ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

redete. Da richteten sie zu etliche Männer, die sprachen: Wir haben ihn gehöret Lästerworte reden wider Mosen und wider Gott. Und bewegten das Volk und die Aeltesten und die Schriftgelehrten, und traten herzu, und rissen ihn hin, und führeten ihn vor den Rath; und stelleten falsche Zeugen dar, die sprachen: Dieser Mensch höret nicht auf, zu reden Lästerworte wider diese heilige Stätte und das Gefeß. Denn wir haben ihn hören sagen: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören, und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben hat. Und sie sahen auf ihn alle, die im Rathe saßen, und sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht. Da sie solches höreten, ging es ihnen durchs Herz und bissen die Zähne zusammen über ihn. Als er aber voll heiligen Geistes war, sahe er auf gen Himmel, und sahe die Herrlichkeit Gottes, und Jesum stehen zur Rechten Gottes, und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen, und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen. Sie schrieen aber laut, und hielten ihre Ohren zu, und stürmeten einmüthiglich zu ihm ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus. Und steinigten Stephanum, der anrief und sprach: Herr Jesu, nimm meinen Geist auf! Er knieete aber nieder und schrie laut: Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief er.

Der Tag des ersten Märtyrers steht im Kalender neben dem Tag der Geburt Christi, das Grab Stephani neben der Krippe zu Bethlehem. Das ist sinnig gewählt von unseren lieben Alten, weil sie im Todestage eines Christen dessen Geburtstag ins ewige Leben schauten und feierten. Christus allein hat Frieden gebracht auf Erden, Frieden im Herzen, Frieden in der Angst der Welt, Frieden auch im Sterben, weil ein Christ nun sagen kann: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn." Wem das Kind geboren ist, der stirbt dem Kinde. In der ganzen Schrift ist uns aber kein Sterben eines Christen schöner, friedvoller, freudvoller geschildert und aufbewahrt als das Sterben Stephani, des ersten Blutzeugen, in welchem die verborgenen Licht- und Lebensquellen von Oben so sprudelnd hervorbrechen, daß das ganze Lebens-, Leidensund Sterbensbild übergoffen ist vom Weihnachtsglanz in dem Frieden Simeons: Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." An diesem Bilde wollen wir uns heute erquicken und miteinander betrachten:

[ocr errors]

Die Gestalt, welche Christus in Stephanus gewonnen hat: in seinem Leben,

in seinem Leiden,

in seinem Sterben.

Du aber, o Herr, erfülle Du uns mit Deiner Lebensfülle und mit Deiner Liebesgluth, daß auch wir Dir leben, Dir leiden, Dir sterben und in all unserer Schwachheit Zeugen seien Deiner Kraft und Erben des ewigen Lebens.

I.

Was Stephanus gewesen, ist er durch Christum geworden. Ehe er Christum gefunden, war sein Leben inhaltlos und unbedeutend, blüthelos und unfruchtbar, aber durch Christum ist er geworden ein Mann voll Glaubens". An ihm hat sich Stephanus recht eigentlich gebildet, denn seine höchste Bildung war, daß er verklärt wurde in das Bild Christi von einer Klarheit zu der andern. Weil er ein Mann voll Glaubens war, so war er auch ein Mann „voll Kräfte“. Denn aus dem Wort kam sein Glaube, und aus dem Glauben ans Wort kam seine Kraft. Das Wort hatte an den Felsen seines Herzens geschlagen, und nun rauschte es von lebendigen Wassern; alle seine reichen Gaben hatten brach gelegen, bis die Sonne Christus sie wach rief und blühen machte. Er hatte stille gestanden wie eine kunstreiche Mühle, bis das Wasser des Lebens in der heiligen Taufe seine Räder trieb, daß es weithin wiederklang von all dem fröhlichen Regen und Bewegen da drinnen. Die kurze Zeichnung, welche Lucas von Stephanus in dem Worte giebt: „Ein Mann voll Glaubens und Kräfte“, ist eine thatsächliche Erfüllung der Verheißung: „Wer an mich glaubt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen“, und eine starke Mahnung an uns Alle, daß nur soviel Kraft in uns ist, als Glaube aus Wort in uns lebt.

Christus hat eine helleuchtende Gestalt im Herzen des Stephanus gewonnen, darum leuchtet auch Christi Bild in seinem Leben bis in die einzelnen Züge hinein. Er war Diakon, zu deutsch Diener, Armenpfleger in der Gemeinde zu Jerusalem. Er diente den Armen, den Wittwen, den Vernachlässigten, und spiegelt in seinem ganzen Thun die heilige Diakonie seines sanftmüthigen Königs ab, deffen, glänzender Hofstaat die Blinden, Lahmen, Tauben, Aussäßigen und die Armen gewesen sind. In diesem Dienen schien ihm sein Leben aufs Edelste verwerthet, er trachtete nicht nach hohen Dingen, sondern hielt sich herunter zu den Niedrigen. Vielleicht erscheint dir dies Leben doch allzu einfach, die Stellung doch sehr unbedeutend und die Wirksamkeit gar begrenzt so ein paar Wittwen versorgen und zu Tische dienen, was ist da Großes daran! Aber wie reich war Stephani Leben und Tageslauf geworden: des Morgens reich an Glauben, wenn er an den Heilsbrummen trat und sich die tägliche Erquickung schöpfte, wenn er aus seiner Hütte trat mit glänzendem Angesicht, weil er mit Gott geredet hatte und Gott mit ihm; den Tag über war sein Leben reich an Liebe wenn er heraustrat unter sein Völklein, wenn er sie speiste und tränkte, kleidete und

[ocr errors]
[ocr errors]

pflegte, tröstete und mit ihnen betete da war kein Tag ohne Liebesmühe, aber auch kein Tag ohne Liebesfreude es war ein reiches Leben, denn Liebe üben macht sehr reich. Des Abends aber, nach des Tages Last und Hite, war Stephanus reich an Hoffnung, da machte er seine Fenster auf nach dem Jerusalem droben, und seine Seele flog mit dem Flügelschlag des Heimwehs aufwärts und ruhte aus unter den Palmen des Paradieses und zu den Füßen feines erhöhten Herrn. Darum war sein kurzes Leben auch so reich an Früchten: die scheinbar unbedeutende Wirksamkeit ist eine unendlich gesegnete geworden, weil Stephanus in seinem Leben, in Wort und Wandel ein Zeuge Jesu Christi war und noch ist bis auf diesen Tag. Er hat getragen Christi Joch, ist gestorben und lebet noch." Meine Lieben, es braucht Keiner von uns zu sorgen um seine Frucht im Reiche Gottes, wenn er dem Herrn nur aufrichtig und von Herzen dient in seinem Beruf und Stande, wenn er sich nicht für zu gut hält, nichts anderes sein zu wollen als ein Diener oder eine Dienerin Christi an dem Plage, und an denen, dahin Gott uns gesezt hat.

"

Sing', bet' und geh' auf Gottes Wegen,
Verricht' das Deine nur getreu,

Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu,
Denn wer nur seine Zuversicht

Auf Gott segt, den verläßt er nicht."

Vergiß nur nicht, daß es gilt: weniger wissen und mehr thun, weniger thun und mehr sein, aber sein in der Kraft Christi und etwas werden zu Lobe seiner herrlichen Gnade.

--

Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über das galt auch bei Stephanus. Fröhlich bekannte er Christum, so oft sich ihm Gelegenheit dazu bot in seinem Beruf. Es ging ihm aber damit, wie es immer geht: wo Christus sich hören läßt, da giebts Rumor. Er wird verwickelt in Gespräche mit den Schulgelehrten, sie legen ihm allerlei Fragen vor, um ihn zu fangen mit ihren Neßen. Aber Stephanus bricht siegreich hindurch und fängt sie in ihrer eigenen Falle. ,,Sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geiste, aus welchem er redete." Auch darin ähnlich seinem Herrn und Meister, von dem es oft heißt: Als Jesus solches sagte, mußten sich schämen Alle, die ihm zuwider gewesen waren." Aber hier schürzt sich der Knoten. Die Finsternis hasset das Licht und kämpft mit ihm den Kampf um Sein oder Nichtsein. Weil aber in Stephanus die Christusliebe lebt und in

"

seinen Feinden der Christushaß, so müssen sich die Stunden von Gabbatha und Golgatha erneuern an diesem Ebenbilde Christi.

II.

So sehen wir denn die Gestalt, welche Christus in dem Leiden Stephani gewonnen hat. Sie richten falsche Zeugen zu, wie dort vor Kaiphas. Dort lautet die Anklage: „Wir haben gehört, daß er sagte: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht sei." Auch hier gegen Stephanus ist der Tempel der Grund der Anklage, und aus weissagenden Worten über des Tempels Fall schmieden sie das falsche Zeugnis: „Dieser Mensch höret nicht auf, zu reden Lästerworte wider diese heilige Stätte und das Gesez. Denn wir haben ihn hören sagen: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben hat."

Da steht Stephanus in demselben Saale des hohen Rathes vor dem Hohenpriester und allen Obersten und Aeltesten, in welchem vor wenig Jahren der Würfel der Geschicke über Israel gefallen, in jener Nacht, als Aarons Haus den ewigen Hohenpriester, als die Fürsten in Juda den Sohn Davids, als die Bauleute den Eckstein verwarfen. Ob nicht da und dort eine unheimliche Erinnerung durch die Reihen ging? Denn dieselbe Ruhe, die gleiche Hoheit, mit welcher Jesus den vorgelegten Schwur nachschwur, derselbe Glanz vom Angesichte des Herrn umkleidet seinen Zeugen. Sie sahen auf ihn alle, die im Rath saßen, und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht." Siehe da, das Schäflein Christi mitten unter den Wölfen, ein Abel der neuerstandenen Kirche mitten unter den Söhnen Kains, ein Engel Gottes mitten unter den Knechten Satans!

Stephanus antwortet auf die feierliche Frage des Hohenpriesters mit einer Rede, welche durch die Klarheit des Geistes, das Geschick der Auswahl, die hinreißende Schönheit der Sprache, durch die wahrhaft künstlerische Steigerung in dem ganzen Bau ein wahres Meisterwerk ist, sodaß freilich jeder Hörer staunen mußte ob der Weisheit und dem Geiste, der aus dem demüthigen Almosenpfleger redete. Angeklagt ist er über drei Punkte: daß er geredet habe gegen Mose, wider das Gesetz und gegen die heilige Stätte, den Tempel. Stephanus beginnt seine Vertheidigung in großer Ruhe, indem er sich auf das Schriftwort beruft, die Geschichte für sich reden läßt und für die rechte Auffassung der Geschichte die Propheten aufruft. Welch andere Zeugen hat Stephanus als sie der hohe Rath hat!

[ocr errors]

Es ist ihm aber nicht entgangen, welchen Eindruck seine Worte gemacht; er sieht die Bewegung im Saale, er erkennt, daß seine Stunde geschlagen so geht er von der Vertheidigung zum Angriff über und macht eine Schlußanwendung, daß ihnen die Ohren gellen: Er nennt sie unbeschnitten an Herzen und Ohren", nimmt ihnen das eitle Vertrauen auf die Beschneidung und wirft sie unter die Heiden, die sie so tief verachteten. Mit einem einzigen Strich malt er ihr Bild: Ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geiste, wie eure Väter, also auch ihr." Alles, was vom abtrünnigen, halsstarrigen, treulosen Israel geschrieben steht, das gilt auch von euch. ,,Welche Propheten haben eure Väter nicht verfolget und sie getödtet, die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, welches ihr nun Verräther und Mörder geworden seid?" Vor den Ohren des Hohenpriesters und seines ganzen Consistoriums spricht er aus: „Eure Väter waren die Prophetenmörder, ihr aber seid die Messiasmörder; ihr solltet die Hüter des Gesetzes sein und seid deffen Uebertreter."

Welche Sprache! Rollts nicht wie Donner des Gerichts über den Häuptern dieser Elenden? Ists nicht wie schmetternder Ton der Posaune, welche der Engel bläst, dessen Antlig sie vor sich glänzen sehen? Oder ist einer der alten Propheten aufgestanden, den starken Bogen in der Hand und den Köcher voll Pfeile, das Herz voll göttlichen Feuereifers und den Mund voll glühender Kohlen?

Nein, aber Jesus ist auferstanden, und der Geist des auferstandenen Jesus ists, der aus Stephano redet. Daher diese Sprache, diese Gewalt, dies Feuer des heiligen Geistes, mit dem er getauft ist. Daher auch der wunderbare Widerhall der Reden Jesu in Stephani Rede. Jesus sagt: „Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? und Niemand unter euch thut das Gesetz", und Stephanus spricht: „Ihr habt das Gesez empfangen durch der Engel Geschäfte und habt es nicht gehalten." Jesus sagte: „Es thuts nicht, daß ein Prophet umkomme außer Jerusalem", und Stephanus spricht: „Welche Propheten haben eure Väter nicht getödtet?" Das sind Worte, welche wiedergeben die Wehklage des Herrn, wenn er ruft: „Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt sind", Worte, welche sich an Stephano sofort erfüllen sollten. So ist es der Geist Jesu Christi, der in Stephanus athmet und lebt, der aus ihm redet und zeugt, der Geist des todtgeglaubten und todtgesagten Nazareners, den Israels Richter wenigstens in seinen Jüngern auferstehen sehen und hören mußten, und den sie nicht mehr tödten konnten, auch wenn sie alle Berge zu Schädelstätten und alle Wälder zu Kreuzen machten.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »