ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Menschen an sich hat; nach seinem neuen Menschen ist sie ein Trieb des Geistes in ihm geworden. Die Verpflichtung bleibt, denn sie gründet in der ganzen Schöpfung, Erlösung und Heiligung des Menschen. Nicht das Geset, nicht die Forderung ist eine andere geworden, sondern der Mensch, an den die Forderung ergeht, ist durch den heiligen Geist ein anderer geworden: gegenüber der täglichen Verpflichtung ist er willig und fähig gemacht zur täglichen Zahlung.

II.

Sollen wir zahlen können, so müssen wir eine volle Kaffe haben. Sehen wir nun aber unsere eigene Kaffe nach, blicken wir auf unser eigenes Herz, das von Natur selbstsüchtig ist, so finden wir immer ein Deficit, immer ungedeckte Reste, überall Schulden; nirgends Vermögen, sondern lauter Unvermögen. Gegenüber der Forderung Gottes müssen wir uns bankerott erklären. Denn „so Du, Herr, willst Sünde zurechnen, Herr, wer wird bestehen?" Wo finden wir Liebe, die wir empfangen können, Liebe, mit welcher wir zahlen können?

Da ist kein anderer Weg als zu Gottes Kaffe. Sie ist voll täglich und reichlich; sie ist offen für Jeden, der als Bettler kommt und aus Gnaden nehmen will. Sieh, wenn du dich arm fühlst an wahrer Liebe, kannst dich nicht selbst überwinden, fühlst dich verlegt und gekränkt und ziehst dich in dich selbst zusammen, oder bist verstimmt und einfilbig, unaufgelegt zu liebreicher Rede oder That, oder unfähig zu fröhlichem Geben, ohnmächtig zu herzlichem Vergeben du erkennst aber: das ist nicht recht, es ist jämmerlich und kleinlich und ärmlich von dir, du solltest langmüthig und großherzig sein, du solltest freigebig und königlichen Geistes sein, um das königliche Gebot der Liebe" zu erfüllen, wie es Jacobus nennt

da ist kein anderer Weg in deiner Armuth, als zu Gottes Kasse, zu dem großen Herzen Gottes, das so langmüthig ist, zu der Hand Gottes, die so freigebig ist und giebt über Bitten und Verstehen. Da kannst und darfst und sollst du zugreifen und dir täglich holen, was du an Liebe bedarfst. Er kennt dich ja, Er weiß ja, daß du es in deinem Vermögen nicht hast, was Er aber aus seinem Vermögen dir umsonst schenken will, Er wartet nur auf dich, daß du kommst, ja, Er kommt dir zuvor. Er hat dich geliebt, längst, che du es ahntest, und siehe, eben wenn du dies ahnst, wenn dir darüber die Augen aufgehen, wenn du Ihn zu dir sagen hörst: „Ich habe dich je und je geliebt und dich zu mir gezogen aus lauter Güte" da füllt sich deine Kaffe, da bebt

[ocr errors]

dir das Herz vor Gegenliebe, da wird die göttliche Liebe in dir geboren und immer wieder erneuert und genährt. Ist es nicht wunderbar, daß derselbe Gott, der dich täglich zur Liebe verpflichtet, täglich die Liebe in dir wirken will, daß Er dir täglich schenken und in Hand und Herz drücken will, was Er täglich von dir fordern muß? Aus Liebe zur Liebe so hat Er dich erschaffen, so dich erlöst und geheiligt, und gerade, daß Er dies Alles an dir gethan, daß Er dich in Christo geliebt hat, dich liebt und lieben. will in alle Ewigkeit, das ists allein, was dein selbstsüchtiges Herz überwältigen, deine bankerotte Kasse füllen, dein verleştes, verstimmtes Herz immer wieder froh machen kann. Gottes Vergeben allein läßt dich wiederum von Herzen vergeben, Gottes Geben allein macht dich zum fröhlichen Geber, Gottes ewige, tägliche, unaussprechliche Liebe allein schafft in deinem engen, kleinen, niederen Herzen den hohen, priesterlichen, königlichen Geist, der in der Liebe das ganze Gesez erfüllt. Das spricht Augustin in dem kurzen tiefsinnigen Gebet aus: „Herr, gieb, was du befiehlst, und dann befiehl, was du willst." Darum versuch es nie mit deiner eigenen Kraft nicht Einen Tag kannst du bezahlen, ohne am Abend dein Deficit zu erfahren, sondern gehe früh am Morgen an die heilige Quelle, trinke selbst in vollen Zügen von der Liebe Gottes zu uns, und sie wird selbst in dir ein lebendiger Brunnen werden, der die Dürstenden tränkt, die dir begegnen.

Aber an wen sollen wir denn zahlen? Die Ordre lautet: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, dies ist das erste und größte Gebot." Aber wenn wir in dieser Liebe nun fragen: wo finde ich dich, daß ich dir Liebe erzeigen könnte? da weist mich der himmlische Gläubiger an seine Stellvertreter, an meine Brüder, an meinen Nächsten. Denn so spricht Johannes 1. Joh. 4, 20: „Wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet?" Es hat, wie es im Rechtsgeschäft genannt wird, eine Art Cession oder Zahlungsüberweisung stattgefunden. Was du aus Liebe zu ihm an deinem Nächsten thust, das will Gott ansehen, als hättest du es Ihm gethan, wie Christus spricht: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gefandt hat. Was ihr gethan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan." Darum redet

Paulus in unserem Texte nur von den Geboten der zweiten Tafel und sagt, daß alle Gebote in dem Einen erfüllt werden: Liebe deinen Nächsten als dich selbst. In der Nächstenliebe erweist sich

die Gottesliebe, und an jeden Nächsten hat uns Gott gewiesen mit dem Drang unserer Liebe zu Ihm. O meine Lieben, was giebt dies für einen Blick auf den Nächsten an unserer Seite, auf jeden Nächsten, dem wir begegnen. Also jeder Nächste ist von meinem Gott mit einer Forderung an mich ausgestattet, die ich an ihn zu zahlen habe, Jeder hat einen Forderungszettel und Zahlungsbefehl an mich, der lautet: Du sollst ihn lieben an meiner Statt. Kein Wunder, daß Paulus nun fortfahren kann: „Die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses, so ist nun die Liebe des Geseßes Erfüllung.“ Denn Liebe, die aus dem Glauben an die Liebe Gottes in Christo zu uns quillt, ist die Wiederherstellung der Weltharmonie, welche durch die Sünde der Selbstsucht zerstört war, Liebe ist das A und der Weltschöpfung, Welterlösung und Weltvollendung, Liebe ist Gemeinschaft, Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft mit den Brüdern in Gott. Ist aber jeder Nächste durch Gottes Zahlungsüberweisung ein Gläubiger geworden, der eine Forderung an mich hat, so bin ich ein Schuldner gegenüber jedem meiner Nächsten. Verstehst du nun, weshalb Paulus sagen kann: Seid Niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch untereinander liebet", wie er denn auch von sich selbst vor den Römern bekennt: Ich bin ein Schuldner Beider, der Griechen und Ungriechen, Beider, der Weisen und Unweisen."

[ocr errors]

Wie oft sollen wir denn zahlen? Antwort: Täglich! Petrus fragt einmal, wie oft er denn dem vergeben solle, der sich an ihm versündige, ob es genug sei sieben Mal, aber der Herr antwortet ihm: „Nicht sieben Mal, sondern siebenzig Mal sieben Mal." Es ist alle Tage Zahltag, und es sind nur die bösen Schuldner, welche die Zahlung anstehen lassen. Die Kaufleute haben unter sich einen Brauch, nach welchem sie Wechsel ausstellen auf Sicht, d. h. solche, die, sobald sie vorgezeigt werden, bezahlt werden müssen. Meine Lieben, Gottes Gebote der Liebe sind lauter Wechsel auf Sicht, die er unserm Nächsten eingehändigt hat, und sobald sie uns in der Noth des Nächsten zu Gesicht kommen, so haben wir sie einzulösen mit Liebe. In Gottes Zahlungsbefehl ist als Termin der Zahlung immer auch der Tag angegeben, und der lautet allemal: Heute.

Endlich fragen wir noch: Wie viel sollen wir denn zahlen? Da sagt unser Text: Nie genug. Denn wir bleiben immer noch Liebe schuldig. Es ist ein bekanntes Verfahren unter den Leuten, daß, wenn sie um eine Schuld herumkommen wollen, sie anheben, eine Gegenrechnung anzustellen. Meine Lieben, wie viele solche Gegenrechnungen werden doch angestellt gegenüber der Liebesschuld,

die wir unserm Nächsten schuldig sind. Ich bin in meinem Leben und in meinem Amte oft genug Zeuge gewesen von solchen Gegenrechnungen, wo die Leute meinten, sie müßten im Gegentheil noch herausbekommen, weil sie so viel Liebe erzeigt; wo der Mann alles Ernstes glaubte, er habe noch viel zu gut bei seiner Frau, wo die Geschwister gegeneinander Abrechnung hielten, um nur keine Liebe schuldig zu sein. Sag an, hast du Quittungen? Quittungen für alle Tage und von allen Menschen, mit denen du zu thun hattest? Von Niemand eine unbezahlte Rechnung, die auf Erweisung der Liebe lautete?

Nein, wir wollen uns aufmachen und zu unserm Vater gehen und bekennen: Herr, du bist gerecht, aber wir müssen uns schämen; deine Forderung und Verpflichtung ist richtig, aber wir sind bankerott und können dir auf tausend nicht eins antworten. So bleibt uns nichts übrig, als immer wieder zu Gottes Kaffe zu gehen, um zu empfangen täglich und reichlich Vergebung, täglich und reichlich neue Liebe. Christus allein ist es, der mit seiner vollkommenen Liebe uns deckt im Gericht. Er trägt unsere Schuld, aber er bestätigt unsere Schuldigkeit. Er ist es allein, der das Lösegeld bezahlt und das Erbe seines Geistes uns vermacht und vererbt hat. Und der Geist Jesu Christi ist es, der im Christen liebt. liebt. Da in Christi Liebe, in Christi Geist ist der unerschöpfliche Grundstock oder Fonds, aus dem wir täglich nehmen dürfen Gnade um Gnade vor Gott und Liebe um Liebe zu dem Nächsten. In diese volle, uns offenstehende Kasse müssen wir greifen lernen mit unsern leeren Herzen und Händen. Denn Gott hat uns darauf angewiesen.

Täglich Verpflichtung, täglich Zahlung so stehts mit der Liebesschuld der Christen, aber nicht nur in diesem Leben, sondern auch im ewigen Leben, nur daß dort die Forderung zu lauter Erfüllung, und alles Stückwerk zu lauter Vollkommenheit, und aller Mangel zu lauter Ueberfluß wird. Denn Liebe, Liebe wird die Gemeinschaft Gottes mit der erlösten Menschheit sein und bleiben in alle Ewigkeit. Denn Liebe so heißt das ganze Gesetz; Liebe so heißt das ganze Evangelium. Amen.

[ocr errors]

Am fünften Sonntage nach Epiphanias.

Coloffer 3, 12-17.

So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld; und vertrage Einer den Andern und vergebet euch unter einander, so Jemand Klage hat wider den Andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr. Ueber Alles aber ziehet an die Liebe, welche ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in Einem Leibe, und seid dankbar. Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgefängen und geistlichen, lieblichen Liedern und singet dem Herrn in eurem Herzen. Und Alles was ihr thut mit Worten oder mit Werken, das thut Alles in dem Namen des Herrn Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn.

[ocr errors]

&& Es sind hohe, erhabene Titel und Würden, mit welchen Paulus die Christen zu Colossä anredet, wenn er unsere Epistel anhebt mit den Worten: „So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen". Und dies thut er, ob er wohl weiß, daß da ist kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder, sind von Natur nicht auserwählt, sondern verstoßene Kinder des Zorns, nicht heilig, sondern Uebertreter, nicht Gegenstand des Wohlgefallens, sondern aller Liebe unwerth. Aber er sieht etwas an ihnen glänzen, seitdem sie zum Glauben an Christum gekommen sind es ist der Name Jesus, der über ihnen strahlt und darüber frohlockt sein Herz, daß er diesen Namen über alle Namen an seinen Coloffern erblickt. Darum waren sie auserwählt, weil Jesus auch zu ihnen sprach: „Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und gesezt, daß ihr hingeht und Frucht bringet” Darum waren sie Heilige, weil Christus auch über ihnen gebetet hatte: „Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit". Darum heißen sie Geliebte, weil sie mit Paulo bekennen konnten: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jezt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben". Es ist der Name Jesus, welcher am Kreuz auf Golgatha in dreifacher Sprache über der geretteten Sünderwelt emporragt und leuchtet: Jesus von Nazareth, der Juden König, der Heiden König, der König der erlöften Menschheit

er ist's, der auch über der Gemeinde zu Colossä strahlt. Denn

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »