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spricht der Vater täglich: Du bist mein liebes Kind, an welchem ich um Christi willen Wohlgefallen habe. Wer so wandelt, der hat Egypten hinter sich und das gelobte Land droben vor sich, das Wohlgefallen Gottes in Christo über sich, er wandelt zwar in der Wüste, aber er pilgert unter dem offenen Himmel.

III.

Corinths Gleichnis spornt und Israels Rückzug warnt, aber mächtiger noch lautet der Heroldsruf: Das himmlische Kleinod winkt.

Meine Lieben, wir müssen nicht blos wissen, daß unser Leben einmal ein Ende hat, sondern unser Leben muß ein Ziel gewinnen, von welchem Alles beherrscht wird.

Jeder Mensch hat unbewußt ein solches Ziel, und schon an die Kinder richtet man die eigentlich tiefsinnige Frage: Was willst du einmal werden?" laß mich die große Frage an dich richten: Was ist dein Ziel, was willst du werden? Da sagt eine Stimme: Ach, glücklich möcht' ich werden, so von Herzen froh und frei! Aber dieser Stimme antworten viele Stimmen mit dem schmerzlichen Klagelied: Glücklich, ach glücklich ist eigentlich kein Mensch auf Erden. "Ich sahe unter der Sonne und es war Alles ganz eitel ich sahe unter der Sonne und siehe, da waren viel Thränen." Aber in dieses Klagelied tönt der Pilgerchor der Fremdlinge: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir". ,,die Heimat der Seelen ist droben im Licht", wo kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz mehr sein wird, wo Gott abwischen wird alle Thränen von den Angesichtern. Und nicht nur von der Freiheit von allem Erdenleid singt der Chor der Pilgrime, er kennt auch eine zukünftige Herrlichkeit, und ihr Gesang wird zum Lied im höhern Chor, wenn er anhebt zu singen von der Stadt mit den goldenen Gassen und den perlenen Thoren, von den Königskronen und den Priestergewändern, welche auf die Ueberwinder warten. Aber höher als all die Herrlichkeit der zukünftigen Welt liegt das Kleinod, das uns winkt das Kleinod der Seele ist nichts Geringeres als Gott selbst Er ist das Ziel unseres Lebens. Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn," sagt Gott selbst in dem ersten Buche der Schrift zu Abraham. Das ist das ewige Leben, daß sie Dich, daß Du allein wahrer Gott bist und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erfennen" so betet unser Hoherpriester in der Fülle der Zeit, und am Schluß der ganzen Bibel, in der Offenbarung Johannis tönt die Stimme vom Stuhl des Allmächtigen: „Wer überwindet,

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der wird es Alles ererben und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein." Siehe, das ist unser ewiges Kleinod. Halleluja.

Die Welt hat auch ihre Kleinodien. In Paris liegt ein großer Kirchhof mit Marmordenkmalen ohne Zahl. In einer fernen. Ecke steht ein wunderschönes Grab, drin ruhen die Gebeine einer Tochter aus Israel. Als Kind ist sie durch die Straßen der Weltstadt gezogen und hat sich durch Singen ihr Brot verdient. Die fröhliche Kinderstimme erregte Aufsehen; von Wohlthätern ausgebildet, ist sie die erste Künstlerin der Bühne geworden und hat im Trauerspiel der Menschen Herzen erschüttert. So oft sie die Bretter betrat, lagen Kränze von Lorbeer und Sträuße von Blumen gethürmt zu ihren Füßen. Sie hatte, was ihr Herz begehrte. Da pochte der Tod an ihre Thüre. Sie liegt auf ihrem Sterbebett, das Fieber hat ihre Schönheit verzehrt und ihre Kraft gebrochen; keiner ihrer Anbeter, keine Freundin, kein theilnehmendes Herz kehrt an ihrem einsamen Lager ein, nur der Rabbiner sitt an ihrem Bette und liest ihr die eintönigen Gebetsformeln vor, aber sie hat keinen Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Da in der Sterbestunde läßt sie sich ihre Perlen und Kleinodien bringen. und greift mit den zitternden Händen und tastet mit den glühenden Fingern und sagt mit brechender Stimme: „O meine Kleinodien -o daß ich dies Alles laffen muß!" Dann ist sie hingesunken, und sie haben sie hinausgetragen nach dem Grab in der Ecke des großen Kirchhofs, unbetrauert und vergessen, und ihr Leben war so zum großen Trauerspiel geworden in ihrem Tode.

Hebe deine Augen auf, uns winkt ein anderes Kleinod, wir begehren ein ewiges Gut. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Herr, zu Dir. Wann werde ich dahinkommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?" D, unser Gott ist schön und sehr herrlich! Die Aeltesten Israels sahen ihn, und unter seinen Füßen war es wie schöner Sapphir und wie die Gestalt des Himmels, wenn es klar ist. Mose stand im Felsen und sah ihm nach, als seine Herrlichkeit vorüber ging, und überwältigt von der Schönheit seines Gottes neigte Moses sein Angesicht zur Erde und betete an.

Gott ist das Licht, das allein ewig leuchtet, Gott ist das Leben, das allein ewig lebt und leben macht, Gott ist die Liebe, die allein ewig liebt und mit ewiger Liebe umfassen lehrt. Denn alle menschliche Liebe, die doch das Süßeste auf Erden ist, ist doch

nur gottgeschaffenes Abbild der ewigen Liebe. Gott selbst ist das Kleinod unserer Seele, daß wir lernen sagen: „Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde", daß wir lernen singen mit dem Liede:

Gott selbst wird sein mein Speis und Trank,
Mein Ruhm, mein Lied, mein Lobgesang,
Mein Lust und Wohlgefallen,

Mein Reichthum, Zierd' und werthe Kron',
Mein Klarheit, Licht und helle Sonn',

In ew'ger Freud' zu wallen,

Ja, daß ich's sag' mit einem Wort,
Was Gott mir wird bescheren dort:
Er wird sein Alles in Allem.

O, dann mag die Sterbestunde kommen, und wenn Christen dann an unserem Sterbelager knieen und für unsere Seele beten, dann wollen wir anders als jene Tochter Israels nach unseren Perlen und Edelsteinen greifen, wollen unser Kleinod in den zitternden Glaubenshänden halten, zitternd vor Freude des nahen Schauens, und wollen sagen: „Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn gern will ich Alles hienieden lassen, denn Eins bleibt - unter der Sonne ist Alles eitel, aber über allen Sonnen ist Gott selbst, mein Erbtheil auf ewig. Dann mögen sie unseren müden Leib zum Kirchhof tragen, wo er ruht, bis er erwacht nach Seinem Bilde; die Seele aber ist daheim bei dem Herrn, und unser Leben ist zum ewigen Lustspiel geworden vor Seinem Angesicht unter den Engeln und Auserwählten.

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Ihr vertraget gerne die Narren, dieweil ihr klug seid. Ihr vertraget, so euch Jemand zu Knechten macht, so euch Jemand schindet, so euch Jemand nimmt, so euch Jemand trost, so euch Jemand in das Angesicht streichet. Das

sage ich nach der Unehre, als wären wir schwach geworden. Worauf nun Jemand kühn ist (ich rede in Thorheit), darauf bin ich auch kühn. Sie sind Ebräer, ich auch. Sie sind Israeliter, ich auch. Sie sind Abrahams Same, ich auch. Sie sind Diener Christi; (ich rede thörlich) ich bin wohl mehr. Ich habe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin öfter gefangen, oft in Todesnöthen gewesen. Von den Juden habe ich fünf Mal empfangen vierzig Streiche weniger eins. Ich bin drei Mal gestäupet, ein Mal gesteinigt, drei Mal habe ich Schiffbruch erlitten, Tag und Nacht habe ich zugebracht in der Tiefe des Meeres. Ich habe oft gereiset; ich bin in Gefahr gewesen zu Wasser, in Gefahr unter den Mördern, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in der Wüste, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; ohne was sich sonst zuträgt, nämlich, daß ich täglich werde angelaufen und trage Sorge für alle Gemeinen. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich brenne nicht? So ich mich je rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, welcher sei gelobet in Ewigkeit, weiß, daß ich nicht lüge. Zu Damaskus, der Landpfleger des Königs Areta verwahrete die Stadt der Damasker und wollte mich greifen; und ich ward in einem Korbe zum Fenster aus durch die Mauer niedergelassen und entrann aus seinen Händen. Es ist mir ja das Rühmen nichts nüße, doch will ich kommen auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christo, vor vierzehn Jahren (ist er in dem Leibe gewesen, so weiß ich es nicht; oder ist er außer dem Leibe gewesen, so weiß ich es auch nicht; Gott weiß es); derselbige ward entzückt bis in den dritten Himmel. Und ich kenne denselbigen Menschen (ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht, Gott weiß es). Er ward entzückt in das Paradies und hörete unaussprechliche Worte, welche kein Mensch sagen kann. Davon will ich mich rühmen; von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen, ohne meiner Schwachheit. Und so ich mich rühmen wollte, thäte ich darum nicht thörlich, denn ich wollte die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber deß, auf daß nicht Jemand mich höher achte, denn er an mir siehet, oder von mir höret. Und auf daß ich mich nicht der hohen Offenbarung überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe. Dafür ich drei Mal den Herrn geslehet habe, daß er von mir wiche. Und er hat zu mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf daß die Kraft Christi bei mir wohne.

Es kann von großem Segen sein, in das Leben eines Christen blicken zu dürfen mit seinen verborgenen Freuden und Leiden, mit seinen Nöthen und Durchhülfen, mit seinen inneren Kämpfen und stillen Siegen, mit der menschlichen Schwachheit und der göttlichen Kraft, wenn ein solches Leben geschaut ist mit einem Auge der Begeisterung und des Verständnisses und beschrieben von einem Griffel der Wahrheit und der Liebe. Es sind jedoch oft nur einzelne Züge, einzelne Worte, einzelne Briefe oder einzelne Lieder, die uns solchen Blick verstatten. Davids Psalmen und Pauli Briefe bergen darum solch einen Segen, weil sie uns theilnehmen lassen an den innersten Bewegungen ihrer Seele. In unserm heutigen Text wird nun

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Panlus von seinen Corinthern gleichsam genöthigt, seine Lebensgeschichte zu erzählen, wir aber wollen stille halten vor diesem Bilde und uns einen Segen daraus holen. Merkwürdig genug finden sich die Grundlinien zu diesem erhabenen Bilde schon an der Schwelle seines Christenlaufs, dort bei seiner Bekehrung, als Gott ihm seinen Lebensgang vorauszeichnet als ein Leben in Arbeit: „Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen tragen soll vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel; aber auch als ein Leben im Leiden: „Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muß um meines Namens willen." Was dort geweissagt, im Lebensgange Pauli ist es erfüllt. Vor diesem Bilde des Apostels stehe ich wie vor einem der erhabensten Meisterwerke des göttlichen Geistes, hingerissen von der Schönheit dieses Bildes, weil das Bild Christi so hell daraus entgegenstrahlt, nach des Apostels eigenen Worten: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir;" aber ich stehe auch beschämt und sinnend und rufe uns Alle unter dieses Bild, weil es die andere Inschrift trägt: „Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi."

So laßt uns vernehmen aus unserm Text:

Die Lebensbeschreibung Pauli, von ihm selbst verfaßt.
Sein äußeres Leben,

Sein inneres Leben,

Das tiefste Geheimnis seiner Kraft.

Herr, aus dessen Fülle wir nehmen dürfen Gnade um Gnade, gieb uns Allen heute einen Trunk lebendigen Wassers aus Deinem Brunnen, daß wir davon erquickt unsern Pilgergang gehen, Dir nach und Dir entgegen. Amen.

Im Leben Pauli hat Alles einen riesigen Maßstab, er ist eines Hauptes länger als alles Volk, sodaß ein Kirchenvater sagen konnte: Paulus war ein irdischer Engel und ein göttlicher Mensch. Sehen wir kurz auf sein äußeres Leben, so müssen wir sagen: Es war ein Leben in Arbeit: er, der von sich sagt, er sei der geringste unter allen Aposteln, er darf sagen: „Ich habe mehr gearbeitet, als sie Alle." Pauli Arbeit ist Hirtenarbeit. Er durchzieht die Länder und Meere und predigt das Evangelium, und gründet die Gemeinden

von Damaskus bis nach Rom, in die Welthauptstadt, das ist Anfangs- und Endpunkt dieses Eroberungszuges, gegen welchen die Züge Alexanders des Großen und Napoleons in Schatten sinken. Seine Reisen sind Hirtenreisen, seine Briefe sind Hirtenbriefe, welche die Sorge um seine Gemeinden, um seine Schäflein und Kinder

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