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I.

Freuet euch in dem Herrn allewege," so beginnt Pauli Adventsgeläute, worin er uns zur himmlischen Freude aufmuntert, ein Vorklang dessen, was der Engel in der Weihnacht predigt: ,,Siehe, ich verkündige euch große Freude." Denn unser Gott möchte sein Haus gern voll fröhlicher Kinder haben, die da fingen und spielen könnten in ihrem Herzen vor lauter Freude. Wenn ein Vater seinen Kindern den Christbaum schmückt und die Geschenke darunter legt, was erwartet er dann? Etwa, daß die Kinder es ihm bezahlen, oder ihm werthvolle Gegengeschenke bringen? nein, eines Vaters Herzenslust ist, der Kinder Freude zu sehen, wenn aus ihren strahlenden Augen das innere Vergnügen herausglänzt, oder wenn sie ihn anblicken mit dem fröhlichen Angesicht eines dankbaren Kindes.

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Solche dankbare Freude an uns zu sehen, das ist unsers Gottes Herzenslust. Das will Er von uns hören: „Der Herr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich". Darum ruft Paulus: Freuet euch! ja er verdoppelt seinen Ruf: „abermal sage ich: freuet euch", wie auch der doppelte Befehl an seine Knechte ergeht: „Tröstet, tröstet mein Volk?" Sollte es da bei uns nicht heißen: Fröhlich soll mein Herze springen dieser Zeit, da vor Freud alle Engel fingen?" Freude, reine, wahre Seelenfreude ist eine edle Gottesgabe, die den. ganzen Menschen durchbebt und wohl auch sein Gebein durchzittert, die ihn auf Flügeln emporträgt und seinem Leben einen verborgenen Quell öffnet, daraus er trinkt Tag um Tag Freude in dem Herrn. Göttliche Freude giebt dem Gemüth einen hohen Schwung und allem Wirken hienieden seine Weihe. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb," sagt die Schrift. Weil nun Gott selbst der fröhlichste Geber aller Geber ist, so will Er an uns auch fröhliche Nehmer haben. Wer aber ein fröhlicher Nehmer bei seinem reichen Gotte geworden ist, der wird dann auch ein fröhlicher Geber an seine Brüder. Aber du sagst vielleicht: wie kann Jemand fröhlich sein, wenn es ihm geht wie mir? Sag an, soll ich dich bedauern und dein Klagelied mit dir singen, wie du doch so übel daran bist, nicht wahr, wie du es doch von Rechtswegen eigentlich so ganz anders haben solltest, wie dirs kein Mensch verdenken könnte, wenn du dich in deinen Winkel seßest und murrest und verbitterst dir und Anderen das Leben? Nein, das will ich wahrlich nicht thun, sondern mit unserer Epistel keck zu dir sagen: Freue dich in dem Herrn allewege, und abermal sag ich: Freue dich. Denn merke wohl, dies Wort sagt dir Paulus,

der Mann in den Ketten, der Gebundene in dem Herrn; in seinem Gefängnis zu Rom mitten unter den rohen Kriegsknechten, gehaßt von den Heiden, verfolgt von den Juden, ist sein Herz so voll lichter Himmelsfreude, daß er auch seine Philipper noch zur Freude ermuntern kann. Darum schäme dich. Ja, wenn dirs gut ginge, dann wolltest du dich freuen. D, meine Lieben, weltliche Fröhlichkeit und weltliche Traurigkeit sind gleich fern von der Freude in dem Herrn. Diese göttliche Freude wird geboren aus der Erfahrung der göttlichen Traurigkeit, die da wirket zur Seligkeit, eine Reue, die Niemand gereut. Wer über seine Sünden göttlich betrübt geworden ist, und hat erkannt, wie er Gott erzürnet hat durch Uebertretung seiner Gebote, wer gefühlt, daß nichts schrecklicher ist als ohne Zugang zum Vater zu sein in dieser Welt, und hat darnach gehört, wie derselbe Gott, der der Sünde so gram ist, seinen Sohn den Sündern geschenkt hat, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, in dem bricht eine Freude an, die die Welt nicht geben und nicht nehmen kann. Wer in der Buße die ganze Welt verloren und im Glauben den ganzen Himmel gewonnen, das ganze Herz Gottes gefunden hat, der singt mit Paul Gerhard:

Was hast Du unterlassen

Zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
In ihrem tiefsten Leid,
Als mir das Reich genommen,
Da Fried' und Freude lacht,
Da bist Du mein Heil kommen
Und hast mich froh gemacht.

Das ist die Freude, von der Paulus sagt, die Freude in dem Herrn, die wie die Gnade Gottes alle Morgen neu ist, das ist Freude, die da besteht mitten im Leid der Erde, und von der es in der Schrift heißt: „Die Freude am Herrn wird eure Stärke sein." Und will Sauls Trauergeist über dich kommen und dich schwermüthig machen, so greife nach Davids Saitenspiel und singe:

Weicht ihr Trauergeister,

Denn mein Freudenmeister

Jesus tritt herein.

Denen, die Gott lieben,

Muß auch ihr Betrüben

Lauter Honig sein.

Duld ich schon hie Spott und Hohn,
Dennoch bleibst Du auch im Leide
Jesu meine Freude.

II.

Wo solche Freude im Herzen thront, da soll sie sich denn auch erweisen in Lindigkeit gegen alle Menschen. Mit einem mürrischen, finsteren, unzufriedenen Menschen ist schwer umgehen, die geringste Kleinigkeit bringt ihn außer Fassung, Recht muß er haben und Jedem muß er beweisen, daß er Recht hat; aber mit einem kindlichen fröhlichen Gemüth, mit einem grundaus herzlich zufriedenen Menschen, da ist gut auskommen, ein solcher kann viel übersehen, überhören, kann sich viel gefallen lassen und dabei denken: es ist wohl nicht so bös gemeint. Göttliche Freude macht gelinde gegen den Nächsten und vertreibt den finsteren Hadergeist. Weltliche Lustigkeit kann auch eine Weile gelinde sein und nachgiebig, kann fünf grad sein lassen und etlichen guten Freunden etwas nachsehen, sobald sie aber in ihrer Lust gestört wird, sei's durch ein ernstes Wort oder durch den Gedanken an den Tod oder durch einen Verlust, da ist's mit der Lindigkeit aus und die Herbigkeit und Härtigkeit des natürlichen selbstsüchtigen Wesens bricht hervor. Aber göttliche Freude macht gelinde, nicht allein gegen Freunde, sondern auch gegen die Feinde, nicht allein gegen Reiche und Vornehme, denen man gern allerlei nachsieht, sondern auch gegen Arme und Verachtete. Meine Lieben, je strenger einer gegen sich selbst ist, desto gelinder ist er im Urtheil über Andere, und je mehr einer innerlich in der göttlichen Freude lebt, desto mehr kann und will er sich von Menschen gefallen lassen. Es giebt aber hitige Geister und hißige Mäuler, die gleich über Alles herfahren, Alles zum Schlimmsten kehren, an denen keine Lindigkeit kund wird, und von denen zu besorgen steht, daß sie nicht in der täglichen Freude im Herrn stehen. Prüfe dich, ob du etwa dazu gehörst.

Ja, soll man sich denn Alles gefallen lassen? Hier mußt du wohl unterscheiden: Wenn es sich um Gott und göttliche Dinge handelt, da sollst du nicht gelinde sein, denn da gilt's Gottes Ehre und den Schatz der Seligkeit. Ebenso wo du im Amt stehst: als Vorgesezter oder als Hausvater oder Meister, da sollst du wissen: „Wer ein Amt hat, der warte seines Amtes", sollst dir solch Amt nicht aus den Händen winden lassen, sondern es ausüben im Namen des Herrn und wirst es erfahren, daß es in solchem Amt wird ohne Ernst und Strenge nicht abgehen können, wenn du auf Ordnung halten sollst. Aber wo es nur deine Person betrifft, da sollst du weichen und nachgeben und dir Alles gefallen lassen, deine Lindigkeit, dein nachgiebiger Sinn soll sogar kund und offenbar werden allen

Menschen. Leider ist das Gegentheil die Regel: um Gottes Wort ist man sehr gelinde, viele Hausväter sind schwach, wo sie Zucht üben sollten, und manche Vorgesetzte drücken lieber ein Auge zu, nur um einer unangenehmen Sache aus dem Weg zu gehen. Aber wenn die eigene Person einmal angegriffen wird, da ist Feuer im Dache, da bricht eine Härtigkeit zu Tage, als ob die höchste Majestät verlegt wäre.

Ja, sagst du, wer sich Alles gefallen läßt, auf dem wollen Alle tanzen. Vergiß doch nicht, was Paulus sagt: „Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen, der Herr ist nahe"; oder wie Jakobus sagt: „Seid geduldig, lieben Brüder, der Richter ist vor der Thür". Dem befiehl die Sache, die dich kränkt. Steh ab vom Zorn und laß den Grimm. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Er steht dir gut dafür, daß dir nicht zu viel geschieht und dir kein Haar gekrümmt wird ohne des Vaters Willen. Der Herr ist nahe. Darum spricht er: „Ich weiß, wo du wohnest“, und spricht: Siche, ich komme bald". Christenleben ist Adventsleben und die Lindigkeit der Christen wächst und blüht nur in dem Vorhof der schönen Ewigkeit, darinnen sie hienieden wandeln und warten.

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III.

Hat's vorhin geheißen: Weicht ihr Trauergeister, denn hie steht geschrieben: Freuet euch, hieß es eben: Weicht ihr Hadergeister, denn hie steht geschrieben: Seid gelinde, so heißt's weiter: Weicht ihr Sorgengeister, denn hie steht geschrieben: Sorget nicht, denn die Sorge läßt die heilige Freude nicht aufkommen oder verscheucht sie wieder, wo sie eingekehrt ist. Verwechsle aber nicht Sorge mit Sorgfalt; denn dies sind sehr verschiedene Dinge. Sorgfalt ist uns befohlen und Sorge ist uns verboten. Sorgfältig sollen wir sein, ein Jeglicher in seinem Beruf und Stand, aber sorglos im Blick auf unser Leben, im Vertrauen auf den starken und reichen Vater, der für uns sorgen will, und der uns heute durch Paulus sagen läßt: Sorget nichts. Statt des Sorgens räth Paulus, zu beten. Das ist nun das gerade Gegentheil vom Sorgen. Denn die Sorge steht auf sich selbst, meint, sie müsse für Alles eintreten, und der sorgenvolle Mensch will seinen eigenen Herrgott und Vorsehung spielen, dagegen das Gebet nimmt seine Zuflucht zum himmlischen Vater, vertraut ihm Alles an, erwartet Alles von ihm, und der betende Mensch will nur Kind sein im Vaterhaus. Wir dürfen aber beten in allen Dingen denn wir haben nicht einen so vornehmen Gott, wie ihn die Vernunft träumt, der zu erhaben wäre,

als daß er sich um die kleinen Angelegenheiten des menschlichen Lebens kümmerte, sondern wir wissen, daß auch der geringste Sperling draußen in Gottes Hut und Pflege steht, und wissen, daß wir beffer find in Gottes Augen als viele Sperlinge. Sind wir denn nicht rechte Thoren und trägen Herzens, daß wir nicht in allen. Dingen unsere Anliegen vor Gott bringen! Könnten so ein sorgenfreies, kindlich-glückliches Leben führen, wenn wir nur täglich ein einziges Vater Unser im rechten, festen, zuversichtlichen Glauben beten könnten. Und wir erfahren es immer wieder, wie das Sorgen unglücklich macht, und können es täglich erfahren, daß das Beten. glücklich macht.

IV.

Der Apostel schließt aber sein Adventsgeläute mit einem Spruch, der euch Allen wohl bekannt ist, weil es der Gruß ist, mit dem wir Prediger die Gemeinde grüßen, wenn wir die Kanzel verlassen: Der Friede Gottes, welcher höher ist, denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu!" In diesem Spruch vollendet sich der stille Glanz unserer Epistel, in welcher göttliche Freude und heilige Gelaffenheit, gottinniges Gebet und selige Gottesnähe sich die Hände reichen. Friede über Israel, das ist Schluß des apostolischen Segensgrußes zum heiligen Fest. Nicht menschliche Zufriedenheit, nicht irdischen Frieden kennt Paulus als höchstes Gut, sondern den Frieden Gottes, den Frieden, wie ihn Gott in sich selbst hat, wie ihn Christus für uns erworben, wie ihn der heilige Geist denen mittheilt, die da glauben, solchen wunderbaren tiefen und hohen Gottesfrieden wünscht Paulus seinen Philippern und uns.

Selbst staunend über den unendlichen Besit dieses Friedens hebt Paulus an, ihn zu messen in seiner Höhe und in seiner Tiefe und findet als bezeichnendsten Ausdruck, daß er höher ist als alle Vernunft. Die Vernunft ist ja hoch, sie ersteigt die Höhen, sie ergründet die Tiefen, sie mißt die Sterne, sie entdeckt die Gesetze der Natur wir anerkennen ihre Höhe, sie sei hoch in allen irdischen Dingen, hoch im Staat und Haus, in Kunst und Wissenschaft, im Völkerleben und Weltverkehr ja, wir wollen dem

Herrn danken, daß Er dem Menschen solch hohe Gabe der Vernunft geschenkt und ihr solch hohe Aufgaben gesteckt hat, daran sie ihre Meisterschaft beweisen soll. Aber Eins ist höher: der Friede Gottes. So viel der Himmel höher ist, denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege, und meine Gedanken denn eure Gedanken." Wo liegt er denn? Der Friede Gottes liegt in Christo

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