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den Freuden des Lebens" weiß er nichts, aber er hatte die Gnade Gottes. Die Welt nennt das arm und freudenleer, aber in der Gnade Gottes hatte er den Himmel offen, das macht ihn nicht stolz, die Hölle schlägt ihn, das macht ihm nicht Angst. Die Gnade treibt ihn zu seiner raftlosen Arbeit, die Gnade macht ihn geduldig in Trübsal und läßt ihn das Haupt aufheben unter aller Schmach.

O, meine Lieben, hier liegt der Schlüssel zu dem wunderbaren Kunstwerk des Lebens Pauli. Denn dieses Geheimnis der Kraft erfährt nur, wer in der Tiefe erfahren, was Gnade heißt. Saulus hat es erfahren zu Damaskus in der Tiefe göttlicher Traurigkeit und auf der Höhe göttlicher Erbarmung. Da will Gott mit uns hinein und hinaus, daß wir lernen, was Gnade ist. Das hält so schwer, weil wir ein stolzes, eigengerechtes, eingebildetes, rechthaberisches Geschlecht sind, und Gott so viel Mühe mit uns hat, uns in die Tiefe zu führen und in der Demuth des Mißfallens an uns selbst zu erhalten. Erst wenn wir verwundet auf dem Schlachtfelde liegen, und der heilige Gott als Sieger in seiner Forderung uns gegenübersteht, erst wenn wir die aufgehäufte Schuld und die verwirkte Strafe vor uns sehen, erst dann flehen wir um Pardon. und ergeben uns auf Gnad' und Ungnade. Erst wenn wir dann hören, daß Gott will Gnade für Recht ergehen lassen, daß Er dem Bußfertigen nicht zürnen, sondern ihm vergeben will, erst dann lernen wir fingen:

Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, deren ich nicht werth,
Ich zähl' es zu dem Wunderbaren,
Mein stolzes Herz hats nie begehrt.

Und dann erst wird auch uns die Gnade Gottes, die alle Morgen neu ist, die siegreiche Kraft unsers Lebens, daß wir mit demselben Sänger bekennen: „Gottlob, ich habe Gnade, an Gnade ists genug". Pauli Leben, Wirken, Leiden, Lieben und Kämpfen drehte sich nicht mehr um das arme kleine Ich seines alten Adams mit all seinen Jämmerlichkeiten, seinen erbärmlichen Stimmungen und Verstimmungen und kleinlichen Interessen, sondern ging aus von dem großen Ich seines neuen Lebens, von Christo, welcher für ihn der Mittelpunkt Himmels und der Erde war und zugleich der Mittelpunkt seines inwendigsten Herzens und die treibende Kraft all seines Dichtens und Trachtens. Wer aber so ein Nachfolger Christi worden ist, der ist eben dadurch auch ein Vorgänger und Vorbild seiner Brüder geworden. Darum darf Paulus sagen: „Folget mir, liebe Brüder, wie ihr uns habt zum Vorbilde." Das

Bild Christi, das aus Paulus strahlt, ist zum Vorbilde geworden Tausenden, die es sahen, und Millionen, die es im Schriftwort vernahmen. Noch strahlt Pauli Bild in ungebrochenem Glanze, und die Kirche Gottes geht seit Jahrtausenden an diesem Bilde vorüber, mit Wonne schauend darin die Schöne des Urbildes, mit Beschämung erkennend darin die Predigt des Vorbildes, mit Anbetung preisend die selige Gnade des Neuen Testaments und die Kraft des göttlichen Geistes, der solches Meisterstück himmlischer Bildung vollbracht hat. Das Bild aber trägt die Inschrift: Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi." Amen.

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Am Sonntag Quinquagefimä.

1. Corinther 13.

Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und hätte allen Glauben, also daß ich Berge verseßte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir es nichts nüße. Die Liebe ist lang= müthig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Muthwillen, fie blähet sich nicht; sie stellet sich nicht ungeberdig, sie suchet nicht das Ihre, fie läßt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden; sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit; sie verträgt Alles, sie glaubet Alles, sie hoffet Alles, fie duldet Alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und das Erkenntnis aufhören wird. Denir unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war flug wie ein Kind und hatte tindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, that ich ab, was kindisch war. Wir sehen jezt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jezt erkenne ich es stückweise; dann aber werde ich es erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größeste unter ihnen.

Wir stehen am Eingange der Paffionszeit, welche mit dem Aschermittwoch beginnt und der finnenden Betrachtung des Leidens Christi geweiht ist. Als Inschrift über dem Thore der Passionszeit steht das Evangelium des heutigen Tages mit der Leidensverkündigung Christi: Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem", und im Vorhof fingt Paulus in der heutigen Epistel den Hochgesang auf die Liebe

als Echo der Liebe Christi in der Passion. Denn wer geht hinauf nach Jerusalem und Golgatha? Es ist die ewige in Christo Fleisch gewordene Liebe Gottes, zu deren Füßen Paulus gesessen, als er diesen Psalm von der Liebe sang. Und wer geht hinab von Golgatha durch die Jahrhunderte? Es ist die gottgeborene, geistgewirkte Liebe der Christen, in deren Herzen die Liebe Gottes ausgegossen ist durch den heiligen Geist, deren gesegneten Fußtapfen Pauli Auge folgt durch alle Zeiten bis in die Ewigkeit; denn die Liebe höret nimmer auf.

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Das entzückt das Auge des Apostels. Denn die Liebe ist schön schön wie ein Paradies, darin es rauscht von lebendigen Wassern, darin es duftet von lieblichen Blumen, darin es tönt von lieblichen Worten und Liedern. Wo sie fehlt, da ist eine Wüste, aber wo sie wohnt, da blüht ein Paradies. Ja, die Liebe ist schön schön wie ein Engel Gottes mit dem ernst-milden_Angesicht, mit den helfenden, spendenden Händen, mit den lieblichen Füßen eines Himmelsboten, und wo der Engel der Liebe einem begegnet, da fühlt man Himmelsnähe. Ich sage mehr: Die Liebe ist schön wie Gott selbst; denn Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm, und wo Liebe ist, da ist Gott selbst, da ist sein Thron, sein Engel und sein Paradies. Während ich dies sage, denkst du vielleicht: O wie schön wäre das Leben, wenn alle Menschen liebten! Wenn in unseren Häusern die Liebe regierte, wenn in unserer Gemeinde herzliche Liebe waltete! Meine Lieben, verwechselt aber nicht: Lieben und Geliebtwerden! Willst du etwa warten, bis die Anderen dich lieben, dein Mann oder Weib, dein Kind oder Bruder, dein Freund oder Feind, und willst du aufhören zu lieben, sobald der Andere aufhört? Siehe, dann suchst du nicht die Liebe, sondern das Geliebtwerden sagst: Wie schön wäre das Leben, wenn die Menschen liebten; ich sage dir mit Paulus: Das Leben in der Liebe ist wunderschön und bleibt es, selbst dann, wenn man nicht geliebt, ja wohl auch, wenn man dafür gehaßt wird.

-

du

Davon sagt unsere Epistel, die so klar ist, daß man sie nur wieder und wieder vorlesen möchte, und doch so erhaben, daß sie dahergeht wie ein volltönender neutestamentlicher Psalm, gesungen auf apostolischer Harfe, ein güldenes Kleinod sanct Pauli von der Liebe, vorzusingen. Wenn auch alle Auslegung so klein erscheinen muß neben dem herrlichen Bilde, so sagt gerade heute unser Text zum Trost, daß unser Wissen Stückwerk und unser Weissagen, unser Predigen und Schriftauslegung Stückwerk ist.

So last mich heute stammeln

Das Hohelied von der Liebe.

Sie adelt alle Gaben.

Sie weiht alle Gemeinschaft.

Sie überdauert alles Zeitliche.

Du aber, o Herr, bleibe bei uns, laß Deine Liebe unser Licht sein auf dieser dunklen Erde, daß wir hell werden, laß Deine Liebe unser Feuer sein in dieser kalten Welt, auf daß wir warm werden in Liebe zu Dir und zu den Brüdern. Amen.

Liebe

I.

wem

das ist ein wundersames Wort. Jeder kennt es und weiß davon, und Keiner vermag es zu fassen. Die Dichter aller Völker singen Jahrhunderte davon, und immer wird das Lied von der Liebe nen, als hätte es keiner ganz ausgesprochen, ausgesungen. Und wenn ich nicht blos an die bräutliche Liebe erinnere, sondern weitergreife und nenne das Wort: Mutterliebe strömts nicht warm in seinem Herzen, wenn er den süßen Klang vernimmt und an all die Fülle von Freude der Liebe gedenkt, die in dem einen Worte, in dem einen Bilde der Mutter sich zusammendrängt? Dennoch redet Paulus von einer anderen Liebe, als dieser kreatürlichen Liebe. Zwar auch diese Liebe ist schön, sie ist Abbild der göttlichen Liebe, sie ist Weissagung auf die ewige Liebe, aber sie ist Kreatur und fällt wie alle Kreatur doch unter das Wort: Alles Fleisch ist wie Heu, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Heu verdorret, die Blume verwelket, aber Gottes Wort bleibet in Ewigkeit." Paulus redet von einer Liebe, die aus dem ewigen Wort geboren ist und darum schon hier einen ewigen Inhalt birgt, er redet von der Bruderliebe der Christen untereinander, von der Liebe innerhalb der Christengemeinde, der Kirche. Denn unmittelbar vor unserem Texte hat er den Corinthern die Kirche Christi dargestellt unter dem Gleichnis des menschlichen Leibes mit seinen vielen Gliedern und daran gezeigt, wie alle Gaben dem Ganzen der Gemeinde dienen sollen. Seine Ermahnung gipfelt in dem Wort: Strebet nach den besten Gaben, und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen." Dieser köstlichere Weg, der Gemeinde zu dienen, ist der Weg der Liebe, den er nun in unserem Text beschreibt, worauf unmittelbar nach unserem Text das Wort folgt: „Strebet nach der Liebe." Strebet nach der Liebe." gleichsam eingerahmt von dem letzten Vers

So ist unser Text

des vorhergehenden

Kapitels und von dem ersten Vers des folgenden Kapitels und zeigt uns das schöne Bild der Christenliebe untereinander.

Paulus giebt der Liebe den Vorzug vor allen Gaben, sie ist ihm die Seele aller Gaben; sie giebt der Gabe erst ihre rechte Verwendung im Dienste der Brüder, ihren Segen und ihren sittlichen Werth. Gott theilt die Gaben verschieden aus, und wenn auch Feder in der Gemeinde eine Gabe hat, so hat doch keiner alle Gaben; Liebe aber soll und kann Jeder haben, und die Liebe baut mehr als alle andern Gaben den Leib Christi. Zwar läßt Paulus die Gaben bei ihrem Werthe, weil er weiß, daß Gott sie giebt und daß sie nöthig sind zum Aufbau der Kirche: so die Predigtgabe, die Gabe der Erkenntnis und der Auslegung und wie sie alle heißen. Er sagt nicht, die Gaben sind nichts ohne die Liebe, sondern er sagt: der Mensch, der alle diese Gaben hätte, der ist nichts ohne die Liebe. Daraus sollen wir lernen, unser Urtheil einrichten, namentlich für uns selbst: Der Mensch ist geneigt, auf die Gaben allen Werth zu legen bei sich und bei andern; hat einer selbst viele Gaben, so ist er in Gefahr der Selbstbespiegelung und Ueberhebung; hat einer weniger Gaben, so ist er in Gefahr der falschen Abhängigkeit von Anderen oder eines kleinlichen Neides gegen Begabtere. Nein, meine Lieben, der Liebe, die da dient, sich hergiebt und aufopfert mit dem, was sie ist und hat, der sollen wir den Vorzug geben über alle Gaben. Der Apostel bleibt aber nicht einmal bei den Gaben stehen, er sett die Liebe auch über den Berge versehenden Wunderglauben, auch über die Werke der Barmherzigkeit und über den Märtyrertod, weil sie erst diese Dinge adelt und ihnen den wahren Werth verleiht. Dies würde in unsrer Sprache lauten: avenn ich euch hinreißend predigen könnte, daß ihr erschüttert und überwältigt von der Erhabenheit göttlicher Gedanken die Kirche verließet, und ich hätte der Liebe nicht, eure Seelen für den Herrn Jesum zu gewinnen, euch den Weg zur Seligkeit klar und deutlich zu predigen, eure Sünden zu strafen und euch hineinzuleuchten in euer dunkles Herz, um euch Jesum zu zeigen als euren einigen Retter und Erlöser, so wäre ich ein tönend Erz und eine klingende Schelle, eine Glocke, die wohl mit ihrem ernsten Klange die Gemeinde zum Gottesdienste ruft, aber die Glocke selbst hört ihr eignes Läuten nicht, eine Orgel, die wohl die feiernden Herzen mit ihren ergreifenden Tönen zur Andacht stimmt, aber die Orgel selbst vernimmt ihre eignen Töne nicht.

Und wenn die Lehrer an den Schulen noch so gelehrt und voll Erkenntnis wären, und hätten die Liebe nicht, ihre Schüler zu

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