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II.

Die erste Lampe, die unser Text nennt, ist das Gebet: „So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet." Das stimmt nun gar schön zum Sonntag nach Himmelfahrt und zum Warten auf den Herrn. Denn das Gebet ist gleichsam die Himmelfahrt der Seele, darin sie schwebt über die Höhen auf Erden und ruht droben im Schoß des Vaters und zu den Füßen Jesu und hält das Zwiegespräch mit ihm und darf ihm Alles sagen, was das Herz bewegt. Soll aber das Gebet aufwärts steigen, so gehört dazu ein freier unbeschwerter Sinn. Darum ermahnt Petrus zur Mäßigkeit und Nüchternheit Leibes und der Seele. Er meint damit allerdings auch das Maßhalten in Speise und Trank, weil sonst die Seele sich nicht aufschwingen kann, wenn sie von der Beschwerung des Leibes niedergehalten wird. Nur meint er das leibliche Maßhalten nicht allein, wie wir denn in unserer deutschen Sprache die Worte ,,maßvoll und nüchtern" auch im geistlichen Sinne gebrauchen im Gegensatz zu maßlos und trunken, im Gegensaß gegen Verstimmungen der Seele, welche am Beten hindern.

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Er nennt aber die zweite Lampe, mit welcher wir dem Herrn begegnen sollen, indem er fortfährt: „Vor allen Dingen aber habt untereinander eine brünstige Liebe, denn die Liebe decket auch der Sünden Menge." Petrus will nicht, daß wir die Hände in den Schoß legen, wie die Welt über die Christen spottet, sondern er will, daß wir sie falten zum Gebet und darnach öffnen gegen die Brüder in brennender Liebe. Denn Liebe, wahre, aufrichtige, hingebende Liebe ist ein Feuer im Herzen, das da leuchtet und wärmt, das herausbricht und nicht kann verborgen bleiben. Es sind aber zwei Aeußerungen der Liebe, welche er vor Allem hervorhebt: die erste ist das Vergeben. Denn er spricht: Die Liebe decket auch der Sünden Menge". Gerade der Blick auf das Ende soll uns willig machen, die Hand auszustrecken und des Bruders Hand zu ergreifen zur Versöhnung untereinander. Der Blick auf das eigene Sterben, auf das Sterben der Andern, die Nähe des Endes, fie treiben, zu vergeben und zu vergessen, nicht aufzudecken in böswilligem Tadel, sondern zuzudecken in brünstiger Liebe, nicht nur Eine Sünde, sondern auch der Sünden Menge. D, meine Lieben, brennt diese Lampe unter uns? Laß dir Del zugießen, wenn sie bei dir verlöschen oder nur glimmen will. Weißt du dich von Einem gekränkt oder verlegt, geh' hin und vergieb ihm heute von Herzen und decke das Vergangene zu. Neben dem Vergeben nennt er das

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Geben der Liebe, denn weß das Herz voll ist, deß geht der Mund und auch die Hand über. Er nennt aber das Geben gleich in einer besonderen Gestalt, welche damals unter den Christen besonders nöthig war, wenn er sagt: „Seid gastfrei untereinander ohne Murmeln“. Es gab damals keine Gasthäuser wie heutzutage bei uns, sondern Jeder kehrte bei seinem Gastfreunde ein. Christen waren an Christen gewiesen, wenn sie unterwegs waren, und da mochte Manchem des Herbergens vielleicht zu viel werden, und Andere, wenn sie es auch thaten, so thaten sie es doch nicht mit freudigem Geist und ohne herzlichen Willkomm. In unserer Sprache würde es lauten: Laß die brennende Liebe in deinem Hause kund werden, daß Christen sich da wohl fühlen, daß sie es inne werden, daß hier eine Herberge zum barmherzigen Samariter ist, daß nach dem Maß deiner Kraft über deiner Hausthür geschrieben steht: „Seid gastfrei untereinander“, und inwendig in der Küche die Worte regieren: „Ohne Murmeln“.

Endlich nennt Petrus die dritte Lampe, mit welcher wir dem Herrn entgegengehen sollen: „Und dienet einander, ein Jeglicher mit der Gabe Gottes, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes." Der Apostel will von uns kein thatloses Warten, und der Blick aufs Ende macht nicht träge und unbrauchbar auf Erden, sondern im Gegentheil, er lehrt wirken, so lange es Tag ist, und treu im Beruf arbeiten, weil die Zeit so kurz ist. Wo der heilige Geist Gaben austheilt, da giebt er sie zum gemeinen Nußen, zur Erbauung des Nächsten und der Gemeinde. Wer fünf Pfund, oder zwei Pfund, oder auch nur Ein Pfund empfangen hat, der thue es auf die Wechselbank der Gemeinde in dem Dienst an Andere, so wird er es verdoppelt zurücknehmen; wer es aber im Schweißtuch vergräbt, der wird auch das Eine Pfund verlieren. Warten und dienen das stimmt trefflich zusammen. Denn wer, wie jeder Christ, so ganz aufs Warten angewiesen ist, kann seine Zeit nicht beffer verwerthen, als mit Dienen an den Brüdern; und wer so ganz, wie jeder Christ, aufs Dienen angewiesen ist, der soll unter all der Mühseligkeit und Ermüdung solches Dienstes warten auf den Feierabend der Ruhe Gottes, die vorhanden ist seinem Volke. Wer aber in der Gemeinde redet, daß er es rede als Gottes Wort, und wer einen Dienst hat in der Gemeinde, der thue es als aus dem Vermögen, das Gott darreicht." Auch diese Ermahnung klang in der apostolischen Gemeinde noch etwas anders, weiter, reicher als bei uns, weil die Auslegung des Schriftworts und der Dienst an der Gemeinde noch nicht so eng und amtsmäßig gefaßt war wie heutzutage, wo wir

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etwa sagen müßten: Solch Dienen gilt sonderlich dem Predigtamt und aller Diakonie, sei es im Kirchenregiment oder im Kirchenvorstande, sei es in der Armenpflege oder Krankenpflege da ist eine völlige Abhängigkeit von Gott und seinem Vermögen vonnöthen, weil man mit eigenem Wort und eigener Kraft nichts vermag, sondern muß auch hierin warten auf den Herrn und feine Kraft. Beten, lieben und dienen das sind die Lampen, mit welchen wir dem Herrn entgegengehen sollen, weil nahe gekommen ist das Ende aller Dinge. Mag es denn roth und trübe am Himmel sein und die Wolken sich lagern, mögen die Menschen sprechen: „Es wird ein Ungewitter sein." Wir schauen getrost in die untergehende Sonne, falten die Hände und beten: Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Welten Tag hat sich geneiget", und heben die Hände empor und sprechen mit dem Geist und mit der Braut: „Ach komm, Herr Jesu, komme bald."

Amen.

Am Pängßsonntag.

Apostelgeschichte 2, 1-13.

Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie Alle einmüthig bei einander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllete das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zertheilet wie von Feuer; und er seßte sich auf einen Jeglichen unter ihnen, und wurden Alle voll des heiligen Geistes, und fingen an, zu predigen mit andern Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen. Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer, aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen, und wurden verstürzt; denn es hörte ein Jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsegten sich aber Alle, verwunderten sich und sprachen untereinander: Siehe, sind nicht diese Alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein Jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind? Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Capadocien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Egypten und an den Enden der Libyen bei Kyrene und Ausländer von Rom, Juden und Judengenoffen, Creter und Araber: wir hören sie mit unsern Zungen die großen Thaten Gottes reden. Sie ents sezten sich aber Alle, und wurden irre, und sprachen Einer zu dem Andern: Was will das werden? Die Andern aber hatten es ihren Spott, und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.

Als der Herr fein Volk Israel aus der Knechtschaft Egyptens erlöst und durch das rothe Meer hindurchgeführt hatte, als Moses

drüben am Ufer stand und das Volk gerettet sah, als er rückwärts blickte und sah die brausenden Fluthen zusammen schlagen über Pharao und seinen Rossen und Reitern, als er vorwärts blickte nach dem gelobten Lande, da hob er seine Augen auf zu dem Gott Israels, da nahm er die Harfe und griff in ihre Saiten, da sang er sein Lied, dessen Grundton lautet: „Der Herr hat eine herrliche That gethan." Es ist der Grundton aller Lieder im Heiligthum geblieben. Das singen alle Weihnachtslieder, Osterlieder und Pfingstlieder, das fingen alle Feste der Kirche. Denn wo der Herr eine That thut, da feiert die Kirche ein Fest. Es giebt Menschen, welche gern solche Feste feiern, wo Menschenruhm und Menschenweisheit verherrlicht wird; wo sie tanzen um das goldene Kalb ihrer eigenen Thaten, wo sie sprechen: „Das sind deine Götter, die dich aus Egypten geführt haben", und die Festbeschreibung ist noch immer dieselbe: „sie aßen und tranken und standen auf zu spielen“. Die Welt feiert an ihren Festen ihre eigene Großthaten, aber die Kirche feiert an all ihren Festen die großen Thaten Gottes. Auch heute soll es bei uns heißen: Lobet den Herrn in seinem Heiligthum, lobet ihn der Feste seiner Macht, lobet ihn mit Posaunen und Cymbeln, lobet ihn mit Psalter und Harfen, Alles was Odem hat, lobe den Herrn. Denn Er hat eine herrliche That gethan." Freilich zur wahren Festfeier, zum rechten Pfingstliede gehört mehr als der leibliche Odem, dazu gehört der Odem des Geistes, der allein fingen und spielen lehrt dem Herrn in unserem Herzen. Dazu gehört vor Allem ein Auge des Geistes, um die große That Gottes zu erkennen und ihrer froh zu werden. Denn alle Thaten Gottes tragen die geheimnisvolle Doppelgestalt, daß sie Offenbarung Gottes und zugleich Verhüllung Gottes sind, weil Gott gesagt hat: ,,er wolle im Dunkeln wohnen", grade so viel Offenbarung, daß man sie glauben, grade so viel Verhüllung, daß man sie leugnen kann. Blick hin nach Bethlehem lauter Offenbarung und lauter Verhüllung: Gottes Sohn im Stall und in der Krippe, ein hülfloses Kind, aber draußen auf den Fluren liegt der Strahlenmantel des Himmelskönigs in der Anbetung der himmlischen Heerscharen; oder am Ostertage lauter Offenbarung und lauter Verhüllung: Der Auferstandene in der Pracht eines Siegers über Sünde, Tod und Hölle, aber nur gesehen von den Jüngern, nur sie grüßend hinter verschlossenen Thüren. So auch am Tage der Pfingsten

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lauter Offenbarung und lauter Verhüllung, so viel Offenbarung, daß die Einen fragen: „Was will das werden?" so viel Verhüllung, daß die Andern lästern: „Sie sind voll süßen Weins.“ Darum

hat Gott seine Worte zu seinen Thaten gethan, weil das Wort die That offenbart als eine Gottesthat. Darum soll die Predigt am Feste mit ihrer Zunge die großen Thaten Gottes reden, damit wir mit Mose die Harfe nehmen und singen können: „Der Herr hat eine herrliche That gethan, der Herr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich.“

Wohlan, meine Lieben, den Text habt ihr gehört und die Geschichte der Ausgießung des heiligen Geistes vernommen

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wenn

ich nun sinnend stehe und in den Text blicke, wenn ich heute am Pfingsttage rückwärts blicke auf Alles, was vorausgegangen zu Bethlehem und Golgatha und im Ostergarten, auf die ganze Erlösung aus dem Diensthause der Sünde, wie der Herr sein Volk mit starker Hand, mit dem Blute seines eingebornen Sohnes gerettet, und wenn ich vorwärts blicke ins gelobte Land droben mit dem Erbtheil der Heiligen im Licht, dann laßt mich die Harfe nehmen und unter euch singen das Lied Mosis und das Lied des Lammes am Festtage des Geistes, laßt mich euch predigen:

Der Herr hat eine herrliche That gethan,

eine Gottes that an seinen Jüngern,
eine Gottes that für alle Zeiten,

eine Gottes that auch für dein Herz.

Du aber, o himmlischer Vater, erfülle auch uns, die wir vor Dir versammelt sind, heute mit Deinem heiligen Geist, gieb Deiner Gemeinde Ohren zu hören und Herzen zu vernehmen, gieb Deinem Knechte eine feurige Zunge, Deine großen Thaten zu reden und Deine große Liebe zu verkündigen. Schaffe in uns, Gott, ein reines Herz und gieb uns einen neuen gewissen Geist. Amen.

I.

Es ist gar schön, wie uns Lukas den wunderbaren Vorgang erzählt. Sein eigentlicher Hauptsat steht kurz und inhaltreich in den Worten: sie wurden alle voll des heiligen Geistes." Das ist Kern und Stern der ganzen Epistel, das ist die eigentliche That Gottes an Pfingsten, daß der heilige Geist in die Welt gekommen ist und die Herzen der Jünger erfüllt hat. Weil dies aber ein inwendiger Vorgang ist, so wird er von uns nur erkannt aus dem, was voran geht und was ihm nachfolgt. Zeichen gehen voraus, Zeichen folgen darnach, Sinnbilder zeugen voraus, daß der Geist kommt, Wirkungen zeugen darnach, daß der Geist gekommen ist.

Das Sturmesbrausen, das dort zu Jerusalem sich erhob

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