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Am ersten Sonntage des Advent.

Römer 13, 11-14.

Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, sintemal unser Heil jezt näher ist, denn da wir es glaubten; die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbei gekommen; so laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrbarlich wandeln als am Tage; nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den Herrn Jesum Christum und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde.

„Schicke dich und begegne deinem Gott"

das ist der Ruf, der in den Thoren des neuen Kirchenjahres an die ganze Christenheit, an jede Gemeinde, an jede Seele ergeht. Das ist der Ruf der vier Advente, welche wie Reichsherolde einherschreiten vor dem Herrn her, der seinen Einzug bei uns halten will. Die Evangelientexte sagen zur Tochter Zion: Siche, dein König kommt zu dir sanftmüthig"; und weil die Kirche fragend singt: „Wie soll ich dich empfangen und wie begegn' ich dir?" so antworten die Episteltexte: ,,Schicke dich und begegne deinem Gott."

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Ja, meine Lieben, das ist die Freude des Advents und der Segen des ganzen Kirchenjahres, daß der Herr sich aufmacht und kommt zu uns, und wir uns aufmachen und kommen zu ihm. Von Woche zu Woche wird, wer nur immer das Kirchenjahr mit dem Herrn und seiner Kirche durchlebt, geführt an lauter Stätten seligen Begegnens: da führt uns Weihnachten an Bethlehems Krippe und die Epiphanienzeit an die Ufer des Jordan und ans galiläische Meer; da zieht uns die Passionszeit nach Gethsemane und Golgatha, Ostern eilen wir ans offene Grab, und Himmelfahrt führt uns hinaus an den Delberg; Pfingsten versammelt uns mit der Jüngergemeinde im Tempel zu Jerusalem, und die lange Trinitatiszeit führt uns gen Bethanien, zu den Füßen Jesu zu lauschen seiner

holdseligen Rede und zu schauen seine Wunder, bis uns der Schluß des Kirchenjahres dann weist auf den legten Advent, auf das Kommen des Herrn in Herrlichkeit. Da ist kein Evangelium, das nicht riefe: Siche, dein König kommt zu dir;" da ist keine Epistel, die nicht mahnte: „Schicke dich und begegne deinem Gott!" Da ist kein Sonntag und kein Festtag, der nicht ein Tag des Begegnens sein wollte, da der Herr nicht spräche: „Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme wieder zu euch," und da wir ihn nicht unter Psalmen und Lobgefängen grüßen dürften: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe!"

Es bleibt etwas Großartiges um das Kirchenjahr, daß es der Kirche gelungen ist, von Jahrhundert zu Jahrhundert durch die Feier der wiederkehrenden Feste allem Volk das Evangelium von Christo zu predigen, Jahr aus, Jahr ein die großen Liebesgedanken Gottes, die großen Thatsachen des Heils in das flüchtige Leben der dahinsterbenden Geschlechter zu prägen, also daß wir in seinen Texten und Gesängen, in seinen Predigten und Gebeten in unserer Zunge die großen Thaten Gottes hören. Und wo ein Christ das Jahr als Kirchenjahr durchlebt und vom Geiste Gottes sich führen läßt von Fest zu Fest, von Sonntag zu Sonntag, von Text zu Text, der soll es erfahren, wie sein inneres Leben hineingestellt ist in diesen Umschwung göttlicher Thaten, göttlicher Worte, göttlicher Gedanken, wie es wachsen und zunehmen wird an göttlicher Kraft zu gottseligem Wandel durch das Begegnen mit dem Herrn.

So weiht das Kirchenjahr des Christen Leben zu einer Gnadenzeit, getragen und gesegnet von oben durch die Gemeinschaft mit Gott, von unten durch die Gemeinschaft mit der Kirche. Was über dem Thore des Advents steht, das leuchtet auch als Inschrift über deinen Tagen: „Schet, jezt ist die angenehme Zeit, jezt ist der Tag des Heils" darum schicke dich und begegne deinem Gott! Ein solcher Ruf ist auch die heutige Epistel, denn wir vernehmen darin: Den Wächterruf am Thore des neuen Kirchenjahres: Kindlein, es ist die legte Stunde, darum Wach auf, du Stadt Jerusalem, darum Zeuch an die Waffen des Lichts.

Du aber, o Herr, du sanftmüthiger König zu Zion, halte deinen Einzug in unsere Herzen; wir aber wollen dir unsere Kniee beugen und unsere Palmen breiten und dir entgegenrufen: „Gelobt sei, der da war, der da ist und der da kommt. Hosianna in der Höhe!"

I.

Paulus weiß, daß er zu einem Wächter über die Stadt Gottes bestellt ist und daß es zu des Wächters Amt gehört, die Stunden auszurufen. Daher erhebt er seine Stimme und ruft: „Dieweil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf." Was ist das aber für eine Stunde, und welche Zeit ist es denn im Reiche Gottes? Wollen wir darauf Antwort haben, so müssen wir auf Gottes Uhr blicken.

Gottes große Weltenuhr ist die Zeit. Der Allmächtige, der als der Ewige vor aller Zeit und über aller Zeit thront, hat die Zeit geschaffen zu verlaufen in ihren Längelinien und ihren Abschnitten, in ihren Höhepunkten und ihrem Entwickelungsgang; er schuf die Sonne zu regieren den Tag und den Mond zu regieren die Nacht und zu geben Zeiten und Zeichen, Jahre und Tage. Das geheimnisvolle Zifferblatt an Gottes Weltenuhr ist die heilige Schrift mit ihrer Geschichte und mit ihrer Weissagung: da stehen die Stunden verzeichnet, wie sie nacheinander gekommen sind und noch kommen sollen. Die Zeiger an der Uhr sind die Zeichen der Zeit. Wenn der Zeiger auf die Stundenziffer kommt, so schlägt die Uhr, wenn die Zeichen der Zeit mit der Weissagung der Schrift übereinstimmen, so zeigt der lauthintönende Glockenschlag, daß eine Stunde im Reiche Gottes erfüllt ist. Die Weltgeschichte ist das wunderbare Ineinander der vielen Räder, die Gewichte an der Uhr sind Gottes allmächtige Hände, mit welchen er in allen Ereignissen wirkt und das, was er sich vorgenommen, zu Stand und Wesen bringt. Langsam scheint oft der Pendel zu gehen, weil es im göttlichen Regimente bei der Regel bleibt: Gott thut alles fein zu seiner Zeit", und weil der Herr noch oft spricht wie zu Kana: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen;" aber richtig geht die Uhr: auf die Minute wird sie schlagen, wenn die Zeit erfüllet ist.

Wohlan, welche Stunde ist es denn auf Gottes Uhr? Die Wächter auf dem Thurme, Paulus und Johannes rufen: „Kindlein, es ist die letzte Stunde," der Morgen graut, die Stunde ist da, aufzustehen vom Schlaf. Aber haben denn die Apostel nicht geirrt, als sie solches schrieben vor achtzehnhundert Jahren? Meine Lieben, die Zeit zwischen Pfingsten und dem jüngsten Gericht ist für die Jünger Jesu nur wie Ein Tag, wie Eine Stunde. Denn es war alles geschehen, was zu unserem Heil und zur Rettung der Welt zu geschehen hatte. Die Zeit war erfüllt, und Gott hatte seinen Sohn gesandt; das Sühnopfer für die Welt war gebracht und am

Kreuz erklang der Siegesruf: Es ist vollbracht; Christus war auferstanden und der heilige Geist ausgegossen; der Schall des Evangeliums erging in alle Lande und das Antichristenthum regte sich bereits gewaltig. So war die Weissagung erfüllt und nur Eins im Rückstande: die Wiederkunft Christi am jüngsten Tag. Darum kann Johannes sagen: „Kindlein, es ist die letzte Stunde.“ Denn Christus ist gekommen, und die Widerchristen sind auch schon da. Zwischen Pfingsten und dem jüngsten Tage hat nichts mehr zu geschehen von Seiten Gottes, das zu unserm Heile nöthig wäre. Darum ist unsere Zeit die elfte Stunde im Reiche Gottes, der Zeiger der Uhr ist angelangt auf dem Zifferblatt der Schrift, wo nichts anderes mehr steht als die Wiederkunft Christi. Darum ergeht so oft die Mahnung: „Wachet, denn ihr wisset nicht, wann der Herr kommt; er wird kommen wie der Dieb in der Nacht; der Herr ist nahe; der Richter ist vor der Thür;" und der Herr warnt seine Jünger mit dem Gleichnis von dem Knechte, der da sprach: Mein Herr verziehet und kommt noch lange nicht," und seht hinzu: ,,So wird desselben Knechtes Herr kommen an dem Tage, da er sichs nicht versiehet und zu der Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn zerscheitern und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen.“ Darum bleiben wir bei Johannis Wort: Es ist die lezte Stunde, und wissen: der Herr kann kommen jederzeit, es sei um Mitternacht oder um den Hahnenschrei, es sei zum Einzelnen in der Stunde des Sterbens oder zu der Welt am Tage des Gerichts.

Aber ist dies nicht eine lange Stunde, die nun schon achtzehnhundert Jahre dauert? Meine Lieben, stehet nicht geschrieben: „Tausend Jahre sind vor dem Herrn wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre?" Wenn Gott die Eine Stunde zwischen Pfingsten und dem jüngsten Tage so lange dauern läßt, geschieht es denn nicht deshalb, damit viele, viele möchten errettet werden? Ist es nicht seine Gnade, die gleichsam den Stundenzeiger aufhält, damit sein Haus voll würde? Stehet nicht geschrieben (2. Petri 3, 9. 15): „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie etliche es für einen Verzug achten, sondern er hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. Diese Geduld unsers Herrn achtet für eure Seligkeit." Darum sagt der Herr ausdrücklich: „Es muß das Evangelium gepredigt werden in aller Welt, und dann wird das Ende kommen." So löst sich der scheinbare Widerspruch, daß es auf Gottes Uhr die Letzte Stunde ist und doch die Gnadenstunde nun schon so lange dauert. Das löst auch den scheinbaren Widerspruch in dem Gemüth

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