ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[ocr errors]

immer neue Frage des Herrn an seinen Jünger: Simon Johanna, hast du mich lieb?" Kannst du darauf antworten: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe?"

Wenn aber der beschämte Blick auf dein bisheriges Dichten und Trachten dich verstummen läßt, wenn dein unentschiedenes, halbes, laues Wesen, dein dem Frdischen zugekehrter Sinn bekennen muß: Zu dieser bewußten Lebenswendung ist es bei mir noch nicht gekommen, so laß dich heute bitten: Heute, so du seine Stimme hörest, so verstocke dein Herz nicht, sondern komm und wende dich zu Christo, deinem Hirten, ganz und entschlossen. Wenn du mich aber fragst: Wie mag solches zugehen? so antwortet der Katechismus: „Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft und Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann“, sondern der heilige Geist thuts und wirkt es, wie Paulus sagt: ,,Gott ist es, der da wirkt Beides, das Wollen und das Vollbringen." Was kann der Mensch thun zu seiner Bekehrung? Weder wahrhaft Buße thun noch zuversichtlich glauben können wir aus eigener Kraft

ach, eins können wir: hindern können wir die Bekehrung, wenn wir dem Geiste Gottes und dessen Wirken widerstreben. Darum bleibt es bei dem Seufzer des Propheten: „Bekehre du uns, Herr, so werden wir bekehret".

Aber ist das nicht hart, dem Menschen so rundweg abzusprechen, daß er fähig sei, sich aus eigener Kraft zu bekehren? Nun, es hat mir einmal Jemand daraufhin gesagt: „Sie sind ein harter Mann“, und ich gedachte dabei an Jesum, den guten Hirten, dem jener Knecht im Gleichnis sagt: „Ich wußte, daß du ein harter Mann bift", ja, zu dem seine Jünger einst sagten: „Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?" Aber obgleich er der Sanftmüthige ist, antwortet er auf ihre Frage: „Ja, wer kann denn selig werden?“ mit dem harten und doch so süßen Wort: „Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich." Ja, gerade dann wäre ich ein harter Mann und kein Bote meines sanftmüthigen Königs, wenn ich von euch verlangte, ihr solltet aus eigener Kraft Buße thun und aus eigener Kraft glauben. Denn wer es nur redlich versucht hat, der ist's inne geworden und bekennt aus tiefster Erfahrung: „Ich kann nicht!" Statt dessen bezeuge ich euch: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich ohne ihn könnt ihr Nichts thun, durch ihn und mit ihm könnt ihr Alles thun; denn Gott wirkt das Wollen und das Vollbringen, der heilige Geist ist es, der uns bekehrt. Wer das erkennt und an sich geschehen läßt, der sieht in den Dienern Christi

[ocr errors]

nicht harte Männer des fordernden Gesezes, sondern milde Boten des schenkenden Evangeliums, und ruft aus mit dem Propheten: Wie lieblich sind die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen und zu Zion sagen: Dein Gott ist König!"

"

Gott wirkt aber die Bekehrung durch sein Wort, denn in seinem Worte hat er sich das Mittel geschaffen, wodurch er uns seinen Geist mittheilt. In Gottes Wort sind Gottes Gedanken und Gottes Thaten für uns da und faßbar. Von ihnen heißt es aber: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Sondern so viel der Himmel höher ist, denn die Erde: so sind auch meine Wege höher, denn eure Wege, und meine Gedanken, denn eure Gedanken." Die großen, starken, ewigen Gedanken unsers Gottes über uns sind es allein, die den Umschwung in einem Menschenherzen bewirken können. Denn wenn seine Liebesgedanken und Liebesthaten von unserm Geiste erfaßt werden durch Hören und Erfassen seines Wortes, so wirken sie wie ein Licht, das uns erleuchtet, wie eine Sonne, die erwärmt, wie ein Same, der aufsprießt. Und zwar sind es einerseits die Gedanken des heiligen Gottes in seinem Gesez, die uns von unserer Sünde überführen, die unser Gewissen treffen und uns mit göttlicher Traurigkeit erfüllen; andererseits sind es die Gedanken des gnädigen Gottes im Evangelium, die uns von der Vergebung der Sünden in Christo überzeugen und unser Herz mit göttlichem Liebeszug zum Sohne ziehen, der alle Gebote gehalten und alle Strafe getragen hat, der uns seine Stimme hören läßt: „Ich will euch sagen, was ich für Gedanken über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides." Wer aber sein Zeugnis annimmt, der versiegelt es, daß Gott wahrhaftig ist. So ist das Wort des lebendigen Gottes die himmlische Lebensmacht, welche im Menschen die Abkehr von der Sünde und die Zukehr zu Christo zu Stande bringt in denen, die ihm nicht widerstreben. Darum liegt hier, o Mensch, deine Verantwortung, wie du dich zu diesem Worte stellst, ob du es hörst oder ihm den Rücken kehrst; wie du es hörst, ob gleichgültig oder mit dem höchsten Jutereffe deiner Seele; ob du es hinnimmst als Menschenwort oder als Gottes Wort an dich. Ja, wir wollen es nicht verschweigen: hier liegt der tiefe Ernst des Kirchgangs und des Bibellesens. Wie soll es denn beim Menschen zu einer Betehrung, zu einer Herzensänderung kommen, wenn er Gottes Wort nicht hören, wenn er Gottes Schrift nicht lesen will? Aus seiner eigenen Vernunft und Kraft kommt er doch wahrlich nie zu göttlichen

Gedanken und göttlichen Willensentschließungen, er bleibt hangen in seinen menschlichen Gedanken und menschlichem Gutmeinen, von dem doch der Herr sagt: „Du meinest nicht was göttlich, sondern was menschlich ist". Meinet ihr, Gott werde solche Leute, die die Kirche meiden, oder nur zu den hohen Festen einmal sich zeigen, nicht dereinst fragen: Wie, das Geschwät der Menschen habt ihr täglich angehört, und die Zeitung habt ihr täglich gelesen, und mein Wort wolltet ihr nicht hören und mein Buch nicht lesen? Wird nicht Christus zu ihnen sagen: Wie oft habe ich euch versammeln wollen unter meine Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Darum bitten wir so ernstlich: Macht euch auf und kommt zum Wort, und wer unter euch den tiefen Ernst fühlt, der helfe mit bitten und locken: Komm und siehe, komm und höre. Denn die Bekehrung zu Christo ist die große Angelegenheit für jedes Menschenleben.

II.

Wer aber mit Ernst an die große Angelegenheit seines Lebens gegangen ist, wer dem Worte Gottes in Gesetz und Evangelium gelauscht und betend dasselbe im Herzen bewegt hat, wer durch den Geist Gottes zu wahrer Buße über seine Sünde und zu wahrem Glauben an Christum gekommen ist und so die bewußte Lebenswendung an seinem Herzen erfahren hat, der hat auch seine tägliche Lebensaufgabe erkannt und gefunden in der täglichen Abkehr von der Sünde und in der täglichen Zukehr zu Christo. Man möchte und dürfte es die tägliche Bekehrung nennen, denn es ist die sich erneuernde, beständige Fortseßung der Bekehrung in wachsender Kraft und zunehmender Vertiefung und sich steigernder Gestaltung. Diese tägliche Bekehrung ist eine neue Charakterbildung, darin man dem alten Charakter oder der alten Charakterlosigkeit Valet giebt, und der neue Charakter, das Bild Christi, Gestalt gewinnt; oder man mag sie nennen das Werden einer neuen Persönlichkeit, an welcher die alte Persönlichkeit abstirbt nach Johannis Grundsaß: „Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen", oder nach Pauli Bekenntnis: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir." Immer aber ist sie der thatsächliche Vorgang im Leben des Geistes, davon es heißt: „Wir haben den Messias gefunden“, und dessen ganze Fortsetzung beschlossen liegt in dem Ruf Christi: „Komm und folge mir nach.“

Gerade dies bezeichnet unsere Epistel klar als die tägliche Lebensaufgabe der Christen: „Daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen." Denn Nachfolge Christi ist die kurze und lange Moral

oder Sittenlehre eines Christen, Nachfolge Christi ist mit Einem Wort die große Lebensaufgabe der Bekehrten. Da hebe deine Augen auf und siehe auf den Christus vor dir: das ganze Leben Jesu, sein Wirken und sein Leiden es sind seine heiligen Fußtapfen, in die wir hineintreten sollen. Petrus kennt diese Fußtapfen und nennt ihrer etliche: „Welcher keine Sünde gethan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden, welcher nicht wieder schalt, da er gescholten ward, nicht drohete, da er litte, er stellete es aber dem heim, der da recht richtet." Meine Lieben, vorn müßte ich wieder anheben, wenn ich euch diese heilige Gestalt des leidenden Herrn wollte vor Augen malen, so hehr und schön, so sanftmüthig und von Herzen demüthig; wenn ich die Fußtapfen alle nennen sollte: sein heiliges Schweigen, sein Leiden ohne Drohen, sein gottgelassenes Anheimstellen dem Vater! Und wenn ich diesem hellen Bild und Vorbild gegenüber stellen sollte das dunkle Bild vieler Christen, die sich für bekehrt halten und geben doch Scheltwort für Scheltwort, und wenn sie leiden, grollen sie im Herzen und drohen mit dem Munde, und wenn sie können, nehmen sie Rache und können nicht stille sein und harren. Hier liegt die Probe für die Bekehrung, ob du mit dem leidenden Christus leiden kannst. Hier liegt unser Christenberuf, denn so beginnt unsere Epistel: „Dazu seid ihr berufen." Wozu? Nach dem Zusammenhang zu nichts Geringerem als: um Wohlthat willen zu leiden. Meine Lieben, das ist eine Lebensauffassung des Apostels, die unserer Natur stracks zuwider ist. Wir meinen, es solle uns gut gehen auf dieser Welt, ja auch bekehrte Christen haben ihren alten Menschen an sich, der immer in diesem Wahn sich wiegt, es solle noch Alles herrlich werden, wenigstens im Reiche Gottes. O ja, Alles sehr gut, denn Jesus ist der gute Hirte und hat längst am Kreuz Alles vollbracht; und als er ansah Alles, was er gemacht, geredet und gelitten und uns erworben hatte, da konnte er sagen im Triumph: „Siehe, es war Alles sehr gut." Und Christen singen an ihrem Theil mit vollem Recht:

Kommt, fasset neuen Muth,
Er will mit Sonnenblicken
Uns locken und erquicken,

Ach ja, wir haben's gut.

Aber auswendig bleibt's beim Kampf, beim Leiden, beim Sterben, wenn es auch inwendig Sieg und Freude und Leben und tägliche Auferstehung ist, weil Gottes Gnade alle Morgen neu ist. Auswendig bleibt's beim Pfahl im Fleisch, inwendig heißt's täglich:

,,Laß dir an meiner Gnade genügen." Des Christen Lebensaufgabe bleibt: Christo nachfolgen und um Wohlthat willen leiden, „denn dazu seid ihr berufen." Denn gerade im Ertragen des Unrechtes leuchtet aus den Christen hell und schön die verklärte Gestalt Christi heraus und macht offenbar, daß Christen verzichten können auf die Dinge dieser Welt, weil sie einen guten Hirten haben und gefundene Schafe seiner Weide sind.

Wohlan denn:

Mir nach, spricht Chriftus unser Held,
Mir nach, ihr Christen alle.

Amen.

Am Sonntag Jubilate.

1. Petri 2, 11-20.

Liebe Brüder, ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrime: Enthaltet euch von fleischlichen Lüften, welche wider die Seele streiten, und führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch afterreden als von Uebelthätern, eure guten Werke sehen, und Gott preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird. Seid unterthan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem Könige, als dem Obersten, oder den Hauptleuten, als den Gesandten von ihm zur Rache über die Uebelthäter und zu Lobe den Frommen. Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr mit Wohlthun verstopfet die Unwissenheit der thörichten Menschen, als die Freien, und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes. Thut Ehre Jedermann. Habt die Brüder lieb. Fürchtet Gott. Ehret den König. Ihr Knechte, seid unterthan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen. Denn das ist Gnade, so Jemand um des Gewissens willen zu Gott das Uebel verträgt, und leidet das Unrecht. Denn was ist das für ein Ruhm, so ihr um Missethat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohlthat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott.

Jubilate heißt unser Sonntag, weil der Eingangsspruch lautet: Jauchzet dem Herrn alle Welt. Durch das Evangelium des heutigen Tages zieht und klingt und singt jenes wunderbare Jauchzen; denn nicht weniger als sieben Mal kehrt darin wieder das füße Wort: Ueber ein Kleines, über ein Kleines." Erst wie ein Räthsel und Geheimnis, dann wie ein Trostwort und frohe Botschaft, endlich wie eine lichte Weissagung auf die schöne Ewigkeit klingt es wieder und wieder: Ueber ein Kleines. Das ist die Weise, auf welche das Jubilate und das Jauchzen der Kinder Gottes

"

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »