein unlösbares Räthsel. Der Gekreuzigte das Leben der Welt, der Unterdrückte ein Sieger, der zur Hölle Gefahrene zugleich der zum Himmel Erhobene; nicht die Reichen, die Ge- . sättigten, die Fröhlichen, sondern die Armen im Geist, die da hungern und dürsten, die da weinen und Leid tragen, sind selig; nicht Genußsucht, nicht Bildung und Klugheit, sondern Selbstverläugnung, Einfalt des Herzens und Kindessinn die Zeichen des Reiches Gottes - welche Thorheit! Dann erst ein Glaube, der, ob die ganze Welt droht, ob Leib und Seele verschmachtet, dennoch ruhig und sicher seinen Gottesweg geht, eine Liebe, die dem Feind verzeiht und dem Freund das Leben weiht, die segnet, welche fluchen, denen wohlthut, die hassen - welch eine Thorheit für den natürlichen Menschen, der nur das Greifbare und Sichtbare glaubt, nur seinen Nußen oder seine Lust sucht!' Bei all' diesen Wundern und Geheimnissen des geistigen Lebens ertönt aus dem Munde des fleischlichen Menschen immer wieder die Nikodemusfrage: Wie ist es möglich, wie mag das geschehen? Was antwortet Christus auf diese Frage? „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, daß Jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch), was vom Geist geboren, das ist Geist."

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Erklärt ihm also Christus, was er nicht versteht? Sucht er ihm die Wiedergeburt begreiflich zu machen? nein! er wiederholt nur einfach, was er schon gesagt und stellt das nämliche Räthsel zum zweiten Mal hin. Denn, m. chr. Fr., das Tiefste in der Religion kann eigentlich am wenigsten erklärt und mit Worten erreicht werden, das Christenthum läßt sich keinem beweisen und Keinem in's Herz gießen; es will eben inwendig erlebt und erfahren sein. So stellt der Künstler ein schönes Werk, ein Gemälde vor die Augen der Welt ohne Beweis und Erklärung und sagt nur: „Da steht es, schaut es an!" und Alle, die Sinn für das Schöne haben, bewundern und freuen sich. Und so stellt auch Christus seine Worte des ewigen Lebens einfach, ohne vielen Beweis hin und vertraut auf die verwandte Menschenfeele, die ihnen Beistimmung geben werde. Dem fleischlichen Menschen sind sie eine Thorheit, dem geistigen aber Worte des ewigen Lebens. Denn was vom Fleische geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geiste geboren ist, das ist Geist. Wie scharf und doch wie ewig wahr stellt Christus in diesen Worten den Gegensat des fleischlichen und des geistigen Menschen hin! Was vom Fleisch geboren ist, das ist und bleibt eben Fleisch, du magst es noch so schön schminken und aufpußen. So lange du noch fleischlich bist, d. h. so lange dein Streben nur auf deine Lust oder deinen Nußen gerichtet ist, wird Alles, was du thust, dieses Gepräge des Fleisches an sich tragen. Du kannst deinen Geist ausbilden und bereichern mit den schönsten Kenntnissen und Fertigkeiten, es geschieht ja nicht, daß du edler, sittlich größer und heiliger werdest, sondern damit du dir eine hohe Stellung in der Welt erwerbest, Ruhm und Ehre dir verschaffeft, und dadurch deine Lust und deinen Nugen förderst. Du kannst dein Brod mit dem Armen brechen; aber es geschieht ja nicht aus Liebe zu ihm, sondern daß du von den Leuten gesehen und gepriesen werdest, damit

du der Welt Sand in die Augen streuest, daß ste deine übri gen Fehler übersehe oder damit du durch Wohlthätigkeit den Stolz deines Herzens befriedigen und deiner Großmuth schmeicheln könnest. Du kannst ein guter Haushalter, ein sparsamer Familienvater sein; aber so lange du noch fleischlich gesinnt bist, ist es nicht mehr, als eine Hand voll Erde und ein wenig Staub, um was du dich abmühest. Du kannst auch die Menschen lieben, aber nur diejenigen, die deine Lust befriedigen oder deinen Nugen fördern; wenn sie das nicht mehr thun øder thun können, so sind sie dir entweder gleichgültig oder du wirst sie hassen; daher verwandelt sich der Welt Freundschaft oft über Nacht in Feindschaft, und die heute Freunde gewesen sind, sind morgen Feinde. Denn was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Und natürlich auch: Was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Der geistige wiedergeborne Mensch zieht sich zwar nicht von der Welt und ihren Arbeiten zurück; er hat auch ein Auge für die Schönheit der Erde, auch ein Herz für die Freuden der Welt, er kann auch fröhlich sein mit den Fröhlichen, sucht auch seinen Nuzen zu fördern und feinen Schaden zu wenden, will für sich und die Seinigen auch Glück und Wohlstand gründen, er thut dieselben Werke und Geschäfte, wie der fleischliche Mensch, aber mit anderm Sinn und Geist, es hat Alles ein anderes Gepräge. Sein Sinn ist in Allem, was er thut, denkt und liebt, nur einfach und schlicht auf das Gute gerichtet, und wo das Gute mit der Luft oder dem Nußen streitet, da läßt er Lust und Nußen fahren und hält muthig und treu am Guten feft. Darum fannst du mit einem solchen Menschen leicht umgehen; er ist einfach, überall offen und gerade, du darfst ihm jederzeit trauen; aber der fleischliche Mensch ist gewandt, unzuverlässig, heute so, morgen anders, wie es die Lust oder der Nußen mit sich bringt, er fucht dich durch seine leberredungskünfte zu fangen, er wendet

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